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Von Fakten leiten lassen

FDP-Erklärung zum Projekt Center Parcs am Brombachsee

Bei dieser Diskussion sollte man sich von Fakten und nicht von Vorurteilen leiten lassen. Dies erfordert eine sachliche Herangehensweise ohne ideologische Scheuklappen. Diejenigen, die das Projekt aus emotionalen Gründen oder einer grundsätzlichen Antihaltung heraus bereits ablehnen, bevor alle wesentlichen Informationen auf dem Tisch liegen, verschließen von vornherein die  Augen vor allen positiven Gesichtspunkten einer möglichen Ferienanlage, die auch eine zukunftsweisende touristische Weiterentwicklung unserer Region sein kann. Insofern stellen wir heute als FDP Kreisverband eher die positiven Aspekte hervor, verschließen uns aber nicht auch kritischen Argumenten und freuen uns auf eine konstruktive Debatte.

Die Besonderheit des ehemaligen Muna-Geländes in Langlau besteht in der Notwendigkeit der Kampfmittelräumung vor jeder anderen möglichen Nutzung. Der Landkreis selbst kann die Fläche – was unstreitig sein dürfte – weder wirtschaftlich sinnvoll erwerben noch kampfmittelfrei machen. Dies ist freilich zunächst eine Aufgabe des Bundes als Eigentümer, wird aber kalkulatorisch beim Kaufpreis des Areals dadurch berücksichtigt, dass entweder der Erwerber das volle Kostenrisiko trägt oder der Bund erst dann (teurer) verkaufen kann, wenn die Kampfmittelräumung abgeschlossen und vom Bund bezahlt ist. Das Kostenrisiko für uns alle als Steuerzahler ist bei einem feststehenden Mindestkaufpreis und voller Übernahme der Räumungskosten durch den Erwerber am geringsten.

Center Parcs bieten europaweit familienfreundliche Urlaubsmöglichkeiten in landschaftlich eingebetteter Form und sind für den hier gerade erwünschten „sanften Tourismus“ beispielhaft. Eine Ferienanlage mit 800 Holzhäusern in naturnaher Bauweise, die verstreut in einem großen Naturpark mit 150 ha Fläche entstehen sollen, erscheint als eine nachhaltige Nutzung. Auch propagieren die aus Holland stammenden Center Parcs das im Park auszuleihende Fahrrad als Verkehrsmittel am Urlaubsort, was sowohl der Umwelt als auch dem Seenland die meisten Vorteile brächte.

Wenn jährlich rund 1 Million zusätzlicher Übernachtungen in dem geplanten Center Parc stattfinden, profitiert die Gemeinde von der Übernachtungsabgabe auch dann, wenn der größte Teil der Gäste den Park aufgrund des umfangreichen eigenen Freizeitangebots kaum verlässt. Aus diesem Grund ist auch keine Überlastung der Strände und der sonstigen touristischen Einrichtungen im Seenland zu befürchten.

Im Gegenteil kann sogar eine Entlastung – insbesondere im Fall von Badeverboten am See – dadurch eintreten, dass die Center Parks auch für die Bevölkerung offen sind und Tageskarten als Erlebnisausflug anbieten. Dies wäre eine durchaus attraktive Erweiterung des touristischen Angebotes am Brombachsee ohne jegliche Zusatzkosten für den Zweckverband.

Weiterhin profitieren alle Gewerbetreibenden in der Region von den ca. 5 – 10 % der Gäste, sich erfahrungsgemäß auch außerhalb des Center Parcs bewegen.

Dies gilt besonders in den hier nach wie vor schwach gebuchten Wintermonaten.

Der größte positive Effekt geht zweifellos von der kostenlosen, europaweiten Werbung für unsere Region aus: Die wenigen auch nach außen orientierten Gäste einer durchaus hochpreisigen Ferienanlage werden feststellen, dass sie auch außerhalb des Parks attraktive Angebote zu guten Konditionen vorfinden. Das sind die potentiellen Kunden, die im Wiederholungsfall im Seenland einen individuellen Urlaub machen.

Soweit für das Projekt die vorhandene Infrastruktur (Wasser- und Abwasserversorgung, Zufahrtsstraßen etc.) ertüchtigt werden muss, wird dies ohnehin bei den nötigen Genehmigungen auf Kosten des Projektträgers zur Bedingung gemacht. So ist es der bisherige Erkenntnisstand beispielsweise aus den Erfahrungen im Allgäu, dass gerade keine negativen, sondern insgesamt positive Auswirkungen des Center Parcs zu erwarten sind.

Hier ist für uns entscheidend, dass nicht anderweitig für eine ähnlich intensive touristische Nutzung ein viel höherer Flächenverbrauch stattfindet. Hinzu kommt die ganzjährige Nutzung des Geländes, die ökonomisch wie ökologisch sinnvoll ist, zumal sich dadurch eine Flugreise im Winter möglicherweise für manche erübrigt.

Wir fragen als FDP deshalb nicht, mit welcher Begründung wir nach Möglichkeit gegen das Projekt sein können. Unsere Frage lautet vielmehr: Was ist für unsere Region am besten?

Für den FDP Kreisverband: Thomas Geilhardt und Sigrid Niesta-Weiser

Sechs stolze Preisträger

Umweltpreis 2020 des Landkreises vergeben

Die stolzen Preisträger der Plätze eins bis drei: Landrat Manuel Westphal freute sich, dass er die Urkunden und Preisgelder persönlich übergeben konnte.
Bildnachweis: Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen


Bei strahlendem Sonnenschein konnte Landrat Manuel Westphal die diesjährigen Preisträger des Umweltpreises am Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen begrüßen. Aus 16 Bewerbergruppen konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Umweltamts sechs Preisträger küren. Die Siegerehrung nahm Landrat Manuel Westphal persönlich vor.
Die 16 Gruppen hatten sich alle spannende und innovative Ideen rund um den Natur- und Umweltschutz ausgedacht. Kinder und Jugendliche aus Vereinen, Schulen und Kindergärten zeigten ihre Kreativität, obwohl die Einrichtungen bedingt durch die Corona-Pandemie viele Wochen geschlossen waren und auch keine Jugendarbeit durchgeführt werden konnte. „Gerade deshalb freue ich mich, dass wir doch insgesamt 16 Bewerbungen erhalten haben“, erklärte die zuständige Mitarbeiterin Elke Petschl.
Passend zum Umweltpreis fand die Urkundenübergabe dieses Jahr auf einer Wiese am Landratsamtsgebäude statt. Aufgrund der Infektionsschutzmaßnahmen konnte die Verleihung allerdings nur in einem kleinen Kreis und ohne die fleißigen Kinder stattfinden. Je zwei Vertreter der Gewinnereinrichtung waren zur Vergabe des Umweltpreises gekommen. „Schön, dass wir die Siegerehrung im Grünen bei strahlendem Sonnenschein durchführen können. Sie tragen mit ihren Projekten, die Sie mit den Kindern durchgeführt haben, einen ganz wichtigen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz bei. Durch das spielerische Heranführen an das Thema sensibilisieren Sie die Kinder und Jugendlichen, die ihre Erfahrungen dann auch in die Familien hineintragen“, so Landrat Manuel Westphal.
Da mehrere Preisträger gleich gut abgeschnitten hatten, gibt es heuer sogar zwei erste, zwei zweite und zwei dritte Gewinner. Einen ersten Preis erhält der Katholische Kindergarten „St. Martin“ in Pappenheim für das Projekt „Das Summen geht noch lauter“. Gemeinsam mit den Erzieherinnen haben die Kinder die bunte Insektenwelt rund um den Kindergarten entdeckt und deren Lebensraum durch eine Wildblumenwiese und Insektenhotels verschönert. Auch das Thema Wald und die Ressourcenschonung wird mit den Vorschulkindern auf spielerische Art beim Waldprojekt „Mein Baum“ entdeckt.
Ein weiterer erster Platz geht an die Katholische Kindertagesstätte „St. Josef“ in Gunzenhausen. Mit dem Projekt „Kita for Future – von klein auf umweltbewusst“ erfolgte eine kindgerechte Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Plastikmülls auf die Umwelt. Unter anderem wurde eine Woche lang der anfallende Plastikmüll gesammelt und im Eingangsbereich präsentiert. Der Recyclinghof in Gunzenhausen wurde besichtigt sowie ein Auto der Müllabfuhr, das in die Kita kam. Beide erste Preise erhielten ein Preisgeld von 500 Euro.
Die zweiten Plätze gehen an die Evangelische Landjugend Stetten und das Berufliche Schulzentrum Gunzenhausen. In Stetten wurde das nachhaltige Projekt „Jugendliche engagieren sich für die Umwelt“ erfolgreich fortgeführt. Neben der alljährlichen Obstbaumschnittaktion haben die Jugendlichen in ihrer Freizeit weitere wichtige Projekte im Ort umgesetzt, die der Umwelt zugutekommen.
Die Industriefachklasse im Beruflichen Schulzentrum Gunzenhausen hat Konzepte zu Umweltschutzmaßnahmen ausgearbeitet, die von Industriebetrieben im Landkreis umgesetzt werden könnten. Dazu gehört ein Nachhaltigkeitstag oder die Ausweitung des Fahrradleasings in den Unternehmen. Diese tollen Projekte wurden mit 350 Euro gewürdigt.
Zwei dritte Plätze erreichen die Evangelische Jugend Pappenheim und die Kindergruppe „Wilde Hummeln“ des Obst- und Gartenbauvereins Nennslingen. Die Evangelische Jugend Pappenheim sensibilisierte bei verschiedenen Veranstaltungen die Kinder und Jugendlichen für das Thema Nachhaltigkeit. Die Nennslinger widmeten sich dem Projekt „Bäume in unserem Lebensraum“. 250 Euro erhielten die beiden dritten Plätze.
Zehn weitere Geld- und Sachpreise wurden an die übrigen Projekte gegeben. „Leider können wir die Preisübergabe in diesem Jahr nicht in einem großen Rahmen durchführen. Trotzdem bedanke ich mich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Engagement für unsere Umwelt“, freute sich der Landrat.
Alle zwei Jahre wird der Umweltpreis durch das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen ausgelobt. Kinder und Jugendliche können dabei zeigen, dass ihnen der Natur- und Umweltschutz am Herzen liegt und so einen wichtigen Beitrag für die Natur leisten.

Beim Umweltpakt Bayern

Gasthaus „Zum Hirschen“ in Muhr am See ist dabei

Landrat Westphal und Sachgebietsleiter Utz Löffler sowie Bürgermeister Rampe (links) gratulierten Ines Wieland und Bernd Heinz zu ihrem Engagement. Foto: LRA


Das Gasthaus „Zum Hirschen“ der Familie Heinz in Muhr am See ist nun Teilnehmer am Umweltpakt Bayern. Landrat Manuel Westphal hat die Urkunde des Umweltpakts an die Wirtsleute Ines und Bernhard Heinz übergeben. In ihrem Gasthaus in Muhr am See wird Nachhaltigkeit sowie Regionalität großgeschrieben.

Der Familienbetrieb in Muhr am See hat sich den Schutz unserer Umwelt schon seit vielen Jahren auf die Fahne geschrieben. Dazu gehört für die Familie Heinz auch die Verarbeitung von Lebensmitteln aus der Region. So ist das Gasthaus „Zum Hirschen“ seit Beginn an beim Regionalbuffet dabei und engagiert sich auch bei Slow Food Altmühlfranken. „Im Laufe der Jahre haben wir diese Anstrengungen dann immer mehr ausgeweitet und unseren Betrieb dahingehend optimiert“, erklärte Ines Heinz während der Urkundenübergabe.

Im Gasthaus „Zum Hirschen“ kommen fast ausschließlich regionale Produkte auf den Tisch. „Wir legen sehr großen Wert auf Regionalität! Die Zusammenarbeit mit den Lieferanten aus der Region läuft wirklich einwandfrei. Unsere Produkte kommen aus unserem Landkreis aber auch aus den angrenzenden Landkreisen und sind somit immer richtig frisch und aus regionalem Anbau“, verdeutlichte Ines Heinz.

Aber auch im Haus wurden im Laufe der Zeit einige Anpassungen vorgenommen. So wurde eine Wärmepumpe eingebaut, die das Warmwasser nur auf vorherigen Knopfdruck in die Fremdenzimmer im Haus pumpt. So können die Gäste je nach Bedarf innerhalb 60 Sekunden warmes Wasser nutzen und sparen gleichzeitig Energie ein. Auch die Beleuchtung wurde im gesamtem Haus komplett auf LED umgestellt. „Wir achten einfach auf einen nachhaltigen Gebrauch, um so die Umwelt zu schützen. Auch die Müllvermeidung ist uns ein großes Anliegen“, so Bernhard Heinz.

Rund 30 Betriebe sind mittlerweile im Landkreis Mitglied im Umweltpakt, führte der zuständige Sachgebietsleiter im Landratsamt Utz Löffler aus. Sehr viel mehr Betriebe haben sich aber auch ohne eine aktive Teilnahme am Umweltpakt dem Umweltschutz verschrieben und engagieren sich dafür.

Der Umweltpakt Bayern ist eine Vereinbarung zwischen der Bayerischen Staatsregierung und der bayerischen Wirtschaft, die schon seit 1995 existiert. Dabei steht die Freiwilligkeit, Übernahme von Eigenverantwortung beim Umweltschutz sowie kooperatives Handeln im Vordergrund. Gemeinsame Projekte verdeutlichen, dass sich Ökologie und Ökonomie nicht ausschließen müssen, sondern gut ergänzen können.

„Die Familie Heinz lebt den Umweltschutz auch in ihrem Betrieb und trägt so zu einer gesunden Entwicklung unserer Umwelt bei. Die Auszeichnung zur Teilnahme am Umweltpakt Bayern haben sie daher zu Recht erhalten. Ich freue mich, dass viele Betriebe in unserer Region umweltbewusst und nachhaltig handeln und hoffe, dass noch viele weitere den positiven Beispielen folgen werden“, lobte Landrat Manuel Westphal.

Neuer Biberberater

Dietmar Spatz übernimmt Aufgabe im Hahnenkamm


Utz Löffler (Sachgebietsleiter Umwelt- und Naturschutzrecht), Sonja Alberter (Umwelt- und Naturschutzrecht), Biberberater Dietmar Spatz, Landrat Gerhard Wägemann
 

Am 10.03.2020 wurde Dietmar Spatz aus Hohentrüdingen durch Landrat Gerhard Wägemann als neuer Biberberater für den Landkreis berufen. Herr Spatz hat seine Tätigkeit am 1. April aufgenommen und ist hier regional für das Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Hahnenkamm und der Gemeinde Polsingen zuständig.

„Ich bedanke mich für die Bereitschaft von Herrn Spatz, als ehrenamtlicher Biberberater des Landratsamtes diese wichtige Koordinierungsaufgabe zu übernehmen und wünsche ihm hierbei viel Freude“, erklärte Landrat Wägemann bei seiner Berufung.

Herr Spatz arbeitet als ehrenamtlicher Mitarbeiter zur Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen. Durch die Bereitschaft von Herrn Spatz, sich im Bereich des Bibermanagements zu engagieren, hat der Landkreis nun wieder insgesamt drei Biberberater.

Zu den Aufgaben eines Biberberaters gehört die Erkundung und Ermittlung von Bibervorkommen in seinem Zuständigkeitsbereich. Als Beauftragter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt verfügt er dabei nach dem Bayerischen Naturschutzrecht über ein Zutrittsrecht zu fremden Grundstücken, soweit dies zur Erfüllung seiner Aufgaben notwendig ist. Weiterhin steht er als unmittelbarer Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger sowie für die Gemeindeverwaltungen zur Verfügung, insbesondere immer dann, wenn sich diese durch die Tätigkeit des Bibers betroffen oder beeinträchtigt fühlen. Der Biberberater berät und unterstützt, vor allem bei Vorsorgemaßnahmen wie zum Beispiel Baumsicherungen, Verfüllen von Einbrüchen, Anbringen von Elektrozäunen und vielem mehr. Wichtig ist auch eine Beratung über die Möglichkeiten finanzieller Hilfen durch Dritte und die Aufnahme von Biberschäden, die für die Gewährung einer Ausgleichszahlung durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz nötig wird.

Da der Biberberater die Biberreviere in seinem Zuständigkeitsbereich sehr gut kennt, kann er fachkundige Einschätzungen abgeben, die wertvolle Entscheidungshilfen bei beantragten artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigungen liefern. Zudem berichtet er der Unteren Naturschutzbehörde in regelmäßigen Abständen über seine Tätigkeit und steht so im engen Kontakt mit der Behörde.

Sofern Eingriffe gegen den Biber in Form von Biberdammbeseitigungen oder Zugriffsmaßnahmen angeordnet werden, kann auch die Betreuung solcher Einsätze in sein Aufgabengebiet fallen, zu dem auch die Öffentlichkeitsarbeit gehört.

Die Biberberater werden an der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) in einem einwöchigen Lehrgang ausgebildet. Biberberater sind ehrenamtlich tätig und erhalten eine Aufwandsentschädigung.

Falls Interesse an der Übernahme der ehrenamtlichen Tätigkeit als Biberberaterin bzw. Biberberater besteht, können sich Interessierte bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes melden (bei Frau Alberter unter Tel. 09141/902 377 oder bei Frau Petschl unter Tel. 09141/902 378).

Zukunftsfähiges Altmühlfranken

Die Perspektiven der Region nach der Corona-Krise

Die sog. „Corona-Krise, die Ende 2019 ihren Anfang mit dem Virus Covid 19 auf einem Wildtier- und Fleischmarkt in Zentral-China fand, sich dann über nahezu den gesamten Erdball verteilte und dabei – Mitte April 2020 –  rund 150.000 Tote weltweit, in Deutschland alleine rund 4.000 (2,1 Mio Infizierte global und davon 7 % Tote, bei 20 bis 25 % Genesenen) gefordert hat, wird wohl aus historischer Sicht einmal als Wendepunkt einer umfassenden Neuorientierung – ökonomisch, ökologisch und sozial – einzustufen sein. Krisen waren aber schon immer nicht nur mit tiefen Einschnitten in die gesellschaftlichen Abläufe und damit auch für das persönliche Umfeld der Menschen eng verbunden. Sie eröffneten zu allen Zeiten auch jeweils weitgehende Perspektiven einer Zukunftsentwicklung.


Jede der uns in Erinnerung gebliebenen Krisen jüngerer Zeit mit über alle Kontinente hinausreichenden unmittelbaren Folgen hat solche Auswirkungen gezeigt. Die globalen Ölkrisen der Jahre 1973 sowie 1979/80 haben die Wende zu einem ersten Verständnis für ökologische Zusammenhänge über viele Kontinente hinweg langsam eingeleitet. Die Atomkatastrophen von 1986 in Tschernobyl (damals UdSSR) und 2001 in Fukushima (Japan) mit ihren jeweils globalen Auswirkungen haben auf solch veränderten Einstellungen – meist allerdings erst nur von Minderheiten  – aufgebaut und zumindest in einigen Teilen unserer Erde daraus einen Mainstream initiieren können. Ohne diese vier tiefgreifenden Ereignisse – mit bei den Atomunfällen auch noch etlichen tausend Toten – würden zweifelsohne viele der von den wissenschaftlichen Disziplinen kontinuierlich vorgelegten Warnungen weiterhin ignoriert werden. Denn regionale Alarmsignale zu einer dringend überfälligen Änderung z.B. der Energieversorgung hat es auf nahezu allen Kontinenten gegeben. Aber immer wieder konnten dagegen politische Mehrheiten mit Erfolg aufgebaut werden.

Der mit dem Begriff 9/11 in Verbindung zu bringende Terroranschlag auf die beiden New Yorker Bankentürme am 11.09.2001 hat etliche tausend unmittelbar davon, sowie weitere tausende Tote mittelbar in der Nachfolgezeit nach sich gezogen. Die internationale Bankenkrise von 2008/09  – ausgehend von der Pleite der US-Bank Lehman Brothers – löste weitreichende globale Veränderungen, und das nicht nur in der Bankenbranche aus. Diese beiden Ereignisse werden vor allem als Wendepunkte für die bis dahin ausufernden Verwerfungen einer zu allzu sehr auf eine ungebremste Globalisierung setzenden Weltwirtschaftspolitik angesehen. Denn die Auswirkungen einer immer intensiver global vernetzten Welt wurden und werden leider auch von dem dadurch notwendigen ungehinderten Warenfluss und einem vermeintlich ewig währenden quantitativem Wachstum geprägt.
Erst aber die jüngste Corona-Krise hat der Gesellschaft in bislang ungeahnter Dramatik nun die Grenzen dieser Form der Globalisierung auf nahezu dem gesamten Globus transparent gemacht. Und das sind vor allem die Folgen eines unbegrenzten Konsums sowie einer globalen Mobilität.

Wird uns daher die vielfach ersehnte Überwindung dieser, ja letztlich erst durch den globalen Handel möglich gewordene Krise dazu bringen, bei der Umwelt-, Energie- und Wirtschaftspolitik endlich wieder mehr auf dezentralere Wirtschaftskreisläufe zu setzen? Das Ende des Tunnels ist noch immer nicht sichtbar, seine Auswirkungen übertreffen aber schon jetzt alles, was wir bisher dazu global miterleben durften!

Natürlich wird es auch weiterhin die Notwendigkeit eines weltweit vernetzten Handels geben. Aber dies wird nur dann noch zukunftsfähig sein, wenn er sich einerseits auf den wertvollen Austausch von Erfahrungswissen und andererseits eine sinnvolle Arbeitsteilung über Kontinente hinweg als sinnvoll  ansieht und wenn es dafür auch keine ausschließlich produktionsbedingten Notwendigkeiten gibt. Die Verlagerung von kompletten oder auch nur Teilen der Wertschöpfungsketten, darf nicht mehr nur durch Gewinnstreben dominiert werden. Hier müssen auch andere, vor allem soziale und ethische Gründe künftig eine wesentliche Rolle bei Entscheidungen spielen.

Nur eine sehr konsequente Dezentralisierung der Wirtschaftskreisläufe wird langfristig in der Lage sein, derart die gesamte Menschheit bedrohenden Gefahrenquellen ihre Grundlagen zu entziehen. Wir lernen gerade in dieser aktuellen Situation, wie sehr unsere Wirtschaft immer noch von regional funktionierenden Kreisläufen und unser Gemeinwesen von einer hohen Solidarität getragen werden kann und muss. Und zwar eine Solidarität innerhalb der gesamten Gesellschaft und nicht – wie bisher allenfalls üblich und akzeptiert – nur eine Solidarität gegenüber den erkennbar Schwachen im Gemeinwesen.
Wir hatten dieses Wissen zwar auch schon vorher, aber wir haben es aus Bequemlichkeit, aus reiner Konsumorientierung, aus einer ungezügelten globalen Mobilität und auch wegen des Primats einer umfassend gelebten Spaß- und Erlebnisgesellschaft weitgehend verdrängt. Die Lehren aus dieser – für viele sicher höchst dramatischen – Entwicklung kann nun aber auch darin liegen, dass wir unsere Gesellschaft wieder in deutlich entschleunigtere Abläufe und Strukturen unseres Lebens überführen. In dieser Krise wurden und werden dabei wertvolle Erfahrungen gewonnen, die es nun auszubauen und weiter zu entwickeln gilt. Und es zeigt sich dabei zudem auch, über welch einzigartige Vorzüge der vermeintlich abgehängte ländliche Raum in solchen Situationen verfügt.

Aber es muss und darf auch darauf aufgebaut werden, dass wir in der aktuellen Situation ein Management offenbart haben, dass seine Bewährungsprobe in dieser – vorher in solcher Dimension ja nicht eingeübten – Komplexität bestanden hat. Und dabei darf – mit Blick auf andere Staaten oder Bundesländer – auch in das öffentliche Bewusstsein gehoben werden, dass dies aus internationaler Sicht in Deutschland durch eine politische Unaufgeregtheit, dem souveränen Umgang mit sensibler Sprache sowie der konsequenten Orientierung an unumstößlichen Fakten erfolgt ist. Dies wirkt umso mehr, wenn man die Alltags-Präsenz deutscher Spitzenpolitiker mit den öffentlichen Auftritten amerikanischer, englischer oder französischer Regierungschefs vergleicht. Und es verdient auch herausgestellt zu werden, dass der besonders konsequente Umgang mit Vorsorgemaßnahmen und deren frühzeitige konkrete Umsetzung in dem außergewöhnlich hart betroffenen Bayern besonders gut und professionell gelungen ist. Auf solchen Erfahrungen darf gerne und mit Zuversicht weiter aufgebaut werden.
Das bedeutet nun aber nicht, die Augen auch vor den in diesen Krisenzeiten zwangsläufig unterlaufenen Fehlern und wahrgenommenen Defiziten zu verschließen. Etwas weniger nationale Alleingänge und dafür gerade in dieser Situation etwas mehr Mut für gemeinsam getragene politische Entscheidungen Europas wären angesagt gewesen. Die Solidarität unter den Gemeinschaftssaaten hätte eindeutig frühzeitiger, konsequenter und auch transparenter erfolgen müssen. In dieser Situation war zwingend mehr Europa notwendig gewesen. An dieser Stellschraube muss nach der Bewältigung dieser Krise unbedingt nachjustiert werden. Denn es sollte eigentlich in der EU der Vergangenheit angehören, dass sich gerade die besonders gravierend betroffenen Mitgliedsländer verlassen vorgekommen sahen. Und es muss schließlich auch den nachhaltigen Widerstand der Kommission und der übrigen nationalen Regierungen auslösen, wenn Regierungen wie Ungarn und Polen diese Situation in unverantwortlicher Weise ausnutzen, um den Einfluss von Parlament, Justiz und Medien massiv einzuschränken.

Es hat sich ja immerhin auch gezeigt, dass Deutschland und viele andere europäische Partner trotz diesem Krisenmodus die demokratischen Grundrechte nicht – oder zumindest nur in einem zeitlich befristeten und inhaltlich engen Rahmen – eingeschränkt haben. Aber es bedarf zu einem späteren Zeitpunkt auch einer Reflexion, welche politische Entscheidungen sowie Regelungsvorbehalte der Kommission künftig zusätzlich zuerkannt werden, damit die EU all die Kompetenzen auch tatsächlich wahrnehmen kann, die viele in dieser Krise erwartet hatten, die ihr zuvor auch gerade von jenen jetzt lauthals kritisierenden Mitgliedsstaaten verwehrt worden waren. Diese nie vorher erlebte krisenhafte Situation hat in der Tat transparent gemacht, dass wir nicht weniger, sondern eindeutig mehr Europa – vor allem europäische Solidarität – benötigen.

Steckt in der Corona-Krise das Potenzial für eine gesellschaftspolitische Neudefinition?

Es hat in diesen für alle Bürgerinnen und Bürger tief bewegenden Zeiten mit sich tlw. über-schlagenden Schreckensmeldungen tief greifende Einschnitte in die persönlichen Freiheiten gegeben. Aber gerade auch die in den Arbeitsplätzen verankerten Existenzgrundlagen, die nie zuvor in dieser Dimension so massive Veränderungen von gesellschaftlichen Abläufen mit sich brachten, haben die hochgradige Empfindlichkeit unseres Wirtschaftssystems deutlich gemacht. Es ist dabei immer wieder – und das von unterschiedlicher Seite – betont worden, dass sich aus dieser Krise eine Neuorientierung unseres Lebens ergeben muss!

Dazu zählen etliche Beispiele, welche dieses Phänomen mit Nachdruck in das öffentliche Bewusstsein gehoben haben:

  • Beeindruckende Solidarität des Gemeinwesens
    Niemand hätte erwarten können, welche tief beeindruckende Solidarität unser Gemeinwesenin dieser Krise an den Tag legen konnte. Mehr Zeit füreinander und die Pflege gesellschaftlicher bzw. zwischenmenschlicher Kontakte auf der regionalen Ebene waren zwar der Not geschuldet. Aber die Art und Weise und die spontane Bereitschaft zu einem solchen Handeln hat sehr viele doch angenehm überrascht. Die Rundum-Bespaßung ohne jegliche kulturelle Wurzeln haben viele evtl. in diesen Wochen vermisst. Aber es wurde eben auch transparent, dass es attraktive und kreative Angebote für ein nicht mehr für möglich gehaltenes gesellschaftliches Miteinander ohne Rückgriff auf das kommerzielle Überangebot der letzten Jahre gibt. Peter Dabrock, der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats hat dies treffend in dem Satz gebündelt: „In dieser Krise ungeahnten Ausmaßes können wir uns glücklich schätzen, so große Solidaritätsressourcen zu besitzen.“
  • Eine neue Flexibilität der Arbeitsplatz- und Arbeitszeitwahl
    Schon bisher stellte es eine große Herausforderung dar, ein flexibles Arbeitsplatzangebot oder eine sich anpassende Arbeitszeitwahl zu bewältigen. Wir haben aber gerade erleben können, wie z.B. viele Heimarbeitsplätze möglich waren, die zuvor noch völlig unrealistisch erschienen. Eine Entzerrung bislang als unverzichtbar angesehener starrer Arbeitszeiten zugunsten fließender Arbeitszeitblöcke eröffnen nun bislang ungeahnte Perspektiven. Dazu gehören auch morgendliche bzw. allabendliche unproduktive Stauzeiten, deren Auflösung darüber denkbar wird, um nur eine der zahleichen Vorzüge anzudeuten. Kombinierte flexible Arbeitszeiten zwischen Arbeitsplatz und Wohnstandort machen dies möglich und bieten nun neue Chancen für eine mehr an den persönlichen Lebenszielen orientierte Arbeitszeitregelung. Dies kann und wird die Produktivität und das Engagement im beruflichen Alltag mit Sicherheit in ungeahnten Dimensionen beflügeln. Darauf haben Arbeitswissenschaftler schon bisher hingewiesen, aber wir haben nun einen Beleg dafür erhalten, dass und wie dies real umzusetzen sein könnte.
  • Neudefinition systemrelevanter Berufe
    Selten zuvor wurde uns so dramatisch vor Augen geführt, wie stark unsere Abhängigkeit von den sog. „systemrelevanten Berufen“ gediehen ist und wie diese aber nur marginal jenes Spektrum abdecken, das bislang gemeinhin unter dem Begriff des „Beamtentums“ subsummiert wurde. Und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DWI) weist mit Nachdruck darauf hin, dass rund 90 % dieser Personengruppen unterdurchschnittlich verdienen. Wenn also die allabendlichen Solidaritätsbekundungen von zigtausend Fenstern und Balkonen, die sensiblen Dankesadressen zu bester Sendezeit in den Medien oder auch die Appelle etlicher Politiker in diesen krisenhaften Tagen mehr als nur ein unverbindlicher Applaus gewesen sein sollten, müssen jetzt Taten folgen. Immerhin hat der Bayerische Ministerpräsident bereits entsprechend reagiert und eine deutliche finanzielle Mehrvergütung für Pflegekräfte im medizinischen und im Vorsorgebereich angekündigt. Das ist zumindest ein sehr hoffnungsträchtiger politischer Ansatz! Diese sollte aber nun keine lediglich aus der Not heraus geborene Reaktion einer Krisenzeit bleiben.
    Aber auch das Altenpflegepersonal, die Beschäftigten im Einzelhandel, das Personal der logistischen Dienstleister und die ebenfalls unverzichtbaren Fachkräfte bei Feuerwehr oder der Polizei sowie anderen für die Aufrechterhaltung unseres Gemeinwesens relevanten Bereiche haben in den vergangenen Wochen die uneingeschränkte Solidarität der Gesellschaft erfahren dürfen. An dieser Systemrelevanz wird sich auch in der „Nach-Corona-Zeit“ nichts ändern. Daher muss die Gesellschaft nun auch bereit sein, die Tätigkeiten dieser Menschen neu zu bewerten und ihnen eine entsprechende gesellschaftliche Wertschätzung sowie Leistungsvergütung zuzugestehen.
  • Investitionen in das Gesundheitssystem
    Das Gesundheitssystem muss künftig aber auch in die Lage versetzt werden, auf solche unvorhersehbaren Epidemien besser und umfassender vorbereitet zu sein. Eine solche Vorsorgeleistung muss als eine weitreichende Investition in die Zukunft angesehen werden. Obwohl Deutschland auf die Corona-Krise nun in der Tat deutlich besser vorbereitet war, als viele seiner europäischen Nachbarn, wurden aber auch die Grenzen diese eigentlich guten Gesundheitssystems unter solch extremen Rahmenbedingungen transparent.
    Die hier notwendigen Gesundheits-Investitionen in ein auch auf solche unvorhergesehenen Ereignisse optimal vorbereitetes Vor- und Fürsorgesystem müssen nun aber vorrangig auf der europäischen Ebene abgestimmt, koordiniert und strukturiert werden. Nur solche europaweit integrationsfähigen Lösungen und funktionsfähige Strukturen werden uns dann auch auf der nationalen Ebene die notwendige Sicherheit bieten, die wir in der Corona-Krise noch so schmerzlich vermisst haben. Und dies schließt natürlich auch eine adäquate Koordinierung sowie den Aufbau entsprechend funktionsfähiger Strukturen für solche Notfälle zwischen den Bundesländern ein.
    Notwendig werden daher Epidemie- bzw. sogar Pandemiepläne sein, die eindeutig die Aufgaben und Funktionen auf den jeweiligen Ebenen unmissverständlich und transparent festlegen. Dies setzt dann aber auch voraus, dass diese jeweils verantwortlichen Ebenen auch die dafür erforderliche Kompetenz erhalten. Dies ist bis jetzt nicht eindeutig geregelt und fehlt für die dabei sehr entscheidende  EU-Ebene noch völlig!
  • Reform zu einem heilungsorientieren Gesundheitssystem
    Die Struktur des  Gesundheitssystems muss aber auch insgesamt auf den Prüfstand gestellt werden. Diese Krise hat gezeigt und zeigt noch immer, dass das Personal in den Kliniken hochqualifiziert ist, dass es in den nachbereitenden und zuarbeitenden Strukturen überdurchschnittlich engagierte Beschäftigte gibt und dass auch die technische Ausstattung – von manchen quantitativen Mängeln abgesehen – sich als qualitativ ausreichend erwiesen hat.
    Die in der Bertelmann-Studie erhobene Forderung nach einer Halbierung der Krankenhaus-Standorte bzw. die seit den 60er Jahren zunehmende Kommerzialisierung des Gesundheits-wesens bedarf aber spätestens jetzt einer Neuausrichtung. Das zukunftsfähige Krankenhaus muss die medizinische Grundversorgung abdecken, aber dabei auch in dezentral abzustimmenden sowie ausreichenden Standorten z.B. Infektionsabteilungen mit Beatmungstechnologie aufweisen. Diese sollten jederzeit modular im Bedarfsfall auch schnell erweitert werden können. Das bedarf aber einer entsprechenden Ausbaustrategie.
    Ein vorwiegend heilungs- und nicht sukzessive immer stärker rentabilitätsorientiertes Gesundheitswesen muss künftig das anzustrebende gesellschaftspolitische Ziel sein. Mit den jüngst erlassenen Infektionsschutzgesetzen sind dazu bereits erste Weichen gestellt worden, weil die Risikogesellschaft nun erkennbar an ihre Grenzen gelangt ist. Die gesellschaftliche Bereitschaft Freiheit gegen Gesundheit einzutauschen, muss aber auch noch durch die politische Bereitschaft ergänzt werden, mehr in ein solches Gesundheitssystem zu finanzieren. Hier müssen daher auch die Bürgerinnen und Bürger nun an der Solidarität anknüpfen, die sie während der Krise so bemerkenswert ausgezeichnet hatte.
  • Neudefinition zukunftsfähiger Gesundheitsarchitektur
    In den bisherigen Diskussionen um notwendige Krankenhausstandorte wurden vordergründig die Zahl der Einrichtungen, aber viel zu wenig deren Funktionalität – auch ausgelegt auf Krisensituationen – in das öffentliche Bewusstsein gehoben. Die aktuelle Situation hat nun aber auch aufgezeigt, dass wir mit solchen Dimensionen von Epidemien an die Grenzen der Gesundheitsarchitektur bzw. Krankenhausbaunormen gekommen sind.  Das sind keine Vorwürfe, sondern die tragsicherweise real erlebten völlig neuen Erfahrungen dieser Corona-Krise. Die medizinischen Fürsorge-Einrichtungen bei uns sind zweifelsohne – auch im Vergleich mit vielen anderen Ländern Europas – funktional und für die normale Gesundheitsbehandlung gut ausgestattet. Aber sie waren auf die Dimensionen einer solchen Pandemie nicht vorbereitet. Es gab in dieser Krise gerade einmal sieben Infektionsstationen in Deutschland. Dies muss nun nicht zwingend bedeuten, dass auf solche hoffentlich ganz selten auftretende Epidemien ausgelegte Kapazitäten vorgehalten werden. Dies wird kaum möglich sein, da niemand eine dafür sinnvolle Kapazität zu berechnen seriös in der Lage sein dürfte.
    Aber es sollte überlegt werden, ob künftig Krankenhausbauten, wie z.B. schon in Schweden so modular konzipiert werden, dass diese ohne größere Probleme in kürzester Frist funktional erweitert werden können. Das würde in Notzeiten die sicherlich niemals optimale Errichtung von Zeltlazaretten oder die Umnutzung von leerstehenden Hallen erübrigen. Von Schweden, aber auch Südkorea oder Taiwan kann man lernen, wie solche modulare Systeme an bestehende Einrichtungen schnell und mit allen gerade in solchen Fällen lebensnotwendigen Techniken, wie Telemedizin, Robotik oder Beatmungstechnik ausgestattet werden können.
  • Wissenschaft auf Augenhöhe mit Politikverantwortung
    Expertenmeinungen bei Regierungsentscheidungen waren niemals zuvor bei jeweils aktuellen Krisensituationen so im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gestanden, wie jetzt nach dem Ausbruch des Virus Covid 19. Die dabei zunehmend lauter werdenden Rufe nach einem Ende der „Macht der Virologen“ verkennen jedoch den Kern der Komplexität solcher Bedrohungssituationen.
    Es ist in der Tat neu, dass so deutlich erkennbar plötzlich in allen politischen Diskussions-runden und bei Pressekonferenzen der Regierungsverantwortlichen auch Wissenschaftler nicht nur regelmäßig präsent waren, sondern dabei häufig auch das Wort geführt haben.
    Es ist für unsere freiheitliche Gesellschaft und der mit ihr verbundenen parlamentarischen Demokratie unverzichtbar, dass auch künftig erkennbar das Primat der Entscheidungen bei der demokratisch legitimierten Politik liegen muss.
    Es hat sich aber hier sicherlich erstmals auch umfassend als richtig und zukunftsweisend erwiesen, dass politische Entscheidungen auf der Grundlage unabhängiger wissen-schaftlicher Beratung vorgenommen wurden und dass dies auch sichtbar geworden ist.
    Es wäre daher wünschenswert, wenn dieses Prinzip auch bei weiteren weitreichenden politischen Entscheidungen so transparent in das öffentliche Bewusstsein gehoben werden könnte. So müssten viele der häufig extrem kontrovers diskutierten Themen, z.B. der Klimapolitik deutlich weniger mit unversöhnlich scheinenden Argumenten geführt werden, wenn auch dabei die Meinung von unabhängigen Wissenschaftlern eine so sichtbare Rolle spielen können.
  • Wissenschaft als ernst zu nehmender Frühwarn-Sensor
    In hohem Maße war die Gesellschaft aber auch von der Nachricht irritiert, als nun bekannt wurde, dass schon im Jahre 2012 eine Epidemie-Risikostudie von unterschiedlichen Bundesbehörden auf der Grundlage des Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz vorgelegt wurde, die einen denkbaren Epidemie-Verlauf mit einem Virus durchgespielt und damals schon die jetzt transparent gewordenen Schwachstellen aufgezeigt hatte (Bundestagsdrucksache 17/12051). Dies betraf sowohl die ausreichende Anzahl von Schutzausrüstungen wie die Warnungen vor immensen volkswirtschaftlichen Auswirkungen. Der Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz räumte daher ein, dass dieser Bericht damals nicht in der wünschenswerten Tiefe diskutiert und noch nicht einmal im Gesundheits- und Innenausschuss des Bundestags beraten wurde.
    Es stellt sich daher die durchaus berechtigte Frage, ob evtl. auch die sicherlich noch dramatischeren Auswirkungen der mittlerweile nicht mehr abzuleugnenden Klimaveränderungen in ähnlicher Weise verkannt werden. Auch hier liegen vom Weltklimarat, den Vereinten Nationen (UN)  oder vom Umweltbundesamt ebenfalls eindeutige Aussagen und Prophezeiungen vor!
  • Ausgewogenheit einer weiteren Digitalisierung der Gesellschaft
    Vielen Menschen haben die Ereignisse rund um den Virus Covid 19 erstmals in einer umfassenden Erkenntnis deutlich gemacht, welche Potenziale in einer zunehmenden Digitalisierung unserer Gesellschaftliegen. Es werden sicher auch die vielen Homeoffice-Plätze – die zuvor in dieser Dimension nicht möglich gewesen wären – nun evtl. auch zur besseren Ausnutzung der Arbeitsmarkt- und Personalressourcen-Potenziale eine dauerhafte Chance zu einer Etablierung erhalten. Aber es ist dabei mit hoher Sensibilität auch zu berücksichtigen, dass nicht alle Beschäftigten in ihren Wohnungen über solche Rahmenbedingungen verfügen und auch nicht alle Home-Arbeitsplätze eine sinnvolle Ergänzung – vor allem in räumlich beengten und sozial kritischen Familienstrukturen – darstellen. Es ist deswegen zu vermeiden, dass über eine solche Liberalisierung eine in keiner Weise wünschenswerte Spaltung der Belegschaften erfolgt.
    Dies gilt auch für die erstmals erkannten Chancen der Digitalisierung des Schulunterrichts. Wenn nun bereits darüber diskutiert wird, dass zumindest einige Aspekte dieses „Homeschooling“ erhalten bleiben sollen, muss auch dies mit der notwendigen Sensibilisierung erfolgen. Denn auch hier verfügen nicht alle Familien über die finanziellen oder strukturellen Rahmenbedingungen, um – auch nur in Teilbereichen – ein solches Angebot umfassend nutzen zu können.
    Das imponierende Beispiel der umfassenden Digitalisierung der öffentlichen Dienstleistungen in Estland oder Japan – und hier gerade auch das Bildungswesen – zeigen aber auch, dass dies nicht zwingend eine Vision bleiben muss. Auch in Deutschland bieten erste Kommunen einen umfassenden Digitalservice an (z.B. die Einheitsgemeinde Tangerhütte in Sachsen-Anhalt).Und es müssen dabei auch die unzweifelhaft vorhandenen Gefahren einer solchen Bildungs-Digitalisierung eine ausreichende Berücksichtigung erfahren. Zumindest hat aber diese aktuelle Situation erstmals direkte Erfahrungen vermitteln können, die es nun wohlabgewogen zu diskutieren gilt, um darauf dann ggf. notwendige Zukunfts-entscheidungen zu treffen.
  • Stationärer Einzelhandel darf nicht der Verlierer der Corona-Krise werden
    Und die erstmals von vielen Konsumenten genutzten Möglichkeiten des Online-Handels – vor allem auch im Bereich der Lebensmittelversorgung – sind mit sehr differenziert und gemischten Gefühlen zu bewerten. Vor allem weil die mit 85 % Marktpräsenz dominierenden Händler wie EDEKA, REWE, die Schwarz-Gruppe und Aldi der massiv gestiegenen Online-Nachfrage kaum oder allenfalls längeren Lieferfristen nachkommen können.  Diese Schwäche hat z.B. Amazon bisher sehr geschickt und professionell nutzen können.
    Wenn wir aber weiterhin attraktive Innenlagen unserer Städte und umfassende Einkaufsmöglichkeiten vor Ort behalten wollen, führt kein Weg an dem Bewusstsein vorbei, welche Perspektiven nach wie vor ein – natürlich auch zusätzlich online – präsenter stationärer Einzelhandel vor Ort bietet. Nicht alle Einzelhändler und Gastronomen  haben nun in dieser Extremsituation die sich ihnen bietende Chance genutzt, ihre stationär verfügbaren Angebote auch online sichtbar zu machen sowie diese mit einem regionalen Lieferservice zu verknüpfen.
    Die in dieser Situation extrem angestiegene Flucht in die Digitalisierung (Online-Shopping, Streaming-Dienste, Netflix etc) muss nach dem Ausklingen der Ausgangsbeschränkungen wieder auf ein  von politischer Vernunft geprägtes Mindestmaß reduziert werden. Denn es darf nicht sein, dass die Digitalkonzerne aus den USA oder China (Amazon, Google, Huawei, Alibaba und andere) als Gewinner aus dieser Corona-Krise hervorgehen. Schließlich sind es ja gerade diese globalen Abhängigkeiten, die besonders anfällig für Viren und andere aggressive Elemente sind. Ziel muss es sein, das stark gewandelte Einkaufsverhalten wieder in regionale – und nach Möglichkeit auch stationäre – Einzelhandelsstrukturen zu verändern. Dies trifft insbesondere auf den Lebensmitteleinzelhandel zu, der ja bis zur dieser Krise so gut wie gar nicht vom Online-Trend betroffen war.  Immerhin wollen 14 % der Konsumenten ihre in dieser Krise veränderten Konsumgewohnheiten dauerhaft beibehalten.
  • Die Klimakrise wird uns sehr viel härter treffen
    Vielfach wurde der Generationenkonflikt im Zuge der Corona-Krise beschworen. Auch wenn es nie korrekt war, von einer vorwiegend älteren Risikogruppe beim Virus Covid 19 zu sprechen (die zu beklagenden Todesopfer liegen bislang zwischen 25 und 95 Jahren), so sind z.B. bei der ja nach wie vor parallel bestehenden Klimakrise gerade die jüngeren Menschen die Risikogruppe. Sie werden von den versäumten Konsequenzen – laut den auch hier eindeutig vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen  – deutlich stärker betroffen sein, als die ältere Generation. Im Unterschied zur Corona-Krise handelt es sich aber beim Klima um ein deutlich längerfristiges und vor allem nicht unmittelbar persönliche Betroffenheit auslösendes Problem. Denn hier kann nicht erwartet werden, dass es in evtl. einem halben oder einem Jahr ein wirksames Medikament dagegen geben wird. Daher wird es bei der Bewältigung der Klimakrise auch nicht darum gehen, unseren Lebensstil nur für einige Monate zu verändern. Wir werden unseren Lebensstil dauerhaft massiv verändern müssen, wenn wir – vor allem aber nachfolgende Generationen – eine Zukunftsperspektive erhalten sollen. Die Ereignisse um den weltweiten  Ausbruch des  Corona-Virus sind allenfalls eine Blaupause für das, was uns im Zuge einer Bewahrung unseres lebenserhaltenden Klimas auf allen Kontinenten aktuell noch bevorsteht! Die Lösung dieses Problems – vor allem im globalen Maßstab – wird nur über die Bereitstellung von Mitteln zu bewältigen sein, die deutlich über jenen liegen werden, welche jetzt so überraschend schnell zur Verfügung gestellt wurden. Ganz abgesehen davon, dass uns mit dem unausweichlich anstehenden Klimawandel erneut eine Migrationswelle – in Europa und Nordamerika – bevorstehen wird, deren Dimension (bis zu 10-fach) alle bisherigen Flüchtlingswellen in den Schatten stellen wird.
  • Immunsystem und natürliche Ökosysteme bedingen einander
    Und das Klima-Thema hängt in der Tat sehr eng mit diesem uns neuerdings bedrohenden Virus zusammen, gegen den bislang noch kein wirksames Medikament zur Verfügung steht. Denn gerade zur so bedeutsamen Stärkung unseres Immunsystems als natürliche Abwehr gegen die unglaubliche Vielzahl der uns schon immer begleitenden Viren benötigen wir vor allem eine intakte Umwelt, auch als Grundlage einer gesunden und auf regionale Kreisläufe gestützten Ernährung. Widerstandsfähige Gesellschaften sind aber nur über verantwortbare Lebensstile zu erzielen, die auch die Grenzen der Ökosysteme respektieren. Daher sind die aktuelle Corona-Krise und ein konsequenter Klima- und Artenschutz auch nicht voneinander zu trennen.
    Wir haben bislang zu wenig auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse geachtet, die einen direkten Zusammenhang zwischen Gesundheits-, Klima- und Biodiversitätsthemen hergestellt haben. So wurde schon im Jahre 2007 im Fachblatt „Clinical Microbiology Review“ eindringlich auf diese akute Gefahr hingewiesen, ohne dass daraus Konsequentzen abgeleitet worden sind. Denn der beachtliche  – nicht erst über Coved 19 aufgetretene – Anstieg von neuen, zwischen Tier und Mensch übertragenen Infektionskrankheiten findet seine Ursache vor allem in der global vorherrschenden Zerstörung natürlicher Lebensräume von Wildtieren.
    Die Erhaltung artenreicher und damit widerstandsfähiger Naturräume für Tiere und Pflanzen, die Stabilisierung  regionaler Ökosysteme werden gerade in einer Welt nach Covid 19 eine unserer wesentlichen Lebensgrundlagen darstellen. Sie sind – so eine Aussage der wissenschaftlichen Forschung –  auch eine wesentliche und vor allem kostengünstige Vorsorge vor ruinösen Pandemien. Es wird dabei wichtig sein, dass wir nicht immer intensiver diese Lebensräume massiv schädigen bzw. reduzieren und damit eine immer häufigere direkte Begegnung von Wildtieren mit Menschen zwangsläufig herbeiführen.
  • Wir können das auch finanziell schaffen
    Alle staatlichen Maßnahmen zur Eingrenzung dieser Gesundheitsgefährdung, aber vor allem auch der zielgerichteten Abpufferung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen, überlasten die öffentlichen Haushalte in einem nie dagewesenen Umfang. Andererseits muss man aber auch berücksichtigen, dass die jetzt aufgrund behördlicher Anordnung in ihrer Produktion geschlossenen Unternehmen nur etwa 7 % der nationalen Wertschöpfung generieren. Und die über die Pandemie prognostizierte Schrumpfung der Wirtschaftsleistung wird laut Sachverständigenrat auf bis zu 5,5 % geschätzt. Das wäre dann nur noch ein Bruttoinlandsprodukt in der Größenordnung des Jahres 2017, einem immerhin wirtschaftlich guten Jahr. Natürlich berücksichtigen solche Zahlen nicht die sinkende Arbeitsproduktivität , die steigende Zahl  an Insolvenzen und vor allem der Arbeitslosigkeit sowie die dadurch ggf. ausgelöste und sich selbst verstärkende Spirale einer drohenden Abwärtsbewegung. Und so manche auf erste Unterstützungen nach Wochen immer noch wartende mittelständische touristische Dienstleister ohne sehr viel Rücklagen-Kapital haben sich deswegen auch verwundert über großzügige und schnelle Hilfen für so manche Weltmarktführer die Augen gerieben. Denn wenn einem Weltkonzern wie Adidas – bisher nicht gerade durch Solidaritäts-Kampagnen aufgefallen – mit umfassendem Sicherungs-Kapital schnell und medienwirksam 3 Mrd. EUR angeboten werden können, sollte dem unsere Wirtschaft zentral absichernden Mittelstand adäquate Hilfen auch angeboten werden können. Hier sind offenkundig noch erhebliche Lücken im finanziellen Krisenmanagement zu schließen!
    Natürlich muss im Zuge einer längerfristigen Perspektive  auch immer die nach einer solchen Krise folgende Aufschwungphase – vorausgesetzt der Krisenmodus bleibt zeitlich noch überschaubar –  mit einberechnet werden. So wird in Prognosen für 2021 bereits ein Wachstum von über 11 % kalkuliert. Ähnliche Entwicklungen gab es immerhin auch nach der Finanzkrise von 2009, weswegen dies keine utopischen Vorstellungen sein müssen.
    Wichtig erscheint aber in dieser Phase eine etwas pragmatischere Gelassenheit und die Erwartung, dass Zentralbanken und die Finanzpolitik weiterhin möglichst problemorientiert handeln können. Denn selbst bei einer erheblichen Schuldenlast der öffentlichen Hand stellt sich die Frage, in welchem Umfang sich dies insgesamt als bedrohlich auswirken könnte. Bei den aktuell niedrigen Zinsen kann sich der Staat höhere Schulden ja durchaus leisten, solange wieder absehbar ein Wachstum in Aussicht steht.
    Und es darf dabei auch nicht verdrängt werden, dass just in jener Krisenzeit immerhin noch Dividenden in Höhe von 44 Mrd EUR ausgezahlt werden konnten und das vermögendste Hundertstel der Gesellschaft über 3.800 Mrd EUR Gesamtvermögen verfügt. Es ist auch bedeutsam zu wissen, dass von 2012 bis 2019 in Deutschland rund 233 Mrd. EUR Finanzierungsüberschüsse aufgelaufen sind. Und alleine das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte liegt inkl. Immobilien und Sachwerte bei rund 6,17 Mrd EUR. Ganz zu schweigen von den rund 125 Mrd EUR, die dem deutschen Staat (in der EU sind dies sogar  jährlich 825 Mrd EUR) durch Steuerhinterziehung jährlich entgehen. Und abgesehen davon, wie viele Milliarden Steueraufkommen jährlich nicht erhoben werden können, weil sich international aufgestellte Konzerne geschickt durch nach wie vor nicht geschlossene Steuer-Schlupflöcher lavieren.
    Anders als bei etlichen vorangegangen Krisen muss daher auch sehr differenziert darüber befunden werden, woher diese immensen Sanierungs- und Stützungssummen wieder zurückgewonnen werden können. Denn diese Zahlen machen zumindest transparent, dass es Mittel in diesen Größenordnungen gibt und dass diese daher nicht wieder bei jenen zu holen sein können, die von diesen Vermögen ohnehin nur über marginale Bruchteile verfügen. Gleichwohl wird das alles nur zu stemmen sein, wenn alle – in jeweiliger Abhängigkeit ihrer Vermögensverhältnisse – daran unmittelbar beteiligt werden. Und es wird auch nur dann eine Perspektive haben, wenn uns bewusst wird, dass wir uns danach nicht wieder im gleichen Lebensstandard wie vor der Krise befinden können!

Welche Perspektiven bieten sich Altmühlfranken nach der Corona-Krise?

Wir leben in Zeiten von gesellschaftlichen Umbrüchen, nicht erst wegen des Virus Covid 19.
Aber diese Situation macht die Notwendigkeit einer umfassenden Neuorientierung nunmehr zwingend überfällig. Denn auch wegen des uns immer stärker treffenden Klimawandels kann es nicht möglich sein, dass sich unser Alltag ohne tiefgreifende Änderungen fortführen lassen wird. Nun muss dies nicht zwingend Verzicht oder zunehmende Verbote im gesellschaftlichen Leben bedeuten. Es geht vielmehr um sinnvolle Veränderungen, die in ihrer Summe natürlich auch zu hoher Lebensqualität führen.
Aber möglicherweise eine andere Lebensqualität als es viele von uns bisher gewohnt waren.
Es passt zu dieser Perspektive, dass just mitten in dieser Corona-Krise die Meldung kommt, dass Deutschland erstmalig in seiner Geschichte mit mehr erneuerbarer, als konventioneller Energie versorgt werden konnte. Hier hat z.B. schon ein Wandel eingesetzt, an dessen Erfolg zunächst auch nur ganz wenige geglaubt haben.

Jede Region wird nun für sich definieren müssen, wie es nach dieser Krise weitergehen muss, um einerseits die Normalität des Lebens möglichst schnell wieder in geordnete Bahnen zu lenken und andererseits aus den Erfahrungen dieser Zeit notwendige Lehren und ggf. Konsequenzen zu ziehen.

Was könnte eine solche Neuorientierung für Altmühlfranken bedeuten und welche Perspektiven eröffnen sich dadurch für unsere Region?

  • Mehr, aber nicht weniger Krankenhäuser
    Im Gesundheitsbereich hat diese Krise deutlich gemacht, dass die auf nationaler Ebene kritisch hinterfragte Zahl der Klinikstandorte keine Lösung darstellen kann und mit großer Wahrscheinlichkeit in eine Sackgasse führt. Gefragt sind dezentral angesiedelte Standorte von Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen sowie die Vielzahl dezentraler Nachsorge- und Pflegeeinrichtungen.
    Die ortsnahe Präsenz der Standorte des Klinikums Altmühlfranken in Weißenburg und Gunzenhausen hat sich daher als richtig erwiesen und an dieser muss – ungeachtet durchaus anderslautender Forderungen – festgehalten werden. Und auch der hohe Anteil an qualifizierten Arbeitsplätzen im Bereich der Sozialwirtschaft macht Altmühlfranken zu einem Standort mit Zukunftsperspektiven. Auch dieser Standard zeichnet den Standort überregional aus und sollte daher weiter gestärkt werden.
  • Online sichtbar – aber offline unschlagbar
    Auch wenn die komplette Abkehr von der Globalisierung alleine keine zukunftsfähige Lösung anbietet, wird es aber umso notwendiger sein jetzt darüber nachzudenken, wie die regionalen Wirtschaftskreisläufe nun dauerhaft gestärkt werden können, die es ja hier in Altmühlfranken noch in großer Zahl gibt. Aber der Online-Handel ist in diesen Wochen im Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln um 400 %, im Bereich der Grundnahrungsmittel um 300 % gestiegen. Und von diesem Boom profitierten in der Krise vor allem wieder die großen Online-Händler.
    Wir haben hier in Altmühlfranken aber bereits vielversprechende Ansätze mit dem Portal ingunzenhausen.de oder mit den neuen Online-Aktivitäten in Weißenburg. Das im letzten Herbst gestartete Projekt des Online-Einzelhandels-Portal inaltmühlfranken.de mit dem Dienstleister Atalanda sowie einem regionalen Lieferservice konnte jetzt ebenfalls schon seine Leistungsfähigkeit eindrucksvoll präsentieren. Aber für einen umfassenden Einsatz kam diese aktuelle Krisensituation dafür wohl um einige Wochen zu früh. Immerhin wurde eine vielversprechende Gutschein-Aktion darüber gestartet, mit deren Hilfe den Betrieben eine Hilfe und vor allem eine Perspektive angeboten werden konnte.
    Und in der Tat verfügt Altmühlfranken mit diesem Instrument –  auch weil die Region hier als Vorreiter für alle ländlichen Räume gelten kann – über eine vorzügliche Ausgangssituation, um den ungewollten Erfahrungsschub mit dem Online-Handel  sowie dem damit verbundenen Spannungsbogen aufzugreifen. Es muss nun mit aller Kraft daran gearbeitet werden, dass die in die globalen Online-Handelsnetze abgewanderten Umsätze wieder in den stationären altmühlfränkischen Einzelhandel umgelenkt werden. Wenn dieser dann sowohl stationär, wie auch umfassend mit seinem gesamten Angebot online über das regionseigene Portal präsent ist, kann diese Ausnahmesituation in der Tat zu einem Impuls für den regionalen Einzelhandel führen. Und es könnte damit auch die Hypothese widerlegt werden, nach welcher der ländliche Raum wegen seiner Distanz zu globalen Netzwerken als rückständig gebrandmarkt wurde. Gerade das Online-Einzelhandels-Portal Altmühlfranken kann den Nachweis liefern, dass der ländliche Raum auch hier den Lebensqualitäts-Standards der Zentren nicht nachsteht.
  • Aus Altmühlfranken – für Altmühlfranken
    Aber diese Krise hat auch die Anfälligkeit langer Lieferketten transparent und für viele auch schmerzlich bewusst gemacht. Die Bedeutung kurzer, in der Region liegender Liefer- und damit auch Wertschöpfungsketten stellt einen der großen Vorzüge ländlicher Standorte vor allem des Lebensmitteleinzelhandels dar. Wir haben hier in Altmühlfranken noch die höchste Dichte an handwerklichen Metzgereibetrieben, wir verfügen über eine Vielzahl hochwertiger Handwerks-Bäckereien, es gibt noch die Mühlen, die Brauereien, Mälzereien, wir verfügen über eine enorme Breite an Fischzuchtbetrieben und die vielen anderen kleinen Fachhändler, die in altmühlfränkischen Netzwerken gebündelt sind (HandwerkErleben, Regionalbüffet etc). Dazu zählen aber auch die Filialisten größerer Lebensmittelketten, die schon bisher die Vorzüge der Integration regionaler Qualitätsprodukte erkannt und sie gelistet haben. Daneben zeichnet uns in Altmühlfranken auch das Vorhandensein noch zahlreicher kleiner Fachhandelsbetriebe aus den Bereichen der Holzbe- und Verarbeitungs-, der Bekleidungs-, der Freizeit- oder anderer mittelständischer Konsumgüterbetriebe aus.
    Wir haben jetzt in der Tat die einzigartige Chance, diesen Betrieben wieder zu mehr Wertschöpfung zu verhelfen, die für uns ja auch sonst bedeutende Ansprechpartner sind, wenn es um die Unterstützung der Gemeinwesenarbeit, um die Bereitstellung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen oder die Abführung von Steuern geht.
    Dieser Virus hat die Folgen einer ungezügelten Globalisierung deutlich gemacht. Er hat aber auch gezeigt, dass wir uns von diesen Fremdbestimmungen in wichtigen Bereichen befreien können, wenn wir uns auf die Vorzüge kleinerer, regionaler und vor allem nachhaltiger Kreislaufsysteme besinnen. Jener Unternehmen also, die in dieser Extremsituation für die Region und deren Menschen sichtbar da waren und vielfache Hilfe und Unterstützung angeboten haben. Sie verdienen gerade jetzt unsere konsequente Solidarität!
  • Vorratshaltung wieder wertschätzen
    Diese Virus-Krise hat uns aber auch drastisch vor Augen geführt, wie wenig nachhaltig diese gesamte „Just-in-Time-Produktion“ geworden war. Wenn globale Lieferketten jäh unterbrochen werden, wenn urplötzlich wieder Grenzen hochgezogen und irrsinnige Wartezeiten bei der jeweils nationalen Güterabfertigung zu zusätzlicher Störung führen, demontiert sich ein solches System selbst.
    Denn nun wird neben der ortsnahen Produktion auch wieder der Wert von Depots oder Zwischenlagern bewusst. Die Abhängigkeit unserer Produktion oder unserer täglichen Lebensqualität von der konsequenten Aufrechterhaltung eines immerwährend rollenden Lagerbestands ist in dieser aktuellen Situation nochmals ad absurdum geführt worden. Der Handel wird künftig wieder stärker zur eigenen Risikovorsorge zurückkehren, wenn er nicht dauerhaft mit dem Problem leerer Regale konfrontiert werden möchte. Und dies wird vor allem auch über die Vorzüge regionaler Produktanbieter möglich sein, die in der Vergangenheit den international agierenden Ketten unterlegen waren. Hier wird eine eindeutige Veränderung eingefahrener Lieferketten zugunsten regional ansässiger Lieferanten erwartet. Hier liegt daher auch die einzigartige Chance zukunftsfähiger Regionen, solche überlebensnotwendigen Reserven auch wieder vor Ort, also konkret hier in Altmühlfranken sicher verfügbar zu wissen und deren Reaktivierung zu betreiben.
  • Regionaler Fachhandel verdient unsere volle Aufmerksamkeit
    Und wir haben in dieser Krise auch schmerzlich erleben müssen, welche bedrohlichen Konsequenzen es haben kann, wenn große Teile lebensnotwendiger Produktionsprozesse – wie z.B. bei Medikamenten – bereits in ferne Kontinente verlagert wurden.
    Es wurde aber dabei auch transparent, wie verletzlich diese neuen Lieferketten sind, wenn wir z.B. bei unserer Versorgung mit Arzneimitteln auf Online-Dienste angewiesen sind. Viele Menschen haben den unverzichtbaren Wert z.B. der beratenden Rolle unserer vor Ort verankerten Apotheken wieder erkannt.
    Es wird daher nicht ausreichen, wenn wir nur über eine Rückverlagerung von medizinischen Produktionsabläufen zumindest nach Europa nachdenken. Wir müssen auch wieder den Wert der regionalen Präsenz des Fachhandels mit seiner umfassenden und persönlichen Beratungs-Kompetenz würdigen.
  • Zugang zum eigenen „Grün“ erleichtern
    Diese aktuelle Krisensituation hat aber auch viele Menschen in Mehrfamilienhäusern – ohne den unmittelbaren Zugang zu selbst zu bewirtschaftenden Flächen, und mögen sie noch so klein sein –  daran erinnert, welche Bedeutung für unsere Lebensqualität und evtl. auch Lebensmittelsicherheit ein eigener Garten haben kann.
    In der Landeshauptstadt München gibt es schon seit Jahren die Krautgärten, meist von Landwirten bereit gestellte Flächen am Stadtrand, die zwar mit Gartenkräutern, Gemüse und anderen Gartenpflanzen im Frühjahr von diesen bestellt werden, aber dann von interessierten Großstädtern zur weiteren Pflege und Ernte verpachtet werden. Es gibt zahlreiche weitere Kommunen, aber auch Lebensmittelhändler wie tegut, welche diese Idee aufgegriffen haben, die auf eine kaum zufrieden zu stellende hohe Nachfrage bei den Konsumenten geführt hat.
    Dieser Ansatz eignet sich daher auch für den ländlichen Raum, wo es ebenfalls zahllose Menschen ohne direkten Zugang zu einem eigenen Garten oder gar nur  einen eigenen Balkon gibt. Es wäre sicherlich ein ebenso interessanter wie auch begehrter Ansatz, solche Saison- oder Krautgärten auch hier in Altmühlfranken durch die heimischen Landwirte anzubieten.
    Abgesehen von den Vorzügen der direkten Versorgung mit frischen und saisonalen Lebens-mitteln, eröffnen diese Partnerschaften auch völlig neue Beziehungen und können zusätzlich ein umfassenderes Verständnis dieser Pächter für die ihnen häufig so fremd gewordene bäuerliche Alltags-Arbeit auslösen.
  • Solidaritätskultur kultivieren
    Die neu entdeckte Solidarität in unserer Gesellschaft, die ja auch in Altmühlfranken zu bemerkenswerten Aktionen geführt hat, sollte in einem hoffentlich bald wieder einkehrenden Alltag nicht wieder erneut untergehen.
    Es ist daher sinnvoll, gemeinsam diese Ausnahmesituation noch einmal in Erinnerung zu rufen und zu hinterfragen, ob und wie dieseSolidaritätsstrukturen in unserer Zukunft nun fest verankert werden können. Möglicherweise kann dies über neue Formate kommunaler Dialogforen aufgegriffen und in Altmühlfranken sogar zukunftsfähig weiter entwickelt werden. Die bereits bestehenden und häufig gut funktionierenden sozialen Netzwerke wären dafür eine gute Grundlage.
  • Aufwertung sozialer Betreuungsmodelle
    Die Bedeutung des Fehlens von Sozialkontakten haben in diesen Zeiten viele Menschen erstmals mit persönlicher Erfahrung – wenn auch nur auf die eigenen Wände bezogen – erleben können. Dadurch wurden viele Klagen von Menschen der älteren Generation auf einmal hautnah zu einem nachvollziehbaren Schreckgespenst. Es wurde schon sehr viel über die Probleme der Vereinsamung – beileibe nicht nur auf die ältere Generation beschränkt – kommuniziert, aber wirklich wahrnehmbar wurde sie für viele erst in diesen Tagen der Corona-Krise.
    Es muss daher auch als eine der Lehren aus dieser Situation nach effizienten Lösungen gesucht werden, wie wir diesem gesamtgesellschaftlichen Problem durch neue Formate vonBetreuungsmodellenwirkungsvoll begegnen können. Über die Freiwilligenagentur Altmühlfranken wurden dazu bereits ansatzweise und punktuell Angebote unterbreitet. Es wurde für viele Menschen aber erst jetzt erkennbar, welche Dimension und Auswirkungen eine solche Vereinsamung mit sich bringen kann, wobei dieses Problem nicht alleine auf Pflege- und Altenheime beschränkt ist.
    Es ist daher ein Gebot der Stunde, für Altmühlfranken nach solchen Betreuungsmodellen zu suchen und diese auch breit in der Gesellschaft zu verankern. Denn alleine über eine staatliche Vor- und Fürsorge dürfte diese Herausforderung nicht zu leisten sein.
  • Neue Demut gegenüber Sozialberufen und -Dienstleistungen
    Die in dieser Krise – möglicherweise erstmals – registrierteDemut gegenüber vielen Menschen aus den für uns wichtigen Dienstleistungsberufen darf ebenfalls nicht in einem wieder zurückkehrenden Alltag untergehen. So wichtig und richtig der Applaus in diesen krisenhaften Zeiten war, so bedeutend werden diese Berufe auch in Zukunft bleiben.
    Bayern hat einen Anfang gemacht und will Pflegekräfte künftig deutlich besser entlohnen.
    Aber es darf nicht nur bei den Pflegekräften bleiben und wir werden diesen Leistungen auch nicht alleine durch eine bessere Bezahlung honorieren, so wichtig dies natürlich auch ist.
    Wir sollten in Altmühlfranken einmal konkret darüber nachdenken, wie wir all diese sog. systemrelevanten Berufe auch in unserer täglichen Wertschätzung achten und unterstützen können. Und wir sollten uns in Erinnerung an diese Zeit auch überlegen, wer hier in Altmühlfranken zu jenen Stützen der Gesellschaft zählt, deren besondere Bedeutung für viele wohl erst in dieser krisenhaften Situation deutlich wurde! Es wäre großartig, wenn sich aus dieser Situation eine Entwicklung ableiten lassen wird, bei der dieses soziale Engagement nun endlich auch eine deutlich höhere gesellschaftliche Wertschätzung erfährt.
  • Tourismus neu denken – Nähe als neue Sehnsucht
    Neben dem Einzelhandel und zahlreichen Schlüsselindustrien sind insbesondere im ländlichen Raum die Dienstleister der Tourismusbranche von dieser globalen Viren-Krise betroffen. Der Tourismusverband Fränkisches Seenland hat bereits auf die dramatischen Einbrüche dieser Branche aufmerksam gemacht, bei der viele aus strukturellen Gründen nur äußerst schwer die alleine bis jetzt entstandenen Ausfälle werden verkraften können. Es haben einige – vor allem gastronomische Dienstleister – darauf bereits mit sehr kreativen Lösungen reagiert, um wenigstens diese Zeit konstruktiv zu überdauern.
    Es wird natürlich auch im Tourismus eine Zeit nach der Corona-Krise geben und auf diese sollten alle nach Möglichkeit gut vorbereitet sein, auch wenn dies evtl. noch sehr lange dauern könnte. Denn danach werden alle, die bis dahin ihr Überleben sichern konnten, massiv auch über Marketing in den neu wieder erwachenden Markt investieren. Es wird absehbar einen intensiven Wettbewerb um diesen dann neu erwachenden Tourismus-Kuchen geben! Und es ist da wohl auch absehbar, dass bis auf weiteres vor allem der Binnentourismus profitieren wird. Auslands- und wohl auch Gruppenreisen werden sicher so schnell nicht wieder das Marktgeschehen dominieren. Diese Entwicklung wird daher all jenen entgegenkommen, die dieses Marktsegment schon bisher sehr kreativ bedienen konnten.
    Die beiden Tourismus-Destinationen in Altmühlfranken – Fränkisches Seenland und Naturpark Altmühltal – könnten daher durchaus gestärkt aus dieser Krise, wenn auch mit einer wohl unvermeidbar geringeren Basis an Betrieben bzw. Betten hervorgehen. Es wird daher von besonderer Bedeutung sein, dass in dieser Phase vor allem auf die authentischen Alleinstellungsmerkmale gesetzt wird. Denn es ist absehbar, dass sich alle Mitbewerber zeitgleich mit massivem Einsatz um die wieder erwachende Nachfrage bemühen werden.
    Eine zentrale Rolle wird dann der zunächst startende Tagestourismus spielen. Auf ihn und seine Multiplikatorwirkung sollte deswegen als erstes Ziel gesetzt werden. Hier können bereits jetzt kreative Animationen über das Internet dazu führen, dass neue Regionen entdeckt oder schon bekannte Regionen in Erinnerung bleiben
    Eine möglicherweise nicht zu unterschätzende Rolle können dabei im Fränkischen Seenland und im Naturpark Altmühltal auf breiter Fläche eingesetzte Landschafts-Webcams spielen. Diese sollten gut verteilt die besonderen Höhepunkte und Alleinstellungsmerkmale von Kulturlandschaften und dörflichen Bau-Ensembles mediengerecht ausleuchten. Aber anders als dies seit Jahrzehnten der Alpenraum bereits mit der Präsentation seiner nicht immer optisch sehr ansprechenden Ski-Pisten – und dies in bewährter Kooperation mit öffentlich-rechtlichen Sendern –  betreibt. Denn im Unterschied dazu wäre es hier von besonderer Bedeutung, vor allem herausragende Bilder unserer harmonischen Erholungs- und Urlaubslandschaften als Besuchsmotivation zu präsentieren. Nach solchen Entscheidungshilfen werden die Menschen  greifen, die so lange auf attraktive Ausflüge verzichten mussten.
  • Chance für neue Profilierung der Landwirtschaft
    Die Corona-Krise hat uns jedoch auch gezeigt, wie sehr viele Menschen sich nach einer Harmonie mit der Natur sehnen. Dies gilt vor allem für jene Bürgerinnen und Bürger, die weder einen Zugang zu einem eigenen Garten oder gar nur einen Balkon verfügen. Eine besondere Bedeutung könnten dabei, auch als Alternative zu den aktuellen Situationen in den Pflege- und Altenheimen sog. Green-Care-Angebote in Altmühlfranken darstellen. In vielen anderen Regionen wurden damit bereits sehr gute und Mut machende Erfahrungen gesammelt. Damit sind vielseitige soziale Dienstleistungen im ländlichen Raum zu verstehen. Der Bauernhof wird dabei zu einem Begegnungsort, an dem viele Menschen aus unterschiedlichen Lebenslagen die Chance erhalten, positive Erfahrungen zu sammeln. Dies können je nach Kontext gesundheitsfördernde, pädagogische oder soziale Ziele für unterschiedliche Zielgruppen sein. Mit dem Begriff „Green Care“ werden Aktivitäten zwischen Mensch, Tier und Natur verstanden und gebündelt. Dabei umfassen die darunter zu verstehenden Angebote Gartentherapie, Abenteuertherapie bis hin zur tiergestützten Therapie, Erfahrungslernen am Bauernhof oder soziale Landwirtschaft. Diese Therapien erfolgen in Partnerschaft mit Betrieben aus dem Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich. Die an Green Care beteiligten Bauernhöfe werden dabei zum Arbeitsort (Tagesstruktur für Menschen mit besonderen Bedürfnissen), Gesundheitsort (Prävention und Gesundheitsförderung), Bildungsort (naturnahe Betreuungsangebote für Kinder) oder zum Lebensort (ambulante und stationäre Angebote für ältere Menschen).
    Mit diesen Ansätzen kann einerseits der gerade in Altmühlfranken noch häufig kleinstrukturierten Landwirtschaft eine neue Erwerbsalternative aufgezeigt, der Abwanderung aus dem Raum vorgebeugt und wohnortnahe Betreuungsangebote für Kinder, ältere Mitbürger*innen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen aufgezeigt werden. Green Care nutzt also bestehende Strukturen und bringt zudem Wertschöpfung in die Region.
    Ein solches und vor allem breit ausgerichtetes Angebot stellt in Altmühlfranken – nicht nur in  Krisensituationen wie dieser  – eine optimale Ergänzung bestehender Betreuungseinrichtungen dar.
  • Immunsysteme im neuen Fokus
    Die Förderung des Immunsystems stellt eine notwendige Prophylaxe im täglichen Kampf gegen die unzähligen – und immerwährend präsenten – Krankheitskeime dar. Der globale Ausbruch des Corona-Virus hat mit kaum zu überbietender Deutlichkeit aufgezeigt, wie sehr wir von einem intakten Immunsystem abhängig sind. Die tägliche Bewegung in der freien Natur gehört zu den wichtigsten Eigeninitiativen, um dieses dauerhaft aufzubauen. Eine Region wie Altmühlfranken bietet als Teil ihrer umfassenden Lebensqualität deutlich bessere Voraussetzungen als jeder urbane Ballungsraum, um diesen Standortvorteil nutzen zu können.
    Neben diesem Aspekt kommt aber auch einer ausgewogenen und gesunden Ernährung eine besondere Bedeutung beim Aufbau des Immunsystems zu. Und gerade in dieser krisenhaften Situation wurden ja viele Familien seit längerer Zeit wieder einmal oder evtl. gar erstmalig mit der Situation konfrontiert, dass einerseits Mahlzeiten gemeinsam in der Familie eingenommen und andererseits über die Zubereitung mit frischen Rohstoffen neue Erfahrungen gesammelt werden konnten. Es ist unbestritten, welche gesundheitlichen Vorzüge damit verbunden sind, wenn wir der Zubereitung und der Aufnahme unserer Nahrung wieder mehr Raum widmen können. Denn selbst Gerichte aus guten Grundprodukten zuzubereiten bedeutet auch, wieder Verantwortung für das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Das Kochen und die Nahrungsaufnahme sind im Hinblick auf die Gesundheit das Beste was wir für uns und unsere natürlichen Abwehrkräfte tun können. Wenn dies sogar gemeinsam erfolgt, wie jetzt in diesen krisenhaften Wochen, stellt das keinen vermeintlichen Zeitverlust sondernsogar einen wünschenswerten Gewinn unserer Lebensqualität, vor allem bei den sozialen Beziehungen dar.
    Es reicht natürlich nicht aus, dies auf die drangvolle Enge einer „verordneten“ Quarantänesituation zu beschränken. Diese Kreativität sollte auch weiter eine gelebte Alltagsqualität werden. Es macht daher Sinn, diese Gemeinsamkeiten von Einkaufen regionaler Qualitätsprodukte, über das Zubereiten und bis hin die Zeit für das gemeinsame Tischerlebnis nun wieder sukzessive als Lebensqualitätsgewinn zu sehen und weiteraktiv zu leben. Um dieses Ziel zu erreichen  – heute kochen nur 40 % täglich und nur 20 % bereiten ihre Mahlzeiten aus frischen Produkten selbst her – sind dazu kreative Motivationen notwendig. Diese stellt daher eine aktuelle Herausforderung für die „Nach-Corona-Zeit“  in Altmühlfranken dar, um nicht nur in einer künftigen Krise wieder den Wert einer authentischen Ernährung Wert zu schätzen!

Es dürfte unbestritten sein, dass uns die Zeit dieser Krise stärker als jede andere zuvor geprägt hat und weiter prägen wird. Aber es darf bei der Freude über die ja sicher anstehenden Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen und des Herunterfahrens weiter Bereiche unserer Wirtschaft nicht die Verlockung aufgegriffen werden, zum alten Rhythmus des gewohnten Lebens zurückzukehren. Es hat sich in diesen Zeiten bereits gezeigt, welche neue Solidarität unter den Menschen immer noch möglich ist. Daran kann und muss nun  angeknüpft werden. Dabei wird aber auch daran zu erinnern sein, dass es eine Minderheit gab und gibt, welche über keine solche Solidaritätsaffinität verfügte. Da Solidarität aber wohl zu den besonders zukunftsträchtigen Potenzialen unserer Gesellschaft zählen wird, muss es aller Anstrengungen wert sein, möglichst viele Menschen hier aktiv mitzunehmen.

Und es muss uns in Altmühlfranken hierbei auch bewusst werden, welche Lebensqualität unsere Region uns immer noch bietet. Möglicherweise nehmen wir diesen Standortvorteil jetzt wieder einmal sehr bewusst wahr.

Aber trotz all dieser Perspektiven war es eigentlich erschreckend, dass wir eines solchen Anschubs mit globaler Auswirkung und fatalen Folgen bedurft haben, um derart „neue“ Erkenntnisse und Erfahrungen zu gewinnen. Wir sollten uns daher dauerhaft für sicher wieder anstehende Krisen besser rüsten. Der globale Klimawandel ist ja aller wissenschaftlicher Erkenntnis nach nicht mehr aufzuhalten, seine Auswirkungen werden aber diejenigen von Corona sogar deutlich übersteigen.
Alles, was wir jetzt erleben mussten, war dafür eine sehr schmerzhafte Blaupause…..
Nutzen wir die Zeit, die uns für eine effiziente Umkehr unseres  Lebensstils verblieben ist und sehen dies nicht als einen unerträglichen Verzicht, sondern als eine Chance auf eine neue Lebensqualität an.

Dieter Popp, FUTOUR Regionalberatung
Haundorf

Der Freistaat finanziert

Förderung erreichte im März 2020 knapp 100 Millionen Euro

Neubau der Kläranlage Aurach im Ansbach. Foto: Wasserwirtschaftsamt Ansbach


Im wasserarmen westlichen Mittelfranken ist das Verhältnis von Abwasseranfall aus Kläranlagen zur Abflussmenge in den Fließgewässern vielfach besonders ungünstig. Daraus ergibt sich die Verpflichtung besonders auf die Qualität der Abwasserreinigung Wert zu legen, da nur so ein zufriedenstellender Zustand der Fließgewässer in Hinblick auf den Gewässerschutz gewährleistet werden kann. Im dünn besiedelten westmittelfränkischen Bereich konnte der, auf Grund der sehr abflussschwachen Gewässer erforderliche Anschlussgrad an Kläranlagen, in der Vergangenheit häufig nur durch eine Vielzahl kleiner Anlagen erreicht werden.
Die Anforderungen schritten jedoch auch in der Abwasserentsorgung und Trinkwasserversorgung voran und rechtliche Anforderungen des Umwelt- und Gewässerschutzes werden fortgeschrieben. Dies stellt die Abwasserentsorgung und Trinkwasserversorgung vor neue Herausforderungen. Bei diesen Aufgaben der Daseinsvorsorge unterstützt der Freistaat Bayern, vertreten durch die Wasserwirtschaftsämter, die Kommunen finanziell und steht diesen auch bei der Umsetzung der Vorhaben beratend zur Seite.
Die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung stellen eine wichtige Infrastruktur dar, die langfristig und planvoll erhalten werden muss, im Sinne der Bürger und der Umwelt. Wirkungsvolle Sanierungsmaßnahmen verlängern die Nutzungsdauer dieser Anlagen erheblich und unterstützen die Entwicklung einer Kommune nachhaltig.
Wird in den Erhalt dieser Anlagen planvoll investiert, fördert der Freistaat Bayern nach den Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas 2018) in Härtefällen.Gefördert werden beispielweise der Bau von Verbundleitungen zwischen verschiedenen Anlagen der Trinkwasserversorgung sowie Abwasserentsorgung innerhalb von Kommunen, aber auch der Verbund über die Gemeindegrenze hinaus mit anderen Kommunen. Die Sanierung von Trinkwasserleitungen und Abwasserkanälen sowie die Sanierung vorhandener Anlagen im Trink- und Abwasserbereich kann unter bestimmten Voraussetzungen ebenso gefördert werden, wie die Erarbeitungen von Sanierungs- und Strukturkonzepten. In einigen Fällen ist auch der Beitritt zu einem Zweckverband sinnvoll, was ebenfalls förderfähig ist. Über ein Sonderför-derprogramm wurde bereits seit einigen Jahren die technische Sanierung von Kläranlagen bzw. der Anschluss von Abwasserteichanlagen an Kläranlagen mit biologischer Reinigungsstufe unterstützt.
Diese Förderverfahren werden federführend bei den Wasserwirtschaftsämtern betreut.
Im Amtsbezirk des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach – mit den Landkreisen Ansbach, Weißenburg-Gunzenhausen, Neustadt a. d. Aisch – Bad Windsheim sowie der Stadt Ansbach – wurden bis Anfang März 2020 Zuwendungen mit einem Gesamtfördervolumen von über 98 Millionen Euro für Maßnahmen bewilligt, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden.

Prof. Czysz referiert

Am 27. Februar im Limeseum: „Wie war das Klima zu Zeiten der Römer?


Auch wenn aus der Sicht eines Menschenlebens alles
„schon immer so gewesen“ zu sein scheint: Der Klimawandel ist allgegenwärtig, seine Erscheinungen weder zu übersehen, geschweige denn ernsthaft zu leugnen. Das Limeseum im Römerpark Ruffenhofen (Gemeinde Markt Weiltingen, Landkreis Ansbach) wirft vor diesem Hintergrund ganz andere Fragen auf: Wie sah das Klima zur Römerzeit aus? Mit welchen Quellen und Methoden kann die Forschung solche Fragen beantworten Klimageschichte und Archäologie beginnen gerade zu erkennen, dass wichtige Phasen der Kulturentwicklung und historische Ereignisse unmittelbar mit klimatischen Veränderungen in der Umwelt zusammenhängen.

Wissenswertes dazu vermittelt Professor Dr. Wolfgang Czysz bei seinem Vortrag am Donnerstag, 27. Februar, um 19 Uhr im Limeseum. Der provinzialrömische Archäologe Czysz befasst sich an diesem Abend mit Fragen der historischen Klimakunde anhand ausgewählter archäologischer Beispiele.
Der Eintritt ist frei. Der Bezirk Mittelfranken fördert das Limeseum mit einem jährlichen Betriebskostenzuschuss von 60.000 Euro.

Solidarisch mit Bauern

Junge Union verlangt mehr Respekt


Die Junge Union Weißenburg-Gunzenhausen steht an der Seite der Bäuerinnen und Bauern und fordert mehr Solidarität und Respekt gegenüber der Urproduktion/Agrarbranche.
Landwirte aus ganz Bayern beteiligten sich am vergangenen Dienstag an den Demonstrationen gegen die aktuelle Agrarpolitik der Bundesregierung. In den vergangenen Monaten hatte sich in der Bauernschaft viel Unmut aufgestaut: die Verschärfung der Düngeverordnung, der Glyphosat-Ausstieg, der neue Agrarpakt als Folge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ samt Begleitgesetz, die Einführung des von vielen Seiten kritisierten Tierwohllabels und dazu überbordende Bürokratie, welche den Landwirten kaum noch Zeit für die eigentliche Arbeit lässt; die Gründe für die Proteste sind vielfältig. Die Bäuerinnen und Bauern beklagten außerdem die mangelnde Wertschätzung in der Gesellschaft und die permanenten Schuldzuweisungen.
Die Junge Union Weißenburg-Gunzenhausen stellt sich klar auf die Seite der Landwirte. Die Geschwindigkeit, mit der die Gesetze für mehr Umwelt- und Naturschutz derzeit auf die Branche einstürzen, bedrohen immer mehr landwirtschaftliche Betriebe in ihrer Existenz. Die Bauernschaft sollte zukünftig besser in die Entwicklung alltagstauglicher Vorgaben mit eingebunden werden. Gleichzeitig gebührt den Landwirten mehr Respekt und Anerkennung. Jeder Bürger sollte sich ins Bewusstsein rufen, woher die Lebensmittel kommen, die täglich in vollgefüllten Regalen in den Supermärkten zu finden sind. Die Junge Union Weißenburg-Gunzenhausen fordert mehr Solidarität mit den Bäuerinnen und Bauern, denn es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, regional einzukaufen und damit auch kleinere Landwirte aus der Region zu unterstützen.
Auch der JU-Kreisvorsitzende Manuel Blenk zeigte Verständnis für die Proteste: „Auch die Landwirte in unserem Umkreis sind durch die zahlreichen Verordnungen unter großen Druck geraten und sehen sich gleichzeitig von vielen Seiten Anfeindungen ausgesetzt. Wir stehen hinter unseren Bauern und wünschen uns, dass die Leute beim Einkauf noch gezielter regionale Produkte achten. Für uns ist ganz klar: Eine Zukunft ohne Bauern ist nicht vorstellbar!“
Passend zu diesem Thema findet am Dienstag, 29.Oktober, um 19 Uhr eine Betriebsbesichtigung der Landwirtschaft Dippmann (landwirtschaftlicher Betrieb der CSU- & JU-Kreistagskandidatin Maren Dippmann), in der Flederwischgasse 6 in 91801 Markt Berolzheim mit dem Stimmkreisabgeordneten und Vorsitzenden des Arbeitskreises für Ernährung und Landwirtschaft, Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag Artur Auernhammer MdB sowie dem Landtagsabgeordneten und Landratskandidaten Manuel Westphal MdL statt.

Drei Orte sind weiter

Aha, Meinheim und Hohenweiler haben sich qualifiziert

Die Gewinner des diesjährigen Kreisentscheids beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – unser Dorf soll schöner werden“ stehen fest. Aha, Hohenweiler und Meinheim haben die Jury überzeugt und werden den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen im Jahr 2020 beim Bezirksentscheid vertreten.

Am Kreisentscheid des 27. Bundeswettbewerbs haben sich in diesem Jahr Aha, Cronheim, Dettenheim, Filchenhard, Hohenweiler, Maicha, Meinheim, Nennslingen, Oberwurmbach und Unterwurmbach beteiligt. Drei der insgesamt zehn Ortschaften haben mit sehr großem Erfolg teilgenommen:

Aha ist mit vier Voll- und sieben Nebenerwerbbetrieben noch sehr landwirtschaftlich geprägt. Der Straßenraum beeindruckt mit einem breiten, von Bäumen gesäumten Grünstreifen. Darüber hinaus hat sich die Bevölkerung sehr engagiert und Blühstreifen angelegt. Mit dem Neubau des TÜV Service-Centers wird die Möglichkeit der Innenentwicklung eröffnet.

Die kleine Ortschaft Hohenweiler mit 220 Einwohnern besitzt mit seiner Nähe zum Brombachsee eine hohe Lebensqualität. Besonders hervorzuheben sind die zahlreichen Keller, die unbedingt erhalten werden sollten. Das Neubaugebiet zeichnet sich durch eine gute Gestaltung und Durchgrünung aus.

Meinheim hat seit seiner Silbermedaille auf Bundesebene 2016 unermüdlich an seiner Ortschaft weitergearbeitet. Mit großem Engagement wurde der Friedhof weiterentwickelt, eine ehemalige Gaststätte umgebaut, die Mehrzweckhalle renoviert und der Parkplatz dieser Halle erhielt die lange gewünschten Bäume. Darüber hinaus hat die Gemeinde in der Ortsmitte das ehemalige Raiffeisengebäude erworben und möchte es in ein Bürgerhaus umbauen. Besonders überzeugt in Meinheim hat jedoch der ökologische Aspekt. Die Meinheimer haben auf dem Gelände des Sportplatzes eine Streuobstwiese mit einem Biotop angelegt.

Zusätzlich zu den Nominierungen werden in diesem Jahr zwei Sonderpreise vergeben. Die Jury hat entschieden Dettenheim mit einem Sonderpreis für die Erhaltung und Wiederherstellung alter Bausubstanz im Rahmen der Dorferneuerung auszuzeichnen. Außerdem erhält Nennslingen für die Heranführung der Jugend an die nachhaltige Nutzung der Streuobstbestände einen Sonderpreis.

Besonders herauszustellen ist beim diesjährigen Wettbewerb, dass in allen teilnehmenden Ortschaften zahlreiche positive Maßnahmen umgesetzt wurden und sich die Bürgerinnen und Bürger intensiv mit ihrem Ort auseinandergesetzt haben. Dieses bürgerschaftliche Engagement war auch bei Begehung mit der Kommission im September deutlich spürbar.

So haben Cronheim und Filchenhard ihre Gestaltungsideen im Rahmen der Dorferneuerung gut umgesetzt und ihrem Ort eine neue Mitte gegeben. In Cronheim ist auch die gelungene Sanierung des Pfarrhauses hervorzuheben.

Auch Maicha ist es durch das besondere Engagement der Bevölkerung und der ansässigen Firmen gelungen, der Ortschaft mit einem Dorfhaus einen neuen Mittelpunkt zu geben. Zahlreiche Ehrenamtliche haben viel Zeit und Mühe in die Gestaltung des Dorfhauses gesteckt.

Die kleine Ortschaft Oberwurmbach zeichnet sich durch eine besonders starke Durchgrünung aus und in Unterwurmbach war die Jury von der Neuanlage einer Streuobstwiese mit Baumpaten besonders beeindruckt.

In der Jury saßen die Kreisfachberaterin für Gartenbau und Landespflege Carola Simm, Kreisbäuerin Helga Horrer, Altbürgermeister Fritz Walter aus Absberg als Vertreter der Bürgermeister, der Vorsitzende des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege Gerhard Durst, Helen Sylvestre von der Unteren Naturschutzbehörde und Andrea Fina vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Bewertet wurden unter anderem die wirtschaftliche Entwicklung, die Sicherung alter und erhaltenswerter Bausubstanz, die Einfügung neuer Bausubstanz in die bereits vorhandene, eine standortgerechte Eingrünung und Durchgrünung des Ortes, sowie die Schaffung einer lebenswerten, sozialen Umwelt unter Berücksichtigung der Belange der Natur im Dorf und in der freien Landschaft.

Der Wettbewerb bietet den Dörfern eine große Chance. Er rückt die aktuelle Situation der Ortschaften ins Bewusstsein und trägt dazu bei, diese neu zu überdenken. Kaum ein anderer Wettbewerb stärkt so das „Wir“-Gefühl. Hier können Gemeinden mit ihren Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam die Zukunft aktiv gestalten, denn der Wettbewerb stellt Beispielhaftes heraus und regt zur Nachahmung an. Die Freiwilligkeit und die Eigenleistung der Bevölkerung stehen dabei im Vordergrund.

Alle Teilnehmer des diesjährigen Wettbewerbs werden am Samstag, den 07. März 2020 in der Stadthalle in Treuchtlingen ausgezeichnet.

Ideen besser als Verbote

Klimaschutz ist globale Herausforderung

Zu den lokalen und überregionalen Klimaschutzaktivitäten erklärt  Stadtrat Werner Falk, der Vorsitzende der Freien Demokraten in Gunzenhausen:

Der Schutz ihrer Umwelt ist für die Menschen eine globale Aufgabe, die nicht an Ländergrenzen halt macht. Mit Unbehagen sehe ich die Praxis in manchen Schwellenländern, die ein Ausdehnen von CO2-Emissionen bedeuten und die kontraproduktiv wirken angesichts der ambitionierten Klimaschutzziele in Ländern der westlichen Welt. Deshalb braucht es ein international abgestimmtes Handeln.

Ich setze auf die Innovation des Wettbewerbs, denn neue Technologie sind eine starke Triebkraft für den Klimaschutz. Die Freien Demokraten wollen die deutsche Gesellschaft nicht mit weiteren Verboten traktieren, sondern fordern die Weiterentwicklung des Emisionshandels als globales Klimaschutzinstrument und die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens anstelle nationaler Alleingänge, die meist nur vorgaukeln, etwas zu bewirken, es aber in der Tat nicht tun. Ich bin für den Verzicht auf Subventionen, beispielsweise die Flugsteuer betreffend.

Die weltweite Sensibilisierung der Menschen durch die Bewegung „Friday for Future“ wird von mir begrüßt, aber mit dem Protest allein ist es nach Übereinstimmung aller Experten nicht getan, wenn z.B. die Demonstranten nicht auf billige Ferienflüge oder übermäßige Handydnutzung verzichten. Ich fordere sie deshalb dazu auf, wahrhaftig zu sein und durch gutes persönliches Klimaschutzverhalten ein Vorbild zu sein.

Wir brauchen ein verändertes Verbraucherbewusstsein, aber das lässt sich nicht übers Knie brechen. Und vor allem dürfen wir Deutsche nicht vor lauter Eifer unsere hoch entwickelte Industrie an die Wand fahren. Wir sollten nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen und nicht millionenfach Arbeitsplätze und somit das Wohlergehen unserer Bevölkerung gefährden. Wohl überlegte Schritte sind wertvoller als effekthaschender Aktionismus.

Werner Falk, 20.9.2019