Archiv: Allgemein

Impfzentrum schließt

Ab dem 1. Januar 2023 werden bayernweit alle Impfzentren auf Weisung der bayerischen Staatsregierung geschlossen. Auch das Impfzentrum in Weißenburg ist davon betroffen und schließt zum Jahreswechsel.

Personen, die sich ab dem 1. Januar gegen das Corona-Virus impfen lassen möchten, haben nach wie vor die Möglichkeit eine niedergelassene Arztpraxis im Landkreis aufzusuchen.

Bitte beachten Sie, dass auch erforderliche Zweit- oder Auffrischimpfungen nicht mehr am Impfzentrum in Weißenburg durchgeführt werden können. Mit dem schriftlichen Impfnachweis, der nach einer Impfung am Impfzentrum ausgestellt wurde, können Zweit- oder Auffrischimpfungen auch problemlos bei Ihrem Hausarzt durchgeführt werden.

Sternenhimmel am Hahnenkamm

Faszination der Nacht an drei Standorten

Bürgermeisterin Susanne Feller vor einer der Tafeln, mit der das neue Projekt der Himmelsbeobachtung erläutert wird.

Die Marktgemeinde Heidenheim bietet als erste Kommune in Altmühlfranken einen aktiv kommunizierten Standort, um den Sternenhimmel – unbeeinträchtigt von störendem Lichteinfall – beobachten zu können. Susanne Feller, Heidenheims 1. Bürgermeisterin bezeichnete den Parkplatz unterhalb der Katharinenkapelle bei Hechlingen als einen von nur drei Standorten auf dem Hahnenkamm, an denen weitgehend ohne Fremdlichteinfall das faszinierende Sternenfirmament erlebt werden kann. Denn nach Sonnenuntergang kann man in Europa nur noch an ganz wenigen Standorten natürliche Dunkelheit als ein besonderes Naturerlebnis wahrnehmen. Die Zersiedlung, ein immer intensiver ausgebautes Straßennetz und das Zusammenwachsen der einzelnen Orte zu Siedlungsbändern oder gar riesigen Ballungsräumen führen dazu, dass zu viel künstliches Licht die Nacht zum Tage macht. Ein Blick von der die Erde umkreisenden Raumstation ISS macht deutlich, wie intensiv gerade in Mitteleuropa überschüssiges künstliches Licht den Nachthimmel aufhellt.
Einer dieser ganz wenigen Orte, an dem in unserer Region die Nacht noch Nacht sein kann, ist in der Tat der Bereich um die Katharinenkapelle bei Hechlingen.am See. Hier stört so gut wie kein Fremdlichteinfall, daher kann man bei unbedecktem Himmel an diesem Standort das Sternenfirmament und vor allem die Milchstraße sehr gut beobachten. Um dieses Erlebnis noch zu optimieren, wurde dort durch die Marktgemeinde zusätzliche eine Sternenliege installiert, die es den interessierten Gästen und Besuchern ermöglicht, den Sternenhimmel Hahnenkamm besonders
eindrucksvoll zu erleben. Dafür reicht der Blick mit dem bloßen Auge bereits aus. Aber noch eindrucksvollere Bilder liefert ein Fernglas oder gar ein mitgebrachtes Teleskop. Schon alleine mit bloßem Auge sind in einer klaren
mondlosen Nacht bereits über 4.000 Sterne zu erkennen. Das heute an kaum einem Standort in unserer dicht besiedelten Landschaft noch mögliche Beobachten eines solch dunklen Sternenhimmels stellt immer wieder ein faszinierendes Erlebnis dar. Es sollte daran erinnert werden,dass letztlich die Gestirne eine zentrale Grundlage für die Entstehung der Navigation oder des Kalenders darstellten.

Der Sternenbeobachtungspunkt an der Katharinenkapelle ist also keine ausgestattete Sternenwarte, sehr wohl aber eine Warte, die ein intensives Beobachten des Nachthimmels ermöglicht. Hinweise dazu werden an der Katharinenkapelle über Informationstafeln geboten, die auch auf Möglichkeiten verweisen, wie dieser Nachhimmel durch geeignete Fototechnik festgehalten werden kann.
Eine Beobachtungsgarantie bietet der Standort aber nur, wenn ein unbedeckter Nachthimmel vorhanden ist. Dieses dann erlebbare Himmelspanorama verändert sich dann auch im Laufe des Jahres, wozu es auf den Infotafeln entsprechende Hinweise, aber auch wertvolle Links gibt. Denn mittlerweile werden solche Sternenbeobachtungen auch über Apps unterstützt, bei denen auch Laien sich einen guten Überblick über die Sternenvielfalt am Himmel machen können. 1.Bürgermeisterin Susanne Feller hat diesen ersten Sternenbeobachtungspunkt in Altmühlfranken auch mit der Erwartung eröffnet, dass sich daraus evtl. später einmal ein „Sternenpark Hahnenkamm“ ergeben kann. Denn das bedeutet dann, dass auch in allen Kommunen einer solchen Region ihr gesamte Nachbeleuchtung darauf abstimmen, dass kein unnötiges Licht entsteht und vor allem kein Licht zum Himmel abstrahlt. Diesen Weg sind z.B. schon die Region um die Winkelmoosalm oder Teile der Rhön gegangen. Die Finanzierung des Sternenbeobachtungspunktes erfolgte durch Regionalbudget-Mittel aus dem Bereich der Ländlichen Entwicklung, welche über die ILE-Region Fränkisches Seenland-Hahnenkamm zur Verfügung gestellt wurden.

DIETER POPP, Regionalberater

Die International Dark-Sky Association (IDA) hat weltweit rund 40 Regionen aufgelistet, in denen künstliches Licht gebannt und der dunkle Nachthimmel geschützt wird. In Deutschland gibt es vier solcher Sternenparks (Rhön, Winkelmoosalm, Westhavelland und Eifel). Mit der Auszeichnung verpflichtet sich die Region um die konsequente Reduzierung von Lichtverschmutzung. Ziel ist es, durch eine umweltverträglichere und optimierte Beleuchtung die natürliche Nachtlandschaft zu bewahren und Lichtverschmutzung zu reduzieren. Die Kommunen, die sich zur Teilhabe an einem Sternenpark entschieden haben, setzen hierfür gezielt ein.

Mit Lasershow ins neue Jahr

Start in das 1200jährige Stadtjubiläum

Der 1. Januar 2023 naht mit großen Schritten und damit wächst die Vorfreude auf das Gunzenhäuser Jubiläumsjahr 2023. Wie es sich gehört, starten wir mit einem großen Knall: Am 1. Januar 2023 werden um 18 Uhr und um 19.30 Uhr zahlreiche Drohnen aufsteigen und am Himmel bunte Bilder malen. Dazu gibt es eine ausgeklügelte Choreographie, Musik und spannende Geschichten. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz lädt alle Gunzenhäuser ein, auf dem Marktplatz gemeinsam zu feiern.

Das Event beginnt am Sonntag, 1. Januar 2023, um 17.30 Uhr mit dem Eröffnungsgrußwort des Bürgermeisters Karl-Heinz Fitz.

Wissensdurstige Schüler

Die vierten Klassen der Stephani-Grundschule besuchten das Rathaus

Eine außergewöhnliche Doppelstunde erlebten kurz vor Weihnachten, genauer gesagt am 22. und am 23. Dezember 2022 die drei vierten Klassen der Stephani Grundschule im Gunzenhäuser Rathaus. So wagten die neugierigen und wissensdurstigen Schülerinnen und Schüler u.a. einen Blick in die Räumlichkeiten des städtischen Bauamts, schauten dem Standesbeamten Georg Braun über die Schulter und ließen sich von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz sein Arbeitszimmer zeigen. Zeit blieb auch für Fragen und am Ende durften die Kinder sogar einmal Platz auf dem Amtsstuhl des Bürgermeisters Platz nehmen.

„Für die Kinder ist der Besuch unserer Verwaltung praktischer Unterricht zum Anfassen. Sie begreifen die Vorgänge viel leichter und schneller, weil sie alles mit eigenen Augen sehen und direkt Fragen stellen können“, so Erster Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. „Der Besuch macht aber auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr viel Spaß, denn die Schülerinnen und Schüler sind neugierig und freuen sich über jede Auskunft.“

Schulweg sicherer machen

Ansbacher Landrat dankte den Schulweghelfern im Kreis

Stellvertretend für über einhundert Personen erhielten zahlreiche Ehrenamtliche eine Ehrung und Einkaufsgutscheine vom Vorsitzenden der Kreisverkehrswacht Dr. Gottfried Held (Mitte hinten) im Beisein von Schulamtsleiter Hans Hauptmann (links) und Landrat Dr. Jürgen Ludwig (5.v.r.). Als „Bewährte Kraftfahrer“ wurden Hannelore Schäfer und Simon Gerstlacher (rechts) für 50 und 20 Jahre vorbildliche Verkehrsteilnahme geehrt.Foto: Landratsamt Ansbach/ Josephine Georgi 

Insgesamt 109 Personen engagieren sich ehrenamtlich für die Schulwegsicherheit der Schülerinnen und Schüler im Landkreis Ansbach. 76 Erwachsene sind als Schulweghelfer unterwegs, 33 Jugendliche als Schüler- und Schulbuslotsen.

Stellvertretend für all diese Menschen kamen nun zahlreiche Ehrenamtliche im Landratsamt Ansbach zusammen. Sie wurden vom Vorsitzenden der Kreisverkehrswacht, Dr. Gottfried Held, sowie von Landrat Dr. Jürgen Ludwig und Schulamtsdirektor Hans Hauptmann geehrt und erhielten, ebenso wie die weiteren Helfer und Lotsen, die nicht vor Ort waren, als Dank Einkaufsgutscheine des Brücken-Center Ansbach. „Wenn Kinder selbstständig den Schulweg meistern, macht es sie selbstbewusster und eigenständiger. Um dafür sichere Schulwege zu schaffen, sind Verkehrshelfer ungemein wichtig und mein Dank gilt allen Schülerinnen, Schülern und Erwachsenen, die sich dafür einsetzen“, so der Landrat.

Auch zwei „Bewährte Kraftfahrer“ wurden geehrt: Simon Gerstlacher aus Heilsbronn kann auf 20 Jahre unfallfreie Fahrt ohne Einträge ins Fahreignungsregister zurückblicken und erhielt die Auszeichnung in Silber. Hannelore Schäfer aus Lichtenau erhielt das Goldene Lorbeerblatt für 50 Jahre sichere Fahrt. „Die Auszeichnung „Bewährte Kraftfahrer“ ist eine Anerkennung für vorbildliches Verhalten im Straßenverkehr und soll auch andere Verkehrsteilnehmer zur Rücksichtnahme und Einhaltung der Straßenverkehrsregeln motivieren“, sagt Dr. Gottfried Held.  

Neue Ehrenamtliche sind bei der Verkehrswacht übrigens stets willkommen. Geeignet für die Aufgabe ist laut dem Vorsitzenden der Kreisverkehrswacht jeder, der sich seine Zeit möglichst frei einteilen kann. Die Aufgabe sei nicht sehr zeitintensiv, es genüge, wenn vor Schulbeginn und nach Schulende etwas Zeit vorhanden sei. Dr. Held betont, dass die Verkehrshelfer ihre Tätigkeit immer mit viel Freude ausführten und die große Dankbarkeit der Kinder und Eltern sowie die sinnvolle Aufgabe selbst viel zurückgebe. Bei Interesse könne man sich an die Kreisverkehrswacht Ansbach sowie an Schulleitung oder Elternbeirat wenden. Der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht, Dr. Gottfried Held, freut sich auf zahlreiche Rückmeldungen, die telefonisch unter der Telefonnummer 09827-927 778 oder per E-Mail an info@kreisverkehrswacht-ansbach.de erfolgen können. Die Verkehrserzieher der Polizei, die ebenso bei der Ehrung dabei waren, übernehmen die Einweisung in die Tätigkeit. Die Ausrüstung stellt die Verkehrswacht.

Neu: „Alt-Gunzenhausen“

13 Beiträge von neun Autoren in der Publikation

Vorsitzender Werner Falk (Mitte) und sein Stellvertreter Werner Mühlhäußer (Schriftleiter und zugleich Stadtarchivar) präsentierten im „Wappensaal“ des sanierten Rathauses die neue Ausgabe von „Alt-Gunzenhausen“ dem Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Foto: StGun/Grosser

Auch im dritten Corona-Jahr war es dem Verein für Heimatkunde Gunzenhausen möglich, eine 270-seitige Ausgabe des Jahrbuchs„Alt-Gunzenhausen“ zu erstellen. Neun Autoren stammen zwölf Beiträge zur Historie der Stadt und ihres Umlands. Wie Vorsitzender Werner Falk in seinem Vorwort schreibt, kann der 1879 gegründete Verein  auf das 100-jährige Jubiläum von „Alt-Gunzenhausen“ verweisen, denn seit 1923 sind 77 Jahrbücher erschienen.

Zum treuen Autorenstamm zählt der Kreisheimatpfleger für Archäologie Werner Somplatzki (Trommetsheim).  Er geht den Spuren römischer Besiedelung am Ortsrand von Markt Berolzheim nach und orientiert sich dabei an den Forschungen von 1896. Er bekräftigt, dass es wohl in der Flur „Am Bühl“ einen römischen Gutshof gegeben haben muss, denn 1988 hat man dort 600 Funde gemacht.

Siglinde Buchner stellt „Dr. Georg von Absberg, Kanzler und Landhofmeister der Ansbacher Regierung (1461-1489) vor.  In ihrer Sissyphusarbeit dröselt sie die Familiengeschichte dieses Adelsgeschlechts auf. „Jörg“ war einer der ranghöchsten Hofbeamten des Markgafen Albrecht Achilles und als Diplomat auch im Ausland tätig. Er ist in der Spalter Stiftskirche bestattet, ein Totenschild hängt auch in der Ansbacher Gumpertuskirche.

Paul von Absberg (1451-1503) war neben dem berüchtigten Raubritter Hans Thomas von Absberg  der bekannteste Vertreter der Familie. Wie die Kreisarchivpflegerin Siglinde Buchner schildert, war er als markgräflicher Feldhauptmann an etlichen Feldzügen beteiligt. 1490 ist er Amtmann in Gunzenhausen geworden. Beim Sturz vom Pferd rammte er sich die Lanzenspitze in den Leib und starb 50-jährig somit auf tragische Weise. In der Gunzenhäuser Stadtkirche hat sein Epitaph den Platz unter der Kanzel.

„Die ehemaligen Mühlen am Brombach und Igelsbach“ nennt Dr. Daniel Schönwald (Kalbensteinberg) seine Häuserchronik, in der alle Mühlen und deren Geschichte sowie die Eigentümer vollständig auflistet. Auffallend oft stieß er bei seinen Recherchen auf die Namen Walther, Rupp und Egerer. Diese Familien sind heute noch präsent. Zum größten Teil im Brombachsee versunken sind die einstigen Anwesen: Hühnermühle, Furthmühle, Beutelmühle, Scheermühle, Neumühle, Grafenmühle, Birkenmühle, Öfeleinsmühle, Langweidmühle, Mandlesmühle, Mäusleinsmühle, Sägmühle und Griesmühle.

Von einem mysteriösen Schatzgraben 1755 im Mönchshof bei Kalbensteinberg schreibt Thomas Müller (Kalbensteinberg) unter dem Titel „So werde lauter golt daraus“. Den Kalbensteinbergern ist damals Im „Herrenwald“ eine Gestalt in weißem Gewand erschienen, die behauptete, es würden Gold und Edelsteine zu finden sein. Der „Kalber“ Schäfer Goll und sein Sohn, der Igelsbacher Schäfer und ein „Catholischer Geistlicher“ waren  neben dem Schuster Rothenberger involviert. Es fand sich aber nur eine wertlose Büchse mit einem geschliffenen Stein, aufgefädelten Glasperlen, einem Weißdraht und viele Erde. Man war einem Gauner aufgesessen. Vor „Schatzgräbern und herumschweifendem Gesindel, das keinesweges geduldet werden darf“, hatte die markgrafläche Verwaltung gewarnt.

Der Vogelfang war bis in das 18. Jahrhundert für die Ärmsten der Armen eine Möglichkeit, an Geld zu kommen. Sie handelten mit  Wacholderdrosseln und anderen Singvögeln auf Märkten. In den Küchen von reichen Nürnberger Patriziern gab es „gebratene Lerchen in einer Brüh“ oder auch „gespickte Trosseln“. Thomas Müller  skizziert den Kalbensteinberger Vogelfänger Johann Michael Lutz (1774-1798) unter dem Titel „Ein Vogelfänger bin ich ja“ und geht darauf ein, dass es auch heute noch die Fangplätze unter dem Flur- und Straßennamen „Vogelherd“ beispielsweise  in Haundorf, Brombach, Heidenheim und Schwabach (ganzer Stadtteil) gibt. 1809 ist der Vogelfang in Bayern amtlicherseits verboten worden.

Dem Hesselberg widmet sich Thomas Freller indem er den markgräflichen Autor, Zeichner, Kupferstecher und Graveur Johann Gottfried Köppelvorstellt und auf dessen literarische Hinterlassenschaften eingeht. Seinen Beitrag nennt er eine Miszelle zur Identität des Autors eines „Schreiben eines Freundes über den Hesselberg im Anspachischen“.  Köppel (1748 geboren) war Kanzleiinspektor bei Markgraf Alexander. Er schrieb als anonymer Autor im „Fränkischen Archiv“ und im „Museum für Künstler und Kunstliebhaber“ seine Wahrnehmungen in Unterschwaningen, am Hahnenkamm und am Hesselberg, Auf der Gelben Bürg ist „außer Eberwurz nicht des geringste Kräutlein zu finden“ notierte er, und „die Erde ist so schwarz wie Kühnruß“. Den „Hunnenkamp“ nahm er als Wacholderbrachfläche wahr. Das Unterschwaninger Schloss fiel ihm als „niedlich und modern meubliert“ auf. Den Hesselberg rühmt er: „Die Aussicht vom Ätna hat nicht alle die Vollkommenheiten, die uns die Aussicht des Hesselbergs darstellt“. 1786 soll er über „eine kleine Reise in den Altmühlgrund nach Gunzenhausen“ geschrieben haben.

Dominik Rieger porträtiert in seinem Beitrag „Gunzenhausens erster  Stadtmusikmeister Christian Ludwig Fürst“.  Er wurde 1859  der Nachfolger von C.F. Moebius,  den Laura Meyer im Jahrbuch 75 vorstellte.Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der im Streit mit der Stadt geschieden war, musste Fürst nicht mehr zusätzlich auch als Türmer tätig sein. Er stammte aus Heidenheim und wird als „friedliebend und im Umgang sehr gefällig“ beschrieben. Von Möbius übernahm er auch die musikalische Leitung des „Liederkranzes“. Lebensglück war ihn nicht beschieden, denn zwei seiner Töchter starben innerhalb einer Woche an der damals grassierenden Keuchhusten-Epedemie.

Eva Reineke befasst sich mit dem „Geologen Dr. Ludwig von Ammon (1850-1922)“, einem Sohn der Stadt Gunzenhausen, auch wenn dieser nur wenige Kindheitsjahre in der Stadt verbrachte, wo sein Vater als Landgerichtsassessor tätig war. Der Naturwissenschaftler wirkte an der geologischen Beschreibung und Kartierung Bayerns mit, war aber ein Mensch „von gewissem Sonderlingswesen verfallener Eigenart“.

2012 hat das Stadtarchiv Gunzenhausen  ein 60 mal 48 cm großes Bild geschenkt bekommen, das die Gunzenhäuser Bäcker zeigt. Jetzt beschreibt Stadtarchivar Werner Mühlhäußer „Das Bild der Bäckerinnung in Gunzenhausen von 1896“, stellt alle eingerahmten 18 Meister vor und schildert die Zunftordnung der Bäcker von 1888, in deren Statut „die Pflege des Gemeingeistes sowie die Aufrechterhaltung und Stärkung der Standesehre, der Förderung des gedeihlichen Verhältnisses zwischen Meistern und Gesellen“ hervorhoben wird. Die Fotos stammen übrigens von dem „Photographen Atelier G. M. Fettinger von der Schäupeleinsmühle in Gunzenhausen“.

„Werter Herr Kreisleiter!“. Stadtarchivar Werner Mühlhäußer wertet Feldpostsendungen an den einstigen NS-Kreisleiter Johann Appler aus, der auch Gunzenhäuser Bürgermeister (1936-1945) und Reichstagsabgeordneter (ab 1933) war.  Im Archiv sind 160 dieser Briefe von Frontsoldaten an den Kreisleiter unter dem Kapitel „Feldpost der Gefolgschaftsmitglieder“ aufbewahrt. 34 greift Mühlhäußer heraus. Zitiert werden bekannte Gunzenhäuser Parteigänger, so u.a. der Autohausgründer Max Halbig:  „Meinem Grundsatz bleibe ich treu, wenn ich sterben muß, sterbe ich gerne für Adolf Hitler, unseren heißgeliebten Führer“.  Und Wolfgang Rathsam, später Finanzbeamter, äußerte sich radikal: „Wenn man diese Tiere von Menschen (die Polen, d.Red) ansah, hätte man buchstäblich nur eines tun können, nämlich niederknallen“.  Karl Rieger schrieb aus Straßburg: „Alles, was französisch ist, wird rausgeworfen!“

Werner Mühlhäußer erinnert an das Heimatspiel „Kreuz im Altmühltal“, das 1922 das erste Mal in Gunzenhausen aufgeführt wurde.. Gerbermeister Gustav Schneider hat damals aus der Sage und einem Gedicht das Theaterstück verfasst.  Es wurde im „Adlerbräu“-Saal präsentiert, Schneider dufte die Premiere erleben, ist aber wenige Tage danach verstorben. Später war der Aufführungsort die „Waldbühne“ am Röschelskeller. Übrigens: „Kreuz im Altmühltal“ lebt im Jubiläumsjahr 2022 neu auf. Man darf auf die neue, zeitgemäße Inszenierung gespannt sein.

Die Serie „Lebensbilder bekannter Gunzenhäuser“, zuletzt 1994 im Jahrbuch 49 erschienen, setzt Werner Falk fort. Er porträtiert den Kürschnermeister Heinz Beck, Verkehrsamtsleiter Christof Beck, Abteilungsleiter Dr. Hans Kirsch, Polizeibeamten Hans Billmann, Rektor Otto Bauer und den Verwaltungsbeamten Otto Kleemann.

Die Publikation „Alt-Gunzenhausen“ ist im Gunzenhäuser Buchhandel für 15 Euro erhältlich.

Die Bäcker von Gunzenhausen

Stadtarchivar Mühlhäußer dokumentiert das alte Handwerk

Von 1896 stammt dieses Bäckerbild mit allen Handwerksmeistern dieser Zeit. Foto: Stadtarchiv Gunzenhausen

Großformatige Fotomontagen von Gunzenhäuser  Gesellschaften und Vereinen sind heute fast ausschließlich nur noch im Museum zu sehen. Eines – und zwar das der Bäckerinnung Gunzenhausen –  ist durch eine Schenkung in den Besitz des Stadtarchivs gelangt. 18 einzelne in Passepartouts gefasste Fotografien sind auf dem Bäckerbild aus dem Jahr 1896 zu sehen. Stadtarchivar Werner Mühlhäußer hat das Vereinsbild zum Anlass genommen, um zu forschen. Das Ergebnis ist im neuen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“  zu lesen, das vom Verein für Heimatkunde herausgegeben wird.

Bevor die bayerische Verwaltungsreform von 1808 und die Sozialgesetze im Deutschland des 19. Jahrhunderts die Gewerbefreiheit für die Handwerksberufe brachten, waren die Zunftordnungen gültig. Die Bürgeraufnahmebücher von Gunzenhausen liefern Informationen für die Jahre von 1550 bis 1868. Weitere Erkenntnisse liefern die 1534 angelegten Kirchenbücher. Erst schriftliche Nachweise von Gunzenhäusern Bäckern sind ihnen zu entnehmen.

Den Bürgeraufnahmebüchern ist zu entnehmen, dass in diesen rund 300 Jahren eine ganze Reihe von Handwerkern in der Stadt ansässig war. Die meisten stellten die Schuhmacher, dann folgten (in dieser Reihenfolge) die Wirte, die Bäcker, Metzger, Schneider, Maurer, Gerber, Weber, Bierbrauer und Zimmermänner. Anstelle der Bäckerzunft agierte ab 1829 der Bäckerfachverein, der 1888 in eine Innung umgewandelt wurde. Die Statuten markieren die Ziele der Innung: Pflege des Gemeingeistes, Stärkung der Standesehre, Förderung des gedeihlichen Verhältnisses zwischen Meistern und Gesellen und sittliche Ausbildung der „Stiften“.

Das Bäckerbild ist handwerklich eine Leistung von Georg Michael Fettinger, der eigentlich Müller (und Inhaber der Scheupeleinsmühle) war, jedoch eine persönlich starke Leidenschaft für das Fotografieren hatte und ein eigenes Fotoatelier einrichtete. Sein Sohn Jakob Heinrich übernahm es 1899 und erbaute es neu in der Bahnhofstraße 31.

Erster Innungsobermeister war Johann Friedrich Huber, dessen Frau 1906 in der  Bäckerei ums Leben kam, als beim Befüllen einer Benzinlampe Feuer ausbrach. „Missliche Vermögensverhältnisse“ führten dazu, dass sich der Meister 1913 das Leben nahm. Sohn Heinrich übernahm das Geschäft in der Bahnhofstraße 15 (heute: Hörgeräte Eisen) und führte es bis 1960. Nachfolger Karl Reissig war bis 1976 tätig.

Friedrich Karl Lechner war 1913 bis 1935 der Obermeister. Er übernahm das Anwesen in der Rathausstraße 9. Dort lässt sich schon 1612 ein Bäcker namens Michael Gerber  in der Schmidgasse (früherer Straßenname) nachweisen. Sein Nachfolger betrieb zudem eine Schankwirtschaft, was damals vielfach üblich war. Er erlaubte Stallknechten und markgräflichen Husaren das verbotene Kartenspiel, zahlte 1746 notgedrungen das Strafgeld von 30 Gulden, um nicht eingesperrt zu werden. Bis 1960 wurde erwerbsmäßig Brot gebacken.

Der aus Unterwurmbach stammende Johann Loy war Kassier. Mit der Gastwirtstochter Maria Knoll aus Merkendorf hatte er elf Kinder. In der früheren Hafnerwerkstatt in der Nürnberger Straße 15 eröffnete er eine Bäckerei, die 1920 sein Schwiegersohn Friedrich Buchner übernahm, der später als Obermeister fungierte und den Betrieb bis 1963 führte.

Aus Sausenhofen kam Johann Friedrich Bach, der 1886 das Walmdachhaus in der Gerberstraße 8 erwarb. Er hatte zugleich eine Mehlhandlung. Später verkaufte er das Anwesen und erwarb das Haus in der Sonnenstraße 16, in dem er eine Kolonialwarenhandlung einrichtete.

Der Langlauer Friedrich Ludwig Barthel kam 1888 in die Stadt und betrieb sein Handwerk in der Gerberstraße 11. Hochverschuldet musste er aber später an den Metzger und Wirt A.P. Guthmann verkaufen. Es folgten weitere Bäckermeister – und 1922 mit Rosina Linse sogar die erste bayerische Bäckermeisterin. Deren Sohn Xaver (Stadtrat) übernahm das Geschäft 1961 und übergab es 1977 an Edwin Rohr, der es 2004 aufgab.

Von dem aus Rehenbühl stammenden  Johann Baumgärtner ist bekannt, dass er das Haus in der Sonnenstraße 1 von Wilhelm Vorbrugg erwarb. Schon 1734 war dort eine Bäckerei ansässig. Der Nachkomme Werner Baumgärtner leitete das Geschäft ab 1961 (heute: Cafe Wehrgang).

Georg Heinrich Emmerling, der 1872 aus Brand nach Gunzenhausen kam, erwarb das Haus Marktplatz 19, sein Bruder das Haus in der Oettinger Straße 3. Die „Weinstube Emmerling“  geht auf das Jahr 1873 zurück, der Neubau entstand 1887.  Die Bäckertradition in der Familie endete 1978, als Ludwig Emmerling verkaufte.

Der Heidenheimer Johann Friedrich Högner übernahm die wohl älteste Bäckerei (schon 1642 urkundlich erwähnt) am Marktplatz 41a. Das große Wohn- und Geschäftshaus brannte am Gründonnerstag des Jahres 1915 so stark ab, dass es neu aufgebaut werden musste. Zudem waren zwei Todesopfer zu beklagen.  Von 1959 bis 1979 war Wilhelm Högner der Hausherr.

Der aus Bühl bei Nördlingen stammende Friedrich Karl Meidert erwarb 1893 das Haus in der Kirchenstraße 4, das als eines der ältesten Gebäude gilt (zwischen 1450 und 1500 erbaut).

1889 kam Johann Georg Minnameyer in die Stadt, um  das Anwesen im Auweg 5 zu erwerben, später verlegte er den Betrieb in die Weißenburger Straße 23. Enkeltochter Frieda („Friedi“) betrieb mit ihrem Mann Friedrich Moßhammer das Geschäft bis 1994.

Weitere Bäckermeister waren der aus Ansbach stammende Georg Adam Mohrenhardt (Oettinger Straße 3) und Wilhelm Christian Moßhammer (erst Hensoltstraße 36, dann Weißenburger Straße 12). Der Pfofelder Johann Adam Schönecker war in der Weißenburger Straße 2 aktiv, der spätere Eigentümer Johann Hermann (ebenfalls aus Pfofeld) gab das Gewerbe 1937 auf.  Johann Michael Ströhlein (Zur Altmühl 2)  verpflichtete in seinem Testament die Bäckerinnung, für seine Grabpflege zu sorgen. Jeder von den Handwerkskollegen hatte zudem für den Leichenschmaus für 70 Pfennige Brot zu liefern. In der Waagstraße 5 hatte Johann Karl Uhlmann sein Geschäft, das seine Tochter und deren Mann Friedrich Wagner 1961 aufgegeben haben. Ludwig Wilhelm Vorbrugg heiratete 1868 die Witwe des Bäckermeisters Ludwig Ries (Sonnenstraße 1) und veräußerte den Betrieb 1892 an Johann Baumgärtner. Die aus einer Weißenburger Bäckerfamilie stammende Amalie Magdalena Roth heiratete 1866 den aus Bieswang stammenden Johann Friedrich Wild und führte mit ihm die Bäckerei in der Gerberstraße 3, die seit 1823 bestand.  Aus Dittenheim kam Georg Leonhard Wöllmer, der mit der Sammenheimerin Eva Margarethe Hetzner verheiratet war. Beide übernahmen die Bäckerei in der Burgstallstraße 8 (später Kolonialwaren- und Delikatessengeschäft).

WERNER FALK

Festspiel erlebt Renaissance

2023 kommt es zu einer zeitgemäßen Inszenierung

1963 war die letzte Aufführung des Stücks auf der Waldbühne. Foto: StGun/Archiv

Es ist eine romantisch-anrührende Legende: Das Kreuz im Altmühltal.  Schon im 19. Jahrhundert war sie Stoff für ein Heimatspiel. 1869 ist es als „romantisches Ritterschauspiel aus Gunzenhausen“ erstmals aufgeführt worden, und zwar von einer Wanderbühne. Der mit literarischem Interesse ausgestattete Rotgerbermeister Gustav Schneider bearbeitete das Volksschauspiel  danach neu. Im Dezember 1922 – also vor 100 Jahren – war die Premiere mit einheimischen Darstellern im Adlerbräu-Saal. Zum 1200-jährigen Stadtjubiläum wird es heuer eine neue Inszenierung geben, und zwar am 21. Juli im Falkengarten. Außerdem plant die Stadtbücherei eine Ausstellung vom 20. Juli bis 25. August.

Stadtarchivar Werner Mühlhäußer widmet sich im neuen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“  dem Heimatschauspiel, das unter den Gunzenhäusern im 19. und 20. Jahrhundert zu den kulturellen Höhepunkten zählte. Zugrunde liegt die Sage von einer Liebesgeschichte das Ritters Burkhard von Seckendorff mit der Fischerstochter Hedwig. Er soll auf der Jagd anstatt eines Rehes seine beerenpflückende Geliebte mit einem Schuss aus der Armbrust getötet  und aus  Reue das Gunzenhäuser Heilig-Geist-Spital gegründet und das Denkmal errichtet haben. Historischer Fakt aber ist, dass der Adelige 1349 die Stadt erwarb und auch 1351 die Spitalstiftung ins Leben rief  – aber nicht als Zeichen der Reue und um Buße zu tun, sondern zu seinem eigenen Seelenheil. Wie er es wollte, ist bis heute sein Grabmal in der Spitalkirche zu bewundern. Wie Historiker herausgefunden haben, gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem Bildstock mit der Jahreszahl 1442 an der Oettinger Straße und Burkhard von Seckendorff.

 „In dem Thale mild und freundlich/an der Altmühl grünem Strand/blüht ein Städtchen rein und niedlich/Gunzenhausen wird’s genannt“.  So lautet einer der Verse der Sage, als deren früheste Quelle das Gedicht (32 Verse) von Fanny von Stichaner gilt.  Sie war als Tochter eines hohen Ansbacher Beamten mit dem königlich-bayerischen Forstmeister verheiratet, der zwei Jahre (bis 1835) in Gunzenhausen amtierte. Einen weiteren Zyklus aus 23 Gedichten schrieb Georg Scheurlin, der auch den „Scharfrichter von Rothenburg“ literarisch verewigte.

Es waren immer wieder Wanderbühnen, die das Stück inszenierten. 1869 war wohl die Premiere. „Auf allseitiges Verlangen“ gab es im 19. Jahrhundert noch weitere Aufführungen. Man hatte sogar Pläne, das Stück jedes Jahr auf die Bühne zu bringen, aber der Erste Weltkrieg verhinderte das. Erst 1919 ging es weiter.

Gustav Schneider übernahm 1897 von seinem Vater die Gerberei. Das Handwerk sollte seine Zukunft bestimmen, auch die Heirat mit der Wassermungenauer Müllerstochter Anna Margaretha Braun bestärkte diesen Lebenslauf. Seine große Liebe aber galt dem Theater. In der Lateinschule hatte  er seine frühe Prägung erfahren.  Er schuf u..a. das Bühnenstück „Der Seegeist“.  Wer  weiß,  vielleicht erlangt es im Lichte des Altmühlsees ungeahnte Aktualität. Schneider  gelang es, 86 Sponsoren für seinen Festspielgedanken zu erwärmen. Ein Dorn im Auge waren ihm aber die auswärtigen Wanderbühnen. Auf Drängen des Festspielausschusses ließ sich der Stadtrat erweichen, den Schaupielergruppen die Aufführung des Heimatstücks zu untersagen. Vor allem Dr. Heinrich Eidam war damals einer der Wortführer. Ein Ensemble aus 17 Gunzenhäusern bildete den Kern der Schauspieler, die am 9. Dezember 1922 zur ersten Aufführung auftraten. Inflationsbedingt waren die Eintrittspreise bis auf 80 Mark hochgeklettert.  Der Auftritt übertraf alle Erwartungen. Marie Arnold spielte die Hedwig „mit anziehender Lieblichkeit“ und Obersekretär Böhner den Burkhard „mit Würde und ergreifender Innigkeit“. Viele Gunzenhäuser halfen hinter der Bühne mit. Schätzungen zufolge besuchten 3200 Personen die acht Vorstellungen. Einer allerdings war nicht mehr dabei: Gustav Schneider. Schwer krank konnte den „triumpfhalen Erfolg“ seines Theaterstücks nicht mehr erleben, am dritten Aufführungstag starb er.

In den zwanziger und dreißiger Jahren erlebten die Gunzenhäuser weitere 25 Aufführungen der „Spielervereinigung Kreuz im Altmühltal“ (1924 gegründet). Nach dem Zweiten Weltkrieg war eine nicht vorstellbare Begeisterung feststellbar. An der Sparkasse standen die Menschen Schlange, um eine Eintrittskarte zu ergattern. So mussten 14 Vorstellungen gegeben werden, die von 7200 Leuten besucht wurden.  Der Bürgermeister versprach allen Akteuren „ein Stück Freibankfleisch 1a“.

Wie Autor Werner Mühlhäußer feststellt, gab es erstmals 1953 das Theater unter freiem Himmel, und zwar auf der Waldbühne am Röschelskeller. Man mag sich die begeisterte Zustimmung heute gar nicht mehr vorstellen: 8000 kamen zu den neun Vorstellungen.  1963 steht für das Ende. Aber immerhin: 2023  wird es eine neue Inszenierung des Heimatschauspiels  geben.

WERNER FALK

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist für 15 Euro im Gunzenhäuser Buchhandel erhältlich.

Gaststätten noch und noch

472 Seiten stark ist Hiemeyers neuestes Werk

Es ist die akribische Forschungsarbeit über einen Zeitraum von zehn Jahren, die jetzt ihren Abschluss fand: Lothar Hiemeyer hat die Geschichte der Bierschänken, Gastwirtschaften, Gasthöfe und Herbergen in Gunzenhausen von 1500 bis 1945 dokumentiert. Das 472 Seiten umfassende Werk gibt es jetzt im Buchhandel. Bereits im Frühjahr ist seine nicht minder umfangreiche Dokumentation über die Gunzenhäuser Brauereien, Felsenkeller und Mälzereien erschienen.

Der Autor ist in der Schillerstraße geboren und ging 1952 beim Baustoffunternehmen Huber & Riedel in die kaufmännische Lehre, wechselte von 1960 bis 1966 zum Haniel-Handelskonzern in München. Er qualifizierte sich als Betriebswirt und kehrte 1966 zu H&R zurück. Bis 1982 war er in Würzburg tätig. Das Unternehmen wandelte sich vom reinen Baustoffwerk zum Bausstoffhandel. Von 1983 bis zum Ruhestand 1997 widmete er seine reiche berufliche Erfahrung dem OBI-Management in Schweinfurt.

Aus dem Jahr 1940 stammt diese Aufnahme vom Gasthaus (und Metzgerei) Karl Kirsch in der Mariusstraße (heute: Hafnermarkt). Im Vordergrund der Bauer Meier aus Frickenfelden, links das „Büllers Gässla“, der Fußweg zur Stadtkirche. Foto: Stadtarchiv Gunzenhausen

Die Liebe zu seiner Gunzenhäuser Heimat hat ihn angetrieben, deren Wirtshauskultur zu erforschen. Es ist eine Sisyphusarbeit, die sich Lothar Hiemeyer auferlegt hatte. Glücklich ist der 84-Jährige heute, dass es ihm nach dem Besuch vieler Archive und Gespräche mit den Gastwirten gelungen ist, das Werk zu vollenden. Erstaunt und dankbar ist er, dass sich bei den Hinterbliebenen noch viele schriftliche Zeugnisse fanden.  Der Verlag Ph. C. W. Schmidt in Neustadt/Aisch war ihm in technischer Hinsicht behilflich.

Einige der Gasthäuser bestehen heute noch, andere haben längst geschlossen oder werden anderweitig genutzt. Immerhin: 41 Wirtshäuser hat es nach dem Zweiten Weltkrieg noch gegeben. Gewaltig verändert hat sich das gesellschaftliche Umfeld – und zwar bis hinein in unsere Tage mit den Auswirkungen des Ukrainekriegs und der Energiekrise auf die Gastronomie. Man mag es bedauern, aber die Stammtische gibt es nicht mehr. Nur die 1926 gegründete Stammtischgesellschaft „Unter uns“ im Gasthaus „Zur Altmühlbrücke“ ist nach der Wiedergründung 2014 noch vital.

Dass sich die Gastwirtschaften und das Beherbergungsgewerbe gut entwickeln konnten, das ist auf die strategisch gute Lage Gunzenhausen  an den beiden historischen Handelsstraßen Prag-Augsburg und Würzburg-Donau zurückzuführen. Hiemeyer hat tief gekramt und 1469 einen Hinweis in den Stadtakten gefunden, die bezeugen, dass es damals schon säumige Zecher gegeben hat. Bürger, die dem Wirt etwas schuldig geblieben waren, konnten zum Hausarrest im Wirtshaus verdonnert werden („…und nicht wieder daraus kommen, bis der Gläubiger befriedigt ist“). Die Wirte gehörten schon im Mittelalter der gehobenen Gesellschaft an und begleiteten nicht selten öffentliche Ämter (z.B. waren sie Bürgermeister und Stadträte). Das Schankrecht der Stadt von 1511 untersagte es beispielsweise den Unterwurmbachern, vor Sonnenuntergang Fuhrleute zu beherbergen. Sie hatten sich auf die einheimischen Bauern zu beschränken.

Die Getränkesteuer, die bis in die siebziger Jahre erhoben wurde, hatte eine Vorgängerin, nämlich das „Ungeld“.  Zu zahlen hatten es 1460 fünf Gastwirte und Bierbrauer. Erstaunlicherweise existierten nach dem fürchterlichen Dreißigjährigen Krieg noch 15 Gasthäuser in der Stadt, 1744 waren es schon 24 (von 214 Häusern).

Die Schankgenehmigung war noch im 19. Jahrhundert vom Wohlwollen der städtischen Verwaltung abhängig. Das musste der Schlossermeister Georg Beyer erfahren, der in der Bühringerstraße 12 (heute:  Gasthaus zum Lauterbacher) ein Wirtshaus einrichten wollte, aber keine Konzession erhielt, und zwar mit Hinweis auf Gasthäuser, die sich schon im engeren Umkreis befanden. Zudem hatte der Magistrat die Befürchtung, die avisierte Damenbedienung (also die Anstellung von Kellnerinnen)  könne zur Ignorierung der Sperrstunde führen. Die Tätigkeit der Frauen hatte in Nachbarwirtshäusern „öfter zu Streitigkeiten und Raumhändel“ geführt.

In den zwanziger Jahren, als sich die nationalsozialistische Herrschaft anbahnte, machte ein Ereignis Schlagzeilen: die Saalschlacht im Adlerbräu. Dort standen sich am 9. März 1923 Schläger der rechten und linken Szene gegenüber und demolierten das Mobiliar. In der Folge wanderten die jüdischen Mitbürger aus, so auch die Familie des jüdischen Gastwirts Simon Strauß, der von einem Fan der nationalsozialistischen Szene per Kopfschuss getötet wurde. Nach dem Krieg waren der „Fränkische Hof“ und auch die „Goldene Krone“ von den US-Besatzern beschlagnahmt – und zwar bis 1947.

Nach dem Krieg erfreuten sich die Menschen an der Revitalisierung des gesellschaftlichen Lebens. Die Wirte luden ein zu Schlachtschüssel, Karpfenpartien, Kappenabenden, Christbaumverlosungen, Schafkopfturnieren und auch die Gunzenhäuser Keller eröffneten wieder. Heute mag man sich gar nicht mehr vorzustellen, welche Vereine und Klubs damals  das gesellschaftliche Leben prägten: neben den Chören der Fortschrittsverein, die Freitagsgesellschaft „Frohsinn“, die „Gemütlichkeit“, die „Meierei“, die Concordia, die gesellschaftliche Vereinigung „Grüner Kranz“, die Kavallerie-Gruppe, der Rauchclub, der Flottenverein, die Zimmerstutzengesellschaft, der Radfahrerclub oder der Athletenclub – um nur einige zu nennen.

Der Autor hat sich eine wahnsinnige Mühe gemacht, die Geschichte der Wirtshäuser darzustellen. Er stellt sie im Einzelnen anhand vieler Dokumente (Zeitungsanzeigen, Bilder) vor. Nicht nur die Eigentumsverhältnisse listet er chronologisch auf, er stellt auch die Bedeutung der Gastwirtschaften für das gesellschaftliche Leben in der Stadt dar.

Aus der heutigen Sicht erscheint es mehr als beeindruckend, wie viele gastronomische Betriebe es in all den Jahrzehnten in der Stadt gegeben hat. Sie haben gute, aber auch schlechte Zeiten erlebt. Viele haben die Widrigkeiten überstanden, etliche bis in die heutige Zeit. Deswegen müssen wir in dieser Zeit den Gastwirtschaften mit Respekt begegnen. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringen wird. In diesen Tagen, die von Corona und der Energiekrise geprägt sind, stellt sich für viele die Existenzfrage. Die Welt verändert sich und mit ihr auch die Konsumgewohnheiten in unserer westlichen Welt.

WERNER FALK

„Geschichte der Bierschänken, Gastwirtschaften, Gasthöfe und Herbergen in Gunzenhausen 1500 bis 1945“, ISBN 978-3-87707-254-7I), 49 Euro. Erhältlich in allen Gunzenhäuser Buchhandlungen.

„Geschichte aller Brauereien, Felsenkeller und Mälzereien in Gunzenhausen“, ISBN 978-3-87707-253-0, 39 Euro.

Sperrung dauert an

Verlängerung der Vollsperrung der Bahnhofstraße (Haus Silo)

Seit dem 14. November ist die Bahnhofstraße im Bereich der Hausnummern 12 – 15 voll gesperrt. Grund sind die Tiefbauarbeiten, die anlässlich der Vorbereitung des Landesamtes für Schule notwendig sind. Die Vollsperrung war bis zum 5. Januar 2023 geplant. Wie sich nun herausstellte, bedarf es der Vollsperrung bis zum Freitag, 20. Januar 2023.
Der Kfz-Verkehr wird weiterhin über den Bahnhofplatz, die Zufuhrstraße und die Nürnberger Straße umgeleitet. Die Erreichbarkeit des Ärztehauses ist über die Osianderstraße aus östlicher Richtung sichergestellt und entsprechend ausgeschildert. Die Haltestellen Ärztehaus können in dieser Zeit nicht bedient werden. Fahrgäste werden gebeten sich über mögliche Änderungen im Stadtbusverkehr an den Fahrplanaushängen bzw. im Internet (www.gunzenhausen-mobil.de) zuinformieren.
Nach aktuellem Stand werden die Absperrmaßnahmen in der Bahnhofstraße im Laufe des 20. Januar 2023 zurück gebaut. Dies gilt auch für die Fußgängerbedarfsampeln an der Kreuzung Bahnhofstraße/Nürnberger Straße. Aufgrund dessen wird es an diesem Tag zeitweise zum Ausfall der Ampelregelung des Knotenpunktes Bahnhofstraße/Nürnberger Straße kommen. Die Verkehrsteilnehmer werden aufgefordert, besonders aufmerksam im Bereich der Bahnhofstraße
und Nürnberger Straße zu fahren.
Gleichzeitig finden am 20. Januar .2023 Verkehrssicherungsmaßnahmen in der Nürnberger Straße statt. Hierbei werden die beiden Richtungsfahrbahnen verschwenkt, um ein ausreichend großen Baubereich zu schaffen. Auch hier bitten wir die Verkehrsteilnehmer, an diesem Tag äußerst umsichtig den Bereich zu befahren.