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Saisonstart auf dem Altmühlsee

Das Ausflugsschiff nimmt am 22. April seinen Sommerbetrieb auf

Kapitän Herbert Gutmann sorgt für gute Laune auf dem Ausflugsschiff, das am 22. April in See sticht.

Nach langen Wintermonaten ist es bald soweit: Am Samstag, 22. April 2023, startet das Passagierschiff MS Altmühlsee mit seinen Rundfahrten über den Altmühlsee. Die Touren sind bei Touristen und Einheimischen sehr beliebt. Entspannungssuchende nutzen die Fahrten um die Seele baumeln zu lassen, Naturliebhaber bekommen einen Eindruck von der Artenvielfalt am See und Sportbegeisterte halten Ausschau nach geeigneten Plätzen zum Fithalten. Die Rundfahrten starten an der Anlegestelle am Seezentrum in Schlungenhof. Ein Zustieg ist auch an allen weiteren Anlegestellen möglich. 

Vom 22. April bis zum 30. Juni 2023 dreht die MS Altmühlsee von Dienstag bis Sonntag dreimal täglich ihre Runde (12.45 Uhr, 14 Uhr und 15.15 Uhr), am Sonntag und an Feiertagen zusätzlich auch noch um 10.45 Uhr, 11.45 Uhr und um 16.15 Uhr.

Der diesjährige Sommerfahrplan startet am 1. Juli und endet am 10. September 2023. Montag bis Sonntag fährt die MS Altmühlsee um 12.45 Uhr, um 14 Uhr und um 15.15 Uhr. Samstags und an Sonn- und Feiertagen wird um 16.15 Uhr eine zusätzliche Fahrt angeboten. Zudem fährt das Schiff an Sonn- und Feiertagen ebenfalls um 10.45 Uhr und um 11.45 Uhr nochmal.

Ab dem 11. September 2023 beginnt der Herbstfahrplan, über den gesondert informiert wird. Nähere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite des Zweckverbands Altmühlsee unter www.altmuehlsee.de, telefonisch unter 09831/508 – 191 oder per E-Mail unter info@altmuehlsee.de.

Die Natur sauber halten

Altmühlfranken: Die Landschaft ist kein Abfallplatz

Beim Frühjahresputz in Altmühlfranken werden jedes Jahr Müllberge aus der Umwelt gesammelt und anschließend entsorgt. Bildnachweis: Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen

Ob Müllsäcke entlang von Wegen, Haushaltsschrott auf Wiesen oder Glasscherben und Zigarettenstummel im Wald – Müllablagerungen beeinträchtigen nicht nur das Landschaftsbild, sondern können auch eine Gefahr für die Umwelt darstellen. Leider wird oft zu wenig darauf geachtet und Abfall ohne Rücksicht in die Natur geworfen. Für Verursacher illegaler Müllablagerungen kann das entsprechend teuer werden. Denn wer seinen Abfall in der Umwelt entsorgt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einem Bußgeld rechnen.

Beim Spazierengehen schnell mal den leeren Kaffeepappbecher fallen lassen, das benutzte Taschentuch auf dem Weg liegen lassen, die Zigarette am Boden austreten oder die Getränkeflasche einfach in den nächsten Graben werfen. Der Abfall ist nicht nur für den nächsten Spaziergänger ärgerlich, sondern kann vor allem in den heißen und trockenen Sommermonaten eine echte Gefahr darstellen. Noch glühende Zigarettenstummel oder Glasscherben können bei Trockenheit zu Waldbränden führen und Plastikmüll kann in der freien Natur über Bäche und Flüsse in das Wassersystem gelangen. All das schadet unserer Umwelt enorm und stellt auch eine echte Gefahr für unsere Tierwelt dar. Aus diesem Grund können solche Vergehen laut dem bayerischen Bußgeldkatalog Umweltschutz mit einem Bußgeld oder einem Verwarnungsgeld von 5 bis 55 Euro geahndet werden.

Doch die zuständigen Sachbearbeiter des staatlichen Abfallrechts im Landratsamt erleben regelmäßig auch massivere Ablagerungen: Haushaltsabfälle, Elektroschrott und sogar alte Fahrzeuge werden regelmäßig in der freien Natur entsorgt. Auch Müllsäcke, die beispielsweise neben Altglascontainern abgestellt werden, stellen eine illegale Müllablagerung dar.

Vor allem aber Elektroschrott, der von kaputten Haushaltsgeräten bis zu alten Fahrzeugen reichen kann, ist ein erhebliches Risiko für die Umwelt. Durch Witterungseinflüsse können Schadstoffe wie Farben, Lacke und Lösungsmittel abgetragen werden oder schadstoffhaltige Flüssigkeiten austreten, die auf unbefestigtem Boden versickern und im schlimmsten Fall in das Grundwasser eintreten können. Aber auch Batterien, Katalysatoren oder Reifen enthalten eine Vielzahl an umweltschädlichen Stoffen. Gerade Reifen werden im Landkreis häufig in der freien Natur entsorgt. Die Verursacher werden in solchen Fällen durch die Polizei ermittelt. Solche Abfallablagerungen können laut Gesetz mit einem Bußgeld von bis zu 100.000 Euro geahndet werden.

Die illegalen Mülllagerungen werden meist durch die Polizei, Naturschutzwächter oder Privatpersonen an die zuständige Fachabteilung im Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen gemeldet. Diese arbeiten dann sowohl mit den betroffenen Kommunen, auf deren Fläche die Ablagerung stattgefunden hat, sowie der Polizei zusammen, um den Verursacher zu ermitteln. Je nach Schweregrad wird anschließend ein entsprechendes Bußgeld ausgestellt.

Um die Natur im Landkreis sauber zu halten und auch um die Bevölkerung zu sensibilisieren, unterstützt die Kommunale Abfallwirtschaft im Landratsamt seit über zehn Jahren die Aktion „Frühjahrsputz in Altmühlfranken“. Rund 50 bis 60 Gruppen pro Jahr machen sich zum gemeinsamen Müllsammeln auf und sorgen für eine saubere Umwelt. Die „Funde“ reichen von Zigarettenstummeln über Altreifen und Bauschutt bis hin zu ganzen Sofas, sowohl neben Fußgänger- und Radwegen als auch im Wald. Gruppen, die an der Aktion teilnehmen möchten, können sich übrigens noch bis zum 15. Juli 2023 unter www.altmuehlfranken.de/fruehjahrsputz melden.

Auch der Zweckverband Brombachsee will den Unmengen an Abfall, die jedes Jahr rund um den Kleinen und Großen Brombachsee sowie den Igelsbachsee entstehen, ein Ende bereiten. Mit der Kampagne „Brombachsee müllfrei“ soll den Müllmengen und der illegalen Abfallablagerung rund um die Seen begegnet werden. Mit einer umfangreichen Aufklärungskampagne werden die Besucherinnen und Besucher rund um den See auf die Abfallvermeidung hingewiesen. Die Gastronomiebetriebe an den Seen stellen den Gästen im To-Go-Bereich eine Mehrwegalternative zur Verfügung. Die LBV-Umweltstation in Muhr am See unterstützt die Kampagne mit verschiedenen Bildungsprojekten. Wie auch in den Bergregionen verzichtet im Bereich des Brombachsees zudem auf Mülleimer. „Den Abfall, den ich vor Ort produziere, kann ich mit der kostenlosen Papiertüte, die ich zum Beispiel in der Gastronomie rund um die Seen erhalte, auch wieder mit nach Hause nehmen. Entsorgungsmöglichkeiten für Hundekot und Windeln gibt es weiterhin. Durch unsere Kampagne ‚Brombachsee müllfrei‘ wollen wir gemeinsam mit unserer Bevölkerung und den Gästen am See einen Beitrag für eine saubere und müllfreie Natur leisten – ohne großen Aufwand“, erklärt Landrat und Zweckverbandsvorsitzender Manuel Westphal. Wenn gar kein Einsehen besteht und der Abfall illegal in die Natur geworfen wird, droht auch am Brombachsee ein Bußgeld. „Wir hoffen aber auf die Vernunft unserer Besucherinnen und Besucher. Gemeinsam können wir so etwas Gutes für unsere wunderschöne Natur tun!“, ist sich Landrat Manuel Westphal sicher.

Slow Food aus Altmühlfranken

Genussreihe „Altmühlfranken kulinarisch erleben“ geht weiter

Es geht dabei einmal um das mittlerweile zum kulinarischen Trend erkorene Thema des „heimischen Fischs“, das nun auch in der deutschen Spitzengastronomie angekommen ist, nachdem diese die ökologische Unverantwortbarkeit der Verwendung von Hochseefisch akzeptieren musste.
Und siehe da, sogar in vielen „Sterne-Restaurants“ finden wir jetzt – häufig erstmals – auch die Qualitätsangebote unserer heimischen Fischwirte. Als wir dieses Thema vor knapp 10 Jahren erstmalig aufgegriffen hatten, war das noch milde belächelt worden. Aber mittlerweile zeigt ja auch das „Altmühlfränkische
SeenLandFischerfest“, welches immer im Oktober in Wald (Altmühlsee) ausgetragen wird, dass und wie dieses Thema auch bei den Konsumierenden angekommen ist. Daher freuen wir uns, dass wir mit Fischmeister Sindel einen hervorragenden Fachmann gefunden haben, der uns nicht nur die Fische aus seiner in unmittelbarer Nähe gelegenen Fischzuchtbetrieb liefert, sondern uns auch durch die vier Gänge mit den unterschiedlichen Fischarten führen wird. Diese Veranstaltung findet am Samstag 6. Mai um 18:30 in der „Sonne“ in Herrieden statt.

Und mit dem „Altmühltaler Weiderind“ werden wir den zweiten kulinarischen Abend gestalten. Mein Büro FUTOUR hat ja dieses Projekt für den Naturpark Altmühltal seit 2018 vorbereitet und es hat sich dann daraus – aus Landwirten und Metzgern – die Altmühltaler Weidefleisch Vermarktungsgesellschaft gegründet, die jetzt auch mit den ersten Schlachtungen begonnen hat und dieses hochwertige Angebot sehr behutsam aufbaut. Die Kernaussagen dieser Marke bedeuten, dass diese Rinder aus dem Naturpark Altmühltal stammen müssen, dass sie auf der Weide und im Winter allenfalls in Laufställen mit entsprechender Bewegung stehen, aber auch ausschließlich mit Futter auf Grünlandbasis gehalten werden. Ihr herausragendes Alleinstellungsmerkmal ist aber der konsequente Verzicht auf jeglichen Lebendtiertransport und damit die Schlachtung auf der Weide oder hofnah, auf jeden Fall immer ohne eine Trennung aus ihrem gewohnten Herdenverbund. Die dadurch ermöglichte stressfreie Schlachtung – seit 2021 EU-weit zugelassen – führt zu einer, neben der Weidehaltung und Grünlandfütterung außergewöhnlichen Fleischqualität. Das Vier-Gänge-Menü wird sich außerdem an dem Slow Food-Leitsatz „From Nose to Tail“ orientieren, es wird edel aber einmal ohne die üblichen Edelteile serviert. Diese Veranstaltung findet am Freitag 29. September um 19:00 in der „Sonne“ in Pappenheim statt.

Interessierte Teilnehmender für den Fisch-Abend werden gebeten, sich möglichst umgehend entweder hier bei uns oder auf der Email-Adresse der Sonne in Herrieden anzumelden.
Interessenten für den Weiderind-Abend haben zwar noch etwas Zeit, aber Anmeldungen werden auch schon jetzt gerne entgegengenommen.

Kontrastreiche Frühlingserlebnisse

Fränkisches Seenland: Vom Blütenmeer zur Vogelkinderstube am See

Die MS Brombachsee hat ihren Anker gelichtet und unternimmt täglich Rundfahrten öauf dem See.

Ein weißer Blütenteppich wogt vor dem blauen Frühlingshimmel. Dazwischen funkelt das Wasser des Sees in der Sonne. Eine sanfte Brise trägt zarte Kirschblütenblätter mit sich und bläht die hellen Segel der Schiffe. Reizvolle Kontraste prägen den Frühling im Fränkischen Seenland. Vor allem die Streuobstwiesen zeigen sich nun von ihrer schönsten Seite. Am besten lässt sich die Blütenpracht beim Wandern und Radeln am Seeufer genießen. Noch ist es ruhig an den Stränden und auf den Liegewiesen, aber die Café- und Restaurantterrassen haben schon geöffnet. Hier werden hausgemachte Spezialitäten in der milden Frühlingssonne serviert.
Vom 22. April bis 5. November absolviert die „MS Altmühlsee“ ihre täglichen Rundfahrten. An Bord verbringt man erlebnisreiche Stunden: Gespenster- und Piratenfahrten für Kinder, Tanzveranstaltungen für jedes Alter, Musikantentreffen oder sogar Pokerabende und Schafkopfrennen für „verspielte“ Passagiere. Die „MS Brombachsee“ hat ihren Anker bereits gelichtet. Der auf Europas Binnenseen einzigartige Trimaran sorgt mit seinem großen Sonnendeck und dem umfassenden gastronomischen Angebot für Kreuzfahrtfeeling. Die Passagiere sind bunt gemischt. An einem Tisch trifft sich eine Damenrunde zum Sektfrühstück, an einem anderen sitzen mehrere Generationen einer Familie zusammen – vom Kleinkind im Buggy bis zum Großvater mit Rollator. Dank Panoramaaufzug sind alle drei Decks des Schiffes barrierefrei erreichbar. Circa eineinhalb Stunden dauert eine Rundfahrt.
Unterbrechungen sind an jeder Anlegestelle möglich – etwa in Absberg, nahe des Damms, der den Großen vom Kleinen Brombachsee trennt. Bei diesem Zwischenstopp zeigt sich, was für Früchte die prächtig blühenden Obstbäume am Seeufer tragen – und was aus diesen wird. Im Alten Schulhaus von Absberg ist die „Prunothek“ mit einer interaktiven Ausstellung rund um die Kirsche und die „Echt Brombachseer“-Kirschprodukte untergebracht. Ab Mitte April öffnet sie immer am Freitagnachmittag von 15 bis 18 Uhr die Türen. Außerhalb der Öffnungszeiten bekommt man die feinen Kirschprodukte ein Stockwerk tiefer im Dorfladen.

Vom Spargel bis zum Löwenzahn-Eis

Im Umland der Seen wachsen noch viele weitere Genüsse, unter anderem ein Star der Frühlingsküche: Rund um die Stadt Roth wird feiner Spargel angebaut. Vom 29. April bis 24. Juni 2023 haben rund 30 örtliche Gastronomen im Rahmen der „Spargel-Genusswochen“ abwechslungsreiche Gerichte mit dem „königlichen Gemüse“ auf der Karte. Morgens gestochen, landet es mittags bereits auf dem Teller – frischer geht es nicht. Appetit holt man sich zum Beispiel bei einem Spaziergang um den ruhigen Rothsee. Wer das Fränkische Seeland erkundet, kommt außerdem vorbei an den Hopfengärten rund um Spalt, an den Nussbäumen bei Dittenheim oder den Merkendorfer Krautgärten, an Feldern, Rinder- und Schafweiden, Fischteichen – und immer wieder an Hofläden. Hier bekommt man viele Produkte direkt da, wo sie erzeugt wurden, von frischem Gemüse bis hin zu Brot, Nudeln oder Marmeladen. Besonders praktisch sind die Selbstbedienungsautomaten, an denen echt regionale Genüsse rund um die Uhr zu haben sind. Etwa der Eisautomat in Gunzenhausen-Schlungenhof am Altmühlsee: Bestückt ist er mit Bauernhofeis vom Werzingerhof, hergestellt ohne Farbstoffe und künstliche Aromen aus hofeigener Milch und mit kreativen Ideen. Ein Kürbiskerneis, ein fränkisches Kaffee-Eis oder ein Löwenzahn-Joghurteis kommt bei dem sonnigen Frühlingswetter gerade recht.

Elternzeit auf der Vogelinsel

Der kurze Weg vom Brombach- an den Altmühlsee lässt sich gut per Fahrrad zurücklegen. Die Schilder des Fränkischen WasserRadwegs weisen den Weg. Das Herzstück dieser insgesamt rund 460 Kilometer langen Fernstrecke verbindet Rothsee, Großen und Kleinen Brombachsee, Igelsbachsee, Altmühlsee und Dennenloher See. An letzterem blüht die
Vielfalt im Schlosspark Dennenlohe mit Süddeutschlands größtem Rhododendronpark. Die Blütezeit der Rhododendren beginnt Mitte April, zuvor sorgen schon Tausende Osterglocken, Blausternchen, Tulpen und frühblühende Azaleen für ein farbenfrohes Naturerlebnis. Ebenso faszinierend und doch ganz anders ist das Schauspiel, das sich den Naturfans jetzt am Altmühlsee bietet: Eine lange Holzbrücke führt nahe Muhr a.See auf die Vogelinsel, die kein einzelnes Eiland ist, sondern eine ganze Insellandschaft mit Flachwasserzonen – und ein Paradies für Vögel. Jetzt im Frühjahr ist die Luft erfüllt von Tschilpen, Zwitschern und Rufen. Entlang des Rundwegs, der sich zwischen Bäumen und Wasser hindurchschlängelt, gibt es immer wieder etwas zu entdecken. Hier haben Biber ihre Spuren hinterlassen, dort wagt sich eine Gruppe flauschiger Küken aus dem Schilf. Mit Glück lässt sich sogar ein Fischadler auf der Jagd erspähen.

Insider-Tipps am Markttag

Die Insel im Altmühlsee ist der Hotspot für Vogelbeobachtungen, aber längst nicht die einzige Gelegenheit dafür. Ganz in der Nähe befindet sich das Naturschutzgebiet Wiesmet, ein Rückzugsort für seltene Wiesenbrüter. Passender Weise liegt es an der Wandertour „Vogelkundler“, einem der sieben neuen Schlaufenwege des Fernwanderwegs „Der Seenländer“. Jede der Halbtages-, Tages- und Mehrtagestouren startet an einem Bahnhof, was für die An- und Abreise besonders praktisch ist. Die „Vogelkundler“-Tour beginnt am Bahnhof in Muhr a.See. Alle, denen die ganzen 20,5 Kilometer zu lang sind, können die Wanderung problemlos abkürzen, denn die Anlegestellen des Ausflugsschiffes „MS Altmühlsee“ liegen am Weg. Mit der Abkürzung per Schiff bietet sich auch Gunzenhausen, eines der historischen Städtchen im Fränkischen Seenland, als Startpunkt für die Tour an. Türme mit Storchennestern, Fachwerkhäuser und kleine Gassen verleihen der Stadt, die 2023 den 1200. Jahrestag ihrer ersten urkundlichen Erwähnung feiert, einen besonderen Charme. Besonders lebendig geht es hier – wie auch in den anderen Städten der Region – am Markttag zu. Dann bauen viele regionale Direktvermarkter ihre Stände auf und bieten neben erstklassigen Produkten auch immer Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Sicher haben die Einheimischen noch den ein oder anderen Insider-Tipp für die Frühlingstour durchs Fränkische Seenland parat!


Mehr Infos: Tourismusverband Fränkisches Seenland, Hafnermarkt 13, 91710
Gunzenhausen, Tel. 09831/5001-20, E-Mail info@fraenkisch
es-seenland.de

Lesetipps im Literaturcafe

13 freiwillige Testleser stellten ihre aktuellen Lieblingsbücher vor

Ein sprechender Kater kann ein lebensrettender Gesellschafter sein. „Frankie“ von Jochen Gutsch und Maxim Leo überzeugte Tina Ellinger auch wegen der so herrlich flapsig daherredenden Katzenstimme.

Wer für literarische Überraschungen etwas übrig hat, kam diesmal beim Literaturcafé zum Bücherfrühling 2023 auf seine Kosten. Das Programm mit den 18 Lesetipps wurde diesmal mit fünf Büchern mit unwahrscheinlichen Plots und phantastischen Wendungen eröffnet.

Eine Empfehlung hatte Christine Höller für „Die geflohene Geschichte“, in der aus Büchern entwichene Romanfiguren ins reale Leben wechseln können und dort auch mal straffällig werden. Hier ermittelt dann die Polizeiabteilung für „Verbrechen durch Figuren“.  Verfasst wurde der Roman von deutschen Erfolgsautorin, die unter dem Pseudonym „Kate Kowalski“ auftritt.

Ebenfalls mit Mystery-Elementen wartet der Roman der kanadischen Autorin Emma Donoghue über ein Fastenmädchen auf. Im Jahr 1859 hat die kleine Anna O Donnell seit vier Monaten keine Nahrung zu sich genommen und ist nicht verhungert. An ein Wunder können da manche nicht glauben und machen sich auf, um in dem katholischen irischen Dorf zu ermitteln.

Nik Laura Baumann hat den bereits 2016 erschienenen Roman ausgewählt, der durch eine erfolgreiche Netflix-Verfilmung aktuell die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Zwei US-Kunststudentinnen ziehen nach Berlin und schaffen es, ihre Wohnung als Dreh- und Angelpunkt der Party-Szene zu machen. „Unglaublich spannend, aber eigentlich gar nicht meine Welt“ – letztlich zieht Zena Wiehn, die den Roman nach 100 Seiten erstmal weglegen wollte, doch ein positives Fazit. Man erfährt viel über die Szene in Berlin, lernt viel Neues über Drogen und kann sich irgendwann dem Tempo der Geschichte nicht mehr entziehen.

Eine sprechende Katze gibt es in „Frankie“, dem warmherzigen Roman des Autorenduos Jochen Gutsch und Maxim Leo. Tina Ellinger hat mit Begeisterung die Geschichte des Streunerkaters Frankie gelesen, der zu Beginn des Buches den Selbstmord des verwitweten Schriftstellers Richard verhindert und schließlich bei ihm einzieht.

In die Kategorie „warmherzig“ passt auch der Familienroman „Dinner mit den Schnabels“. Kein Klamauk, aber viel Humor steckt nach Marion Hinderers Urteil in der Geschichte über eine nicht ganz einfache Familie mit einer herrschsüchtigen Schwiegermutter als unangreifbarem Oberhaupt, unter der besonders der arbeitslose Architekt und Schwiegersohn Simon zu leiden hat. 

Mit Hintergrundinformationen zu Mechtild Borrmanns Roman „Feldpost“ konnte Dagmar Bender aufwarten. Die Autorin hat Briefe und Notizen aus dem Deutschen Tagebucharchiv Emmendingen verwendet und so ist ihr eine lebensnahe Geschichte über Liebe und Verrat in der Zeit der Nazi-Diktatur gelungen. Ihr Lesetipp: „Der Roman beginnt wie ein Krimi“ und zwar mit einem Koffer voller Briefe.

Buchhändlerin Ulrike Fischer führte in die Welt der Gaming-Community ein.

Einen historischen Krimi mit Schauplatz München hatte Babett Guthmann ausgewählt: „Das wahre Motiv“ von Uta Seeburg. Ein ehemaliger preußischer Offizier führt bei der königlich bayerischen Polizei neue Ermittlungsmethoden ein, bei denen die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vernachlässigte forensische Spurensicherung eine große Rolle spielt. Viel Schwabinger Lokalkolorit, viele zeitgeschichtliche Besonderheiten wie den Droschkenverkehr in der Leopoldstraße und ein Eintauchen in die Kunstszene der Secessionszeit in München machen den Genuss perfekt.

Wer wie Judith Hofer Spannungsromane aus dem hohen Norden mag, der ist ihrer Meinung nach mit dem isländischen Krimi „Verschwiegen“ von Eva Björg Aegisdottir bestens bedient. Jede Menge falsche Fährten und die hartnäckig ermittelnde Polizistin Elma sorgen für den richtigen Drive.

Viele kennen ihn als Ermittler in Kroatien-Krimis, aber der Schauspieler und Musiker Lenn Kudrjawitzki hat auch im internationalen Film bereits eine Glanzkarriere hingelegt. Darüber hinaus hat er als Vierjähriger mit dem Geigenspiel begonnen und erfolgreich ein Violinstudium an diesem Instrument abgeschlossen. Verheiratet ist er mit der Sängerin und Star-Geigerin Nora Kudrjawitzki. Wer mehr über seine Karriere und über seine „Familienbande“ erfahren möchte, der ist mit der Autobiografie dieses Ausnahmekünstlers gut bedient so die eindeutige Empfehlung von Birgit Franz.

Marvin Hofer zeigte sich vom Stil des mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman „Blutbuch“ von Kim De L’Horizon irritiert. Zu viele kurze Sätze, viele schweizerdeutsche Begriffe und generell sehr Fremdwort-lastig.

„Ein absolut unterhaltsamer Roman aus der Welt der Gaming-Community“ – so empfahl Ulrike Fischer den Roman der amerikanischen Autorin Gabrielle Zevin „Morgen, morgen und wieder morgen“. Die Freundschaft von Sam und Sadie begann mit dem gemeinsamen Spielen von Super Mario. In den 1990ern treffen sie sich wieder und entwickeln als Gamedesigner-Duo ein neues Spiel, das ein Sensationserfolg wird.

Der Debütroman von Honorée Fanonne Jeffers „Die Liebeslieder von W.E.B. Du Bois“ wird in den USA als zeitgeschichtliches Meisterwerk gefeiert. Hartmut Röhl zeigt sich von der Konzeption des dicken Wälzers überzeugt: Die Thesen und Ideen des Soziologen und Bürgerrechtlers Du Bois stehen der Suche der jungen Geschichtsstudentin Ailey gegenüber, die in ihre Familiengeschichte auf einer Plantage in Georgia eintaucht. Dort lebten die Vorfahren von Ailey in Sklaverei und kolonialer Unterdrückung.

Für den Kochbuch-Test mit Rezepten aus zwei Neuerscheinungen wartete Ulrike Zatschker auf. Sie servierte Apfel-Zimt-Cookies aus dem sehr schön bebilderten Kochbuch „Cold days & Green Food“ von Julia Cawley. Als salzigen Kontrast Rosmarin-Cracker aus „Einfach schnell vegan“ dem Buch der Food-Bloggerin Anja Romaniszyn.

Individualität ist die Stärke

Seit 25 Jahren Drahtgestricke aus Ellingen

Geschäftsführer Benjamin Schatz (2.v.li.) zeigt seinen Gästen die Drahtgestricke des Unternehmens. Mit dabei beim Rundgang auch Axel Halbmeyer (re.). Foto: LRA

Im Rahmen der Unternehmensbesuche hat Landrat Manuel Westphal die DGS Drahtgestricke GmbH in Ellingen besucht. Dort wurde ihm von dem Geschäftsführer Benjamin Schatz das Unternehmen vorgestellt. Begleitet wurde der Landrat von Sabine Unterlandstaettner, Wirtschaftsförderung in der Zukunftsinitiative altmühlfranken.

„Schnell und flexibel“- so beschreibt Benjamin Schatz das Unternehmen, welches 1998 von seinem Vater, Erwin Schatz, gegründet wurde. Während es damals noch ein Ein-Mann-Betrieb war, ist es mittlerweile ein Familienunternehmen zweiter Generation. So stellt das Unternehmen, das rund 45 Mitarbeiter beschäftigt, bereits seit 25 Jahren Drahtgestricke für den Maschinen- und Anlagenbau her. Diese können in den unterschiedlichsten Industriebereichen eingesetzt werden, zum Beispiel in der Umwelt- und Verfahrenstechnik, dem Filterbau, dem Maschinen- und Anlagenbau sowie dem Automobilbau.

„Für unsere Kunden fertigen wir auch oft Sonderlösungen an. Das ist auch etwas, was uns auszeichnet: Auf Wunsch produzieren wir individuelle Gestricke für unterschiedlichste Anwendungsgebiete“, so Axel Halbmeyer, der den technischen Vertrieb des Unternehmens betreut.

Besonders stolz ist Benjamin Schatz darauf, dass Gestricke aus Ellingen auch in der 4. Reinigungsstufe der Kläranlage in Weißenburg verbaut sind. Die Kläranlage stellt ein Pilotprojekt in ganz Bayern dar.

Auch das Ellinger Unternehmen hat die Lieferschwierigkeiten bedingt durch den Krieg in der Ukraine zu spüren bekommen. Nicht nur die steigenden Energiepreise machten sich dabei bemerkbar, sondern auch Lieferschwierigkeiten bei den Werkstoffen. Langsam pendle sich das aber wieder ein, so Schatz.

Für den eigenen Nachwuchs sorgen

Die berufliche Ausbildung hat in dem Unternehmen eine große Bedeutung. „Derzeit beschäftigen wir drei Azubis, die zum Maschinen- und Anlagenführer ausgebildet werden. Aber auch Büroangestellte bilden wir selbst aus und konnten kürzlich ausgelernte Azubis als Nachfolgerinnen für Mitarbeiterinnen einsetzen, die in Rente gehen“, erklärt der Geschäftsführer. Nach der Ausbildung werden die Nachwuchskräfte meist übernommen.

Aus Platzgründen befindet sich ein Teil des Unternehmens in Pleinfeld, angesiedelt bei der EVS Technology GmbH, die ebenfalls von Benjamin Schatz geleitet wird. In Pleinfeld werden vor allem Metalle gereinigt und bearbeitet, insbesondere das Entfetten und die Feinstreinigung von Bauteilen. Außerdem bietet das Unternehmen Laserzuschnitte von Klein- und Großserien u.a. aus Aluminium, Edelstahl und Eisen an.

„Wir schauen positiv in die Zukunft!“, fasst Benjamin Schatz den Unternehmensbesuch zusammen.

Das freut auch Landrat Manuel Westphal: „Die DGS GmbH in Ellingen beziehungsweise den Betrieb in Pleinfeld habe ich schon mehrmals besucht. Es ist immer wieder spannend zu sehen, welch innovative Produkte hier hergestellt werden. Made in Altmühlfranken, zeigt sich einmal mehr als absolutes Qualitätsmerkmal.“  

 

Doppelter Spaß

Gunzenhäuser Skate & Pumptrack Opener

Doppelt hält bekanntlich besser und so findet das beliebte Event „Skate & Pumptrack Opener“ gleich zweimal, an zwei Donnerstagen hintereinander auf der Gunzenhäuser Pumptrackanlage und am angrenzenden Skate-Park statt. Organisiert von der Stadtjugendpflege Gunzenhausen drehen am 20. und am 27. April 2023 Biker, Inliner und Skater ab 16 Uhr ihre Runden am Sportplatz, treffen Freunde und Gleichgesinnte und erleben ein paar tolle, gemeinsame Stunden. Für Verpflegung ist gesorgt und Musik ist auch am Start. Pumptracker und Skater aus nah und fern sollten sich das nicht entgehen lassen.
Für Fragen zum Skate- und Pumptrack-Event steht Stadtjugendpfleger Helmar Zilcher unter Tel.: 09831/508 122 oder E-Mail unter stadtjugendpflege@gunzenhausen.de gerne zur Verfügung.

Ewige Erinnerung im Taharahaus

Ausstellung von Elke Hartung präsentiert

Die Standorte der jüdischen Erinnerungsorte sind auf dem riesigen Luftbild markiert, die dazu gehörenden Tafeln informieren über sie.

Der Putz bröckelt bedrohlich und an den Fensterrahmen fehlt es an schützender Farbe – das Taharahaus in der Leonhardsruhstraße in Gunzenhausen hat wirklich schon bessere Zeiten gesehen. Dabei hat das unscheinbare Gebäude am Rande des jüdischen Friedhofs einen großen immateriellen Wert für die Stadt – es ist wichtiges kultur- und sozialgeschichtliches Zeugnis des Gunzenhäuser Judentums. Die jüdische Kultusgemeinde fand hier und auf dem Friedhof einen Ort der Trauer, aber auch des Ewigen Lebens. Von 1875 bis 1937 wurden im Taharahaus rund 300 verstorbene jüdische Bürgerinnen und Bürger zur Bestattung und für die anschließende Ewige Ruhe vorbereitet. Der Ort ist beth olam, ein guter Platz, an dem nach jüdischem Glaube bis zum Ende der Tage friedvoll auf die Auferstehung gewartet werden kann. Nachdem die Nazis Ende der 1930er Jahre alle Juden aus Gunzenhausen vertrieben hatten, wurde es ruhig um das Taharahaus und den jüdischen Friedhof. Nun soll der Ort neu belebt und ein würdiger Platz gegen das Vergessen geschaffen werden.    

Elke Hartung stellte anlässlich der Ausstellungseröffnung auch die neue Wandtafel zum Gedenken an die Familie Bermann vor.

Nach einem Besuch des jüdischen Museums in München reifte in Gästeführerin Elke Hartung der Gedanke, Teile der dortigen Ausstellung auch für Gunzenhausen zu adaptieren. Ihre Idee: Auf dem Fußboden des Taharahauses soll eine große, begehbare Luftaufnahme der Stadt Gunzenhausens befestigt und mit Nummern versehen werden. Dazu eigens angefertigte, ansprechend gestaltete Informationstafeln sollen die jeweilige Geschichte hinter den Ziffern erzählen und sich individuell zuordnen lassen. Der Name der Ausstellung: „Ewige Erinnerung – Beth Olam“.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und Stadtarchivar Werner Mühlhäußer waren von der Idee begeistert und setzten das Projekt fachlich und finanziell um. Auf diese Weise sind 14 interessante Stationen entstanden, welche Spuren der jüdischen Geschichte in Gunzenhausen nachzeichnen. Angefangen bei den zwei längst nicht mehr existenten Synagogen, über die grausamen Verfolgungen am Palmsonntag im Jahr 1934 bis hin zu den Gunzenhäuser Familien Rosenfelder, Hellmann oder Rosenbach. Auf letztere, die bereits im 19. Jahrhundert in die USA ausgewandert sind, geht das berühmte Rosenbach Museum & Library in Philadelphia zurück. „Seit Jahrzehnten erforsche ich intensiv die jüdische Geschichte Gunzenhausens“, erklärt Stadtarchivar Werner Mühlhäußer. „Die neue Ausstellung ist ein weiterer wichtiger Baustein unserer gelebten Erinnerungskultur.“ Die Texte zu den einzelnen Stationen stammen aus Mühlhäußers Feder und sind Ergebnis seiner umfassenden Forschungsarbeit.  

Die Rosenfelders waren eine bekannte Familie.

Nachweisbar existierte in Gunzenhausen bereits im 14. Jahrhundert ein jüdischer Friedhof. Die Jahrhunderte haben Eindrücke, Spuren und Biographien in der Stadtgeschichte hinterlassen. Die neue Dauerausstellung „Ewige Erinnerung – Beth Olam“ möchte ein paar Episoden davon erzählen. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Erinnerung an die jüdische Geschichte unserer Stadt für die Gegenwart und die Zukunft zu bewahren“, betont Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. „Das Taharahaus ist ein würdiger Informationsort und ich danke allen Beteiligten für ihr großes Engagement bei der Umsetzung der Ausstellung.“

„Ewige Erinnerung – Beth Olam“ wurde am Ostermontag im Rahmen einer Führung offiziell eröffnet. Eine Besichtigung ist nur zu vorher festgelegten Zeiten möglich. Die nächsten Termine sind der 18. Mai und der 3. Oktober 2023. Nähere Informationen erhalten Sie bei der städtischen Tourist Information unter www.gunzenhausen.info oder unter Tel. 09831/508 300.

EU-Flagge seit 40 Jahren

Initiator und Antragsteller war Dr. Ingo Friedrich aus Gunzenhausen

Dr. Friedrich hat vor mehr als 40 Jahren diese Europaflagge beantragt. Heute kann er stolz darauf sein, dass seine Initiative zur offiziellen Flagge der Europäischen Union geworden ist.

Ein Kreis aus 12 Sternen auf blauem Hintergrund. Seit 40 Jahren ist die Flagge das Emblem der Europäischen Union. Initiator Dr. Ingo Friedrich (CSU) aus dem fränkischen Gunzenhausen blickt zurück auf den schwierigen Entstehungsprozess des Wahrzeichens.

Ingo Friedrich ist Europapolitiker der ersten Generation. 1979 wurde er in das Europäische Parlament gewählt. Heute, 40 Jahre später, brennt er nach wie vor für Europa. Betreten Besucher die beiden Büros des Europäischen Wirtschaftssenats in Brüssel oder München, werden sie unmittelbar von der Europaflagge begrüßt. Sie hängt unübersehbar über seinem Schreibtisch. Die Flagge ist eine der größten Erfolge seiner Laufbahn. Viele Menschen wissen aber gar nicht, wie es zu diesem Symbol kam.

Der angebissene Apfel steht für Apple, die Sternenflagge für die EU. Schon immer gab und gibt es Marken und Symbole. „Ich kam aus der Wirtschaft. Mir war klar, dass wir auch für Europa ein gemeinsames, Identität stiftendes Symbol brauchen“, so Friedrich. Schnell wurde klar: Der junge Politiker traf damit den Nagel auf den Kopf. Zur damaligen Zeit hatte nämlich jede Institution in der EU ein eigenes Logo: Die Europäische Kommission verwendete ein großes E, das Parlament eine Flagge mit Lorbeerkranz, der Europarat die Sternenflagge seit 1955 und der Ministerrat war flaggenlos. „Es fehlte ein ganz Europa umfassendes Symbol“, so Friedrich. Aber genau das könnte den Wiedererkennungswert der Europäischen Union steigern.

Am 31.10.1979 schließlich ging Friedrich das Problem an. Und stellte den vielleicht wichtigsten Parlamentsantrag seiner Laufbahn. Er plädierte im Parlament für die Notwendigkeit eines gemeinsamen Symbols und schlug dafür die heutige Europaflagge vor. Damit startete der junge Abgeordnete einen umfangreichen Prozess. Der interne Abstimmungsprozess war schwierig “, so Friedrich. Ein Symbol für alle Institutionen und Mitgliedstaaten war nicht einfach zu finden. Manche wollten einen europaweiten Wettbewerb. Andere hätten die Zahl der Sterne gerne von der Zahl der Mitgliedsstaaten abhängig gemacht.

Nach vielen Diskussionen in Ausschüssen und Plenarsitzungen wurde am 11. April 1983 die heutige Europaflagge als Symbol Europas endgültig verabschiedet. Das Europäische Mehrheit stand mit großer Mehrheit hinter Friedrichs Idee. Ob diese Flagge ein Erfolg wird war damals noch unklar. Heute herrscht Gewissheit: Die 12 goldenen Sterne auf blauem Grund als Symbol Europas sind weltweit bekannt. Vielleicht sogar bekannter als Apples angebissener Apfel. Heute ist klar: Das gemeinsame Symbol hat die EU erkennbar und bekannter gemacht.

Und es gibt eine Geschichte hinter der Geschichte:

Von Bibelkennern werden die 12 Sterne nicht nur als Hinweis auf die zwölf Stämme Israels gedeutet. Die Offenbarung des Johannes (Kap. 12) wird noch konkreter: „Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: eine Frau (…) und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.“ (Lutherbibel 2017). Der biblische Bezug scheint klar. Doch war das auch der Grund, warum Ingo Friedrich sich für dieses Symbol entschied?

„Der christlich-kulturelle Bezug Europas war mir wichtig. Das gebe ich zu.“, so Friedrich. Europa habe eine über 1000-jährige gemeinsame Geschichte. „Und unsere Länder verbindet vor allem das christliche Erbe.“ Aber auch die Zahl zwölf sei besonders. „Zwölf steht für Ausgeglichenheit und Vollkommenheit“, meint Friedrich. So gebe es zwölf Apostel, die zwölf Monate oder zweimal 12 Stunden täglich. Die Anzahl der Sterne sei auch nicht an die Mitgliedsstaaten gebunden. „Sonst müssten wir die Flagge bei jedem Ein-/ oder Austritt abändern.“

„Europa“, das möchte Friedrich anmerken, „ist das schönste Staatenprojekt auf der ganzen Welt.“ Es gebe keinen Zeitraum in dem so langen Frieden in Europa herrschte. Die Flagge stehe für dieses großartige Projekt. Friedrich möchte diese Nachricht am Geburtstag der Flagge allen nachfolgenden Generationen mitgeben. Er steht neben der Flagge und liest seinen Antrag noch einmal durch. Man sieht den Stolz in seinen Augen. Er ist stolz, dass er an diesem Projekt mitbaute und immer noch mitbaut. „Seine“ Flagge ist ein Stück Weltgeschichte geworden.

Wohin mit Rosi?

Angebote für Demenzkranke in Altmühlfranken

Das AWO-Heim in Markt Berolzheim ein gutes Beispiel für gelingende Hilfe.

Rosi M. (Name geändert) lebt nach ihrer Demenz-Diagnose noch immer alleine im eigenen Haus. Ihre Tochter mit Familie wohnt nur eine Straße weiter. Rosi braucht pflegerische Unterstützung und ist inzwischen nicht mehr in der Lage, sich Mahlzeiten alleine zuzubereiten. Als Unterstützung kommt ein ambulanter Pflegedienst, der ihr jeden Morgen beim Waschen und Ankleiden hilft sowie die Vorbereitung des Frühstücks übernimmt. Auch traut sie sich nicht mehr, außerhalb des Hauses alleine zu laufen oder den Bus zu nehmen. Das schränkt ihre Mobilität und auch ihre sozialen Kontakte sehr ein. Da Rosis Tochter berufstätig ist, ist Rosi tagsüber auf sich alleine gestellt. Für die Tochter bedeutet es, dass sie häufig mit den Gedanken bei ihrer Mutter ist: „Was macht sie wohl gerade? Ist sie gestürzt? Ist sie außer Haus gegangen und findet nicht mehr zurück? Hat sie genug getrunken? Hingestellt habe ich ihr Wasser und Apfelsaft. Hoffentlich hat sie nicht den Herd angemacht und vergessen ihn auszuschalten oder einen Fremden ins Haus gelassen!“ Zudem merkt Rosis Tochter mit der Zeit, dass ihre Mutter immer ruhiger wird und sich zurückzieht, obwohl sie doch immer gerne in Gesellschaft war.

Ein typischer Fall, der bestimmt vielen so oder so ähnlich bekannt ist. Im Folgenden soll es darum gehen, eine Möglichkeit darzustellen, die sowohl den Angehörigen Entlastung und Erleichterung geben, zum anderen alten Menschen einen großen Beitrag zur Lebensqualität zurückgeben kann. Durch Zufall stößt die Tochter von Rosi M. auf einen Zeitungsartikel, in dem die Tagespflege der Arbeiterwohlfahrt e. V. (AWO) in Markt Berolzheim vorgestellt wird. Sie zögert nicht lange und vereinbart telefonisch einen kostenlosen Schnuppertag für ihre Mutter, nachdem sie sich von der Leitung gut beraten und informiert fühlte.
Der Tagesablauf in der Tagespflege in Markt Berolzheim beginnt morgens mit einem Frühstück, gefolgt von der täglichen Zeitungsrunde. Zum festen Bestandteil gehört ebenso eine kleine Gymnastikrunde, Gedächtnis-oder Ratespiele. Mittags werden die Gäste mit einem frisch zubereiteten Mittagessen versorgt. Es folgt eine Mittagspause im Entspannungs-, im Aufenthaltsraum oder auf der großen Terrasse. Der Nachmittag beginnt mit Kaffee und meist selbst gebackenen Kuchen. Viele Tagespflegegäste kennen sich noch von früher, wodurch häufig über die vergangene gemeinsam erlebte Zeit gesprochen wird. Die Gäste können am Morgen und am Nachmittag von einem Fahrdienst in die Tagespflege bzw. wieder nach Hause gebracht werden.
In der Tagespflege wird großer Wert auf die Selbstbestimmtheit gelegt. Ganz nach dem Motto „Jeder kann, keiner muss!“ kann jeder selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang er an welchen Angeboten teilnehmen möchte oder kann. Die Ideen der Tagesgäste zur Tagesgestaltung werden gerne aufgegriffen und soweit wie möglich realisiert. Nach Gesprächen mit anwesenden Tagesgästen der Tagespflege in Markt Berolzheim und auch teilweise deren Angehörigen gab es ein rundum positives Feedback. Alle waren sich einig, dass der Aufenthalt in der Tagespflege nichts mit dem allgemein bekannten Vorurteil „Kindergarten für Alte“ zu tun hat. Vielmehr bietet die Einrichtung alten Menschen wieder eine feste Struktur, fördert das Gemeinschaftsgefühl, wirkt dem gefürchteten Alleinsein entgegen und kann eventuell verlorengegangene Lebensfreude wieder zurückbringen. Auch Rosi hat ihre damalige Schulfreundin nach langer Zeit bei dem Schnuppertag wieder getroffen hat und wurde spürbar zufrieden nach ihrem Schnuppertag nach Hause gebracht. Daheim hat sie mit ihrer Tochter über die Erlebnisse gesprochen und seitdem besucht sie die Tagespflege zwei Mal in der Woche.

Für wen ist die Tagespflege geeignet?

Die Tagespflege richtet sich vor allem an Senioren, die körperlich und/oder kognitiv eingeschränkt sind. Sie bietet diesen Menschen wieder eine feste Struktur, die sie durch den Tag führt. Auch werden neben dem Gemeinschaftsgefühl die individuellen Fähigkeiten gefördert. Tagesgäste können wählen, ob sie ganztags oder halbtags kommen sowie die Anzahl der Tage, die sie eine Tagespflege pro Woche besuchen wollen. Einen Teil der Kosten für die professionelle Betreuung übernimmt die Pflegeversicherung. Wie hoch dieser Anteil ist, hängt vom Pflegegrad ab. Die Tagespflege kann unabhängig von der ambulanten Pflegesachleistung und/oder zum Pflegegeld besucht werden.
Noch wird das Angebot der Tagespflege von vielen pflegebedürftigen Menschen selten genutzt. Viele pflegende Angehörige wissen nichts davon oder befürchten, andere Leistungen bei Inanspruchnahme zu verlieren. Die hier vorgestellte Tagespflege Markt Berolzheim ist nur ein Beispiel von insgesamt 14 Tagespflegeeinrichtungen unterschiedlicher Trägerschaften im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, sowohl in ländlicher als auch in städtischer Gegend mit 10 bis 30 Plätzen.
Wenn Ihnen als Angehöriger oder Betroffener eine ähnliche Situation bekannt ist, oder Sie sich über die im Landkreis bestehende Angebote informieren wollen, können Sie sich im Pflegestützpunkt Altmühlfranken melden. Sie erreichen den Pflegestützpunkt Altmühlfranken unter der Telefonnummer 09141 902-570 oder per Mail an pflegestuetzpunkt@landkreis-wug.de. Geöffnet ist der Stützpunkt Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr und am Donnerstag von 14 bis 16.30 Uhr.