Archiv: Allgemein

„Kunststoffcampus bayern“ rüstet auf

Einzigartige Gerätekombination in Weißenburg

Am kunststoffcampus bayern wurden hochmoderne Anlagen angeschafft, die zur Bearbeitung von unterschiedlichen Industrie- und Forschungsprojekten dienen. Die Investition soll die Entwicklung von neuen Produkten und Produktionsverfahren ermöglichen.
Zum einen ist seit kurzem eine Laseranlage vom Typ „Fusion 3D 1500“ in Betrieb, welche für zahlreiche Anwendungen eingesetzt werden kann. Der Laserstrahl dient hierbei als Werkzeug zur Bearbeitung von Oberflächen, sodass sich

Prof. Dr.-Ing. Alexandru Sover (Studiengangsleiter „Angewandte Kunststofftechnik), Prof. Dr. Christian Wilisch (Fachlicher Gesamtleiter), Andreas Furtmayr (Labormeister), Markus Zink (Projektentwickler) Foto: SONY DSC

Prof. Dr.-Ing. Alexandru Sover (Studiengangsleiter „Angewandte Kunststofftechnik), Prof. Dr. Christian Wilisch (Fachlicher Gesamtleiter), Andreas Furtmayr (Labormeister), Markus Zink (Projektentwickler) Foto: SONY DSC

mit der sogenannten „Direkt Strukturierung“ verschiedene Layouts auf komplexen, dreidimensionalen Bauteilen erzeugen lassen. Mittels Laserstrahl kann eine funktionale Struktur sozusagen direkt auf das spritzgegossene Kunststoffelement geschrieben werden. Neben diesem Verfahren sind noch weitere Bearbeitungsschritte wie z.B. die Erstellung von Beschriftungen auf unterschiedlichsten Oberflächen möglich.
Die zweite Neuanschaffung ist die sogenannte Plasmaanlage „PlasmaCoat PCU 3D“, welche zum Beschichten, Reinigen und Aktivieren von technischen Oberflächen dient. Mittels der Plasmatechnologie verändert Materie unter Zuführung von Energie ihren Zustand, was zahlreiche Vorteile bei der Weiterverarbeitung hat. Führt man bereits gasförmigen Stoffen weitere Energie zu, dann werden Gase ionisiert und gehen in einen hochenergiereichen Zustand, das sogenannte „Plasma“ über. Die Plasma-Dust Technologie ermöglicht eine umweltfreundliche Metallisierung von Kunststoffoberflächen und soll in Zukunft die klassische Leiterplattenherstellung ohne Ätzchemie ablösen.
Der Einsatz dieser Technologien ist vielfältig, von der Dekoration oder Veredelung von Kunststoffbauteilen bis hin zur Leiterbahnengenerierung sind viele Anwendungsmöglichkeiten denkbar. Der kunststoffcampus bayern greift damit die neusten Entwicklungen im Bereich der Plasma- und Lasertechnologie auf und schafft mit der Bereitstellung der beiden hochmodernen Anlagen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Die Kombination dieser beiden Bearbeitungsmaschinen am Weißenburger Technologie- und Studienzentrum ist aktuell einzigartig in Deutschland. In diesem Zusammenhang können weitere Forschungsprojekte mit unterschiedlichen Industriepartnern in der nächsten Zeit gestartet werden.
Alle Interessierten, die die beiden Spezialmaschinen einmal aus nächster Nähe und in Aktion erleben wollen, haben dazu während eines „Tags der offenen Tür“ die Gelegenheit. Neben technischen Vorführungen der Geräteausstattung und zahlreichen Infoständen werden auch die Professoren des Studienzentrums eine „etwas andere“ Vorlesung halten. Hierzu ist die Bevölkerung am Samstag, den 30. April 2016, von 12 – 17 Uhr sehr herzlich eingeladen, den kunststoffcampus bayern in Weißenburg einmal genauer zu erkunden.
Auskunft erteilen:

Prof. Dr. Christian Wilisch Fachlicher Gesamtleiter Richard-Stücklen-Straße 3 91781 Weißenburg Tel.: 09141/874669-210 christian.wilisch@kunststoffcampus-bayern.de

Markus Zink Projektentwickler Richard-Stücklen-Straße 3 91781 Weißenburg Tel.: 09141/874669-201 markus.zink@kunststoffcampus-bayern.de

Brombachsee mit klarem Profil

Authentisch ehrlich und regionale Wertschöpfung

Nur wenige andere Regionen Deutschlands sind so reich an Spezialitäten wie Franken. Und unter diesen hat sich der Brombachsee ein einzigartiges Profil mit seiner Kirschen- und Obstkultur erworben. Es zeigt sich immer mehr, dass und wie wichtig es war, neben dem Spalter Hopfenland auch das Brombachseer Kirschenland hier eindeutig zu positionieren., erläuterte Fritz Walter als Vorsitzender der Manufaktur „Echt Brombachseer eG“. Cover_WebWährend sich die meisten Darstellungen in Franken hier aber vornehmlich den Klassikern – wie Sauerbraten, Altmühlfränkischen Bratwürsten und Lebkuchen – widmen, eröffnet das neue Buch-Magazin „Lebensart genießen“ einen sehr viel größeren Blickwinkel. Auf über 200 Seiten stellt der opulent aufgemachte Band Spezialitätengebiete aus ganz Franken vor, angefangen von der Genussregion Oberfranken über die Bio-Metropole Nürnberg und das Fränkische Weinland bis hin zum Spalter Hopfenland und eben der Brombachseer Kirschenregion. Denn längst haben sich Authentizität und Regionalität als kaum zu überbietende Schwergewichte von Imageprofilen verschiedener Landschaften entwickelt. Und neben dem Brombachsee mit seinen Kirschen hat Franken ja in der Tat Erstaunliches zu bieten.Einen Schwerpunkt des Bandesaus dem Bamberger Selejt-Verlag bilden Spezialitäten mit Alleinstellungsmerkmal, darunter viele Sorten und Rassen, die von Liebhabern und Feinschmeckern in jüngster Zeit neu entdeckt wurden. Dazu gehören im Weinbau z.B. der Alte Gemischte Satz, der Tauberschwarz und der Blaue Silvaner, bei den Gärtnern Gemüsesorten für Gourmets, bei den Brennereien alte Obstsorten, bei den Tierzüchtern alte Landrassen. Und auch bei den Kirschenbauern setzt sich langsam wieder die Erkenntnis durch, dass die alten Hochstämme und die auf ihnen noch wachsenden regionaltypischen Sorten eine Besonderheit darstellen und vor allem von den Kunden zunehmend gezielt nachgefragt werden. Ein Blick über die Grenze zeigt zudem, dass dies ein Trend überall in Europa ist. Der Spezialitätenhandel fragt mittlerweile gezielt nach Produkte aus Hochstämmen, aus alten regionaltypischen Sorten und garantiert aus Streuobst-Herkunft.

Und gerade all diese Spezialitäten geben Frankens kulinarischer Landkarte ein Gesicht. Mit ihnen ist nicht nur ein einzigartiger Geschmack, sondern in vielen Fällen auch eine gewachsene Kulturlandschaft verbunden, die es zu erhalten lohnt; am besten, indem man die Produkte isst. Genau dies soll der Band „Lebensart genießen“, der sich auch als Einkaufsführer versteht, unterstützen. Aussagekräftige Karten zu jedem Spezialitätengebiet, Rezepte und Genuss-Tipps runden die Zusammenschau ab.

In der Buchreihe „Lebensart genießen“ hat der Herausgeber Dr. Oliver van Essenberg seit 2009 unter anderem bereits fränkische Spezialitäten vorgestellt. Bislang wurden die Regionen Bamberg, Nürnberg, Würzburg, Bayreuth und Fichtelgebirge in Einzelbänden beleuchtet, mit einem breiten Themenspektrum, das von Kulinarik über Handwerk bis zu Kunst und Kultur reicht. „Lebensart genießen – Spezialitäten in Franken“ ist der erste Band, der sich beinahe ausschließlich dem Thema Essen und Trinken widmet, eine Frucht aus mehreren Jahren Recherche und der Auftakt zu einem neuen Format in der populären Reihe.
Das Buch ist über den einschlägigen Buchhandel und in der Region auch natürlich über die umfassend aufgeführten Standorte, der Brombachseer Prunothek und dem ausgewählten Landgasthof Jägerhof in Absberg zu erwerben.

Form des Erinnerns: Sterbebilder

Sammlung des Mitteleschenbacher Gemeindeheimatpflegers Engst

Von links: Pfarrer Michael Harrer, Bürgermeister Stefan Maul, Elisabeth Engst, Gemeindeheimatpfleger Helmut Engst und Kreisheimatpfleger Klaus Broser.

Von links: Pfarrer Michael Harrer, Bürgermeister Stefan Maul, Elisabeth Engst, Gemeindeheimatpfleger Helmut Engst und Kreisheimatpfleger Klaus Broser.

Im katholischen Europa waren die Sterbebilder früher stark verbreitet, heute sind sie es nur mehr regional, allerdings bedienen sich inzwischen auch evangelische Gemeindeglieder dieser Form des Erinnerns an ihre toten Angehörigen. Im Mitteleschenbacher Rathaus präsentiert gegenwärtig Gemeideheimatpfleger Helmut Engst rund 1000 dieser kleinen Sterbebilder der Öffentlichkeit.
Das älteste Sterbebild wurde bereits 1663 gedruckt, und zwar in Köln. Am stärksten verbreitet waren die Trauer- oder Sterbezettel in Holland. Dort sind im Amsterdamer Museum Amstelkring an die 300000 ausgestellt, im „Generaal Bureau voor Genealogie“ in Den Haag sind es sogar rund eine Million.
Um das Jahr 1840 tauchten die ersten Sterbebilder auch in Bayern auf. Die Sammlung von Helmut Engst umfasst rund 1000 Exemplare seit dem Jahr 1916. Die Verstorbenen sind fast lückenlos erfasst. Zu sehen sind an den Stellwänden jeweils sie Kopien der Sterbebilder. Bürgermeister Stefan Maul, sein Stellvertreter Bernhard Lederer konnten im Rahmen eines kleinen Eröffnungsempfangs im Bürgersaal auch Kreisheimatpfleger Klaus Broser aus Leutershausen, Merkendorfs Bürgermeister Hans Popp sowie Pfarrer Michael Harrer begrüßen. „Unsere Toten werden für uns lebendig“, sagte der Rathauschef und verband damit selbst viele Erinnerungen an verstorbene Gemeindebürger.

Gute Ausgangslage für die FDP

Erklärung von Bundesvorsitzendem Christian Lindner

Die Ergebnisse des vergangenen Wahlsonntags lösen gemischte Gefühle aus. Das starke Abschneiden der Rechtspopulisten bei allen drei Landtagswahlen beunruhigt jeden Demokraten. Zugleich haben die Wählerinnen und Wähler aber auch die Partei gestärkt, die wie keine andere für die Liberalität unserer Gesellschaft steht – die Freien Demokraten. Wir haben gezeigt, dass auch in diesen nervösen Zeiten Wahlen in der Mitte und aus der Mitte gewonnen werden können:christian-lindner-kann-er-die-fdp-aus-ihrer-historischen-krise-fuehren-

– In Baden-Württemberg hat unser Spitzenkandidat Dr. Hans-Ulrich Rülke mit 8,3 Prozent ein Ergebnis erreicht, das sogar zwei Prozentpunkte stärker war als die letzte Umfrage vor der Wahl.

– In Rheinland-Pfalz gelang Dr. Volker Wissing der Wiedereinzug in den Landtag mit 6,2 Prozent so erfolgreich, dass wir stärker als die Regierungspartei Bündnis 90/Die Grünen abgeschnitten haben.

– In Sachsen-Anhalt wäre Frank Sitta um ein Haar die Sensation gelungen: Dort haben wir in der heißen Wahlkampfphase einen Schlussspurt erlebt, der zu einem Ergebnis von über 4,9 Prozent führte. Es fehlten zuletzt weniger als 1700 Zweitstimmen für den Wiedereinzug. Bei den Erststimmen lagen wir sogar über fünf Prozent.

Wir haben den drei Spitzenkandidaten am Montag in Berlin gratuliert und für ihren besonderen Einsatz gedankt. Bis zur Bundestagswahl liegt noch eine Strecke vor uns. Doch die Erfolge vom Wochenende und das hervorragende Abschneiden bei der hessischen Kommunalwahl eine Woche zuvor markieren einen Wendepunkt: Mit den Freien Demokraten ist zu rechnen! Das gibt uns Zuversicht, ist aber kein Grund für Euphorie. Denn viel Arbeit liegt unverändert vor uns.

Warum waren wir erfolgreich?

– In der alles überlagernden Flüchtlingsfrage haben die Freien Demokraten unterstrichen, dass sich Deutschland niemals abschotten und seine humanitären Verpflichtungen leugnen darf. Mit grenzenloser Aufnahmebereitschaft überfordern wir jedoch uns und unsere Partner in Europa. Wir fordern die Rückkehr zu klaren Regeln und einer europäischen Grenzkontrolle. Diese Position der Vernunft und des Verantwortungsgefühls hätten viele Menschen ohne FDP vermisst.

– Viele wichtige Fragen werden gegenwärtig von der politischen Tagesordnung durch Krisenmanagement verdrängt. Eine zunehmend wachsende Zahl von Menschen sieht mit Sorge, dass nur der Status quo verwaltet, das Leben bürokratisiert, der Wohlstand verteilt und ansonsten Krisen hinterher regiert wird. Große Chancen für unser Land werden nicht genutzt. Die FDP-Bundespartei und die Landesverbände im Wahlkampf thematisierten deshalb intensiv die marktwirtschaftliche Erneuerung unseres Landes sowie die Modernisierung von Bildung und Infrastruktur. Unsere Kampagnen haben unsere Liebe zur Freiheit, unseren Optimismus und unsere Tatendurstigkeit ausgedrückt. Die Umfragen am Wahltag haben gezeigt, dass diese Agenda von unseren Wählerinnen und Wählern als entscheidend betrachtet wurde. Wir Freien Demokraten untermauern weiter den Anspruch, die Fortschrittsbeschleuniger der deutschen Politik zu sein.

Mit den Erfolgen kommen neue Prüfungen unserer Glaubwürdigkeit auf uns zu. Den Landesverbänden werden Offerten für den Eintritt in Koalitionen gemacht, begleitet von Spekulationen, wie angeblich die Interessenlage der Bundespartei sei. In aller Klarheit: Es gibt keinen geheimen Beschluss der Parteiführung gegen „Ampel-Koalitionen“ mit Bezug auf die Landtagswahlen des kommenden Jahres. Wir sind eine eigenständige Partei. Entscheidend muss sein, ob wir den Willen unserer Wählerinnen und Wähler nach einem Politikwechsel glaubhaft und mit Substanz umsetzen können. Dann ist die Gestaltungspartei FDP bereit zur Verantwortung. Falls nicht, werden Liberale in der Opposition umso dringender gebraucht. Das ist die zentrale Lektion aus der Niederlage 2013, die wir gelernt haben. Und über diese Fragen wird im Einzelnen nur und unabhängig vor Ort entschieden.

Gegen das Zerrbild des „wilden“ Markgrafen

Historischer Verein für Mittelfranken hat 103. Jahresband Carl Wilhelm Friedrich (1712-57) gewidmet

Markgrafenbuch

Ein seltenes Bild des Markgrafen.

Was ist nicht alles über ihn geschrieben worden? Ein despotischer Herrschaft soll er gewesen sein, ein jähzorniger Schütze, ein draufgängerischer Frauenheld: Carl Wilhelm Friedrich, der Herrscher des Fürstentums Brandenburg-Ansbach, gilt im Zerrbild als der „Wilde Markgraf“. Dass er mehr war als ein despotischer Fürst, das ist bei einem Symposium herausgearbeitet worden, das 2012 in Ansbach und Gunzenhausen stattfand. Jetzt hat der Historische Verein für Mittelfranken seinen 103. Jahresband dem in der Region wohl bekanntesten Fürsten gewidmet. 15 Autoren nähern sich von den verschiedensten Seiten dem Thema. Herausgeber des Buches ist Prof. Georg Seiderer, ein gebürtiger Gunzenhäuser, der als Lehrstuhlinhaber für Neuere Bayerische und Fränkische Geschichte an der Uni Erlangen-Nürnberg lehrt.
Die meisten der Anekdoten, die über ihn in vielen Schriften hauptsächlich in den letzten beiden Jahrhunderten verbreitet wurden, haben keine quellengestützten Belege. Das stellt Dr. Seiderer, der Schriftleiter und 2. Vorsitzende des Historischen Vereins, in aller Klarheit fest. Das Buch wirft ein neues Licht auf den Markgrafen und es soll Anregung sein für weitere Untersuchungen. Dass CWF, so das populäre Kürzel des Herrschers, ein despotischer und jagdversessener Duodezfürst war, entspricht im Ergebnis der aktuellen Forschungen nur einem Zerrbild, hat aber mit der historischen Gestalt nichts zu tun. „Ein Wilder war er nicht“, so das Fazit von Prof. Seiderer, der nur unweit des Sterbezimmers von Carl Wilhelm Friedrich im heutigen Rathaus aufgewachsen ist. Es war die Phantasie, die das Bild vom Herrscher und seinen 28 Regenschaftsjahren beflügelt hat. Die monographischen Arbeiten, die über ihn erschienen sind, haben „unterschiedlichen wissenschaftlichen Wert“ sagt der Professor heute vornehm-zurückhaltend.
Eugen Schöler geht auf die pedantischen Erzieher ein, die ihm den Ekel an den Wissenschaften eingeflößt haben sollen. Der Autor sagt über den Buben: „Er war nicht zu bändigen, aber auch nicht zu verbiegen.“ Auf den schlesischen Dichter Benjamin Neukirch geht Dirk Niefanger ein, der auch erotische Gedichte schrieb. Allerdings weiß niemand so recht, ob die Mutter Markgräfin Christiane Charlotte die Zeilen je gelesen hat. Die Falkenjagd als Ausdruck höfischer Repräsentanz beschreibt Wolfgang Wüst, während Sigrid Schwenk auf die Übersetzung des römischen Falkenbuchs durch den Gunzenhäuser Rektor und Diakon Johann Erhard Pacius eingeht. Sie erinnert daran, dass die Falkenjagd 2012 in die Uneso-Liste des immatriellen Kulturguts der Menschheit Eingang gefunden hat. Andrea Schödl beleuchtet die Landesmutter als Förderin der universitären Bildung im Herrschaftsgebiet, wenngleich die Gründung der Universität Erlangen Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth letztlich bewirkt hat.

Markgrafenbuch-001Von einem „berechenbaren Markgrafen“ schreibt Dieter J. Weiß, von einem „unsicheren Kantonisten“ Arno Störkel. Diese Einschätzung entstammt allerdings dem Schwiegervater des Markgrafen, also dem preußischen König Friedrich I. Dem Verhältnis zu den jüdischen Untertanen wendet sich Manfred Jehle zu und Daniel Burger beschreibt die Regentschaft des Markgrafen als die“ Blütezeit der Landeshistoriographie“. Die architektonischen Hinterlassenschaften beschreibt Christian Eichinger. Baumeister Leopoldo Retti hat in der Ära von CWF den Bau der Ansbacher Residenz abgeschlossen. Ergänzend dazu würdigt Klaus Raschzog den Bau von 50 Kirchen (darunter die Hofkirchen in Ansbach, Weidenbach und Unterschwaningen) sowie den Umbau von 19 Gotteshäusern. Die Medaillen und Gedenkmünzen, die der Markgraf prägen ließ, listet Hermann Maue auf. „Sie zeigen ihn so, wie er verbreitet wissen wollte“, stellt der Autor fest.
Mit der Liebesbeziehung von Carl Wilhelm Friedrich zu Elisabeth Wünsch befasst sich Tassilo Freiherr von Falkenhausen. Er schreibt ganz offen von „revisionistischen Absichten“ der Autoren des 20. Jahrhunderts, die den Markgrafen ausschließlich als „wilden“ Herrscher stilisieren. Der Walder Schlossherr ist Abkömmling von einem der vier Kinder, die der Markgraf mit der Frau aus dem Volk gezeugt hat, als seine angetraute Ehefrau und Markgräfin Friederike Louise schon im Unterschwaninger „Exil“ lebte. Dass der Markgraf in der populären Überlieferung als Werber für ein Spezialbier des Brauhauses Gunzenhausen und als Hauptdarsteller einer Comicserie herhalten muss, das erwähnt Georg Seiderer, der ihn auch einen „Repräsentanten des fränkischen Rokoko“ nennt.
Unter den Porträts, die vom Markgrafen gemalt wurden, hat Werner Bürger eines gefunden, das aus der Reihe tanzt, weil es nicht den Herrscher mit den Insignien der Macht zeigt, sondern in höfischer Tracht mit einem Glas Wein und mit Hut.
Viele der fragwürdigen Anekdoten über den „Wilden Markgrafen“ gehen auf Karl Heinrich Ritter von Lang zurück, der 1879 Mitbegründer des Historischen Vereins für Mittelfranken war, aber auch als grandioser Spötter so manche Begebenheit des markgräflichen Hofes kolportiert hat.
„Die Autoren des Buches haben die Konturen des Markgrafen schärfer gezeichnet“, stellt Prof. Seiderer fest. Er sieht durchaus noch Bedarf für weitere quellengestützte Forschungen, um CWF einer allzu oberflächlichen Erinnerung zu entreißen.
WERNER FALK

„Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1712-1757), der „Wilde Markgraf“?, erschienen im Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken, 424 Seiten, gebunden, gedruckt in der Verlagsdruckerei Schmidt in Neustadt/Aisch, ISSN 0341-9339, erhältlich im örtlichen Buchhandel (44,50 Euro).

Hitler als Häftling in Landsberg

Vortrag von Prof. Dr. Peter Fleischmann vor Mitgliedern des Historischen Vereins für Mittelfranken

Auch im Leben eines Archivars, der sich klischeehaft mit verstaubten Akten herumschlägt, gibt es aufregende Momente. Dr. Peter Fleischmann, der heutige Chef des Staatsarchivs Nürnberg, kann das bezeugen. Er war zuvor in gleicher Funktion beim Staatsarchiv München. Dort bekam der gebürtige Nürnberger mit, dass die Gefangenenakte Adolf Hitlers, die lang als verschollen galt, auf dem Flohmarkt gefunden und in einem Fürther Auktionshaus für 25000 Euro versteigert werden sollte. Dem Historiker gelang es in letzter Minute, die Akten als „Kulturgutschutz“ für die Allgemeinheit zu sichern. So konnten sie nicht ins Ausland transferiert werden. Hitlerbuch Schmidtverlag
Vier Jahre hat Dr. Fleischmann am Thema „Hitler als Häftling in Landsberg am Lech 1923/24“ geforscht und im letzten Jahr unter diesem Titel eine kommentierte Edition der Haftpapiere herausgebracht. Er beschreibt eingehend die nationalsozialistische Szene in den zwanziger Jahren. Vor Mitgliedern des Historischen Vereins für Mittelfranken referierte er kürzlich über den Häftling Adolf Hitler.
Ausgangspunkt der einjährigen Haft war der gescheiterte Putschversuch vom 8./9. November 1923 im Münchner Bürgerbräukeller – übrigens der fünfte Jahrestag des Weltkriegsendes. Niederschlagen ließ ihn der bayerische Ministerpräsident Gustav Ritter von Kahr, übrigens ein gebürtiger Weißenburger. 15 Putschisten wurden damals getötet, aber Hitler hatte Glück, wie noch so manches Mal in seinem Leben, indem er lediglich den Arm auskugelte. Der Festnahme konnte er sich dennoch nicht entziehen: am 11. November wurde er in der Wohnung seines Freundes Ernst („Putzi“) von Hanfstaengl am Staffelsee verhaftet und in die Schutzhaftanstalt Landsberg eingeliefert.
Der Gefängnispsychologe stufte den prominenten Häftling als „krankhaften Psychopaten mit einem Hang zu magisch-mystischer Denkweise“ ein und Amtsarzt Dr. Joseph Bringstern diagnostizierte bei ihm einen „rechtsseitigen Kryptorchismus“, im Volksmund „Schlupfhoden“ genannt. Die Anomalie, also der im Hodensack fehlende zweite Hoden, mag zu Hitlers gestörtem Verhältnis zur Sexualität beigetragen haben.

Autor Dr. Peter Fleischmann

Autor Dr. Peter Fleischmann. Foto: BR

Wissenschafter Fleischmann hat alle 330 Sprechkarten gesichtet und dabei festgestellt, dass zu den Besuchern des 35-jährigen Hitlers prominente Persönlichkeiten zählten, darunter SA-Chef Ernst Röhm, Generalstabschef Erich Ludendorff und der Nürnberger Gauleiter Julius Streicher, der sogar ohne Aufsicht mit Hitler reden durfte. Um den Gefangenen kümmerten sich auch Helene Bechstein, die Frau des bekannten Klavierbaufabrikanten, und die Festspiel-Wagners aus Bayreuth. Akribisch notiert wurde auch der Besuch der Halbschwester Hitlers und deren Tochter Angela Raubal. Aus Mittelfranken kamen u.a. Theodor Doerfler (Ansbacher Richter), Dr. Walter von Wendland (Arzt), Dr. Isidor Königsdörfer (Eichstätt), der Arzt und Vizepräsident der bayerischen Landesärztekammer Dr. Gustav Sondermann aus Emskirchen, der Postbeamte Konrad Ziegler aus Hersbruck, die Nürnberger Marie Gareis (Korrespondentin), Hans Dörfler, Wilhelm Gebhardt (Pfarrer), Karl Holz (stellvertretender Gauleiter Franken), Anton Ritter von Bolz, Hans Linnert, Dr. Fritz Hülf (Mitherausgeber des „Stürmers“), Dr. Fritz Weiß, Georg Wiesenbach (MdL), der Scheinfelder Wilhelm Holzwarth und der Weißenburger Kaufmann Robert Laubmann. Die meisten der 330 Besuchern (80 Prozent) kamen aus Bayern, darunter 21 aus Mittelfranken (6,4 Prozent).

Hitler genoss nach einer mehrtätigten „Schutzhaft“ (der Staat sollte vor politisch unzuverlässigen Kräften geschützt werden) in der „Festungshaft“ Privilegien, wie sonst keiner. Sogar Gefängnisdirektor Otto Leybold empfand Sympathien für den „national hochgesinnten Mann“. Er ließ die nationalsozialistischen Freunde schalten und walten. Hitler schrieb in Landsberg den ersten Teil seines Buches „Mein Kampf“, das der Verleger Adolf Müller herausgab, der zeitweise Besitzer von Burg Hoheneck (bei Bad Windsheim) war. In Landsberg, das 1910 als modernstes Gefängnis Bayern erbaut worden war, saß übrigens auch Graf von Arco-Valley ein, der Mörder des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner.

WERNER FALK
Das Buch von Dr. Peter Fleischmann („Hitler als Häftling in Landsberg am Lech 1923/24“) ist im  Verlag Ph.C.W. Schmidt, Neustadt/Aisch erschienen. Es hat 552 Seiten und kostet 59 Euro (ISBN 978-3-87707-978-2).

„Bier in Bayern“ ab 29. April

Das Haus der Bayerischen Geschichte weist auf Events hin

_IGP3119

Das erste „Spezialbier Wilder Markgraf“ des Brauhauses Gunzenhausen. Die Abbildung ist in der Ausstellung zu sehen.

Wie bereits im letzten Anschreiben erwähnt, findet am 14. und 15. April in Coburg das vorbereitende wissenschaftliche Kolloquium zur Bayerischen Landesausstellung 2017 „Ritter, Bauern, Lutheraner“ statt. Sie finden das Programm im Anhang zu dieser Mail. Es haben sich bereits viele Interessierte angemeldet, auch von unserem Freundeskreis. Noch sind Plätze frei. Wenn Sie Interesse haben, freuen wir uns über Ihren Besuch. In dem Fall bitten wir um Anmeldung bis zum 29. März 2016 unter kolloquium-coburg@hdbg.bayern.de bzw. telefonisch unter 0821 / 3295 – 214.

Es ist bald so weit! Am 29. April öffnet die diesjährige Bayerische Landesausstellung „Bier in Bayern“ ihre Pforten im Kloster Aldersbach im Passauer Land – ein einmaliger Streifzug durch die Biergeschichte. Am historischen Schauplatz, der alten Brauerei im Kloster, begegnen Sie unter anderem Luise Kinseher in Gestalt einer Kellnerin. Und vor oder nach dem Ausstellungsbesuch können Sie niederbayerische Gastlichkeit zum Beispiel im Bräustüberl erleben. Planen Sie Ihren Ausstellungsbesuch ruhig frühzeitig, denn der Andrang wird groß sein. Oder nutzen Sie die Termine für die Führungen des Freundeskreises, die wir Ihnen ja bereits mitgeteilt haben (22. Mai, 10:00 Uhr; 11. Juni, 14:00 Uhr; 7. Juli, 11:30 Uhr; 12. August, 13:00 Uhr). Nähere Informationen finden Sie unter www.hdbg.bayern.de.

Am 20. Oktober 2016 wird im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg die erste Bayerisch-Tschechische Landesausstellung  2016/17 eröffnen. Hierzu erhalten Sie rechtzeitig noch Informationen. Aber vielleicht planen Sie dieses Jahr auch einen Ausflug nach Prag? Ab dem 15. Mai ist die bedeutende Schau zu Karl IV. mit einer ungewöhnlichen Fülle von Exponaten in der Wallenstein-Reitschule und in der Karlsuniversität in Prag zu sehen. Nähere Informationen zu Standorten, Öffnungszeiten und Eintrittspreisen finden Sie ebenfalls unter www.hdbg.bayern.de.

Wunschtraum Königin?

Die neue altmühlfränkische Bierkönigin wird gesucht

Bierkönigin single

Willst Du die neue Bierkönigin werden? Dann bewerbe Dich gleich.

Die „Biervielfalt in Altmühlfranken“ sucht die 2. Altmühlfränkische Bierkönigin. Teilnehmen können Mädels im Alter zwischen 18 und 28 Jahren. Bewerbungsschluss ist der 17. April 2016.
Die neue altmühlfränkische Bierkönigin wird eine aufregende und spannende Zeit erleben. Das haben die Erfahrungen von Andrea Lindner gezeigt, die vor zwei Jahren zur ersten Herrscherin über das Bier in Altmühlfranken gekrönt wurde, so Andreas Scharrer, Regionalmanager von der Zukunftsinitiative altmühlfranken. Ihre Amtszeit geht im Mai zu Ende und eine neue Regentin muss deshalb für das
Reich der „Biervielfalt in Altmühlfranken“ gefunden werden. Denn sieben Brauereien sind bereit, sich unter eine neue Regentschaft zu stellen: Felsenbräu
Thalmannsfeld, Hechtbräu Zimmern, Ritter St. Georgen Brauerei (Nennslingen), Schlossbrauerei Ellingen, Brauerei Sigwart (Weißenburg), Brauerei Strauss (Wettelsheim) und Brauerei Wurm (Pappenheim).
Was macht nun eine Altmühlfränkische Bierkönigin aus? Sie ist aufgeschlossen für neue Erfahrungen und Erlebnisse, hat gerne mit Menschen zu tun, ist gesellig und trinkt auch gerne mal ein Bier. Aber sie muss noch keine Bier-Expertin sein. Denn Wissenslücken werden zu Beginn ihrer Amtszeit durch Unterstützung der Brauereien im Rahmen einer Bier-Sommelier-Schulung aufgefüllt. Ihre Heimat
Altmühlfranken sollte sie allerdings schon kennen und vor allem sich dort zuhause und mit ihr verbunden fühlen. Ihre Amtszeit läuft zwei Jahre und während dieser Zeit wird sie viele ereignisreiche Termine in der Region aber auch außerhalb wahrnehmen, interessante Menschen kennenlernen und die „Biervielfalt in Altmühlfranken“ repräsentieren.
Doch es gibt noch mehr: Neben den unschlagbaren Erfahrungen, dem hoheitlichen Ansehen und der zunehmenden Ausstrahlung wird sie – wie es sich für eine Königin gebührt – mit einer feschen fränkischen Tracht ausgestattet. Und damit sie ihre Untertanen immer auf dem Laufenden halten kann, erhält sie ein königliches Tablet als Kommunikationswerkzeug.
Das Ergebnis eines Online-Votings und das Vorsprechen vor einer Jury werden dann zur finalen Entscheidung der 2. Altmühlfränkischen Bierkönigin führen. Ihre offizielle Inthronisation erfolgt im Rahmen des SeeLandMarkts auf der Badehalbinsel in Absberg am 28.05.2016. Dort wird dann die scheidende altmühlfränkische Bierkönigin Andrea I. offiziell ihre Insignien der Macht an die neue Regentin übergeben.
Alle Informationen zur Bewerbung und das Bewerbungsformular gibt es unter www.altmuehlfranken.de/bierkoenigin oder persönlich bei der Zukunftsinitiative altmühlfranken unter Tel. 09141 902-196 bzw. per E-Mail: andreas.scharrer@altmuehlfranken.de.

Staat zahlt mehr für den Hochwasserschutz

Kommunen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen profitieren

„Der Freistaat Bayern greift Räumen mit besonderem Handlungsbedarf wirkungsvoll unter die Arme und hat eine neue staatliche Offensive beim Hochwasserschutz beschlossen. Für eine bestmögliche Hochwasservorsorge vor Ort erhöht der Freistaat ab sofort seine finanzielle Beteiligung bei Maßnahmen in Räumen mit besonderem Handlungsbedarf. Die Beteiligtenleistung der berechtigten Kommunen wird ab sofort auf 35 Prozent (bisher 50 Prozent) reduziert, um weitere Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen“, so der Stimmkreisabgeordnete Westphal.
Bisher lag die Beteiligtenleistung der Kommunen bei Hochwasserschutzmaßnahmen an größeren Gewässern bei der Hälfte der Kosten.
„Der Hochwasserschutz ist ein wichtiger Standortfaktor und führt zu höherer Attraktivität der Kommunen als Wohn- und Wirtschaftsstandort. Auch der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wird von dieser Neuregelung profitieren, da er als Raum mit besonderem Handlungsbedarf eingestuft ist. Ich freue mich, dass Kommunen aus unserer Region, wie z.B. Gunzenhausen von dieser Initiative enorm profitieren werden und wir von der Einstufung ‚Raum mit besonderem Handlungsbedarf‘ weitere Vorteile ziehen können“, so der Abgeordnete weiter.
Die Finanzierungsvereinbarungen können ab sofort mit einem niedrigeren Satz abgeschlossen werden. So reduziert sich zum Beispiel der Beitrag einer Kommune bei einem Hochwasserschutzprojekt mit Kosten von 10 Millionen Euro um 1,5 Millionen Euro auf 3,5 Millionen Euro. Darüber hinaus können Kommunen unter anderem durch die Übernahme von Unterhalts-, Instandhaltungs- oder Betriebsleistungen die Beteiligtenleistung auch in sonstiger Form erbringen und somit den Barbeitrag nochmals deutlich reduzieren.
Das Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP) legt Teilräume fest, in denen wirtschaftsstrukturelle oder sozioökonomische Nachteile bestehen oder eine nachteilige Entwicklung zu erwarten ist. Zur Schaffung möglichst gleichwertiger Lebensbedingungen sollen diese „Räume mit besonderem Handlungsbedarf“ vorrangig entwickelt werden. Neben der reduzierten Selbstbeteiligung bei Hochwasserschutzmaßnahmen, gelten für diese Regionen z.B. auch erhöhte Fördersätze beim Breitbandausbau und Regionalmanagement.

Die AfD entlarven!

Stellungnahme von Werner Falk, FDP-Stadtrat in Gunzenhausen, zum Auftritt der rechtspopulistischen AfD

Will man Horst Seehofer glauben, dann ist nur die CSU imstande, eine Partei rechts von ihr zu verhindern. Es wird sich schon bald zeigen, ob er damit nicht den Mund zu voll nimmt. Was sagt er beispielsweise, wenn die AfD bei der nächsten Landtagswahl in Bayern 15 Prozent bekommt? Dann gibt es für ihn keine Ausrede und keine Schuldzuweisung auf andere mehr.
Protestparteien am rechten Rand des Parteienspektrums hat es immer gegeben in der Geschichte der Bundesrepublik. Sie waren Zeiterscheinungen, sind _IGP3168gekommen und gegangen. Die NPD war von 1966-1970 im bayerischen Landtag (7,4 Prozent, 15 Abgeordnete), versank 1970 aber schon wieder in der Versenkung (2,9 Prozent). Die Republikaner bemühten sich 1990, scheiterten aber mit 4,9 Prozent knapp. Von ihnen war danach in Bayern nichts zu mehr hören. In Baden-Württemberg indes kamen sie 1992 mit 10,9 Prozent in den Landtag. Die „Reps“ agierten dort bis 2001, danach war nichts mehr von ihnen zu sehen. Im sächsischen Landtag zog die NDP 2004 mit 12 Abgeordneten ein, aber schon wenig später waren es nur mehr sechs, denn die Hälfte der Herrschaften schied wegen interner Zwistigkeiten oder öffentlich bekannt gewordenem Fehlverhalten aus.
Wir sehen, beide Rechtsgruppierungen haben weder Bayern noch Baden-Württemberg kaputtgemachen können. Eine Partei am rechten Spektrum muss kein nationales Unglück sein, wenn es den „etablierten“ Parteien gelingt, sie als „Sprücheklopfer“ zu demaskieren. Das kann (und muss) auch mit den neuen Fraktionen der AfD in den Landtagen von Stuttgart, Magdeburg und Mainz so geschehen. Die Akteure sind vielfach sehr unerfahren im politischen Geschäft, sie verfolgen egoistische Ziele und verrennen sich in der Euphorie ihres überraschenden Emporkommens.
Damals wie heute ist das Aufkommen und Verschwinden von Protestparteien nicht an eine regionale (und lokale) Organisationsstruktur gebunden. Es ist also kein Unterbau notwendig, um erfolgreich zu sein. Es reicht, wenn die Protestparteien einen x-beliebigen Kandidaten aufstellen. Wenn die politische Konstellation für sie gut ist, dann stellt sich der Erfolg von alleine ein. So einfach ist das für eine Protestpartei, die von der Gunst der Stunde lebt.
Die etablierten Parteien müssen die AfD entlarven, müssen sie stellen, wenn es darum geht, in der Politik Farbe zu bekennen. Dann wird der Zauber, der ihnen vielleicht heute noch innewohnt, schnell verblichen sein. Man muss die parlamentarische Arbeit der AfD in den Landtagen aufmerksam verfolgen. Ihr Auftreten stürzt jedenfalls Deutschland nicht in eine Krise. Daran ändert auch die mediale Aufmerksamkeit nichts, die die Neulinge jetzt erleben dürfen. Die Wachsamkeit der Presse ist aber gefordert. Sie muss das Versprechen und das Handeln der AfD im täglichen politischen Geschäft offenlegen.