Archiv: Allgemein

Lager für die Entwurzelten (DP)

Dr. Maximilian Ettle: Die Lager für Displaced Persons in Eichstätt

Für ehemalige Zwangsarbeiter, Häftlinge von Konzentrationslagern und Kriegsgefangene, die sich 1945 auf deutschem Boden aufhielten, gilt ein Kürzel: DP`s (Displaced Persons). Zunächst waren es geschätzte elf Millionen, später halbierte sich die Zahl, weil an die sechs Millionen Menschen in ihre jeweiligen Heimatländer „repatriiert“ (zurückgeführt) werden konnten. Eines der Lager war in Eichstätt. Es bestand bis 1949. Dr. Maximilian Ettle widmet sich im Sammelblatt 2016 des Historischen Vereins Eichstätt dem Schicksal dieser Menschen (zu einem Teil waren sie Juden), speziell aber auch mit dem Blick auf die regionalen Verhältnisse.

Gegen die Zwangsrepatriierung in den Machtbereich der Sowjetunion wehrten sich die Betroffenen so lange bis eine UN-Resolution für sie  das Freiwilligkeitsprinzip erklärte. Unter den in Deutschland verbliebenen DP`s waren an die 50000 Juden. Die Alliierten sind mit ihnen nicht gerade glimpflich umgegangen, was eigentlich verwundern muss angesichts der schlimmen Dinge, die sie in Konzentrationslagern und anderen Einrichtungen hatten erleben müssen. „Das ist bis heute ein dunkler Punkt in der ansonsten positiven humanitären Bilanz, urteilt Autor Dr. Maximilian Ettle. Die ordentlichen, disziplinierten und höflichen Deutschen erschienen ihnen weitaus sympathischer als die verelendeten, renitenten und misstrauischen Opfer. Das beweist eine Aussage des US-Generals George S. Patton, der die jüdischen Flüchtlinge für „Untermenschen“ hielt und sich damit der Nazi-Terminologie bediente.  Für ihn waren sie ein menschliches Wesen,  „die niedriger als Tiere sind“. Er ließ die Lager mit Stacheldraht umzäunen, „damit sie das Land nicht wie Heuschrecken über ziehen und Deutsche ausrauben oder gar ermorden“. In den meist überbelegten Lagern herrschten untragbare hygienische Zustände, die Juden mussten sogar KZ-Kleidung tragen, ja sogar abgetragene SS-Uniformen. Häufig mussten sie mit früheren Verfolgern und Unterdrückern zusammen sein, beispielsweise mit dem Ukrainer Ivan Demjanjuk, der 1991 verurteilt wurde. Der amerikanische Jurist Earl G. Harrison untersuchte auf Anordnung der US-Regierung die Verhältnisse und schrieb zurück: „So wie es jetzt aussieht, stellt sich heraus, dass wir die Juden genauso behandeln wie die Nazis, nur, dass wir sie nicht ausrotten.“ In den Vereinigten Staaten wurde indes soviel Ehrlichkeit bestürzt aufgenommen. Der General wurde abgelöst.

Allein in der amerikanischen Besatzungszone, also im wesentlichen in Bayern, Hessen und östlichen teilen Württembergs, lebten im Sommer 1947 mehr als 180000 Juden in 70 Lagern. Die allermeisten von ihnen stammten aus Polen. Dort gab es übrigens in den ersten Nachkriegsjahren Judenverfolgungen mit etwa 1500 Ermordungen. In unserem östlichen Nachbarland wurde dieses Faktum gesellschaftlich tabuisiert, in kommunistischer Zeit durfte darüber gar nicht berichtet werden.  Das Parlament drohte jenen mit bis zu drei Jahren Haft, die öffentlich die polnische Nation der Teilnahme, Organisation oder Verantwortung für kommunistische oder nationalsozialistische Verbrechen bezichtigte. Antisemitische Übergriffe gab es zu jener Zeit aber auch in Rumänien, Ungarn, Tschechoslowakei, Ukraine und Jugoslawien.

Der polnisch-amerikanische Historiker Jan T. Gross  sollte die Vorkommnisse untersuchen, wurde aber von den Nationalpolen und auch von katholischen Kirchenvertretern massiv angefeindet. „Er rüttelt am Opfermythos und zerstört das Bild von den Polen als edle Widerstandskämpfer“, schreibt Ettle.  Die Angst der Polen in der Nachkriegszeit bestand darin, es könnten Eigentumsrückforderungen oder Entschädigungsansprüche der vormals jüdischen Besitzer  bezüglich der Immobilen und sonstigen Werte kommen, die sich inzwischen die polnische Bevölkerung angeeignet hatte.  Wie der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz feststellt, mochten die Polen traditionell die Juden nicht. Noch 1946 wurden beispielsweise bei einem Pogrom in Kielce 42 Holocaustüberlebende getötet und 80 schwer verletzt.

Ettle schildert mit seinen Worten die Befindlichkeit der Deutschen unmittelbar nach dem Krieg: „Nazi-Greuel wurden gegen den Bombenterror der Alliierten aufgerechnet, die deutschen Verbrechen  somit abgegolten“.  Den Film „Die Todesmühlen“  (mit schockierenden Aufnahmen aus Konzentrationslagern) sollten sich damals auch die Eichstätter ansehen, aber die meisten weigerten sich, erst als der Kinobesuch angeordnet wurde, da sahen ihn sich 3462 Leute an. Die dreiste Reaktion einer Frau: „ Ich werde gezwungen, den Film anzuschauen, und das soll Demokratie sein.“  Von einem anderen ist überliefert: „Bei Bombenangriffen habe ich Schlimmeres gesehen.“ Die amerikanische Militärbehörde ließ verlauten: „Den Deutschen mangelt es an der Einsicht ihrer Verantwortung für die Taten der Nazis; und ein Widerwille, irgendeine Kriegsschuld auf sich zu nehmen, ist von allen Seiten  offensichtlich.“

In Eichstätt wurden von den Amerikanern im April 1945 die Jägerkaserne, die ehemalige Standortverwaltung und die ehemalige Landwirtschaftsschule als Lager für DG`s eingerichtet. 1500 bis 2000 Menschen lebten dort unter der Aufsicht von UNRRA und IRO-Kommandanten, also Soldaten, die im UN-Auftrag handelten. Es waren in erster Linie Osteuropäer (Letten, Ukrainer und Polen), später auch 1300 Nationaltschechen. Aus Bamberg kamen im November 1945 an die 500 jüdische Menschen nach Eichstätt, im Juni 1947 waren es rund 1400. Sie führten dort ein von den anderen Volksgruppen isoliertes Leben, genossen aber  Bildung und waren  sogar bei örtlichen Handwerkern tätig. Ettle skizziert am Beispiel etlicher Juden das Lagerleben und illustriert die Beiträge mit etlichen Fotos.

Weitere Beiträge im Jahrbuch: „Eichstätt und Altmühltal – Zauberhafte Filmkulisse vn Josef Ettle; „Ein vogtländischer Freiherr an der Altmühl“ von Dr. Konrad Tyrakowski;  „Vituosität in Stein aus dem Jahr 1617 – ein Ädikularetabel der Spätrenaissance zu Kipfenberg; „Koppelzell oder Hetzelshof“ von Konrad Kögler.

Werner Falk

Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 2016, 108. Jahrgang, ISSN 0936-5869. Das Jahrbuch über den Historischen Verein (E-Mail: info@histver.de) zu beziehen.

Inklusionspreis wird erstmals ausgelobt

Jetzt bewerben – Frist endet am 31. März 2017

Erstmals lobt der Bezirk Mittelfranken ab diesem Jahr einen Inklusionspreis aus. Mit dieser Auszeichnung sollen künftig jährlich Maßnahmen, Projekte oder Angebote in Mittelfranken ausgezeichnet werden, welche die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung nachhaltig und konkret verbessern und einen spürbaren Beitrag zur Teilhabe und zur Inklusion leisten. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und kann auf mehrere Preisträgerinnen und Preisträger aufgeteilt werden. Bewerben können sich sowohl Organisationen und Einrichtungen als auch Firmen und Einzelpersonen. Eine Jury mit Bezirkstagspräsident Richard Bartsch an der Spitze, der auch fünf Menschen mit Behinderung angehören, wird eine Vorauswahl treffen und dem Bezirkstag Vorschläge für die Verleihung unterbreiten. Die Bewerbungsfrist endet am 31. März 2017. Nähere Einzelheiten sowie die Bewerbungsunterlagen sind auf den Internetseiten des Bezirks Mittelfranken unter www.bezirk-mittelfranken.de zu finden. Der Bewerbungsbogen ist auch in Leichter Sprache eingestellt.

Sprache verroht, die Gewalt steigt

Gedanken zur gesellschaftlichen Entwicklung

Mit einer „schönen Bescherung“ haben uns die amerikanischen Wähler „beglückt“. Wie der Papst so habe auch ich in den ersten Wochen nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zur Zurückhaltung vor allzu schnellen Schüssen aus der Hüfte gewarnt und dem Neuen in Washington eine 100-Tages-Frist eingeräumt, um zu sehen, welche Wahlkampfphrasen er tatsächlich in praktische Politik umsetzen kann. Der Unternehmer-Präsident überrascht uns alle mit der Geschwindigkeit, wie er seine oftmals als krude empfundenen Ankündigungen in den ersten Tagen seiner Amtszeit realisiert. Es bleibt nur die Hoffnung, dass die amerikanische Demokratie stark genug ist, um den Mann dann zu stoppen, wenn er zu weit geht. Und dass er sehr weit geht hinsichtlich der Missachtung anderer Meinungen, das steht jetzt schon fest. Man wird sehen, wie toll er es noch treiben kann.

Wir Deutsche mögen angesichts so mancher Eigentümlichkeiten in der amerikanischen Politik verwundert reagieren, aber wir dürfen und können uns nicht zurücklehnen und aus der Distanz das Geschehen in den USA beobachten. Spätestens wenn europäische und deutsche Wirtschaftsinteressen sowie militärstrategische Aspekte tangiert werden, dürfen sich unsere verantwortlichen Politiker in Brüssel und Berlin nicht wegducken oder darauf hoffen, dass ihn der Senat, der Kongress oder die Justiz Einhalt gebieten. Donald Trump ist vom Typ her jemand, der die „klare Ansprache“ braucht. Hier ist zunächst unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel gefordert. Sie genießt in der Welt am meisten Reputation und von ihr erwarten die Menschen, dass sie den politischen Anfänger in Washington „in den Senkel stellt“, d.h. ihm ganz klar und ziemlich undiplomatisch sagt, was geht und was nicht geht (vor allem im Umgang mit befreundeten Staaten).

Aber nicht erst seit Donald Trump beklagen wir gesellschaftliche Veränderungen. Auch bei uns in Deutschland konstatieren wir eine zunehmende Verrohung der Sprache und eine damit eingehende sprachliche Brutalität, die in echte Gewalt münden kann.  Die Suche nach den Ursachen führt direkt zu den „sozialen Netzwerken“ (Facebook u.a.). Sie verdienen eigentlich diesen Namen nicht.  An den damit einhergehenden Verwerfungen ist gar nichts sozial nach unserem herkömmlichen Verständnis von sozialem Verhalten. Warum also nicht einfach von „digitalen Netzwerken“ oder „neuen Kommunikationssystemen“ reden? Vielleicht findet ja jemand einen noch treffenderen und griffigeren Namen dafür.

Man muss sich Sorgen machen um unsere Gesellschaft, wenn enttäuschte und radikalisierte Menschen nicht mehr den traditionellen und seriösen Medien glauben („Lügenpresse“) und stattdessen ihre „Weisheiten“ aus „Fake News“ beziehen oder sich von den „alternativen Fakten“ (zu deutsch: Unwahrheiten) beeinflussen lassen. Vieles was im Internet an „Botschaften“ verbreitet wird, ist menschenverachtend und rassistisch. Ich stelle fest, dass die Hemmschwelle auch in der deutschen Gesellschaft immer weiter sinkt, wenn es um sprachliche Radikalität geht.  Wir dürfen es nicht einfach so hinnehmen, dass andere Menschen verleumdet und mitunter öffentlich „hingerichtet“ werden. Das schreibe ich auch als jemand, der jahrzehntelang journalistisch tätig war und der die Wirkung von Worten kennt. Und das ist ein Appell, den ich an jeden richte,  dessen Meinung in der Öffentlichkeit gilt und an dem sich andere Menschen orientieren, sprich: der ein Vorbild sein soll.

Werner Falk, Stadtrat der FDP in Gunzenhausen

Dörfer stehen auf der Förderliste

Neue Auswahlrunde für kleinere Dorferneuerungsprojekte

Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat die erste Antragsrunde im Jahr 2017 für Dorferneuerungs- und Infrastrukturprojekte, die aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gefördert werden, gestartet. „Eine Antragstellung ist ab sofort wieder möglich. Der erste Zeitraum endet am 31.03.2017“, teilt der Landtagsabgeordnete Manuel Westphal mit.

Mit der Förderung soll Kommunen mittels staatlicher Zuschüsse geholfen werden, Dorferneuerungs- oder Infrastrukturprojekte umzusetzen, wie zum Beispiel die Errichtung von Gemeinschaftshäusern oder der Bau von Dorfplätzen und Wegen. Mit diesem Förderprogramm können Investitionen zwischen 25.000 und 1,5 Millionen Euro mit einem Fördersatz von 60 Prozent bezuschusst werden.

„Rund 17 Millionen Euro stehen für den neuen Antragszeitraum zur Verfügung. Anträge können ab jetzt beim Amt für Ländliche Entwicklung in Ansbach gestellt werden“, erklärt der Abgeordnete.

Gemeindeteile mit bis zu 2000 Einwohnern können von der Dorferneuerung profitieren, außer es ist eine Städtebauförderung anhängig. Sollen Infrastrukturprojekte in der Flur gefördert werden, muss der aus dem Projekt Nutzen ziehende Gemeindeteil kleiner 10.000 Einwohner sein. Wichtig ist, dass mit den Projekten erst nach der Bewilligung begonnen wird.

„Auch in unserer Region kommt die ELER-Förderung gut an. So konnte zum Beispiel der Umbau des alten Schulhauses in der Gemeinde Haundorf zu einer Begegnungsstätte für die Dorfgemeinschaft durch diese Fördermittel erfolgen“, verdeutlicht Westphal.

„Neuer Start für Frauen“

Angebote für Frauen nach langer Berufspause

Bereits zum dritten Mal in Folge führt die Zukunftsinitiative altmühlfranken in Kooperation mit der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg sowie der Gleichstellungsstelle des Landratsamtes das Orientierungsseminar für Frauen durch, die sich schwer tun, nach langer Zeit Pause wieder Fuß im Berufsleben zu fassen.

Dieses Jahr wird der zwölfwöchige Kurs in Weißenburg stattfinden, Kooperationspartner auf Bildungsebene ist die Volkshochschule Weißenburg.

Von links nach rechts: Dr. Andreas Palme (vhs Weißenburg), Ursula Schäd (Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg), Kathrin Kimmich (Zukunftsinitiative altmühlfranken). Es fehlt: Ines Dirsch (Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen). Foto: Zukunftsinitiative altmühlfranken

Das Seminar „Neuer Start für Frauen“ beginnt am 6. März und dauert bis zum 17. Mai. Der Kurs findet werktäglich, auch in den Osterferien, von 8.15 bis 12.30 Uhr statt.

Er kostet die Teilnehmerinnen einen Beitrag von je 150,- €. Bezuschusst ist der Kurs jedoch zu 80% durch die Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, sowie die Unterstützung durch die Sparkasse Mittelfranken-Süd sowie die Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen.

Am Ende des letzten Kurses stand eine stolze Gruppe Frauen nach zwölf spannenden und lehrreichen Wochen auf der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt. Sie hatten sich intensiv mit sich selbst, ihren beruflichen und persönlichen Stärken und Fähigkeiten auseinandergesetzt, haben Kenntnisse im Umgang mit dem Computer erworben oder erweitert und ihre ganz persönlichen beruflichen Ziele entwickelt.

Die meisten von Ihnen standen viele Jahre, gar Jahrzehnte nicht im Berufsleben.  Ein Wiedereinstieg bedeutet für viele nicht nur eine Umstellung in der Tagesstruktur, sondern eine Herausforderung in der gesamten Familienorganisation.

Frauen mit langer Berufspause, die sich viele Jahre um Kinder und Familie gekümmert haben, zweifeln oft an ihrem Selbstwert. „Kann ich das überhaupt noch?“ oder „Bin ich nicht zu alt dafür“ sind oft Fragen, die man zu Beginn des Kurses hört. „In meinem Alter nimmt mich doch kein Betrieb mehr“.

Doch die Familienzeit ist kein „erfahrungsleerer“ Raum. Nicht ohne Grund sagt man oft scherzhaft: „Ich leite ein erfolgreiches kleines Familienunternehmen“. Neben hauswirtschaftlichen, pflegerischen und erzieherischen Tätigkeiten haben sich viele auch ehrenamtlich engagiert.  Trotzdem stellen die meisten Frauen ihr Licht unter den Scheffel, distanzieren sich von ihren Stärken und ihrem Können.

Daher stehen die Stärkung des Selbstwertgefühls sowie die Entwicklung von persönlichen Visionen und Zielen im Mittelpunkt des Seminars.

Ein nahtloser Übergang in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist zwar wünschenswert, aber nicht Hauptziel des Kurses. Durch ein dreiwöchiges Praktikum werden geschäftliche Kontakte geknüpft, oft ist jedoch noch der ein oder andere Qualifizierungsbaustein für das Aufholen speziellen Fachwissens für den tatsächlichen Einstieg in Arbeit erforderlich.

Interessierte können sich bei Fragen telefonisch an Kathrin Kimmich bei der Zukunftsinitiative altmühlfranken des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen wenden, Tel.: 09141 902-165, E-Mail: kathrin.kimmich@altmuehlfranken.de. Eine Anmeldung ist auch online unter www.altmuehlfranken.de/neuer-start oder direkt bei der Volkshochschule Weißenburg bzw. im Kulturamt Weißenburg, Pfarrgasse 4, möglich. Anmeldeschluss ist der 28. Februar 2017.

Eigenheim für neugierige Welterkunder

Das Cotoons Entdecker-Haus von Smoby Toys

Der französische Spielwarenhersteller und Spielhaus-Spezialist Smoby Toys hat für seine Baby-Linie „Cotoons“ das erste „Eigenheim“ für den Nachwuchs ab 12 Monaten entwickelt – das Cotoons Entdecker-Haus, speziell für drinnen. Das formschöne Spielgerät mit seinen vielen unterschiedlichen Funktionen bietet den Kleinen fantasievolle Erkundungsstunden. Die Kinder lernen erste Formen, Farben und Geräusche kennen und werden sanft in ihrer motorischen Entwicklung gefördert.

Viele bewegliche Elemente in der Hauswand laden zum Drehen, Drücken, Sortieren und Einwerfen ein und fördern die Motorik: Es gibt eine drehbare Blume, ein aufklappbares Fenster, eine Spielrolle, einen Schieber sowie eine elektronische Türklingel mit Licht- und Soundeffekten. Durch die Tür, in die gleichzeitig ein Steckspiel integriert ist, gelangen die Kinder ins Innere ihres Hauses. Pfiffig sind die lustigen Kulleraugen, mit denen verschiedene Mimik-Situationen ausprobiert werden können.

Dank des kinderleicht hoch- und zurückklappbaren Daches aus Stoff und des praktischen Griffs an der Oberseite lässt sich das Haus platzsparend verwahren und einfach transportieren.

Das Cotoons Entdecker-Haus von Smoby Toys wird aus hochwertigen Materialien in Frankreich hergestellt und sorgt gleichzeitig mit modernster Produktionstechnik für sicheres und unbeschwertes Spielvergnügen.

Die weltweit erfolgreiche SIMBA DICKIE GROUP wurde am 1. Mai 1982 von Fritz Sieber und seinem Sohn Michael gegründet und gehört heute zu den Top Five im Spielwarenmarkt. Im Jahr 2015 erzielte die Firmengruppe mit 2.900 Mitarbeitern einen Umsatz von 616 Millionen Euro.

Ludwig Thoma aus anderer Sicht

Über sein „erdichtetes Leben“   ist ein Buch  bei dtv erschienen

Man darf wohl prognostizieren: Alle kennen Ludwig Thoma als Schriftsteller und Heimatdichter  („Lausbubengeschichten“, „Der Münchner im Himmel“, „Jozef Filsers Briefwexel“) und Satiriker („Simplicissimus“ und „März“) und viele Menschen verehren ihn bis heute ob seiner derben  Sprüche. So ist er zum populären Volkspoeten geworden. Gelebt hat er von 1867 bis 1921.

Womit sich viele seiner Verehrer lange nicht beschäftigt haben, ist seine rechtsradikale und antisemitische Seite, die er vor allem in den letzten zehn Lebensjahren offenbarte.  Mit 50 Jahren begann er seine Lebenserinnerungen aufzuschreiben. Darin schönt er seine persönlichen Verhältnisse, wie der Münchner Autor Martin A. Klaus in seinem jetzt bei dtv erschienenen Buch „Ludwig Thoma – ein erdichtetes Leben“ feststellt. Er ist Thoma-Kenner, denn der frühere SZ-Redakteur hat dreißig Jahre lang rechierchiert.

Thoma war nach Schilderung des Autors nicht das klischeehafte in sich ruhende bayerische Mannsbild. Seine Jugend war geprägt vom frühen Tod des Vaters. Selbst die Mutter war für ihn nicht die erste Bezugsperson, sondern die Haushälterin der Familie. Ihr war er zeitlebens zugetan und in ihr suchte er Halt. Stabilität gaben ihm seine ausgesuchten Frauen aber nicht, stattdessen war er immer hin- und hergerissen. Zunächst heiratete er Marietta di Rigardo (genannt Marion), nach der Trennung von ihr suchte er immer wieder die Nähe zu Maidi Liebermann aus der Sektdynastie Feist-Belmont. „Irritationen im Gefühlsbereich lösten  bei Thoma gerne verbale Eruptionen aus“, diagnostiziert der Autor.

Ludwig Thoma, der sich von  nicht nur von seinen lieb gewordenen Dachauer Bauern „Doktor Thoma“ titiulieren ließ obgleich er niemals promoviert hatte, war der Job als Rechtsanwalt nicht lebenserfüllend. Er nutzte schon bald sein Talent, die Dinge auf den Punkt zu bringen und ging zum „Simplicissimus“, der Münchner Satirezeitung, deren Chefredakteur er dank der Zuneigung des Verlegers Albert Langen wurde.  Er brachte seine Derbheiten aufs Papier und scheute auch vor Verleumdungen nicht zurück, so dass er für etliche Wochen in Stadelheimer Haft kam.  Thoma war übrigens auch zeitweise Chefredakteur der linksliberalen Zeitschrift „März“. Sein Nachfolger war kein Geringerer als Theodor Heuss, der spätere liberale Bundespräsident. Damals gab sich Thoma noch progressiv: „Wir wollen Platz haben für jeden, der den im Frieden vereinigten Staaten von Europa das Wort redet“. Und er gab sich als Friedensengel: „Nichts hasse ich mehr als die Anschauung, dass von Zeit zu Zeit die Völker ihre männlichen Eigenschaften im Kriege erproben müssen“. Neun Jahre  später räumte er ein, sein größter Irrtum sei sein Glaube an Europa gewesen.

Wie der Autor feststellt, orientierte sich Thoma weniger an eigenen charakterlichen Grundsätzen als an der allgemeinen politischen Stimmung. So bejahte er bald den Kriegskurs von Kaiser Wilhelm II.  und ging nach nach auf Distanz zu den Satirezeitungen. Das harte Urteil von Martin A. Klaus: „Er warf keine Überzeugung über Bord, denn er  hatte keine. Er hatte lediglich eineinhalb Jahrzehnte lang gegen Honorar für eine populäre Auffassung geschrieben“. Und er ergänzt: „Unter Journalisten keine ungewöhnliche Handlungsweise.“  Selbst Ludwig Ganghofer, der geschätzte Schriftstellerkollege, lieferte für die „Münchner Neuesten Nachrichten“ (Vorgängerin der Süddeutschen Zeitung) pathetische Kriegsberichte. Für etliche Monate war Thoma  als Sanitätssoldat im Kriegseinsatz in Frankreich und gab sich heldenhaft: „Je dicker es kommt, desto fröhlicher ist`s mir ums Herz.“ Er schloss sich der „Deutschen Vaterlandspartei“ an.

Sprachlich geschliffen lieferte Thoma im „Miesbacher Anzeiger“ plumpe Hetzerei. Autor Klaus schreibt von einer „politischen Dreckschleuder“.  Eineinhalb Jahre lang erschienen seine Artikel unter einem Pseudonym, aber in der Szene war allen bewusst, wer die Feder führte. 175 antisemitische Hetzartikel erschienen. Das Lokalblatt, das eine Auflage von 18000 Exemplaren hatte, wurde sogar in Berlin gelesen.  Ludwig Thoma schrieb fortan „für alle Freunde kerndeutscher Gesinnung“. Er hatte Kontakte zur antisemitischen Thule-Gesellschaft, der ideologischen Vorläuferin der Nazi-Organisation. Klaus kommt zur Überzeugung, dass Thoma seinen Aggressionen immer dort Luft verschaffte, wo er der Zustimmung einer Mehrheit sicher sein durfte. Dies und keine politische Grundüberzeugung sei  die Triebfeder  seines Handelns  gewesen. Seine Zielscheibe waren jüdische Persönlichkeiten,  denen er früher mit unterwürfiger Wertschätzung begegnete, die er jetzt  aber diffamierte und persönlich herabsetzte.  Der sprachlich nicht besonders bewanderte junge Redner Adolf Hitler soll sich gerne der „Vorlagen“ von Thoma  bedient haben. Und wenige Tage vor der Ermordung des USPD-Politikers Karl Gareis wiegelte er die Freikorps auf: „Schauen wir zu, dass noch einmal der rote Fetzen durch München getragen wird? Oder schlagen wir jeden Hund tot, der das arme Vaterland in neues Verderben stürzen will?“

Im Münchner Rotkreuz-Krankenhaus („Ich muss Heimatluft und Heimatkost haben, hier würgt mir der Ekel an jedem Bissen“) musste er sich im August 1921 einer Magenkrebs-Operation unterziehen. Noch einmal wollte er in sein Haus in die Tuften bei Tegernsee zurück. Freunden gegenüber verharmloste er seine Krankheit („Nur der Magen muss aufgepäppelt werden“), aber schon einen Tag später, am 26. August 1921, starb er.                                                                                                                    WERNER FALK

Martin A. Klaus: „Ludwig Thoma – ein erdichtetes Leben“, 304 Seiten, ISBN 978-3-423-28103-4, 26 Euro, dtv Sachbuch.

Die „Glauklerin der Lüfte“

Erfolgreiche Arbeit des LBV in Altmühlfranken

Die Wiesenweihe gilt als die „Gauklerin der Lüfte“. Noch in den achtziger Jahren hat es um sie in Bayern ganz schlecht ausgesehen. Aber weil sich der Landesbund für Vogelschutz mit einer Reihe von ehrenatlichen Wiesnweihenschützern um den Vogel intensiv gekümmert hat, ist Bayern für die Wiesenweihe mittlerweile der bevorzugte Nistplatz. Auf der Jahresversammlung des LBV am Freitag, 10. März, um 19 Uhr im Gasthof „Adlerbräu“ in Gunzenhausen wird die LBV Referentin Norma Rudat aus Veitshöchheim über das bayerische Artenhilfsprogramm bezüglich der Wiesenweihe sprechen. Sie hat sich im letzten Jahr der Erfassung von Wiesenweihenbruten angenommen und koordiniert seit 2017 das Artenhilfsprogramm Wiesenweihe.

Die Aufmerksamkeit des LBV gilt der Wiesenweihe. Foto: I. Zimmermann/LBV

Wie Claudia Beckstein, die Nachfolgerin von Andreas Gastner (er war zwölf Jahre Kreisvorsitzender und gehört der LBV-Vorstandschaft in  Weißenburg-Gunzenhausen jetzt als Schriftführer an)  in ihrem aktuellen Rundbrief berichtet, gibt es inzwischen im Kreis sechs Wiesenweihen-Nester, aus denen sechs Jungvögel ausgeflogen sind. Darauf sind alle LBV-ler stolz.

Aus dem Tätigkeitsbericht der neuen Kreisvorsitzenden geht auch hervor, dass im letzten Jahr der Nachweis einer neuen Wochenstube der Fledermaus-Gattung „Kleiner Abendsegler“  in Weißenburg gelungen ist. Sie ist übrigens eine von 30 in ganz Bayern.

Wichtig ist dem LBV weiterhin der Amphibienschutz. 2016 wurden nach dem Bericht von Claudia Beckstein an die 6200 Amphibien (2766 Kröten, 286 Frösche und 2108 Molche)  im Kreis vor dem Überfahren gerettet, was einen neuen Rekord darstellt. Auch in diesem Jahr werden bei Kehl-Niederhofen-Syburg-Nennslingen-Sommerkeller Weißenburg wieder Schutzzäune aufgestellt.

Im Kreis gibt es aktuelle 19 Storchenhorste. 28 Jungvögel sind 2016 ausgeflogen, das sind 2,3 pro Horstpaar mit Brut und somit ein durchschnittliches Ergebnis.

2016 wurde vom LBV ein Naturschutzforschungsprojekt „Wiesenbrüter in Bayern“ gestartet, das Grundlagendaten für die Umsetzung der Wiesenbrüteragenda liefern soll.  Zu den ausgewählten Untersuchungsgebieten im Freistaat zählt das Altmühltal. Hier sollen heuer Schutzzäune von einer Länge bis zu 2,6 Kilometer um die Brutstandorte errichtet werden.

Klaus Schamberger in Bestform!

Der „Spezi“ mit neuem Buch: „Ich bitte um Milde“

Wenn exhibitionistische »Brunskartler« Yuccapalmen fluten und vom Frühschoppen beseelte Hausmänner in Festgänsen verschwinden, kann dies nur eines bedeuten: Der Spezi ist wieder unterwegs! Seit Jahrzehnten lässt sich Klaus Schamberger von realen Gerichtsfällen aus der Region zu humoristischen Kabinettstücken inspirieren. Seine bis 2012 unter dem Titel „Ich bitte um Milde“ in der Nürnberger Abendzeitung publizierte Reihe ist Kult. Nun gibt es die Kolumnen des Schriftstellers und Frankenkenners erstmalig in Buchform: ein ebenso lakonisches wie unvergleichlich witziges Lesevergnügen! 60 bisher in Buchform unveröffentlichte Gerichtsglossen sind zu lesen.Ich bitte um Milde_Cover_druckfaehig

Klaus Schamberger, Jahrgang 1942, vielen auch bekannt als »der Spezi«, ist gebürtiger Nürnberger. Fast 45 Jahre schrieb er in seiner Heimatstadt zahlreiche Glossen für die Abendzeitung, für die der jetzige Ruheständler hauptberuflich als Journalist und langjährig als Redaktionsleiter tätig war. Im Bayerischen Rundfunk kann man sich inzwischen schon über 35 Jahre einmal pro Woche an seinem »Freitagsgschmarri« erfreuen. Und seit 2014 verfasst er für die Nürnberger Zeitung die wöchentlich erscheinende Kolumne »Umg‘schaut«.
Er ist Autor von 20 Büchern, bei ars vivendi veröffentlichte er Mein Nürnberg-Buch (1997), seinen Roman Der Kleinlein erinnert sich (2000) und Mein Franken-Buch (2016). 1992 wurde er mit dem Frankenwürfel und im Jahr 2000 mit dem Elisabeth-Engelhardt-Literaturpreis ausgezeichnet. Im Jahr 2013 erhielt er die Bürgermedaille der Stadt Nürnberg.

Klaus Schamberger: „Ich bitte um Milde“, Geschichtensammlung, Klappenbroschur, 190 Seiten, ISBN 978-3-86913-769-8,  15 Euro, Verlag ars-vivendi Cadolzburg.

Andrea May folgt Edgar Weinlich nach

Personeller Wechsel bei der Limesfachberatung

Die Weiterentwicklung des Weltkulturerbes Limes liegt in neuen Händen: Andrea May, M.A., hat die Limesfachberatung des Bezirks Mittelfranken sowie die Museumsberatung bei der Bezirksheimatpflege übernommen. Bezirkstagspräsident Richard Bartsch stellt die neue Beraterin am Freitag, 3. Februar, im Rahmen eines Pressetermins im Hotel Adlerbräu, Marktplatz 10, in Gunzenhausen vor. Beginn ist um 14 Uhr.

#ndrea May ist die neue Limesbetreuerin des Bezirks.

Andrea May ist die neue Limesbetreuerin des Bezirks.

May verschaffte sie sich vor ihrer neuen Tätigkeit an verschiedenen Stationen einen Einblick in die Facetten von Geschichte und Kultur. An der Universität Erlangen-Nürnberg studierte sie Klassische Archäologie, Kunstgeschichte, Landesgeschichte und Evangelische Theologie, außerdem Denkmalpflege an der Universität Bamberg. Nach Praktika in Museen und Denkmalschutzbehörden sowie der Tätigkeit beim Verein „Geschichte für Alle“ in Nürnberg begann sie als Mitarbeiterin bei Schloss Linderhof. Nach einem wissenschaftlichen Volontariat bei der Bezirksheimatpflege des Bezirks Mittelfranken war May zunächst freiberuflich tätig, später engagierte sie sich als Projektmitarbeiterin am Fränkischen Freilandmuseum des Bezirks. Künftig widmet sie sich der Limesfachberatung als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kultur. Vor zwölf Jahren wurde der Obergermanisch-Raetische Limes von der UNESCO als Teil des transnationalen Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ in die Welterbeliste aufgenommen. Auf einer Länge von 69,3 Kilometern durchzieht er die Landkreise Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen und ist somit das einzige Denkmal mit Welterbestatus in Mittelfranken.
Da es sich beim Limes um ein Bodendenkmal handelt, ist ein besonderer Umgang erforderlich. Die Limesfachberatung setzt hier an und dient den Limeslandkreisen und –gemeinden, außerdem archäologischen Museen als Anlaufstelle. Gleichermaßen gehören Maßnahmen wie beispielsweise die Limesbeschilderung, Ausbildung von Gästeführern oder auch Organisation von Tagungen zum Aufgabenspektrum. Eine gute, weit über die mittelfränkischen Grenzen hinausgehende Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren am Limes wie dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Deutschen Limeskomission, den mittelfränkischen Limesgemeinden oder auch Heimatpflegern, Museen und Gästeführerinnen und Gästeführern ist dabei unerlässlich.

Der Vorgänger von Andrea May im Amt des Limesfachberaters, Edgar Weinlich, M.A., wurde zum 1. Januar in den Ruhestand verabschiedet. Seit 2009 stand er an der Spitze der Limesfachberatung des Bezirks Mittelfranken. Er hat die Limesfachberatung, ein Modellprojekt des Bezirks Mittelfranken, konzipiert und zu überregionaler Anerkennung geführt.