Überwältigende Resonanz auf öffentliche Suche nach Pflegefamilie
Vor einer der Woche hatte das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen öffentlich nach einer Pflegefamilie für zwei junge Mädchen gesucht. Inzwischen ist das Kreisjugendamt von einer regelrechten Flut an Angeboten aus ganz Deutschland überschwemmt worden.
Stefan Lahner, Sachgebietsleiter „Jugend und Familie“ beim Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen, ist überwältigt. Rund 150 Antworten aus dem ganzen Bundesgebiet sind eingegangen, seitdem sich das Amt vor einer Woche mit der Bitte um Unterstützung an die Medien gewandt hatte. Der Jugendamtsleiter hatte dringend nach einer Pflegefamilie für zwei junge Mädchen aus dem Landkreis gesucht, deren Vater vor kurzem verstorben ist. Die Mutter kann sich aufgrund einer Behinderung nicht selbst um ihre beiden Töchter kümmern, wüsste die beiden sechs und zehn Jahre alten Mädchen aber gerne weiter in ihrer Nähe. „Wir hätten nie mit dieser enormen Hilfsbereitschaft gerechnet“, sagt Stefan Lahner. Sogar von der Ostsee hätten sich Familien gemeldet, die den beiden Mädchen ein neues Zuhause bieten wollten. Das Jugendamt hat eigens ein Team aus fünf Mitarbeitern gebildet, um die Rückmeldungen so schnell wie möglich zu bearbeiten. Die Bewerbungen werden nun gesichtet und zunächst nach Entfernungen sortiert.
„Alle, die weiter als 60 Kilometer entfernt wohnen, verweisen wir an Jugendämter in ihrer Region“, erläutert Stefan Lahner das Vorgehen. „Überall werde nach Familien gesucht, die in Notsituationen Kinder bei sich aufnehmen“. Andere Jugendämter sind deshalb dankbar, wenn sie von diesem Medienecho gleichsam als „Trittbrettfahrer“ profitieren können.
Bislang sind nach einer ersten Sichtung der eingegangenen Interessensmeldungen rund 40 Bewerber aus der näheren Umgebung übrig geblieben. Dass es noch mehr werden, kann Lahner nicht ausschließen. Die Nachricht habe sich über die sozialen Netzwerke unglaublich weit verbreitet. Im Jugendamt ist man jetzt sehr zuversichtlich, dass ein guter Platz für die Mädchen gefunden wird. Weitere Interessenten, vor allem solche, die weiter als 60 km entfernt wohnen, sollten sich daher gar nicht mehr auf die Anfrage aus Weißenburg melden, sondern direkt bei ihrem zuständigen Jugendamt, das sich bestimmt über jeden neuen Interessenten freut.
Im Landratsamt in Weißenburg führen die Mitarbeiter bereits telefonische Vorgespräche und versenden Fragebögen, mit denen die persönlichen familiären und finanziellen Verhältnisse der möglichen Pflegeeltern geklärt werden. „Und dann besuchen wir die Bewerber zuhause, um sie persönlich kennenzulernen und uns ein Bild von ihrem Umfeld zu machen“, erklärt Stefan Lahner. Ist ein geeignetes Zuhause gefunden, werden die beiden Mädchen behutsam und in Begleitung mit den neuen Pflegeeltern bekannt gemacht. Sechs bis acht Wochen wird der ganze Prozess erfahrungsgemäß mindestens dauern.
Irritiert waren die Mitarbeiter des Jugendamtes von einigen durchaus kritischen Kommentaren in sozialen Netzwerken, hier würden Kinder von ihrer Mutter weggerissen. Stefan Lahner stellt daher nochmals klar, dass die Mutter aufgrund ihrer Behinderung ihre Töchter nicht mehr selbst erziehen kann. Die Familie hatte schon in der Vergangenheit, als der Vater noch lebte, Unterstützung durch Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe. Nach dem Tod des Vater reicht dies aber nicht mehr aus, die Mädchen sind daher schon jetzt mit Einverständnis der Mutter vorübergehend in einer Bereitschaftspflegefamilie untergebracht und warten gemeinsam mit ihrer leiblichen Mutter darauf, dass ein neues Zuhause für sie gefunden wird.
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