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Altmühl ist „befreiter Fluss“

Deutsche Umwelthilfe ehrt Umgestaltung der Altmühl

Verleihung der Urkunde durch die Deutsche Umwelthilfe an das Wasserwirtschaftsamt Ansbach im Rahmen einer Bootsfahrt durch einen renaturierten Teilabschnitt der Altmühl: Von links nach rechts: Ines Wittig, Meike Metz (Deutsche Umwelthilfe), Thomas Keller (Behördenleiter WWA Ansbach, Roland Rösler(Abteilungsleiter Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen WWA Ansbach). Foto: WWA


Die Deutsche Umwelthilfe würdigt unter dem Stichwort „Befreite Flüsse“ ausgewählte Fließgewässer bzw. Fließgewässerabschnitte, die durch behutsame Gewässerunter-haltung oder gezielte Umgestaltung dabei unterstützt werden, sich naturnah zu entwickeln. Das Wasserwirtschaftsamt Ansbach wurde von der Deutschen Umwelthilfe für seine Arbeiten an der mittleren Altmühl ausgezeichnet.
Die im letzten Jahrhundert begradigte Altmühl und ihre unmittelbar angrenzende Aue wurden zwischen Gunzenhausen und Treuchtlingen in der Zeit von 1999 bis 2016 auf einer Länge von 23 Kilometern ökologisch umgestaltet:
Im Wesentlichen wurden hierzu altmühlnahe Flächen erworben und nährstoffhaltiges Bodenmaterial abgetragen. Ein neues, dem Gewässertyp entsprechendes, verzweigtes Gewässerbett wurde angelegt. Fehlende Gewässerstrukturen, wie flache Ufer, Einengungen bzw. Aufweitungen und unterschiedliche Tiefen wurden grob modelliert. Das bis dahin kanalisierte Gewässer wurde anschließend in das neue Gewässerbett geleitet und das alte begradigte Gerinne rückgebaut oder teilweise zu einer Flutmulde umgestaltet.
Auf eine Bepflanzung mit Gehölzen oder auf Erosionsschutzmaßnahmen am neuen Gewässerbett wurde verzichtet.
Die weitere Feinmodellierung wird der Eigendynamik des Gewässers überlassen. Die abwechslungsreich gestalteten Ufer und kleineren Inseln unterliegen überwiegend einer natürlichen Entwicklung. Restflächen mit artenreichem Grünland werden von ortsansässigen Landwirten weiterhin extensiv gepflegt.
Die mittlere Altmühl hat sich seit Fertigstellung des letzten Abschnittes weiterhin gut entwickelt. Aufwendige Unterhaltungs- oder Pflegemaßnahmen sind bisher nicht erforderlich. Die damaligen baulichen Eingriffe sind in der Natur nicht mehr erkennbar. Das Gewässer und die angrenzende Aue haben wieder ein natürliches Erscheinungsbild. Dies führt zu einer positiven Resonanz der Bürger der örtlichen Gemeinden und der jährlichen Besucher.
Durch ein umfangreiches Biomonitoring ist belegt, dass sich durch die Umgestaltungs-maßnahmen die Anzahl wertvoller Pflanz- und Tierarten im und am Gewässer erhöht hat. Die zunehmende Beschattung des Gewässers durch Ufergehölze trägt wesentlich dazu bei, dass das hochwertig entwickelte Gewässerökosystem auch heißen und trockenen Sommern Stand halten kann.
Aufgrund der festgestellten Erfolge in der Gewässerökologie und –morphologie, der dokumentierten Resilienz sowie der geringen Unterhaltungsfolgelast ist das Wasserwirtschaftsamt derzeit dabei, das Umgestaltungskonzept der mittleren Altmühl auf den Oberlauf mit einer Länge von ebenfalls 23 Kilometer zu übertragen. Das Wasserwirtschaftsamt hofft somit, Gewässersystem zu erhalten, das den Anforderungen der Klimaänderung angepasst ist.


Jüngster LBV-Vorsitzender

Sebastian Amler gewählt

Die neue Vorstandschaft des LBV ist stark verjüngt.


Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der LBV-Kreisgruppe
Weißenburg-Gunzenhausen wurde neben der Vorstellung der LBV-Arbeit im Landkreis und dem Kassenbericht auch eine neue
Vorstandschaft rund um Sebastian Amler als nun jüngsten LBV-Vorsitzenden Bayerns gewählt.
Nach der Begrüßung der Teilnehmenden folgte zu Beginn der Veranstaltung der Bericht der Vorstandschaft über Aktionen und Veranstaltungen des vergangenen Jahres. Thema war neben der Aufzucht verletzter und junger Vögel auch die Naturschutzkriminalität im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Leider wurden im letzten, aber auch diesem Jahr
gleich mehrere Fälle vergifteter Greifvögel und anderer Delikte registriert. Der Landkreis belegt damit leider einen der vordersten Plätze in Bayern, was dieses Thema angeht. Positiv waren dagegen die zahlreichen Artenschutzprojekte, u.a. zu Schleiereule, Fledermäuse,
Amphibien, Wiesenbrüter, Weißstorch und Wiedehopf bzw. Wendehals.
Hervorzuheben ist dabei die Arbeit vieler ehrenamtlicher Helfender, ohne deren unermüdlichen Einsatz die Naturschutzarbeit im Landkreis nicht möglich wäre. Besondere Erwähnung im Bericht fand dabei der Einsatz von Alfred Baumgärtner, der tatkräftig in Projekten im gesamten Landkreis aktiv ist.

Nach dem anschließenden Kassenbericht des Kassiers Bernhard Langenegger wurde die Vorstandschaft einstimmig von allen
Stimmberechtigten entlastet. Anschließend stellten Dr. Ralf Edler (LBV Bezirksgeschäftsstellenleiter Mittelfranken) und Dr.
Norbert Schäffer (Vorsitzender des LBV Bayern) anstehende Herausforderungen im Naturschutz, aber auch Errungenschaften und aktuelle Themen des Verbandes dar. Insbesondere wurde hierbei auf das vom LBV mitinitiierte Volksbegehren „Rettet die Bienen“
und die Beteiligung des LBV an den Plänen der bayerischen Staatsregierung, in den nächsten Jahren eine Million Obstbäume in Bayern zu pflanzen, eingegangen.
Bei der folgenden Neuwahl der Vorstandschaft wurde Sebastian Amler einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt. Amler, der in Würzburg Sonderpädagogik studiert, ist mit 24 Jahren nun der jüngste Kreisvorsitzende Bayerns. LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer
beglückwünschte hierzu: „Es ist wunderbar, einen so natur- und vogelbegeisterten, engagierten und kundigen jungen Menschen an der Spitze einer Kreisgruppe zu haben. Ich freue mich auf eine enge Zusammenarbeit mit Sebastian und seinem Team – gerne statt in
Büros und Versammlungsräumen auch auf der Vogelinsel am Altmühlsee!“
Bernhard Langenegger und Heidi Seiß wurden als Kassier bzw. Schriftführerin wiedergewählt. Sabine Jung bekleidet nun das Amt der Jugendbeauftragten. Neu gewählt wurden zudem Claudia Beckstein sowie Lore Fischer als Beisitzerinnen. Als Kassenprüfer wurde Klaus Scharrer gewählt, der zuvor jahrelang als 2. Vorsitzender
die Arbeit des LBV im Landkreis prägte. Als zusätzliche Delegierte für die Vollversammlung des LBV wurden Axel Seiß, Max Schlupf und Rafaela Lüpfert gewählt.
Abschließend ehrten der neue Vorsitzende Sebastian Amler zusammen mit dem LBV-Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer langjährige Mitglieder und bedankten sich bei der bisherigen Vorstandschaft. „Ohne Personen wie Klaus Scharrer, der seit Anbeginn die Arbeit des LBV im Landkreis geprägt hat und ohne Andreas Gastner, der allein 12 Jahre lang den
Posten des Vorsitzenden inne hatte, würde es die Kreisgruppe – so wie sie heute ist – nicht geben. Ohne diese beiden, aber natürlich auch Claudia Beckstein, die über die vergangenen Jahre
hervorragende Arbeit als 1.Vorsitzende gemacht hat, würde nicht nur unsere Kreisgruppe, sondern auch die komplette Natur im Landkreis ein anderes und vor allem deutlich schlechteres Bild abgeben“, so Amler in seiner Danksagung. Alle drei bleiben dem LBV, wenn auch in anderen Positionen, erhalten.
Informationen zu den Tätigkeitsfeldern der LBV-Kreisgruppe WUG und Möglichkeiten, wie sich die Mitglieder im Naturschutz im Landkreis einbringen können, finden gibt es unter: www.weissenburg-gunzenhausen.lbv.de. Dort kann auch der Newsletter der
Kreisgruppe abonniert werden. Die LBV-Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen erreichen ist per Mail unter
weissenburg@lbv.de oder über die Sozialen Medien auf Facebook und Instagram erreichbar.

Markt ist am Sonntag

Simon- und-Judäi-Markt mit verkaufsoffenem Sonntag

Nachdem der beliebte Simon-und-Judäi-Markt im letzten Jahr pandemiebedingt leider abgesagt werden musste, nimmt die Stadt Gunzenhausen am Sonntag, 31. Oktober 2021, einen neuen, diesmal hoffentlich nicht durch Corona gestörten Anlauf. Dann werden sich nämlich zahlreiche Aussteller auf dem Gunzenhäuser Marktplatz einfinden und ihre Produkte anbieten, angefangen bei Dekoartikeln, über Kleidung bis hin zu Haushaltszubehör. Doch damit nicht genug: Zeitgleich öffnen am 31. Oktober viele Geschäfte in der Innenstadt und laden von 13 bis 17 Uhr Menschen aus nah und fern zum Bummeln, Shoppen und Verweilen ein. Und wer sich stärken muss, der findet bei Kaffee, Kuchen oder einer deftigen Mahlzeit einen gemütlichen Platz in einem der örtlichen Gastronomiebetriebe. Lassen Sie sich das nicht entgehen!

Aktuelle Informationen zu Aktionen der Händler und Gastronomen sowie deren Onlinepräsenzen für einen gemütlichen Vorab-Schaufensterbummel sind auf dem digitalen Marktplatz www.ingunzenhausen.de zu finden. Für Fragen stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtmarketing Gunzenhausen e.V. unter Tel. 09831/508308 sowie der Wirtschaftsförderung unter 09831/508131 gerne zur Verfügung.     

Flexiblere Nutzung möglich

Baulandmobilisierungsgesetz 2021 wird wirksam

Das Gesetz zur Mobilisierung von Bauland ist am 23. Juni 2021 in Kraft getreten. Ziel ist es, Kommunen bei der Aktivierung von Bauland und der Sicherung bezahlbaren Wohnens zu unterstützen. Überwiegend wurden Baugesetzbuch (BauGB), Baunutzungsverordnung (BauNVO) und Planzeichenverordnung (PlanZV) geändert, aufbauend auf den Empfehlungen der Kommission für nachhaltige Baulandmobilisierung und Bodenpolitik (Baulandkommission).

Das Baulandmobilisierungsgesetz hat zum Ziel, Baulücken und brachliegende Flächen für Kommunen schneller und flexibler nutzbar zu machen. Dies erfolgt unter anderem durch die Ausweitung kommunaler Vorkaufsrechte bei Problemimmobilien und brachliegenden Grundstücken. Auch die Erweiterung des Baugebotes in Gebieten mit angespannten Wohnungsmarkt soll zur leichteren Erschließung von Baulücken und ungenutzten Grundstücken führen. Durch die Erweiterung kann zukünftig in solchen Gebieten eine Wohnbebauung vorgeschrieben werden unter Wahrung eines Verfügungsrechtes zugunsten des engsten Familienkreises. Außerdem wird mit dem sektoralen Bebauungsplan ein neues Planungsinstrument für die Gemeinden eingeführt, um einen Bauleitplan auch gezielt für den sozialen Wohnungsbau aufzustellen.

Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen wird in Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt erschwert und bedarf dann einer behördlichen Genehmigung. 

Die Bauverwaltung im Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen hat die wichtigsten Punkte in einem Merkblatt zusammengefasst, das der vorliegenden Pressemitteilung beigefügt ist. 

Wie gehabt, ist die Anwendbarkeit von Rechtsgrundlagen stets einzelfallbezogen zu prüfen. Auskunft erteilen die zuständigen Gemeindeverwaltungen oder das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen sowie für Vorhaben im Stadtgebiet die Große Kreisstadt Weißenburg i. Bay. Die Angaben erfolgen ohne Gewähr und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Neuer Leitfaden

Bestimmungen zum Bauen im Rahmen land- und forstwirtschaftlicher Betriebe

Die Gemeinsame Bekanntmachung der Bayerischen Staatsministerien für Wohnen, Bau und Verkehr sowie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum Bauen im Rahmen land- und forstwirtschaftlicher Betriebe (GemBek) wurde neugefasst. Die Bekanntmachung ist ein hilfreicher Leitfaden, der Möglichkeiten für Landwirte aufzeigt, baulich auf die strukturellen Herausforderungen in der Landwirtschaft zu reagieren.

Die Änderungen sind im Kontext des bundesweiten Baulandmobilisierungsgesetzes zu sehen und tragen dem Strukturwandel in der Landwirtschaft sowie der Baulandaktivierung im Außenbereich für bestehende oder ehemalige Hofstellen Rechnung. Gleichzeitig soll der Außenbereich weiterhin vor Zersiedelung geschützt werden. Die GemBek zeigt nun neue Möglichkeiten für Landwirte auf, wie die Betriebe strukturell weiterentwickelt werden können.

Dabei geht es beispielsweise darum, dass Wohnraum leichter auf die Bedürfnisse älterer oder behinderter Menschen angepasst werden kann. So wird ermöglicht, dass mehrere Generationen auf einem Hof zusammenleben können. Außerdem konkretisiert die GemBek nun auch die Voraussetzungen für die Zulässigkeit von sogenannten mitgezogenen Nutzungen, also dem zweiten Standbein für landwirtschaftliche Betriebe. Diese werden dadurch großzügiger ermöglicht. Auch Wohnmobilstellplätze auf landwirtschaftlichen Anwesen, Seminarräume oder Anlagen für erneuerbare Energien werden in der Neufassung stärker berücksichtigt.

Mit der Neufassung der GemBek können Familien leichter gemeinsam auf den Höfen leben und der Siedlungsdruck in den Dörfern wird abgemildert.

Das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen hat zu den Änderungen der GemBek ein Merkblatt entworfen, das der Pressemitteilung beigefügt ist.

Die GemBek kann im Internet unter https://www.verkuendung-bayern.de/baymbl/2021-523/ eingesehen oder auf Anfrage von der unteren Bauaufsichtsbehörde am Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen sowie vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ausgegeben werden.

Wie gehabt, ist die Anwendbarkeit von Rechtsgrundlagen stets einzelfallbezogen zu prüfen. Auskunft erteilen das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie für Vorhaben im Stadtgebiet die Große Kreisstadt Weißenburg. Die Angaben erfolgen ohne Gewähr und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

PCR-Tests im Angebot

Testzentren in Weißenburg und Gunzenhausen


Das MVZ Altmühlfranken bietet ab sofort kostenpflichtige PCR-Tests in den Testzentren Weißenburg und Gunzenhausen an und schließt damit – vor allem am Wochenende – die Versorgungslücke an PCR-Testmöglichkeiten im Landkreis.
Sie möchten verreisen oder sind verpflichtet die 3G-Plus-Regel zu erfüllen? Dann können Sie ab dem kommenden Donnerstag in den Testzentren im Foyer des Fachärztezentrums am Klinikum Altmühlfranken Weißenburg und im Haus des Gastes in Gunzenhausen neben dem Schnelltest auch einen kostenpflichtigen PCR-Test durchführen lassen.
Durch Tests von sehr hoher Qualität, der Test-Durchführung durch medizinisches Fachpersonal und dem Einsatz von neuen hochmodernen Labor-Testgeräten kann das Testergebnis – im Gegensatz zu anderen PCR-Testmöglichkeiten, die mindestens 24 Stunden zur Auswertung benötigen – sofort in nur 30 bis maximal 60 Minuten geliefert werden. Das Ergebnis wird per Mail übermittelt oder vor Ort ausgedruckt.
Für einen PCR-Test ist die vorherige Online-Terminvereinbarung unter www.testzentren-altmuehlfranken.de notwendig. Die Kosten für einen PCR-Test belaufen sich auf 75,00 Euro. Die Zahlung ist ausschließlich bei der Terminbuchung mittels PayPal möglich. Unter www.testzentren-altmuehlfranken.de finden Sie auch eine Übersicht aller Schnelltestzentren des MVZ Altmühlfranken sowie deren Öffnungszeiten. Schnelltests können, sowohl mit, als auch ohne Anmeldung wahrgenommen werden.
„Wir freuen uns sehr, dass wir als der größte Gesundheitsdienstleister der Region den Menschen in Altmühlfranken nun jeden Tag – auch am Wochenende – die Möglichkeit eines PCR-Tests anbieten können. Die moderne Labordiagnostik vor Ort erlaubt es uns, hier deutlich schneller zu sein, als manch‘ anderer Anbieter – was wiederum den Menschen vor Ort zu Gute kommt!“ erklärt Christoph Schneidewin, Geschäftsführer des MVZ Altmühlfranken.
Geöffnet sind die Testzentren im Fachärztezentrum am Klinikum Altmühlfranken Weißenburg und im Haus des Gastes Gunzenhausen unter der Woche derzeit von 9:00 bis 12:00 Uhr und 15:00 – 18:00 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen ist durchgehend von 12:00 – 16:00 Uhr geöffnet. Sollte es die Nachfrage möglich machen, werden die Öffnungszeiten kurzfristig erweitert.

Wohnen ohne Eigentum

Mieten und Bauen in Land und Stadt seit dem Mittelalter in Franken

Quellennachweis für die Zeichnung im Anhang: Nürnberg-Gebersdorf, Gebersdorfer Str. 115, Baueingabeplan von 1779, aus: Thomas Wenderoth: Mietshaus und Mietwohnung auf dem Land. München 2019, S. 134.

Kann man einem historischen Gebäude ansehen, ob es für Eigentümer oder Mieter errichtet wurde? Welche Quellen geben uns Auskunft über die Bewohner eines Hauses? Gab es früher so etwas wie ein Mietrecht? Wann entstand die Mietwohnung, wie wir sie heute kennen? Und wie hat sich das Mietwohnen im Lauf der Zeiten verändert?

Eine Online-Vortragsreihe der Bezirksheimatpflege Mittelfranken gibt Antworten auf diese Fragen. Die Reihe startet am Freitag, 29. Oktober und läuft bis 25. November 2021. Wohnen zur Miete ist ein hochaktuelles, gesellschaftliches und politisches Thema. Die Vortragsreihe nimmt das „Mietwohnen“ aus bau- und sozialhistorischer Sicht in den Blick. Acht Vorträge widmen sich der Thematik Mietwohnungsbau und Mietverhältnisse. Der topographische Schwerpunkt liegt dabei in Franken, der zeitliche Bogen spannt sich vom Mittelalter bis in die Nachkriegszeit. Die Teilnahme an der Veranstaltungsreihe ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht notwendig. Das detaillierte Vortragsprogramm und der Zugangslink sind auf der Internetseite des Bezirks Mittelfranken unter www.bezirk-mittelfranken.de veröffentlicht.

Nähere Auskünfte erteilt Julia Krieger M.A., stellvertretende Bezirksheimatpflegerin, unter der Telefonnummer 0981/4664-50001. Die Vortragsreihe wird in Kooperation mit dem Forschungsbereich Historische Kulturtechniken am Denkmal am Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien der Universität Bamberg durchgeführt.

Bedenken gegen Deponie

Landrat Dr. Jürgen Ludwig teilt Bedenken der Bürger

Bei einem Ortstermin informierte sich Landrat Dr. Jürgen Ludwig (Mitte) bei den Anwohnern Wolfgang Zuber aus Sommersdorf (rechts) und Thomas Feuchtenberger aus Irrebach (links). Foto: Hähnlein/LRA Ansbach

Landrat Dr. Jürgen Ludwig spricht sich gegen das Vorhaben aus, zwischen Sommersdorf (Gemeinde Burgoberbach) und Irrebach (Marktgemeinde Weidenbach) eine Deponie der Klasse 2 zu errichten. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Argumente der Bürger im Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Mittelfranken Gehör finden“, erklärte Dr. Ludwig im Anschluss an einen Ortstermin mit Bürgern am Freitagabend. Die Bedenken der Bürger und der Gemeinden, dass der Standort ungeeignet ist, seien begründet und nachvollziehbar. „Problematisch sind vor allem die Nähe zur Wohnbebauung in den beiden Ortsteilen, die Frage der Hausbrunnen, die Verkehrserschließung mit einer großen Zahl an Ortsdurchfahrten bis zum Standort und die Kulissenwirkung der Anlage“, sagte Dr. Jürgen Ludwig.

Der Landrat hatte sich in den vergangenen Wochen intensiv mit dem geplanten Vorhaben befasst. Unter anderem hatte hierzu ein Gespräch mit Bürgern im Landratsamt stattgefunden. Zudem nahm der Landrat an einer Informationsveranstaltung in Burgoberbach teil und verfolgte die vorgetragenen Argumente sowohl der Bürgerschaft als auch der Projektbefürworter. Des Weiteren erfolgte ein längerer Ortstermin mit Bürgern aus Sommersdorf und Irrebach sowie den Bürgermeistern Gerhard Rammler (Burgoberbach) und Willi Albrecht (Weidenbach).

Vorbildliche Hilfe

Ansbacher Landrat würdigt Nachbarschaftshilfe

Sichtlich Freude bereitet den Aktiven des Rothenburger Vereins „Die Wegwarte“ ihre ehrenamtliche Arbeit. Über die Arbeit des Vereins informierte sich Landrat Dr. Jürgen Ludwig bei (Zweiter von rechts) und Inge Genthner vom Landratsamt (rechts) bei (von links): Hamid Soltani, Regina Flemming, Doris Meister, Vorsitzendem Joachim Greis, Frieda Gerstner und Schriftführer Günter Körber. Foto: Landratsamt Ansbach/Fabian Hähnlein

Der wöchentliche Einkauf, ein Spaziergang durch die Stadt, ein Schreiben für die Behörde oder der Gang zum Arzt: Gerade für ältere Menschen können alltägliche Verrichtungen zum Problem werden. In der Stadt Rothenburg und darüber hinaus leistet der Verein „Die Wegwarte“ Nachbarschaftshilfe im besten Sinne – und sorgt so dafür, dass Senioren ebenso wie behinderte Menschen am öffentlichen Leben teilhaben können. „Sie sind ein echtes Vorbild“, würdigte Landrat Dr. Jürgen Ludwig bei einem Besuch das Engagement der aktuell über 20 aktiven Helfer. Seit 2015 zeichnet der Landkreis Ansbach beispielgebende Projekte in der Seniorenarbeit aus.

„Die Wegwarte“ sei vor 25 Jahren als Projekt an den Start gegangen und halte das Engagement nach wie vor aufrecht, so das Lob des Landrates. Für Inge Genther, die im Landratsamt Ansbach unter anderem für die Seniorenhilfeplanung zuständig ist, ist „Die Wegwarte“ ein sehr gutes Beispiel, wie älteren Mitbürgern möglichst lange ein Leben in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung ermöglicht werden kann – und zwar selbstständig und selbstbestimmt. „Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn es gelingt, möglichst viele Projekte in den Städten und Gemeinden anzustoßen, die den sozialen Nahraum für die älteren Menschen gestalten und damit ihre Lebensbedingungen in der jeweiligen Kommune verbessern“, sagt Inge Genthner.

Genau aus diesem Grund hat der Landkreis Ansbach bereits im Jahr 2015 einen zweijährlich stattfindenden Wettbewerb ins Leben gerufen. In dessen Rahmen werden besonders gut gelungene Projekte in der Seniorenarbeit gewürdigt und bekannt gemacht. Gleich im Jahr der Premiere landete „Die Wegwarte“ auf Platz 2. Die Entscheidung wird stets von einer Jury aus Vertretern des Begleitgremiums für das Seniorenpolitische Gesamtkonzept und des Landratsamtes Ansbach getroffen. Aktuell läuft wieder die Bewerbungsphase. Für den Förderpreis kommen alle in der Seniorenarbeit engagierte Organisationen, Vereine, Verbände, Kommunen und Privatpersonen im Landkreis Ansbach in Frage. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro für den ersten, 2.000 Euro für den zweiten und 1.000 Euro für den dritten Platz verbunden. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Dezember 2021.

Seit 2016 ist Joachim Greis Vorsitzender des Vereins „Die Wegwarte“. Das bewährte Konzept wurde fortgesetzt. „Helfen macht ungemein Freude“, findet Greis. „Aber: Man muss sich einlassen.“ Das gelte für den Helfer ebenso wie für den Hilfesuchenden. Eine feste Zuteilung der Personen sorgt bei der „Wegwarte“ dafür, dass Vertrauensverhältnisse, ja Freundschaften entstehen. Die heute 85-jährige Frieda Gerstner beispielsweise besuchte regelmäßig eine Dame zum Spielenachmittag. „Das Spielen wurde ihr irgendwann zu viel – mir fehlt es jetzt“, sagt sie und lacht. Warum sie sich im Verein engagiert? Ganz einfach: „Es kommt viel zu einem selbst zurück.“

Ihre Grenze ziehen die Ehrenamtlichen da, wo es professionelle Anbieter gibt. Man wolle keinem Pflegedienst, keinem Handwerker und auch keinem Taxiunternehmen Konkurrenz machen, beteuern die Mitglieder, sondern schlicht Alltagshilfe leisten. Da werden Briefe geschrieben, wird der Müll entsorgt, der Einkauf die Treppe hochgetragen, unternimmt man einen Ausflug, kommuniziert mit Angehörigen – oder ist einfach da und hört zu. Eine Erfahrung haben bereits viele Helfer gemacht: Außenstehenden öffnen sich die Hilfesuchenden häufig mehr als Angehörigen. Da ist manchmal menschliches Fingerspitzengefühl gefragt.

Aufgrund der treuen Ehrenamtlichen hat „Die Wegwarte“ die Beschwernisse der Corona-Pandemie bisher meistern können – auch wenn beliebte Veranstaltungen wie ein Kaffeenachmittag, die Jahresfeier und das Sommerfest, sowie die Hauptversammlung nicht wie gewohnt stattfinden konnten. Die Rückkehr in eine geordnete Normalität ist daher einer der großen Wünsche unter den Ehrenamtlichen. Auch ein Büroraum fehlt dem Verein, um eine persönliche Erreichbarkeit sicher zu stellen. Derzeit können nur Nachrichten auf den Anrufbeantworter gesprochen werden, den Vorsitzender Greis regelmäßig abhört. 

Zukunftsorientierte Seniorenarbeit, zu der Vereine wie „Die Wegwarte“ einen wichtigen Beitrag leisten, hat seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert im Landkreis Ansbach. Denn klar ist: Aufgrund der demografischen Entwicklung sind Veränderungen unabdingbar, um die Lebensqualität für die Bevölkerung zu sichern. Arbeitsgrundlage für alle Maßnahmen, die hiermit in Zusammenhang stehen, ist das Seniorenpolitische Gesamtkonzept, das erstmals im Mai 2012 vom Kreistag verabschiedet wurde. Mit der im Oktober 2020 durch den Kreistag verabschiedeten Fortschreibung wurde das Konzept weiterentwickelt und aktualisiert. Es enthält unter anderem statistischen Daten zur Entwicklung der Bevölkerung und analysiert Handlungsfelder wie Mobilität, das Wohnen zu Hause und die Unterstützung pflegender Angebote.

Weitere Infos zum Thema gibt es auf der Internetseite www.landkreis-ansbach.de unter dem Stichwort „Seniorenprojekte“.

Mit Akribie geforscht

Hans Himsolt hat „Zinngießer von Gunzenhausen“ dokumentiert

Von dem Zinngießer Georg Leonhard Voelckel (1855) stammt diese Kaffeekanne aus Dittenheim.

Zinnfiguren, Bierkrüge, Biergläser mit Zinndeckel, Zinnteller, -Tassen und –Vasen schmückten noch in den letzten Jahrzehnten die Glasvitrinen, Regalbretter und Schrankaufsätze  in fast jedem Haushalt. Inzwischen sind sie aus der Mode gekommen. Die jungen Hausfrauen haben sie längst auf den Dachboden verfrachtet oder gleich entsorgt. Das war vor zwei Jahrhunderten natürlich noch ganz anders. Damals waren Zinnkrüge noch Ausdruck von bürgerlicher Wohlfahrt und die Zinngießer standen als Künstler unter den Handwerkern in höchstem Ansehen. Statistisch ließen sich noch vor hundert Jahren in Deutschland an die 250 Zinngießer nachweisen, heute gibt es in Bayern noch nur an die 20 aktive Betriebe. Der letzte Zinngießer von Gunzenhausen war Gottfried Himsolt. Sein Sohn, der Privatier Hans Himsolt, hat nach rund vierzig Jahren jetzt seine Forschungen zum Zinngießerhandwerk in der Stadt abgeschlossen und in Gemeinschaft mit dem Historischen Verein für Mittelfranken das Buch „Gunzenhäuser Zinngießer“ herausgebracht.

Die Gunzenhäuser kennen Hans Himsolt als einen mitunter recht eigenwilligen Zeitgenossen, der von seiner Forschungsarbeit überzeugt ist. Das haben Archäologen genauso erfahren wie Archivare. Er hat eigene Grabungen vorgenommen, um Zeugnisse römischer Besiedelung ans  Licht zu bringen und er gilt als Experte in Sachen bemalter Möbel in Südfranken. Im Gunzenhäuser Stadtmuseum und im Freilandmuseum Bad Windsheim sind die Exponate zu sehen.

Als junger Bursche hat sich Hans Himsolt im väterlichen Zinngießer- und Glasergeschäft (der Großvater Karl hatte es 1886 in der Oettinger Straße begründet) in der Werkstatt seines Vaters allerhand abgeschaut. Damals, vor fast vierzig Jahren, ist in ihm die Sammlerleidenschaft entbrannt, die ihn nicht mehr losgelassen hat. 1979 veröffentlichte er das erste Mal seine Forschungsergebnisse (in der vom Verein für Heimatkunde herausgegebenen Jahrespublikation „Alt-Gunzenhausen“).  Ergänzend dazu sind 1997 die „Kirchenschätze“ von Dagmar Thormann und Werner Mühlhäußer sowie 2014 der Band „Weißenburger Zinngießer“ von Gernot Römhild erschienen.

Der Historische Verein für Mittelfranken hat jetzt einen Beiband zu den „Mittelfränkischen Studien“ herausgebracht, der sich ausschließlich mit den Zinngießern befasst. Dr. Wolfgang F. Reddig, der Leiter des Ansbacher Markgrafenmuseums und Stadtarchivar, spannt in einem längeren Beitrag den großen geschichtlichen Rahmen auf. Er lobt das Druckwerk als erste übergreifende kulturhistorische Betrachtung dieses metallverarbeitenden Handwerks in Franken vom späten Mittelalter bis in die Gegenwart.

Nürnberg als einer der wichtigsten Städte im Mittelalter hatte schon 1285 eine Zinngießerzunft – vor Lübeck, Prag und Hamburg. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es ein Nürnberger war, nämlich Michael Apelt, der 1654 im Bürgerbuch von Gunzenhausen als „Kannengießer“ erscheint. Ähnlich wie bei den  Gold- und Silberschmieden  waren seinerzeit nur die Zinngießermeister berechtigt, eine Marke (eingeschlagenes Zeichen)  als Hinweis auf Herkunft und Qualität zu führen. Zwar kamen schon 1793 erste Bedenken auf, ob das Essen von Zinntellern nicht gesundheitsschädlich sei, aber es dauerte dann noch mehr als hundert Jahre bis 1887 die Verwendung von bleihaltigem Geschirr in der Gastronomie gesetzlich verboten wurde. Damals schon waren es die „schwarzen Schafe“, die den anständigen Handwerkern das Leben schwer machten, indem sie zuviel Blei und zu wenig Zinn verwendeten, um so billiger sein zu können.

Peter Pals (1515), Jakob Herkhauser (1605), Hannß Müller (1618), Michael Apelt (1654), Johann Friedrich Vogtherr (1678) und Johann Philipp Messier (1731) waren – so der Gunzenhäuser Sammler – die ersten Zinngießer in der Stadt.  Es waren insgesamt 25.  Viele der von Hans Himsolt erforschten 140 Zinngegenstände, die er unter bestimmten Auflagen der Stadt vermachen will,  befinden sich in seinem Eigentum, andere sind in Privatbesitz.

WERNER FALK

Hans Himsolt: „Gunzenhäuser Zinngießer“ mit einem Vorwort von Dr. Wolfgang F. Reddig, 248 Seiten, erschienen im Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken, ISBN 978-96049-075-3, 68 Euro.