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Neuer Vereinskassier

Rüdiger Schmidt übernahm Amt von Hans Minnameyer

Rüdiger Schmidt, langjähriger Mitarbeiter der Hypo-Vereinsbank in Gunzenhausen und Schiffsführer auf der MS Gunzenhausen, hat jetzt die Kassenführung des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen übernommen. Er war bisher mit Thomas Fischer  als Revisor tätig. Mit Dank verabschiedet wurde in der Jahreshauptversammlung im Gasthof „Adlerbräu“ der bisherige Kassier Hans Minnameyer, der zehn Jahre umsichtig und mit größter Korrektheit die Finanzen des 310 Mitglieder zählenden Geschichtsvereins geführt hat.

In der Jahresversammlung im Gasthof „Adlerbräu“ ließ Vorsitzender Werner Falk das Jahr 2020 Revue passieren. Infolge der Corona-Bestimmungen war die Tätigkeit des Vereins erheblich beeinträchtigt. Im Februar war die Jahresversammlung für 2019 und im Herbst eine Vorstandssitzung. Im Dezember ist das 75. Jahrbuch Alt-Gunzenhausen erschienen. Der Dank des Vorsitzenden galt seinem Stellvertreter Werner Mühlhäußer, der als Schriftleiter fungiert.

Gedacht wurde der verstorbenen Mitglieder Walter Lüther, Wolfgang Schneider (München), Günther Prechter (Cronheim), Klaus Zucker (Gunzenhausen) sowie Kurt Eichner (Gunzenhausen). In das Totengedenken eingeschlossen wurde auch Dieter Wenk, der vor wenigen Tagen verstorben ist.

Für die nächsten drei Jahre wiedergewählt wurden Vorsitzender Werner Falk, Stellvertreter Werner Mühlhäußer und Schriftführer Armin Kitzsteiner.  Neu in den Beirat wurden Georg Pfahler (Würzburg), Ernst Renner und Hannfried Reinhardt (Gunzenhausen). Sie treten an die Stelle von Dieter Gottschall und Franz Müller, die aus Altersgründen ausgeschieden sind.  Weiterhin sind dort Siglinde Buchner (Weißenburg), Heidi Dücker (Gunzenhausen), Gerhard Herrmann (Wald), Günter L. Niekel (Muhr am See) und  Thomas Müller (Kalbensteinberg). Als Kassenprüfer fungieren Thomas Fischer und Hans Minnameyer.

„Begegnung mit alten Gunzenhäusern“ nannte sich der Diavortrag von Werner Falk und Ernst Renner, der zu einem lebhaften Austausch von Erinnerungen und Episoden führte.

Umbruch und Aufbruch

Historikerin Eva Karl: Ländliche Gesellschaft im Nationalsozialismus und der Aufbauphase

Für 29,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Historische Verein für Mittelfranken hat seinen Band 27 der „Mittelfränkischen Studien“ herausgebracht, der sich der ländlichen Gesellschaft im Altlandkreis und der Stadt Dinkelsbühl von 1943-1948 zwischen Ende und Aufbruch widmet. Autorin ist die Historikerin Dr. Eva Karl, die am Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München-Berlin die nationalsozialistische Diktatur wissenschaftlich angeht.  Mit ihrer Dissertation „Zusammenbruch-Umbruch-Aufbruch“ hat sie 2016 das Geschichtsstudium an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg abgeschlossen. Derzeit arbeitet sie an einer Studie „Coburg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“. Der vorliegende Band ist sehr umfangreich (618 Seiten). Er ist für 29.90 Euro im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-96049-093-7).

Das Dinkelsbühler Land war zu Anfang des letzten Jahrhunderts ausgesprochen agrarisch  (66 Prozent landwirtschaftlich orientiert) und protestantisch (84 Prozent gehörten der evangelisch-lutherischen Kirche an) geprägt.  Die Autorin spricht von einer „Provinzgemeinschaft“. Zu ihr gehörte Wassertrüdingen (neben Dinkelsbühl das zweite städtische Zentrum) mit seinem Hesselberg-Umland. In diesem Beitrag soll speziell  auf die Situation in diesem Landstrich eingegangen werden, zumal  sich der Hesselberg, das Altmühltal und der Hahnenkamm nicht nur naturräumlich ähnlich sind.

Fakten, Ereignisse und Episoden  werden von Eva Karl zuhauf genannt. Von dem gesellschaftlichen und politischen Umfeld im ländlichen Westmittelfranken wissen nicht nur die Historiker, dass es für die NS-Propaganda besonders empfänglich war. Bei der  entscheidenden Reichstagswahl 1933, die zur Machtergreifung Hitlers geführt hat, stimmten 71,5 Prozent der Landkreisbevölkerung für die NSDAP (in Bayern war es nur 43,9 Prozent und in Mittelfranken 51,6 Prozent). Zehn Tage nach dem hitlerschen Durchbruch legten die Dinkelsbühler dem „Führer“ die Ehrenbürgerschaft zu Füßen.

Gefährlich: Politische Witze

Wenn auch die Kriegszeiten nicht danach waren, Witze zu machen – vor allem politische – , so kursierte 1943 dieser: „Nächste Woche wird Fleisch billiger, denn dann werden all die Ochsen geschlachtet, die noch an den Sieg glauben“. Wie gefährlich es war, sich systemkritisch zu äußern, das erfuhr eine Wassertrüdingerin im Dezember 1944, als sie für die Aussage, es habe sich „ausgehitlert“, ein Jahr ins Gefängnis musste.

Dinkelsbühl als Lazarettstadt zu deklarieren (und somit vor feindlichen Angriffen zu schützen) schlug fehl. Deshalb kam es bei Luftangriffen 1943/44 sowie im Frühjahr 1945 zu Bombardements, die 90 Prozent der Gebäude beschädigten, darunter den Wassertrüdinger Bahnhof . Es gab 400 Verletzte und einen Toten. Bei einem Tieffliegerangriff wurde am 8. April 1945 auch der Oberschwaninger Bürgermeister während einer Lkw-Fahrt getötet.

Von den 27000 Einwohnern des Landkreises im Jahr 1944 waren 3000 Zwangsarbeiter (davon 50 Prozent Frauen).  Sie waren den fränkischen Familien zugewiesen und lebten in Lagern (bis 1957). In Dorfkemathen erzählt man sich heute noch, dass damals russische Kriegsgefangene Holzspielzeug bastelten und auf der Gugelmühle feierten 1943 Polen, Italiener und Franzosen gemeinsam Weihnachten. Für aufmüpfiges Verhalten, Raub oder Mord mussten die Gefangenen schwer büßen. Ein Exempel statuierten die Nazis beispielsweise an zwei geflohenen Ostarbeitern, die sich an beerenpflückende Frauen heranmachten und ihnen sowohl die Vesperbrote wie die gesammelten Beeren stahlen.  Einer von ihnen wurde von der Gendarmerie an Ort und Stelle erschossen, weil er sich der Festnahme widersetzte. „Rassistisch unwürdige“ Ausländer, die mit deutschen Frauen Sexualkontakt hatten, landeten im Konzentrationslager und die Frauen wurden im Dorf öffentlich zur Schau gestellt.

4000 Paar Schuhe gehortet

Nach dem Krieg herrschte die Notwirtschaft überall. Tauschgeschäfte, Rationierung und Hamsterfahrten auf das Land gehörten zum Alltag. Ein Dinkelsbühler Schuhwarengeschäftsinhaber, der  4000 Paar Schuhe hortete und sie somit der öffentlichen Zuteilung entzog, bekam vier Jahre Zuchthaus aufgebrummt.  In der Zentralmolkerei und am Friedhof eingelagerte Stoffe und Schuhe, Bohnenkaffee und Lederwaren wurden nach dem Eintreffen der amerikanischen Besatzungstruppen verteilt, auch das Speiseöl, das in drei Kesselwagen und vier Waggons deponiert war.

Zu den prägendsten Gestalten der Zeit gehörte der Wassertrüdinger Bürgermeister Ernst Ittameier (ab 1928), der zugleich NSDAP-Kreisleiter war. Dass er dem am 1. März 1945 abgesprungenen Feindflieger Jack Nider Beckman keine menschliche Behandlung gewährte, das rächte sich später. Der deutsche Pilot hatte den Luftkampf über Dennenlohe und Unterschwaningen nicht überlebt. Ein Bauer fand ihn bei Kröttenbach. Der US-Kampfflieger indes wurde mit dem Spaten geschlagen und von Volkssturmführer Georg Eckstein von hinten erschossen. Ernst Ittameier indes gab sich zuweilen generös (sein Schwager und Assistent Karl Kattinger war weitaus gefürchteter) und stellte einige Bürger unter seinen pesönlichen Schutz. Sogar der pensionierte Steueramtmann Ernst Richter, der mit einer Volljüdin verheiratet war, durfte sich mit ihn in der Öffentlichkeit zeigen.

Nazifreundliche „Deutsche Christen“

Eva Karl stellt fest: „Evangelische Frömmigkeit und völkischer Nationalismus bildeten in Franken eine Synthese“.  Die protestantischen Pfarrer Georg Bräuninger in Königshofen und Karl Brunnacker in Mönchsroth sowie der Ehinger Friedrich Schemm waren bei den nazifreundlichen  „Deutschen Christen“ engagiert. Der Kirchenkampf tobte auch auf dem Land: Der aus Döckingen stammende Brunnacker wurde von der Landeskirche seines Dienstes enthoben, weil er seinem Nachfolger den Zutritt zur Kirche verwehrte und gegen Landesbischof Hans Meiser agierte. Von Depressionen geplagt nahm sich Brunnacker 1934 das Leben. Bei den DC-Leuten galt er als Märthyrer und bei seiner Beerdigung auf dem heimatlichen Friedhof waren unter den rund 3000 Trauergästen auch der Nazi-Reichsbischof Müller und der stellvertretende fränkische Gauleiter Karl Holz.  Zurückhalten mussten sich die Meiser- treuen Gottesmänner, um sich vor Nachstellungen zu schützen. Zu den Mutigen zählte der Unterschwaninger Pfarrer, der die Aussage des „Frankenführers“ Julius Streicher zurückwies, Hitler sei  die „höchste Offenbarung“. Der Lentersheimer Pfarrer Karl Popp wehrte sich gegen die Abschaffung eines Feiertags und musste 100 Reichsmark berappen, weil er trotz Verbot weiterhin seinen Gottesdienst hielt.

Als sich  in der Stadt und in den Landgemeinden  die im Rückwärtsgang befindlichen  Wehrmachtseinheiten  einquartierten, wurde die meisten die ausweglose Lage bewusst.  Dennenloher Frauen versorgten ein  durchziehendes Kriegsgefangenenkommando mit Essen. In Dinkelsbühl verhinderten die Schutzzeichen entsprechend der Genfer Konvention und ein geschicktes Verhalten von Apotheker Dr. Fritz Schmidt (zugleich Schutzbezirkskommandeur) die Bombardierung der Stadt. Die SS gab jedenfalls  ihren Plan auf, die Stadt zu verteidigen und verschanzte sich sieben Kilometer vor der Stadt. Erleichterung für die Zivilbevölkerung: Am 20. April 1945 läuteten die Glocken – zu Hitlers Geburtstag und zugleich zur Ankunft der US-Besatzer. Der Ortsgruppenleiter von Dinkelsbühl vernichtete alle Akten und flüchtete, im Keller der „Goldenen Gans“ agierte notgedrungen die Stadtverwaltung.  Ein weißes Fahnenmeer motivierte die Amerikaner, auf dem Marktplatz ein Feuer zu entfachen und ausgiebig zu zechen. Aber in Lehengütigen, Zwernberg und Oberradach meinten die letzten Wehrmachtssoldaten, die US-Armee aufhalten zu können, doch sie wurden aus der Luft angegriffen. Dorfkemathen galt als ein Nazidorf. Dort schoss ein evakuierter Saarländer vom Schulhaus aus auf die anrückenden Feinde. Im Gegenfeuer starben drei Menschen und Gebäude wurden in Brand gesetzt. Beachtlich: Französische Zwangsarbeiter konnte die Amerikaner davon abhalten, weitere Zerstörungen vorzunehmen. Und wieder waren Frauen unter den Mutigen: In Beyerberg zersägten sie die Panzersperren und gingen im Zorn auf den Volkssturmführer los.

Parteibücher vergraben

Bis Ende April waren alle Ortschaften von den Besatzern eingenommen. In Wassertrüdingen führte der älteste Stadtrat Konrad Stettenfeld die Verhandlungen mit den US-Offizieren. Die Menschen entledigten sich der Nazi-Vergangenheit und ihrer Enbleme, vergruben Parteibücher und Wertgegenstände.  Ein Zehnjähriger kam ums Leben als er mit Waffen spielte und im Dinkelsbühler Rathaus starben sieben Burschen als es beim Sortieren abgelieferter Waffen eine Explosion gab. Zu den Besatzungsgeschichten zählt auch die Klage des Weidelbacher pfarrers: „Deutsche Frauen und Mädchen werfen sich für lumpige Zigaretten und Schokolade würdelos dem Feind hin, sogar den schwarzen Amerikanern“.

Die folgende Entnazifizierung  (zunächst durch die Amerikaner, dann durch deutsche Behörden) bot im ganzen Land Gelegenheit zu persönlichen Rachefeldzügen.  Die Denunziation zeigte eine „hässliche Blüte“, wie Dekan Greiner bemerkte.  Die einstigen lokalen Herrscher hatten sich zu verantworten – oder sie entzogen sich der Gerichtsbarkeit durch Freitod , so der Dinkelsbühler SA-Obersturmführer Andreas Strebel, der sich im örtlichen Gefängnis erhängte.  Kreisleiter Ernst Ittameier hatte sich zunächst im Oettinger Forst versteckt, wurde aber aufgegriffen und verhaftet. Ihm konnte später ein Kriegsverbrechen gegen den kanadischen Kampflieger nachgewiesen werden, so dass er am 5. November 1948 in Landsberg hingerichtet wurde.  Sein Assistent Karl Kattinger tötete im August seine Frau, seine beiden Kinder und sich selbst.

Bei den Spruchkammerverfahren ging es um 136 „nazistische Tätigkeiten“. Wegen falscher Angaben musste sich vor den amerikanischen Entnazifizierern auch Baron Ludwig von Süßkind verantworten. Später übernahmen deutsche Spruchkammern die Verfahren. Es gab die sogenannten Persilscheine, u.a.  für einen  Dinkelsbühler Arbeitgeber, der von einem Mitarbeiter bei der Gestapo angezeigt worden war, der aber später nichts mehr davon wissen wollte.  Zudem kam der US-Militärgouverneur Robert Waley 1948 zur Ansicht, dass ein Großteil der Unverbesserlichen nicht vom demokratischen System überzeugt ist und weiterhin an die prinzipielle Richtigkeit des Nationalsozialismus glaubt.

Im Kreis gab es 11500 Flüchtlinge und Evakuierte

11500 Evakuierte und Flüchtlinge waren bei Kriegsende im Kreis Dinkelsbühl registriert. Die  Bevölkerung stand ihrer Aufnahme  und Einquartierung betont reserviert gegenüber und übte sich zuweilen in sozialer Deklassierung: „Die sollen heim, wer weiß, was sie ausgefressen haben.“ Damals hielten sich an die 6000 „Displaced Persons“ (DP) – vorwiegend Russen und Polen – in den Landkreisen Dinkelsbühl und Feuchtwangen auf, also Zivilisten, die infolge des Kriegs außerhalb ihrer Heimat leben mussten.  Manche von ihnen wähnten sich als Befreier und wollten an der Feindnation Rache nehmen. In Beyerberg drangen polnische DPs in ein Haus ein, raubten den Besitzer und seine Tochter aus und stachen sie nieder.

Wie  die Statistik besagt, leben im Jahr 1948 genau 11930 Flüchtlinge und Vertriebene im Landkreis, allein 5682 Sudetendeutsche.  Das waren 22 Prozent der Wohnbevölkerung.  35 Prozent hausten in Flüchtlingslagern, beispielsweise in Voggendorf, wo zeitweise  1044 in einem eigens errichteten Barackendorf lebten. Viele kleine Orte waren mit der Flüchtlingsaufnahme überfordert, so beispielsweise Dennenlohe, wo unter den 224 Einwohnern die 144 Einheimischen die Minderheit darstellten. Von den Neubürgern kamen Schilderung der Autorin Eva Karl rund 60 Prozent mit ihren Verhältnissen zurecht, 40 Prozent waren krank und mittellos. Viele hatten alles verloren. Sie trafen auf Einheimische, die nichts verloren hatten. Dennoch war von den Bauern zu hören: „Alle wollen essen, schimpfen aber auf die Bauern“. Die Habenichtse galten unter den Einheimischen nicht als Volksgenossen, sondern als Fremde.  Wer sich den Besatzer-Anweisungen hinsichtlich der Einquartierung widersetzte, der spürte dies am eigenen Leib. So zum Beispiel musste der Weiltinger Apotheker für ein Jahr ins Zuchthaus.

Korruptionswirtschaft in der Notzeit

Natürlich griff in der argen Notzeit auf dem Lande die Versorgungskriminalität um sich. Ein Dinkelsbühler Lokführer, der mit 29 anderen in seiner Wohnung „schwarz“ schlachtete, musste für dreieinhalb Jahres ins Zuchthaus und obendrein noch 5000 Euro Reichsmarkt bezahlen. Die Hamsterer aus Nürnberg, Fürth oder Augsburg  wurden als Bedrohung empfunden. Tauschgeschäfte waren an der Tagesordnung („Geige gegen Wintermantel“), weshalb Landrat Gehring 1948 resigniert feststellen musste, dass die Korruptionswirtschaft „auf der ganzen Linie gesiegt hat“.

Dinkelsbühl, das mittelalterliche Juwel,  hatte noch Glück, dass nur 2,2 Prozent der Wohnungen im Krieg zerstört wurden. Das war zugleich der geringste Zerstörungsgrad unter den mittelfränkischen Städten (Nürnberg: 50 Prozent). Ab 1947 waren die deutschen  Kreiswohnungsämter für die Verteilung zuständig. In den Dörfern ging der Bürgermeister von Haus zu Haus.  Kreisflüchtlingskommissar Goos war ein verständnisvoller Mann: „Die gute Stube zur Unterbringung von Flüchtlingen ist wichtiger, als dass sie im Lauf der Zeit von Motten zerfressen wird.“ Er schickte eine Familie, die sich weigerte, für sechs Monate in ein Flüchtlingslager und eine Bäuerin für drei Monate ins Gefängnis, die einem Flüchtling ein kleineres Zimmer zuwies als dies der Kommissar verfügt hatte.  Die Wohnungsnot war frappierend, in der kleinen Gemeinde Zwernberg kamen im Durchschnitt  3,9 Personen auf ein Zimmer.  „Die Bevölkerung ist apathisch gegenüber den Zwangsmaßnahmen des demokratischen Staats“, konstatierte der enttäuschte Landrat Pezold.

Mit der Währungsreform am 20. Juni 1948 füllten sich wieder die Schaufenster und das Kopfgeld von 60 DM versetzte die Menschen in einem „Kauftaumel“.  Die Vertriebenen  aus dem Sudetenland erwiesen sich als findige Geschäftsleute.  Es formierten sich 228 Flüchtlingsbetriebe, von denen nur zwölf mehr als fünf Mitarbeiter hatten. Sie stellten 49 Prozent der Gesamtbetriebe im Kreis. Auch im kommunalpolitischen Erwachen meldeten sich die Neubürger zu Wort und kamen bei der ersten Kreistagswahl auf 6,7 Prozent („Union der Ausgewiesenen und Entrechteten“).  In einigen Gemeinden setzten sich die neuen Gemeinderäte 50:50 zusammen (Ehingen, Gerolfingen, Veitsweiler, Dürrwangen).  Von den neuen (und vielfach alten) 64 Bürgermeistern waren 51 Bauern. Aus Politikverdrossenheit wollten sich viele Männer in den Dörfern nicht engagieren, Frauen spielten diesbezüglich ohnehin noch keine Rolle.

WERNER FALK

Auf Zukunftsreise

Touristischer Motivationsschub für Haundorf

Die Teilnehmer des Workshops im Haus des Gastes.

In einem Workshop auf Einladung von 1. Bürgermeister Christian Beierlein begaben sich die Teilnehmenden auf eine Zukunftsreise, um neue Ideen für die Zukunft des Tourismus in Haundorf zu entwickeln. Unter der Moderation von Dieter Popp (FUTOUR Regionalberatung, Haundorf) haben sich interessierte Vermieter und Gemeinderäte zunächst kritisch mit der bisherigen Entwicklung auseinandergesetzt, Beweggründe und Ursachen hinterfragt und schließlich nach Wegen und Lösungsansätzen gesucht, um unter dem Motto „Haundorf erleben – Tourismus in der Gemeinde“ neue Ansätze und Ziele zu definieren.

Es bestand Einvernehmen, dass die Abhängigkeit von den großen Seen und deren Attraktivität einen Schwachpunkt darstellt und dass es aus diesem Grunde notwendig ist, sich mit einem klaren Profil und rund um Haundorf gebündelten Produkten und Angeboten ein Stück selbständiger aufzustellen. Natürlich weiterhin als fester und wiedererkennbarer Bestandteil des Destination Fränkisches Seenland. Dies kann vor allem deshalb auch gut gelingen, da Haundorf mit einer Reihe von touristischen Top-Betrieben durchaus eine herausragende Bedeutung im Reigen der qualitätszertifizierten Dienstleister stellt.
Aber gerade diese Betriebe beklagen aber auch einige der viel zu früh in der Saison an den Seen eingestellten Attraktionsangeboten (wie z.B. der Tretbootverleih oder die Kinderrundfahrten mit dem Schiff). Die Runde war aber auch bereit, die Defizite im eigenen Verantwortungsbereich zu sehen und offen anzusprechen. Dazu zählten u.a. eine bessere Darstellung des Tourismus auf der Haundorfer Homepage, das Fehlen einer Social-Media-Präsenz oder ein fehlendes gemeinsames touristisches Erscheinungsbild für Haundorf.

Zu den Positivposten des Tourismus in allen Haundorfer Ortsteilen zählen neben der hohen Zahl an zertifizierten Betrieben die gelebte Gastlichkeit, die hohe Qualität von Naturerlebnisangeboten, das authentisch-dörfliche Ambiente, der Mehrwert der Nähe zu anderen Tourismus-Attraktionen und auch die gute Wander- und Radwegeinfrastruktur. Es wurde auch die bemerkendwerte private und kommunale Investitionsbereitschaft als ein herausragender Aktivposten des lokalen Tourismus hervorgehoben.

In der Zukunft wird man zur Verbesserung der Angebote und zur Sicherung bzw. dem Ausbau der erreichten Qualität einige notwendige Zukunftsprojekte angehen, die in weiteren Workshops nun konkretisiert werden sollen. Dazu zählen die Reaktivierung und ggf. Optimierung des für die Gäste wichtigen Trimm-Dich-Pfads, dessen Zweckentfremdung durch aus der Region stammenden Mountainbikern künftig besser unterbunden werden soll.
Mit der Neuanlegung von verschiedenen Themenwegen – einschließlich einer Dramaturgie der jeweiligen Geschichte – und einer für sinnvoll angesehenen touristischen Aufwertung der Weiherlandschaften im Sinne nachhaltiger Naturerlebnisse sollen zusätzliche Attraktivitäten für ruhige Erholung, Entschleunigung und Entspannung geboten werden.
Es wurden aber auch einige Ideen aufgegriffen, deren Umsetzung nur interkommunal bzw. auf der Ebene der Destination Fränkisches Seenland möglich sind. Dazu zählen eine umfassende Tourismus-App und eine Digitalisierung der Gäste-Card.
Und schließlich wurde auch noch die Rolle des „Haus des Gastes“ hinterfragt und hier sollen spätestens bei einem nachfolgenden Workshop erste Ideen vorgestellt werden.

Bürgermeister Christian Beierlein bedankte sich für das außerordentliche Engagement der anwesenden Akteure und motivierte sie, sich mit ersten konkreten Umsetzungsideen wieder an dem für den 25. November angesetzten weiteren Workshop zu beteiligen.

DIETER POPP

3G-Regel beachten!

Eindringlicher Appell des Landratsamtes

In den vergangenen Wochen sind die Neuinfektionen mit dem Coronavirus im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen stark angestiegen. Die verschiedenen Bausteine der Pandemiebewältigung sollen zusammen zum Schutz der Bevölkerung vor dem Coronavirus beitragen. Zu den Bausteinen gehören u.a. die Impfungen gegen das Virus, die Testungen sowie die Einhaltung der geltenden Corona-Regelungen wie zum Beispiel die 3G-Regel.

Da der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen den Wert 35 bei der 7-Tage-Infektionsinzidenz überschritten hat, gilt in geschlossenen Räumen breitflächig der 3G-Grundsatz. Persönlichen Zugang haben nur Geimpfte, Genesene oder aktuell Getestete. Dies betrifft öffentliche und private Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Personen in nichtprivaten Räumlichkeiten, Sportstätten und praktische Sportausbildung, Fitnessstudios, die gesamte Kultur, Theater, Kinos, Museen, Gedenkstätten, Gastronomie, Beherbergung, die Hochschulen, Krankenhäuser, Bibliotheken und Archive, die außerschulischen Bildungsangebote wie Musikschulen und die Erwachsenenbildung, außerdem Freizeiteinrichtungen einschließlich Bäder, Thermen, Saunen, Solarien, Seilbahnen und Ausflugsschiffe, Führungen, Schauhöhlen und Besucherbergwerke, Freizeitparks, Indoorspielplätze, Spielhallen und -banken, Wettannahmestellen, den touristischen Reisebusverkehr und ähnliches. Außerdem gilt 3G inzidenzunabhängig (indoor wie outdoor) in Alten- und Pflegeheimen, auf Messen und bei größeren Veranstaltungen über 1.000 Personen.

Zusätzlich müssen auch die Betreiber, Beschäftigten und Ehrenamtlichen mit Kundenkontakt die in den jeweiligen Bereichen geltenden Impf-, Genesenen- oder Testvoraussetzungen erfüllen. Sie müssen einen entsprechenden Testnachweis an mindestens zwei verschiedenen Tagen pro Woche vorlegen.

Betriebe und Veranstaltungen können freiwillig das sogenannte 3G plus (Zugang nur für Getestete mit PCR-Test) oder 2G (Zugang nur für Geimpfte und Genesene) einführen. Daraus ergeben sich dann weitere Erleichterungen für den Betrieb beziehungsweise die Veranstaltung. Das Landratsamt hat dazu alle Informationen auf der Homepage zusammengefasst (www.landkreis-wug.de).  

Betreiber oder Veranstalter sind in allen Fällen dazu verpflichtet, die Impf-, Genesenen- oder Testnachweise zu überprüfen. Bei 2G, 3G bzw. 3G plus muss zudem bei den Zugangskontrollen vom jeweiligen Betreiber der entsprechende Nachweis samt Identitätsfeststellung streng kontrolliert werden. Bei Kontrollen durch die Polizei oder durch das Landratsamt müssen Betreiber sowie Gäste die jeweiligen Nachweise vorzeigen können. Wer gegen diese Regelungen verstößt, muss mit einem empfindlichen Bußgeld rechnen. Das maximale Bußgeld für Ordnungswidrigkeiten gegen die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, also auch Verstöße gegen die 3G-Regel, beträgt 25.000 Euro. Der Regelsatz für Verstöße gegen die 3G-Regel liegt bei 5.000 Euro für Betreiber oder Veranstalter und 250 Euro für Gäste.

Die Maskenpflicht ist ebenfalls weiterhin, wie in der aktuellen Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung angegeben, einzuhalten. Auch hier können bei Kontrollen hohe Bußgelder sowohl für den veranstaltenden Betrieb als auch für die Gäste verhängt werden.

„Gerade die Gastronomie oder die Veranstaltungsbranche haben während der Corona-Pandemie schwere Verluste eingefahren. Mit Vorsicht und Umsicht und unter Beachtung der geltenden Regelungen können wir nun die Betreiber mit unserem Besuch unterstützen. Wichtig ist aber, jederzeit die geltenden Corona-Regelungen einzuhalten“, appelliert Landrat Manuel Westphal.

Neue Medienkiste

Unterstützung für die Leseförderung

Sparkassenvorstand Burkhard Druschel, Büchereileiterin Babett Guthmann und Bürgermeister Karl-Heinz Fitz kennen nur eines: die Bücherei so attraktiv wie möglich zu machen. Foto: StGun

Die Leseförderung gehört zu den Kernaufgaben der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen und hier gibt es auf vielen Ebenen eine gedeihliche Zusammenarbeit mit den Schulen. Das geht von der Ausleihe von Medienkisten und Klassenlektüren, über Klassenführungen, der Organisation von Lesungen bis zu anderen Aktionen.

Die kostenpflichtigen Angebote der Schulausleihe von Medienkisten und Klassenlektüren werden dabei seit vielen Jahren durch die Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen unterstützt.

Darüber hinaus wurden in Sachen Sponsoring gemeinsam neue Wege eingeschlagen und der büchereieigene Schulbestand nun um eine Medienkiste „Naturwissenschaften & Technik“ erweitert. Zur Vorstellung der mit aktuellen Kindersachbüchern und Kinderlexika, sowie mit Lektüren für Erstleser bestückten „kleinen Wissensspeicher“ hatte Sparkassenvorstand

Burkhard Druschel einen großzügigen Spendenscheck in Höhe von 500.- Euro mitgebracht.

„Die Zusammenarbeit mit den Schulen und die Leseförderung sind ein wichtiges Arbeitsfeld unserer Bücherei“, so Babett Guthmann, die Leiterin der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen. „Die Medienkisten unterstützen Lehrkräfte bei der Vermittlung von Unterrichtsinhalten. Es sind kleine Kisten mit großem Inhalt.“ Themenkisten können von Kindergärten und Schulen, die sich im Verbreitungsgebiet der Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen befinden, kostenlos ausgeliehen werden. Für Vorschulkinder im Kindergarten und Grundschüler sind die Medien ein attraktiver Weg, der manchmal auch spielerisch Bildung vermittelt und zielgerichtet zum Lesen führt. Daher ist für Sparkassenvorstand Burkhard Druschel das soziale Engagement und die finanzielle Unterstützung eine Selbstverständlichkeit und auch zukünftig mehr als eine „Eintagsfliege“.

„Die Zusammenarbeit der Gunzenhäuser Sparkasse mit der Stadt- und Schulbücherei ist verlässlich und unterstreicht einmal mehr das vorbildliche soziale Engagement des Geldinstituts. Vielen Dank für die jahrelange, großzügige Unterstützung“, betonte der Erste Bürgermeister der Stadt Gunzenhausen, Karl-Heinz Fitz. „Unsere Bücherei ist für große und kleine Bürgerinnen und Bürger ein beliebter Treffpunkt mit exzellentem Ruf. Darauf wollen wir auch künftig aufbauen und unser Angebot weiter verbessern.“

„Jagdleben“ in den Bergen

Heribert Saal erzählt aus der jagdlichen Praxis

Der Sauerländer Heribert Saal gehört zu den bekannten Autoren der Jagdliteratur. Der 77-jährige lebt seit mehr als einem halben Jahrhundert die Jagd, in seiner Heimat, aber auch als Gastjäger bei Freunden in Kärnten. Von ihm sind bereits mehrere Titel erschienen, das letzte nennt sich „Jagdleben“ und enthält viele Facetten seiner Leidenschaft. Die Hochgebirgsjagd ist für ihn immer ein besonderes Erlebnis. Die Menschen, die auf den Almen leben und wirtschaften, sind ihm ans Herz gewachsen. Und so gibt es eine Reihe von Anekdoten aus seiner Feder. Heribert Saal, der Diplom-Verwaltungswirt in einer großen Bundesbehörde war, lernte hier Männer und Frauen kennen, die nach den Gesetzen des Naturkreislaufs leben. Die Jagd in den Bergen kommt noch aus ohne das Schickimicki-Gebahren, das von einer elitären Gesellschaft andernorts zu erleben ist.

Das Buch besticht durch seine außergewöhnliche Mischung: Der Autor ist nicht nur begeisterter Jäger und Erzähler, sondern auch ein Praktiker, der seine Erfahrungen mit den Lesern teilen will. So beschreibt er nicht nur die Gamsjagd im Berner Oberland und den Fuchsansitz im eigenen Revier in Nordrhein-Westfalen, sondern gibt auch reich bebilderte Anleitungen zum Selbstbau eines stabilen Dreibein-Hochsitzes oder zur einfachen Äsungsverbesserung im Revier. Andere Geschichten widmen sich dem schönen „Drumherum“ der Jagd wie edlen Messern und alten Gewehren. Dieses abwechslungsreiche Potpourri aus jagdlichen Erlebnissen und erprobter Jagdpraxis macht das Buch lesenswert.  Jagdmesser aus Damaszener-Stahl sind sozusagen aus dem Feuer geboren. Das Schmieden erfolgt bei Temperaturen um die 1.200 Grad.  Der Autor schwärmt: „Sie sind Sinnbilder für Schönheit und Mystik. Vor allem aber sind sie an Schärfe nicht zu überbieten. Was beim gekonnten Schmieden und Fertigen von Damaszenermessern entsteht“.

Heribert Saal: „Jagdleben“, 176 Seiten,    ISBN-10: 3702018921, 24,90 Euro, Stocker-Verlag Graz.

Hohe Raumluftqualität

Lüftungsanlagen aus Heidenheim machen es möglich

Christiane Riedel-Schirmer (re.) und Karl Schirmer (mi.) freuten sich über den Besuch von Landrat Manuel Westphal und nutzten die Gelegenheit, ihm einige Lüftungs- und Filtersysteme mitten im Herzen von Heidenheim zu zeigen. Bildnachweis: Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen

Im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Unternehmensbesuche zusammen mit der Wirtschaftsförderung hat Landrat Manuel Westphal Halt in Heidenheim gemacht. Dass die wirtschaftliche Stärke des Landkreises gerade auch durch kleine Betriebe getragen wird, ist längst kein Geheimnis mehr, weshalb dieses Mal das Unternehmen Riedel-Schirmer GmbH in Heidenheim besucht wurde.

Seit 1991 ist das Unternehmen über die Landkreisgrenzen hinaus als Spezialist für die Planung, Montage und Wartung von Lüftungs- und Filteranlagen bekannt. „Gerade durch die Corona-Pandemie ist die Luftqualität in Innenräumen in den Fokus der Bevölkerung gerückt, wodurch das Thema der Belüftung von Gebäuden einen ganz neuen Stellenwert erhalten hat“, stellt Geschäftsführer und Meister für Heizungs- und Lüftungsbau Karl Schirmer fest.

Gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin Christiane Riedel-Schirmer war er in den vergangenen Monaten in so mancher Einrichtung zur dringend notwendigen Wartung der verbauten Anlagen unterwegs. Ebenso wurde in zahlreichen Gebäuden in der Region neue Systeme verbaut. Der Heidenheimer Handwerksbetrieb, der noch fest in Familienhand ist, plant dabei zunächst den individuellen Aufbau der Lüftungsanlage, welche sich an den örtlichen Bedingungen orientiert. „Die Nachrüstung einer zentralen Lüftungsanlage in bestehende Gebäude ist nicht immer einfach, gerade für die großen Lüftungskanäle gilt es den richtigen Leitungsweg zu finden. Auch bei der Erneuerung von Bestandsanlagen ist der Platz für die Technik oft nicht mehr ausreichend. Aufgrund von Vorgaben zur Energieeinsparung müssen die Lüftungsgeräte bei gleicher Leistung größer werden. Wir finden aber für alle Herausforderungen eine Lösung. So können Anlagenkomponenten mitunter auf das Dach ausgelagert werden.“

Das Unternehmen kauft auch ihr Material weitgehend regional ein und arbeitet bei der Montage mit Handwerksbetrieben aus der Region, wie beispielsweise Heizungsbauern, Hand in Hand zusammen. Diese haben oftmals nicht die notwendige Erfahrung um die Umsetzung im Alleingang anzubieten. Gerade hier bietet sich die Riedel-Schirmer GmbH als geeigneter Kooperationspartner an, um auch größere Ausschreibungen und Aufträge abwickeln zu können. Im Fall der neuen Weißenburger Seeweiherhalle wurde eine Lüftungsanlage installiert, welche in den gesamten Räumlichkeiten die verbrauchte Luft gegen aufbereitete Frischluft austauscht. Mittels modernster Technik wird die Energie aus der Abluft rückgewonnen und die Zuluft bei Bedarf zugeführt. Die Ventilatoren werden aufgrund der Luftqualität entsprechend dem tatsächlichen Bedarf drehzahlgeregelt und so der Energieverbrauch optimiert.

„Frau Riedel-Schirmer und Herr Schirmer können stolz auf die Entwicklung des Unternehmens sein, welches auch überregional tätig ist und über Know-How in der digitalen Planung und Umsetzung von großen Lüftungsanlagen verfügt. Unsere Region hat viele Schätze an kleinen Unternehmen mit hoher Fachkompetenz“, so Landrat Westphal. Während der Besichtigung des Betriebs präsentierten die beiden Geschäftsführer Landrat Manuel Westphal sowie den Mitarbeitenden der Wirtschaftsförderung, Sabine Unterlandstaettner und Tobias Ander, verschiedene Komponenten, welche in einem Lüftungssystem mitten im historischen Heidenheim verbaut werden können. Einzelne Bauteile werden auch in der Industrie, zum Beispiel in der Prozessluftabsaugung eingesetzt.

Für die Zukunft sieht sich das Unternehmen gewappnet. Die Pandemie hat hier nur den Anstoß gegeben. Das Thema Raumbelüftung wird, gerade in Zeiten immer dichter werdender Gebäude, insbesondere durch moderne Fenster und Türen, weiter an Bedeutung gewinnen, wie sich Landrat Manuel Westphal sicher ist.

Hilfe immer noch nötig

Aufruf von Flüchtlingshilfe Wald

Ein Stapel mit 100 Seiten Formulare, Anträge, Erklärungen – perfekt ausgefüllt, 43 WhatsApp Nachrichten in einer Stunde, eine Warteschlange von 10 Leuten, 2,5 Stunden Wartezeit mindestens, Kontakt zu Ausländeramt, Sozialamt, Jobcenter, Arbeitsamt, Landratsamt, AOK, Familienkasse, ….. Behörden und nochmals Behörden, Formulare über Formulare. Das tägliche Brot für den Asylsozialberater Weißenburg und Gunzenhausen. Niemand kennt sich so gut im Formulardschungel und Behördenwald aus wie er. Für Geflüchtete, Migrantinnen und Migranten ist er eine unverzichtbare Hilfe, für Behörden leistet er Vorarbeit, die kein Amt so gebündelt schafft. Jahrelange Erfahrung hat ihm einen Durchblick und eine Expertise verschafft, die kein Ehrenamtlicher ersetzen kann, und die Betroffenen schon gar nicht.

Sind nicht auch wir, Bundesbürger allzu oft von behördlichen Auflagen überfordert? Dafür haben wir unsere Berater – für Steuern, Versicherungen, Immobilien, Soziales. Und MigrantenInnen brauchen die Migrationssozialberatung – Asylsozialberatung.

Ohne diese Experten kommt das normale Leben ins Stocken, wachsen Routineanforderungen zu existenzbedrohenden Problemen an. Je unspektakulärer und reibungsloser das Räderwerk des Alltagslebens funktioniert, desto mehr Arbeit steht dahinter.  Arbeit, die der Asylsozialberater im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen tagtäglich leistet. Menschen sind nun mal bei uns gestrandet. Deutsch muss erst gelernt werden, das dauert, aber Behörden haben ihre Fristen.

Da ist Aurora aus Ecuador, die nicht weiß, wann und wo sie sich arbeitssuchend melden kann. Eine syrische Familie ist mit vier Kindern in einer komplett leeren Wohnung gelandet ist. Ein Iraker mit drei Kindern hat seine Frau verloren, ein tödlicher Autounfall. Eine kurdische Frau mit zwei kleinen Kindern braucht eine neue Wohnung wegen häuslicher Gewalt. Wie und wo melde ich meine Kinder in der Schule, im Kindergarten an? Für sie alle ist der Asylsozialberater da. Behördliche Routineabläufe für gewöhnliche und außergewöhnliche Situation sind sein Metier.

WIR BRAUCHEN IHN unseren Asylsozialberater / Migrationssozialberater. Er arbeitet kontaktintensiv mit Ehrenamtlichen zusammen, so auch mit der Flüchtlingshilfe Wald, die mittlerweile auf gut integrierte, früher betreute MigrantInnen zurückgreifen kann. Sie leisten Dolmetscher- und Vermittlertätigkeiten, nicht selten auch Mediation in Konfliktfällen. Mittlerweile kommen auch Menschen aus der Tragödie in Afghanistan zu uns, wo sie uns Deutschen z.B. als Ortsvorsteher als Dolmetscher und Kulturlotsen gedient haben. Heute sind sie auf unsere Hilfe angewiesen.

Für eine faire Aufarbeitung brauchen wir eigentlich mindestens drei AsylsozialberaterInnen, zwei für Weißenburg und Gunzenhausen und einen für den Landkreis. Aber wir haben nur einen einzigen in Weißenburg. Was, wenn er wegen Überarbeitung ausfällt? Nicht auszudenken!

Landrat würdigt Verdienste

Dr. Ludwig übergab Ehrenzeichen

Landrat Dr. Jürgen Ludwig ehrte Irene Ilsenstein, Arne und Beate Kramm, Friedrich Horänder sowie Fritz Lothert (von links) für ihr Engagement. Foto: Landratsamt Ansbach/Fabian Hähnlein

„Jule ist wie ein Sechser im Lotto“, sagen Beate und Arne Kramm aus Herrieden über ihre Tochter Julia-Mareike. Sie ist für die ganze Familie – die Eheleute und die beiden Geschwister Katharina und Johannes – ein großer Gewinn. Julia-Mareike leidet an einer schweren Stoffwechselerkrankung. Als Kind prognostizierten die Ärzte ihr eine Lebenserwartung von 14 Jahren. Heute ist sie 28 Jahre alt. Durch die Krankheit hat Julia-Mareike das Sprechen, das Laufen und auch die geistige Selbstständigkeit verlernt, aber sie wird von ihrer Familie aufgefangen. Sie ist auf den Rollstuhl und auf umfassende Hilfe angewiesen – und bekommt diese vorbehaltlos von ihren Eltern. Fast 15 Jahre lang kümmerten sie sich ausschließlich zuhause um Julia-Mareike, heute werden sie unter der Woche tagsüber von der Lebenshilfe unterstützt. Der Bundespräsident hat Beate und Arne Kramm für ihren außergewöhnlichen Einsatz die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Landrat Dr. Jürgen Ludwig übergab die Auszeichnung und würdigte Familie Kramm für diese aufopferungsvolle Pflege. Es sei bewegend zu erfahren, mit welch großer Energie und Bescheidenheit die Eheleute sich um ihre Tochter kümmerten – zusätzlich zu Beruf und Haushalt sowie mit großer Aufopferungsbereitschaft, denn die Pflege verlange pro Person mehr als 40 Stunden in der Woche. So beginne der Tag bereits um 5 Uhr, und er sei nachts nicht zu Ende, weil Beate und Arne Kramm für Julia-Mareike immer wieder aufstehen. „Berührend und vorbildhaft“ nannte Herriedens Bürgermeisterin Dorina Jechnerer die Haltung der Familie Kramm.

Beim Ehrungsnachmittag im Landratsamt übergab Landrat Dr. Jürgen Ludwig außerdem drei Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste von im Ehrenamt tätigen Frauen und Männern. So wurde Friedrich Horänder aus Kressenhof bei Leutershausen für sein jahrzehntelanges Engagement im Obst- und Gartenbauverein Leutershausen (OGV) sowie im Gesangverein 1951 Jochsberg ausgezeichnet. Im OGV engagiert sich Friedrich Horänder seit 1955. Unter seiner Federführung wurde die vereinseigene Mosterei von Grund auf erneuert und technisch auf einen modernen Stand gebracht. „Es gibt wohl keine der vielen Hundert von Saftflaschen, die nicht durch seine Hände gegangen ist“, lobte der Landrat. Im Gesangverein Jochsberg war Friedrich Horänder über 40 Jahre verantwortlicher Chorleiter. Unter anderem lagen Liedauswahl, Proben sowie Teilnahmen an Jubiläen und Festen in seinen Händen. Bürgermeister Markus Liebich und der langjährige Stadtrat Hans Rummel – er hatte die Ehrung angeregt – bedankten sich im Namen der Stadt beim 94-Jährigen.

Irene Ilsenstein aus Dürrwangen erhielt ebenfalls das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten. Sie war maßgeblich an der Gründung der AHiD – Angehörigenselbsthilfegruppe bei Demenzerkrankungen Ansbach beteiligt. Ihr Ehemann war an einer seltenen Form der Demenz erkrankt und Irene Ilsenstein suchte Hilfe. Seit 2001 leitet sie die AHiD. „Die Selbsthilfegruppe ist eine große Hilfe für die Angehörigen, die durch ihre häusliche Situation meist massiv unter Druck stehen. Sie können sich aussprechen und werden von den anderen verstanden“, schilderte Landrat Dr. Jürgen Ludwig in seiner Laudatio. Mit ihrem Engagement beweise Irene Ilsenstein, dass aus gegenseitiger Hilfe und Unterstützung Zuversicht, Kraft und Hoffnung entstehen können. „Beispielgebend“ ist das Engagement von Irene Ilsenstein für Bürgermeister Jürgen Konsolke. Er wünschte sich für die Geehrte „viele Nachahmer“.

Mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten wurde auch das Engagement von Fritz Lothert aus Burgoberbach gewürdigt. Er führte die Schützengesellschaft Edelweiß Burgoberbach 1958 e. V. von 1993 bis 2020 als Erster Schützenmeister. „In diesen zweieinhalb Jahrzehnten hat er sich große Verdienste um seinen Heimatverein erworben. Seiner unermüdlichen Arbeit ist es unter anderem zu verdanken, dass der Verein nach der Kündigung des angestammten Domizils im Jahr 2012 ein provisorisches Vereinsheim finden konnte und so vor dem drohenden Aus bewahrt wurde“, sagte Landrat Dr. Jürgen Ludwig. Fritz Lothert handelte mit der Gemeinde einen langfristigen Mietvertrag für das Dachgeschoss des ehemaligen Bauhofes aus. In Eigenleistung durch die Vereinsmitglieder wurden die Räumlichkeiten zu einer modernen Schießstätte umgebaut. Durch den Neustart mit moderner Schießtechnik konnte der Verein den dringend benötigten Mitgliederzuwachs verzeichnen. Burgoberbachs Bürgermeister Gerhard Rammler zollte Lothert seinen Respekt, „wie gut sich der Schützenverein entwickelt hat“.

Neue Radkarten

Um den Altmühlsee führen neun Touren

Bürgermeister Fitz, Geschäftsleiter Daniel Burmann und Projektleiterin Evi Kraft stellt die neue Radkarte vor und dankten dem ehrentamtlich tätigen Radwegebetreuer Werner Falk sowie Juliane Zeh und George Arauner vom Grafikbüro Korridor.Co Foto: Grosser /StGun

Der Zweckverband Altmühlsee hat eine neue Radkarten-Mappe herausgebracht, die neun Touren rund um den See enthält. Sie sind unterschiedlich lang (18 bis 40 km), allesamt gut ausgeschildert und zum größten Teil durchgehend asphaltiert. Für 4,80 Euro sind sie beim Zweckverband in Gunzenhausen (Marktplatz 25), im örtlichen Buchhandel  sowie bei denTouristik-Büros im Seenland erhältlich.

Bei der Vorstellung dankte Zweckverbandsvorsitzender Karl-Heinz Fitz der Projektleiterin Evi Kraft, Geschäftsführer Daniel Burmann und dem ehrenamtlich und unentgeldlich tätigen Radwegebetreuer Werner Falk für ihre Arbeit. Anerkennend äußerte er sich über die graphische Gestaltung durch das Büro Korridor.Co in Gunzenhausen.

Die einzelnen Touren sind auf den Karten gut lesbar dargestellt. Neben den Kilometer-Angaben fehlen Hinweise zu Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke nicht. Natürlich sind auch alle Strecken im Internet  präsent (Download: altmuehlsee.de/radeln).

Es handelt sich ausschließlich um geschlossene Radwege, d.h., dass an keiner Stelle eine öffentliche Straße frequentiert werden muss. Das bedeutet Sicherheit für die Radler, vor allem, wenn Kinder dabei sind.