Archiv: Allgemein

Konzertreihe beendet

Im Oktober geht es in Gunzenhausen weiter mit der Klassik

Der Pianist Denis Schemann schloss den Konzertzyklus 2021/22 ab.

Unter dem Motto „Meisterhaft – Spannend – Nah“ begeisterte die 1. Gunzenhäuser Konzertreihe seit Oktober letzten Jahres das klassikaffine Publikum in und um Gunzenhausen mit insgesamt fünf außergewöhnlichen Events. Nun fand die Reihe mit einem Nachholtermin einen würdigen Abschluss. Mit Dinis Schemann trat nicht nur ein international gefeierter Klavierprofi auf, sondern in persona auch der Künstlerische Leiter der Konzertreihe. Sein Versprechen: Ab Oktober 2022 werden die Konzertabende mit der 2. Gunzenhäuser Konzertreihe fortgesetzt.
Dinis Schemann ist ein beeindruckender Künstler. Weit mehr als tausend Konzerte führten den in Portugal Geborenen um die weite Welt. Mit seiner Frau Susanne hat er als Künstlerischer Leiter das Programm der Gunzenhäuser Konzertreihe zusammengestellt und einige international gefeierten Klassikkünstler in die Altmühlstadt geholt. Nun stand bzw. saß er zum Abschluss selbst auf der Bühne und gab Stücke von Beethoven und Schubert zum Besten. Das Besondere an seinem Spiel ist die spürbare Leichtigkeit, die einem als Zuschauer und Zuhörer emotional mitnimmt. Wenn Schemann spielt, dann werden er und der Flügel eins. Diese Kombi strahlt eine Lässig- und Leichtigkeit aus, die kaum zu fassen ist und Gänsehaut auslöst. Die audible Schönheit ist buchstäblich kaum auszuhalten, so perfekt wird jeder Ton getroffen. DerKünstler spielt sich in einen Rausch, der sogar Schuberts vierteiliges und schwierig-pompöses „Impromptus“ als scheinbar anspruchslos, ja fast „gewöhnlich“ zurücklässt – zumindest, wenn man in der Haut eines Dinis Schemann steckt und mit großem Talent gesegnet wurde. Natürlich weiß der Künstler um sein Können und bietet auch optisch den ein oder anderen Leckerbissen an. Ständig greift er stilvoll über und seine Finger fliegen förmlich über die Tasten. Statt loser Notenblätter weist ihm ein Tablet den Weg durch die Takte, welches selbstständig
von einer Seite zur nächsten blättert.
Nach der Pause nimmt uns Schemann mit auf eine musikalische Reise nach Südamerika. Acht Stücke von Alberto Ginastera, Ernesto Nazareth und vom Franzosen Darius Milhaud vereinen all die Melancholie, aber auch das Feuer, welches südamerikanische Musik so wertvoll macht und auszeichnet. Mit großer Anmut verneigt sich Dinis Schemann und beschwört aparte, moderne Melodien mit einer Brise heimatlicher Folklore. Fast wähnt sich der Zuhörer in einem Film von Guillaume Laurant, so intensiv bohren sich die Töne ins Ohr und dann weiter ins Gehirn. Eindrücklich und ausdrücklich beeindruckend!
Die Gunzenhäuser Konzertreihe startet nach der Sommerpause am Sonntag, 23. Oktober 2022, in die nächste Runde, dann mit einem Auftritt des Hamburger Bläserquintetts in der Stadthalle. Abos sind bereits erhältlich. Nähere Informationen erhalten Sie unter www.gunzenhausen.info, unter Tel. 09831/508 109 0.

Wilhelm Löhe und Polsingen

Pfarrer Siegfried J. Schwemmer befasst sich mit der Rolle des Diakonie-Gründers

Von den Anfängen der Diakonie in Polsingen berichtet Siegfried J. Schwemmer

Wilhelm Löhe (1808-1872) war der Gründer der evangelischen Diakonissenanstalt Neuendettelsau, deren erste Filiale 1865 in Polsingen entstanden ist. Es war die Intention des Gründers, der seelischen Not der Menschen auf dem Land zu begegnen. Polsingen ist auch heute, 147 Jahre danach, nach etlichen organisatorischen Veränderungen,  ein Zentrum der kirchlichen Behindertenarbeit.

Pfarrer Siegfried J. Schwemmer war lange Zeit bei der Wilhelm-Löhe-Kulturstiftung Neuendettelsau tätig. Er hat bereits 2003 das diakonische Wirken in Polsingen unter die Lupe genommen. „Zur Linderung des menschlichen Elends und zu Mehrung von Gottes Reich“ nennt sich der Titel seines Buches (ISBN 978-3-9809431-5-4), das eine breite Leserschaft verdient. Der Autor geht vor allem auf das Verhältnis von Vater Wilhelm und Sohn Ferdinand ein und kommt zum Ergebnis, dass es der Vater war, der immer zum  Standort Polsingen gestanden hat – auch in ganz kritischen Zeiten. Er war es, der manche Ungeschicklichkeiten des Sohnes durch seine Entschlossenheit kaschierte.

Ferdinand hat 1865 das Polsinger Gut gekauft, zu dem einst rund 700 Hektar Land gehörten. Eigentümer waren früher die Herren von Wöllwarth, dann ein Pappenheimer, der es an vier Polsinger Bauern verkaufte. Was noch übrig geblieben war, das erwarb  Ferdinand Löhe. Er hatte es eigentlich nur auf die landwirtschaftlichen Flächen abgesehen, aber der Vater drängte ihn, den ganzen Rest, also einschließlich des Schlosses, zu erwerben. Schon früh deutete sich an, dass der Sohn damit überfordert war. Die Schwierigkeiten waren zu groß und so scheiterte das „Projekt Polsingen“. Die Nachfolger befreiten nach dessen Tod 1906 das Gut von all seinen Schulden.

Vater Wilhelm Löhe war stets in alle Abläufe verstrickt, stellt Autor Schwemmer fest. Er kannte wohl auch die schlechte finanzielle Lage. Er hatte den Kauf des Schlosses entschieden mitgetragen, denn er wollte nicht, dass andere zum Zug kamen, sprich „die Gemeinde und die Gegend sittlichen Schaden nehmen könnte“.  Sein Plan war es, eine Kleinkinderschule, eine Rettungsanstalt für Knaben, eine Blödenanstalt und ein Distriktskrankenhaus einzurichten. Der Sohn agierte als „Subrektor“, der Vater traf alle Entscheidungen.

Gründer Wilhelm Löhe hatte immer die Vision, im Hahnenkamm das missionarische Werk der Glaubensboten Willibald, Wunibald und Walburga (Kloster Heidenheim) fortsetzen zu können. 1903 übernahm die Diakonissenanstalt Neuendettelsau  unter der neuen Leitung von Rektor Hermann Bezzel Schloss und Gut („Möge Polsingen im Hahnenkamm eine Leuchte werden und bleiben“). Dass sich in Polsingen später die Behindertenarbeit etabliert hat, das eher auf einen Zufall („göttliche Fügung“) zurückzuführen.

1865 startete Polsingen mit einer Kleinkinderschule, die von 18 Buben und Mädchen aus der Umgebung besucht wurde. Löhe sah die Not, denn die Kinder waren sich weitgehend allein überlassen und wurden oftmals vernachlässigt, zumal die Eltern „im Dienst des Brotes“ standen. Das Projekt ist aber gescheitert und auch der Versuch, eine „Bildungsstätte für werdende Kinderlehrerinnen“ zu schaffen. Pfarrer Löhe war folglich enttäuscht: „Die Gemeinde erkannte nicht den Segen, wenn die jungen Schafe und Lämmer  frühzeitig ihren Hirten zugeführt werden“. Wenn man so will, dann war das 1871 der Versuch einer Ganztagesschule nach heutigem Verständnis, damals war von einer „Aufbewahrungsanstalt mit angemessenem Unterricht“ die Rede. Eine „gewisse Fremdlingswirtschaft“ (also Skepsis) stellte Löhe bei seinen geistlichen Brüdern in der Nachbarschaft fest, die es an der Unterstützung für ein Rettungshaus für verwahrloste Kinder fehlen ließen. Aber auch in der Anstalt selbst war das Vorgehen Löhes nicht unumstritten. Oberin Maria Hedwig Stählin mahnte jedenfalls eine „endliche Entscheidung“ an und sprach von einem „pädagogischen Missgriff“. Die Erziehung der „vorrohten Knaben“ erwies sich für die Diakonissen als eine zu schwere Aufgabe und so wurde 1873 das Rettungshaus aufgelöst.

Wenige Jahre später, 1867, legte Wilhelm Löhe dem Bezirksamt Gunzenhausen (heute: Landratsamt) seine Pläne für ein Distriktskrankenhaus im Polsinger Schloss vor und tatsächlich gab es zwei Jahre später die behördliche Genehmigung, allerdings mit Auflagen hinsichtlich der Finanzierung. Zweimal im Jahr sollte es in den nächsten fünf Jahre eine Sammlung geben. Die Bereitschaft der Hahnenkamm-Menschen, ihr Scherflein beizutragen, hielt sich in Grenzen.  Autor Schwemmer berichtet, eine Schwester sei in Gnotzheim „fast von Haus zu Haus beschimpft worden“.  1883 folgte daher die Schließung. Das Krankenhaus entwickelte sich zu einem Pfründerhaus (heute: Altersheim), d.h. dort fanden alte, kranke und mittellose Menschen ein Obdach. Es waren auch Typen dabei,  „die schwer in Zucht zu halten sind, sich zu Hause nicht in die Ordnung fügen und arbeitsscheu sind“.  Bis zu zwölf Personen waren es 1873, die sich in ihrem „seeligen Sterben“ begleiten ließen. Die zur „Privatanstalt“ gewordene Einrichtung wollte den Einfluss des Bezirksamts nicht akzepieren.

1866 übersiedelten männliche „Blöde“ (heute: geistig behinderte Menschen) und epeleptische Kranke von Neuendettelsau  nach Polsingen.  Die Anstalt war personell ganz schlecht ausgestattet, was kein Wunder war, legte die Dienstordnung doch fest, dass der Pfleger oder die Schwester neben dem Klienten zu schlafen hatte, einen freien Tag gab es nur jeden dritten Sonntag und ohne Erlaubnis der Oberschwester durfte kein Mitarbeiter die Anstalt verlassen. Der Anstaltsarzt fehlte, aus Oettingen kam ein- bis zweimal in der Woche  der dort praktizierende Arzt Dr. Burger, der aber  als „höchst ungläubig“ und als ein „unmoralischer Mensch“  wenig Anklang fand.

Das Verhältnis von Anstalt und Kirchengemeinde Polsingen war „nicht ohne Kontroversen“.  Recht unterschiedlich war das diakonische Engagement der benachbarten Pfarrer . Unter  Rektor Friedrich Meyer  (er amtierte von 1872-91) verlor Ferdinand Löhe seine herausragende Stellung, die ihm sein Vater noch garantiert hatte. Dr. Hermann Bezzel, der weitere Nachfolger, verlangte Transparenz und mehr Kontrolle. So kam es, dass die Diakonissenanstalt Neuendettelsau 1903 alle Polsinger Einrichtungen (also auch die Landwirtschaft) samt den aufgelaufenen Schulden von Ferdinand Löhe übernahm.

Die neue Zeit brachte aber nicht unbedingt bessere Verhältnisse. Die Nationalsozialisten realisierten 1940-42 ihr Euthanasieprogramm. Auch aus Polsingen wurden 285 Menschen mit Behinderung in staatliche Heime „verlegt“, aus der Diakonieanstalt Neuendettelsau insgesamt rund 1200. Das geht aus der Dokumentation  „Warum sie sterben mussten“ von Christine-Ruth Müller und Hans-Ludwig Siemen hervor, die 1991 in der „Kirchengeschichte Bayerns“ (Band 66)  veröffentlicht wurde.

In Polsingen bietet „Diakoneo“ (offizieller Namen seit der Zusammenlegung der Diakoniewerke Neuendettelsau und Schwäbisch  Hall im Jahr 2019)  heute 260 Plätze im Wohnheim, 200 in der Werkstatt, 110 in der Förderstätte und 60 in der Seniorentagesstätte an.

In einer Rezension in der „Zeitschrift für Bayerische Kirchengeschichte“ (90. Jahrgang 2021) äußert sich Prof. Rudolf Keller, der Vorsitzende des Vereins für bayerische Kirchengeschichte, zur methodischen Arbeitsweise des Autors.

WERNER FALK

Wo ist das Geld geblieben?

Gedanken zum Wehretat und der militärischen Aufrüstung

Unisono klagen heute die Medien, selbst die grün und rot angehauchten Publizisten, über die Vernachlässigung der Bundeswehr in den letzten Jahrzehnten. Die Kehrtwendung, die so manche Kommentatoren hingelegt haben, ist  schon bemerkenswert. So mancher hat sich vom Friedensapostel zum Militärexperten gewandelt.

Der Wehretat ist ständig gestiegen. Von 1991 bis 2021 allein um 35,8 Prozent. Deshalb fragen die Kritiker zurecht: Wo ist das Geld gelandet?

Diese Frage müssen sich alle bundespolitischen Entscheidungsträger stellen, vornehmlich die Mitglieder des Verteidigungsausschusses des Bundestags. Die Regierung muss ihnen darauf eine Antwort geben – und somit auch der deutschen Öffentlichkeit.

Wenn das Geld nicht in die technische Aufrüstung und die Ersatzbeschaffung beflossen ist, wohin dann? Die Öffentlichkeit hat das Recht, danach zu fragen. Die Regierung darf nicht aus der Pflicht entlassen werden, darauf konkrete Antworten zu geben. Es kann doch nicht sein, dass sich der finanzielle Aufwand für die Bundeswehr-Bürokratie, der ohnehin der größte aller Armeen  ist, so gewaltig erhöht hat? Die täglichen, wöchentlichen und monatlichen Statistiken der Truppe sind nicht einmal das Papier wert, auf dem sie geschrieben werden.  Die vielen Gutachten an Externe erhöhen den Wehretat und sind alles andere als Vertrauensbezeugungen für  die militärischen Stäbe. Daraus resultiert der Frust hoher Offiziere.

Wir schätzen die „Friedensdekade“, die über 70 Jahre angehalten hat. Deutschland hat auch nach der Abschaffung der Wehrpflicht seinen Beitrag zur Sicherung des Friedens durch militärische Beteiligung an Friedenseinsätzen der UN und der EU geleistet. Das hat der Steuerzahler verstanden, wenngleich Einschränkungen gestattet sein müssen. Sie betreffen  Afghanistan, Irak und Mali.  Allein der richtige, aber doch rechts unrühmliche Abschied aus Afghanistan ist der Beweis dafür, dass das Gerede, wonach die Freiheit der Deutschen auch am Hindukusch verteidigt wird, ein Geschwätz bleibt, das in der politischen Diskussion lange Zeit allzu unreflektiert verbreitet wurde – auch von den heute zu Militärexperten gemauserten Kommentatoren.

Die Freiheit Deutschlands ist auch nicht durch den Einmarsch der Russen in die Ukraine bedroht. Sicher war der russische Übergriff vom 24. Februar 2022 eine Verletzung internationalen Rechts, zumal sich die Ukraine für selbständig und unabhängig erklärt hatte. Aber wer einen Blick in die Geschichte des Verhältnisses von Sowjetunion/Russland und der Ukraine wirft, der erkennt auch, dass es über die Jahrzehnte immer ein Hin und Her gegeben hat. Das mag die russische Seite ermuntert haben, so vorzugehen, wie sie es 2014 (Annektion der Krim) und jetzt getan hat. Auf großes Interesse im Westen ist dieses Spannungsverhältnis nie gestoßen.

Ängste löst der aus, der heute von einer militärischen Bedrohung der Nato faselt. Ich finde es ricdtig, dass Deutschland seinen Beitrag zur Unterstützung der Ukraine leistet (auch durch Lieferung von militärischem Gerät), vor allem durch eine wirksame Hilfe (konkret: Ausbildung von Panzerbesatzungen an hochtechnischen Waffensystemen).

Bundeskanzler Olav Scholz verhält sich durch seine Bedächtigkeit richtig und den Verhältnissen angepasst. Er hat die politische Verantwortung – nicht seine Kritiker, die wortreich den Kopf einziehen, sollte der Krieg auch einmal ihren Alltag ernsthaft tangieren.

Schon einmal habe ich in meinem Falk-Report meinen Unmut geäußert, der das Auftreten des ukrainischen Botschafters in Deutschland betrifft. Er ist nicht geringer geworden. Dass unsere Politiker ihn über das Maß des diplomatischen Standards hinaus beehren, dafür fehlt mir jedes Verständnis. Als Bundespräsident/Bundeskanzler wäre ich auch nicht amüsiert, den ukrainischen Staatschef aus Gründen der Staatsräson empfangen zu müssen. Von mir aus dürfte Selenzky bleiben, wo er ist. Ich denke nicht, dass ich eine Minderheitenmeinung vertrete.

WERNER FALK

Auftritt der Jugendkapelle Gunzenhausen

Gunzenhäuser Sommerkonzerte im Falkengarten

Am 15. Juni 2022 beginnt die diesjährige Sommerkonzertreihe der Stadt Gunzenhausen mit einem wahren Klassiker. So wird die Musiksaison im Markgräflichen Hofgarten durch die Jugendkapelle Gunzenhausen eröffnet. Unter Blasmusikfreunden genießen die jungen Musikerinnen und Musiker seit jeher einen ausgezeichneten Ruf. Das Portfolio ist riesig und so spielt sich die Formation u.a. durch Swing, Ouvertüren oder moderne Arrangements. Natürlich bleibt auch die klassische Blasmusik nicht auf der Strecke und die Zuhörerinnen und Zuhörer dürfen sich auf ohrwurmverdächtige Böhmische Stücke und fetzige Märsche freuen.

Der Eintritt zum Sommerkonzert mit der Jugendkapelle Gunzenhausen ist kostenlos. Der Markgräfliche Hofgarten gilt als der schönste Biergarten Gunzenhausens und so lässt sich unterm Baumbestand eine herrliche Zeit verbringen. Beginn ist um 19 Uhr, das Ende für 22 Uhr geplant. Bitte beachten Sie, dass keine Platzreservierungen vorgenommen werden. Außerdem noch der Hinweis: Corona ist nicht verschwunden und so steht und fällt die Durchführung mit den dann aktuell geltenden Vorschriften.

Nähere Informationen zu den Sommerkonzerten erhalten Sie auch auf der Internetseite www.gunzenhausen.info, unter der Telefonnummer 09831/508 109 oder per E-Mail an kulturamt@gunzenhausen.de.

Sommertheater zum 15. Mal

Veranstaltungsreihe in Wolframs-Eschenbach im Juli

Im Rahmen des alljährlichen Kulturprogramms „Sommertheater“  wird vom 6. bis 9. Juli der Klassiker „Schatz der Nibelungen“ geboten. Es ist die 15. Veranstaltung in dieser Reihe. Das Open Air-Theater wird im Kirchhof dargeboten, bei Regen in der Schulturnhalle am Steingrubenweg.

Die Darsteller von der Theaterfirma Erfurt, Klaus Tkacz und Stefan Wey, stürzen sich als passionierte Schatzsucher in die Geschichte und erwecken Siegfried und Hagen zum Leben.  Die Regie hat Harald Richter.

Der Schatz der Nibelungen ist bis heute verschollen, elf Wagenladungen voll Gold und Geschmeide. Zwei passionierte Schatzsucher stürzen sich noch einmal in die Geschichte, sie erwecken Siegfried und Hagen zum Leben und die Verwicklungen um Liebe und Betrug nehmen ihren eigenen Lauf. Das nur so ungefähr zur Handlung des neuen Stücks des Erfurter Theatersommers. Doch würde dies viel zu kurz greifen für das, was Klaus Tkacz und Stefan Wey da auf der Bühne vorhaben. Wie immer wird der Zuschauer auch beim neuen Stück, entstanden unter der Regie Harald Richters, aus dem Staunen und so manchem Überraschungseffekt 90 Minuten lang nicht leicht herauskommen. Und wie ist das mit dem Anteil an der äußerst lukrativen Aktiengesellschaft Nibelungen AG & Co. KGaA?

Der Erfurter Theatersommer e.V. vereint seit 2007 die jeweils für sich stehende Arbeit der Theatergruppen „Theaterfirma“, „Figurentheater Weidringer“ und „Theater Frau Seibt“ in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Harald Richter. Hier laufen die Fäden zusammen, eine Menge Arbeit lässt sich bündeln. Jeder kann seiner Individualität treu bleiben und doch von Synergieeffekten profitieren. Mit zum Konzept gehört es, ohne festes Haus an ganz verschiedenen Orten der Altstadt Erfurts zu spielen, Geschichte und Geschichten der Stadt zu inszenieren, diese mit in die Stücke hinein zu weben, und das besondere Ambiente des jeweiligen Spielortes erlebbar zu machen, den Raum neu zu erschließen.

Aufführungstermine sind an den vier Tagen jeweils um  20 Uhr (geöffnet ab  19 Uhr). Karten können im Kulturamt erworben werden (E-Mail: kulturamt@wolframs-eschenbach.de) oder auch telefonisch bestellt werden (09875/9755-34 oder -32). Natürlich sind sie auch an der Abendkasse erhältlich. Die Preise: Vorverkauf 14 bzw. 11 Euro (ermäßigt), Abendkasse 15 bzw. 12 Euro.

MARION MAYER

Zukunft der Innenstadt

Impulsvortrag bei Stadtmarketingverein Gunzenhausen

Jan Vorholt (im Vordergrund) referiertet auf der Jahresversammlung des Stadtmarketingvereins im Bethelsaal. Foto: StG

Die Mitglieder des Stadtmarketingvereins Gunzenhausen sowie interessierte Unternehmerinnen und Unternehmer trafen sich im Bethelsaal der Hensoltshöhe. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung stellte der Verein Jahres- und Kassenbericht 2021 und den Projekt- und Finanzplan 2022 vor. Ein besonders interessanter Tagesordnungspunkt war der Vortrag „Zukunft der Innenstadt“ von Jan Vorholt (CIMA Beratung+Management GmbH).

Seit sieben Jahren gibt es den Stadtmarketing Gunzenhausen e.V., die Bilanz ist sehr positiv, das Unternehmernetzwerk ist kontant auf einem hohen Niveau – der 1. Vorsitzende des Vereins Alexander Herzog präsentierte gemeinsam mit Geschäftsstellenleiterin Jeanette Holzschuh sichtlich stolz die aktuellen Zahlen. Inzwischen hat der Verein 165 Mitglieder, betreut erfolgreiche und langjährige Projekte wie das lokale Online-Schaufenster ingunzenhausen.de und arbeitet gemeinsam mit seinen Mitgliedern und in enger Kooperation mit der Stadtverwaltung – insbesondere Wirtschaftsförderer Andreas Zuber und Citymanager Markus Jocher – sowie den örtlichen Vertretern der Wirtschaftsverbände an den neuen Herausforderungen dieser Tage. Dazu sei es besonders wichtig, sich nicht in egoistischen Einzelinteressen zu verstricken, sondern gemeinsam positiv zu handeln, konstatierte der Bürgermeister der Stadt Gunzenhausen Karl-Heinz Fitz, der gleichzeitig auch zweiter Vorsitzender des Vereins ist.

Im ersten Teil der Veranstaltung wurde neben dem Jahresbericht 2021 auch der Kassenbericht durch Kassier Dominic Braun (Sparkasse Gunzenhausen) präsentiert, aufgrund dessen sowie der Kassenprüfung ohne Beanstandungen der Vorstand entlastet werden konnte. Auch der bereits laufende Projekt- und Finanzplan 2022 wurde vorgestellt, in dem neben altbewährten Projekten auch neue Projekte wie der „Gunzenhäuser Familientag“ (09.07.2022) beleuchtet wurden. Ein weiteres wichtiges Thema für den Verein ist das Thema Kundenbindung mit dem landkreisweiten Altmühlfranken-Gutschein. Dieser wird im Rahmen einer Förderung des Bayerischen Wirtschaftsministeriums zukünftig gemeinsam mit dem Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen, dem Stadtmarketing Weißenburg e.V. und anderen Akteuren betreuet werden. Hierzu hat der Verein ab Juni mit Tamara Koschischek aus Ansbach eine neue Mitarbeiterin eingestellt.

Neben den Vereinsthemen stand der Impulsvortrag „Zukunft der Innenstadt“ von Jan Vorholt (CIMA Beratung+Management GmbH) im Vordergrund. Jan Vorholt attestierte dem Verein eine gute Arbeit und einen zukunftsfähigen Projektplan – wies aber gleichzeitig auf die Herausforderungen an die Innenstadt der Zukunft hin. Diese ist den bundesweiten Trends wie unter anderen dem Rückgang der Passantenfrequenzen und der Einzelhandelsbetriebe sowie Digitalisierung und Wachstum des Online-Handels ausgesetzt. Diese Entwicklungen gäbe es schon seit Jahren – die Corona-Pandemie habe sie aber deutlich verstärkt, erklärte Vorholt den Mitgliedern und interessierten Unternehmer*innen. Das Kundenverhalten habe sich geändert und „Wir können keine Kunden umerziehen, der ‚Appellhammer‘ funktioniert nur bedingt“, so Vorholt. Trotzdem sieht er nicht nur die Herausforderungen in der Zukunft der Innenstadt. Die Corona-Pandemie hat den Handel in den Fokus der Politik gerückt und viele Förderprogramme in diesem Umfeld entstehen lassen. Außerdem gibt es auch eine Entwicklung bei den Kund*innen. So möchten besonders jüngere Bürger*innen laut einer Umfrage der CIMA in Zukunft häufiger als vor der Corona-Pandemie die Innenstadt besuchen.

Auf den Bereich der jungen Menschen kam Jan Vorholt auch im Zusammenhang mit Wohn- und Arbeitsqualität vor Ort zu sprechen und warb dafür, auch ein Augenmerkt auf diese Bevölkerungsgruppe zu richten, um diese vor Ort zu halten oder an die Stadt zu binden. Wichtig dafür ist beispielsweise auch die Pflege der eigenen Online-Präsenz über Dienste wie Google My Business, Social Media oder auch Gemeinschaftsaktionen wie vor Ort ingunzenhausen.de. Unter dem Schlagwort „Nähe gewinnt“ stellte Herr Vorholt dabei dar, welche Stärken dabei insbesondere der lokale Einzelhandel hat, denn Nähe baue eben auch Kundenbindung auf.

Zusammenfassend erklärte Vorholt, dass eine Innenstadt künftig viele Themen gleichzeitig abbilden müsse: Einkauf, Arbeit, Wohnen und Familie, Entspannung und Kultur, Dienstleistungen und Gesundheit sowie Genuss und Kulinarik. Nur so könne die Innenstadt der Erlebnisraum in unserer Mitte bleiben. Nötig dazu sind neben einer einsatzbereiten Verwaltungsspitze, entschlossenem politischen Handeln, einer motivierten Verwaltung insbesondere auch engagierte Unternehmer*innen und Unternehmerverbände.

Dem Vortrag folgte eine abschließende Diskussionsrunde sowie die Möglichkeit zum Austausch und zur Netzwerkpflege beim gemeinsamen Ausklingenlassen der Mitgliederversammlung.

60 Jahre Partnerschaft

Die Städte Gunzenhausen und Frankenmuth feiern

Eine der ersten Begegnungen in Gunzenhausen in den frühen sechziger Jahren. Bürgermeister Friedrich Wust und Amtmann Otto Kleemann empfangen Pastar Janz aus Frankenmuth und begründen die Partnerschaft der beiden Städte.

In diesem Jahr wird die Städtepartnerschaft zwischen Frankenmuth in Michigan/USA und Gunzenhausen 60 Jahre alt. Die Delegation aus Gunzenhausen reist im Juni zu den Feierlichkeiten in den USA. Schon im Juli kommt die Delegation aus Frankenmuth nach Gunzenhausen.
Während des Aufenthaltes der Gunzenhäuser Delegation in Frankenmuth findet neben den Partnerschaftsfeierlichkeiten auch das Bavarian Festival statt. In der Festhalle und auch auf der Main Street herrscht in dieser Zeit reges Treiben. Zu Ehren der Städtepartnerschaft wird ein übergroßer „Markgrafenstuhl“ an der Main Street eingeweiht. Dieser wurde auf Idee und Initiative von Judy Zehnder-Keller nach einem Vorbild aus dem Ansbacher Schloss errichtet. Er soll künftigen Frankenmuth-Besuchern als attraktives Fotomotiv dienen. Bereichert wird das
Jubiläum durch zwei königliche Hoheiten aus Franken: Die altmühlfränkische Bierkönigin Michelle Recker und die Apfelkönigin Anna Sauber reisen ebenfalls in die USA. Nach einer Rundreise im Osten der USA genießen die beiden das Bavarian Festival in Frankenmuth und sind natürlich auch bei der Inthronisation der dortigen Hoheiten dabei.
Offizielles Jubiläumsgeschenk der Stadt Gunzenhausen an die Stadt Frankenmuth ist eine Streuobstwiese. Im Rosengarten – gepflanzt zu einem Städtepartnerschaftsjubiläum in den Anfangsjahren – werden künftig Apfel-, Birnen- und Zwetschgenbäume die Besucher mit ihrenBlüten und Früchten erfreuen. Im Kapitol in Lansing wird Bürgermeister Fitz zusammen mit der Gunzenhäuser Gruppe von Senator Ken Horn – einem Frankenmuther – empfangen. Auch der deutsche Generalkonsul Wolfgang Mössinger lässt es sich nicht nehmen, bei den Partnerschaftsfeierlichkeiten in Frankenmuth dabei zu sein.
Die große Parade zum Bavarian Festival wird Bürgermeister Fitz mit seiner Delegation als „Grand Marshall“ anführen. Bereits vom 1. bis 4. Juli finden die Jubiläumsfeierlichkeiten während des Bürgerfestes in Gunzenhausen statt. Bürgermeisterin Mary Anne Ackermann darf damit zum ersten Mal die Besuchergruppe zum Jubiläum anführen. Mit dabei sind unter anderem Stadträtin Beth Bernthal-Reindel mit ihrem Mann Jim, Herb Zeilinger mit seinem Neffen Zeke, Citymanagerin Bridget Smith mit ihrer Familie, Michael Zehnder mit seiner Frau Kimberly, Martha Zehnder Kaczinsky mit ihrem Mann John, Yvonne Frysh, Jacob Rummel (Sohndes im letzten Jahr verstorbenen Greg Rummel) mit seiner Freundin Grace, Randy Bierlein und Tracy Weber sowie Larry Bernthal.
Die Gäste sind teilweise bei Gastfamilien und teilweise in Hotels untergebracht. Allen Gastgebern und Unterstützern der Städtepartnerschaft und insbesondere der Jubiläumsfeierlichkeiten gebührt großer Dank und Anerkennung. Die Amerikaner werden am Freitag, 1. Juli an den Jubiläumsfeierlichkeiten in Ansbach teilnehmen und auch die Bayerische Landesausstellung sowie die Rokokospiele besuchen. Am Samstag, 2. Juli steht natürlich der Besuch des Bürgerfestes auf dem Programm. Der Sonntag gehört den Feierlichkeiten zum Jubiläum. Er beginnt mit dem Festgottesdienst um 9.30 Uhr auf dem Marktplatz. Anschließend geht es zum BayWa-Kreisel. Dort wird eine Streuobstwiese – das offizielle Geschenk der Stadt Frankenmuth an Gunzenhausen – eingeweiht.
Beim abendlichen Festakt in der Stadthalle werden neben den offiziellen Ansprachen viele Gespräche und Erinnerungen ausgetauscht werden. Am Montag, 4. Juli, verlässt der Großteil der Frankenmuther Gunzenhausen wieder. Bleiben wird eine Schülergruppe der Frankenmuth High School. Mit ihrer Lehrerin Jennifer Fruendt besuchen die Schüler einige Tage das Simon- Marius-Gymnasium. Untergebracht sind sie in Gastfamilien der Schüler des SMG. Dort lernen die amerikanischen Schüler das deutsche Schulsystem kennen. Außer der Teilnahme am Unterricht unternehmen die deutschen und amerikanischen Schüler auch einige gemeinsame Ausflüge. Im Herbst reisen die Schüler des Simon-Marius-Gymnasiums dann zum Gegenbesuchnach Frankenmuth. Von deutscher Seite werden die Schüler von Christel Seidenath, Margot Deininger-Meyer und Christian Reif betreut.
Eine weitere Gruppe, bestehend aus Professoren, Schulleitern und Lehrern der Saginaw Valley State University unter derLeitung von John Kaczinsky (Ehemann von Martha Zehnder-Keller) und Mary Anne Ackermann kommt ebenfalls nach Gunzenhausen. Auf dem Programm stehtein Besuch des Landesamtes für Schule, der Grundschule Süd und des Simon-Marius- Gymnasiums. Ziel dieser hochkarätig besetzten Gruppe ist es, das deutsche Schulsystem und natürlich auch Gunzenhausen kennen zu lernen. Die Hochschule in Ansbach ist in der Zwischenzeit Partnerhochschule der Saginaw State University geworden. Professoren und Studierende stehen in regem Austausch.
Die Städtepartnerschaft zwischen Frankenmuth und Gunzenhausen wurde im Jahr 1962 gegründet. Damit ist diese eine der ältesten Partnerschaften zwischen Städten in den USA und Deutschland überhaupt. Außergewöhnlich ist diese Städtepartnerschaft wegen der starken verbindenden Elemente wie die gemeinsame Abstammung und das gemeinsame Brauchtum. Mitte des 19. Jahrhunderts waren deutsche Auswanderer aus unserer Gegend auf Initiative von Pfarrer Wilhelm Löhe nach Amerika gezogen um dort Städte wie Frankenmuth, Frankentrost, Frankenhilf oder auch Frankenlust zu gründen. Ein weiteres verbindendes Element ist deshalb die gemeinsame fränkische Sprache. In Frankenmuth findet man noch heute Menschen, die sich ihren alten fränkischen Dialekt konserviert haben. Die Bevölkerung in Frankenmuth und Umgebung ist stark eingebunden in den christlichen Glauben.
Das am meisten verbindende Element ist jedoch der gemeinsame Wunsch nach Völkerverständigung und einem friedlichen Zusammenleben der Nationen. Der Marshall-Plan, der vor 70 Jahren von US-Außenminister George Marshall entwickelt wurde, war von der Idee getragen, dem kriegszerrütteten Europa neues Leben einzuhauchen. So konnten die Europäer mit ihrer Eigeninitiative ihren Ländern wieder eine wirtschaftliche Zukunft geben. Die Partnerschaft zwischen den Städten Frankenmuth und Gunzenhausen ist bis heute sehr lebendig geblieben. Viele Schüler-, Studenten- und Praktikumsaustausche wie auch viele gegenseitige Besuche der Bürgerschaft haben zu langjährigen und tiefen Freundschaften geführt. Man besucht sich nicht nur offiziell zu den alle fünf Jahre stattfindenden Partnerschaftsfeierlichkeiten. Es bieten sich auch Familienfeste wie Taufen, Hochzeiten, rundeGeburtstage oder einfach eine Urlaubsreise, um sich gegenseitig zu sehen. Ganz im Sinne von „people to people“.

Einstmals zwölf Brauereien in der Stadt

Lothar Hiemeyers Buch über die Geschichte der Brauereien, Mälzereien und Felsenkeller ist jetzt erschienen

Das coronabedingte Wirtshaussterben ist der bisherige Abschluss einer Entwicklung, die schon seit Jahrzehnten anhält.  In der Vergangenheit hat es in Gunzenhausen zwölf  Brauereien gegeben und mehr als 70 Wirtshäuser. Auf 360 Seiten dokumentiert der gebürtige Gunzenhäuser  Lothar Hiemeyer in seinem jetzt erschienenen Buch die Geschichte dieser Braustätten, der Mälzereien und der Felsenkeller, von Letzteren existierten 24 am Burgstallwald und am südlichen Reutberg.  Das repräsentativ aufgemachte Buch ist das Ergebnis jahrelanger Forschung in Archiven und vieler Recherchen bei den Nachkommen der einstigen Brauerfamilien.

Aus einem Fremdenverkehrsprospekt 1913 stammt diese Werbung für das Brauhaus Gunzenhausen, das erst 1998 als letzte Braustätte der Stadt den Betrieb einstellte.

Die 360 Seiten sind aber nur ein Teil seiner Forschungsergebnisse, denn Lothar Hiemeyer bringt im Herbst einen zweiten Band mit der Darstellung aller Gaststätten in Gunzenhausen (bis 1945) heraus. Viel Unterstützung haben ihm das Staatsarchiv in Nürnberg, das Stadtarchiv Gunzenhausen, der Altmühl-Bote, der Privatsammler Hans Himsolt und nicht zuletzt die Unternehmerfamilie Thomas und Barbara Riedel (Huber & Riedel) gewährt.

Das Stadtrechnungsbuch von 1450 gibt die ersten Hinweise auf Brauereien in der Stadt. Namentlich werden Wilhelm Kun, Sixt Behem und Hans Schreiner als die ersten Brauer genannt und ihrem Alter nach beschreibt der Autor die Adlerbräu (Marktplatz 10) , Stotz-Röschel (Marktplatz 45), Goldene Krone (Marktplatz 29), Zur Post (Bahnhofstraße 7), Steinhäußer (Kirchenstraße 13),  Zum schwarzen Bären (Marktplatz 4), Zur Sonne (Marktplatz 27), Zum schwarzen Bären (Marktplatz 4), Goldener Engel (Marktplatz 33), Blauer Wolf (Marktplatz 9), Herrschaftlliches Brauhaus (Bahnhofstraße), Goldener Stern (Weißenburger Straße 19) und Rotes Ross/Lehner (Weißenburger Straße 24).

Das Wasser kam bis ins 20. Jahrhundert u.a. von den Büchelberger Quellen, die  Markgraf Carl Wilhelm Friedrich  1746 errichten ließ. Gebraut wurde das untergärige Bier nach der Brauordnung von 1539 zwischen Michaeli (29. September) und Georgi (23. April). Als Lagerstätten für das aus der Altmühl geschlagene Natureis dienten die Keller am Rande des Burgstallwalds, denn sie garantierten eine gleichbleibende Temperatur von sechs bis acht Grad. Erst viel später (1876 erfand Carl von Linde die Kältemaschine) gab es technische Hilfe.  Die „goldenen Zeiten“ freilich hat es nie gegeben, denn schon immer beherrschten Veränderungsprozesse das wirtschaftliche Leben. So reduzierte sich die Zahl der Brauereien um das Jahr 1900 auf vier (Postbräu, Adlerbräu, Engelbräu und  Lehner) und auch sie gaben in den frühen zwanziger Jahren auf. Geblieben ist bis 1998 die Adlerbräu (Brauhaus Gunzenhausen).

Die Karte von 1879 zeigt die damals bestehenden Felsenkeller am nördlichen Burgstall entlang der Frickenfelder Straße. Die innerhalb der roten Markierung befindlichen  Kelleranlagen sind mit Erde abgedeckt und nicht mehr zugänglich.

Der älteste Nachweis der Brauerei „Goldener Adler“ (Adlerbräu) stammt aus dem Jahr 1564. Die Restauration erlebte das Freudenfest anlässlich der Vermählung des Markgrafen CWF 1729, wobei 22 Reiter 76 Maß Bier an einem Tag konsumierten. 1805 nächtigte der französische Marschall Graf Bernadotte und sogar mit dem Mord an Kaspar Hauser 1833 wird das Haus in Verbindung gebracht.  Die Familie Müller ist seit 1868 im Besitz der Brauerei und des Gasthauses (Adlersaal seit 1910, die Bavaria-Lichtspiele wurden 1949 eingebaut). Eine zwiespältige Berühmtheit erlangte die „Saalschlacht“ von 1929, als NSDAP-Anhänger und ihre Gegner aneinandergerieten und das Mobiliar zerschlugen.  Karl Müller, genannt  „der Bamber“,  war eine prägende Persönlichkeit, der bestrebt war, die Unternehmenstätigkeit auszubauen. Zeitweilig belieferte das Brauhaus an die … Wirtschaften im Umkreis, sogar in Nürnberg wurde Gunzenhäuser Bier getrunken. Die Brautätigkeit wurde 1998 eingestellt. Anstelle der Brauerei entstand in der Regie der Nachkommen ein Erweiterungsbau für das Hotel.

Zu den drei ältesten Braustätten zählt die Brauerei Stotz-Röschel (später „Bürgerstube“ am Marktplatz 45 und heute Teil der Sparkasse). Bereits 1469 hat der Inhaber das „Umgeld“ (eine Art von Getränkesteuer) entrichtet. Der Wirt Johann Michael Störtzer hat 1729 das Weißbrot ins Schießhaus geliefert, wo die markgräflichen Bediensteten ihre Becher auf das Wohl ihres neuen Fürstenpaares  erhoben.  Nach dem Besitzer Johann Thomas Stotz (1763) wurde das Haus auch das „Storzeneck“ genannt. Christian Heinrich Röschel erwarb es 1853 und begründete die lange Bierbrauertradition der Familie. Nachdem die Großbrauereien ihre Absatzmärkte später bis in die ländlichen Gegenden ausdehnten, musste der Betrieb 1925 eingestellt werden. In guter Erinnerung ist noch das Bier- und Weinlokal „Bürgerstube“, das 1945 von Johann Ludwig Guthmann erworben wurde, der das Haus 1969 an die Sparkasse veräußerte. Bis heute ist der beliebte „Röschelskeller“ weitgehend im Original erhalten geblieben.

Am Marktplatz 29 (heute: Parfümerie Neidhardt) stand einst die Brauerei „Zur goldenen Krone“. Die Namen der Brauer und Wirte wechseln in den Aufzeichnungen immer wieder. Das gilt für die meisten Familien dieser Branche in jener Zeit. Man kannte sich und so war es in der kleinen Welt der Stadt ganz selbstverständlich, dass die Söhne und Töchter untereinander heirateten, schon allein um den Familienbesitz zusammenzuhalten und zu mehren. 1868 endete die Brautätigkeit, aber der Sommerkeller-Betrieb ging weiter. 1908 ging das Haus an den Ansbacher Wilhelm Neidhardt. Noch heute ist das Haus in Familienbesitz.

1633 wird in den Annalen der Stadt die Brauerei „Zur Post“ erstmals genannt. Das Haus in der Bahnhofstraße 7 war ab 1681 die Thurn- und Taxissche Posthalterei (bis 1849). Der Verfasser hat die Eigentümer über alle die Jahrhunderte ist akribischer Forschertätigkeit ermittelt. Zu den prominentesten Gäste zählte 1788 Johann Wolfgang von Goethe, der auf seiner Rückreise von Italien hier nächtigte.   1840 kehrte der bayerische König Ludwig I. ein. Ein festliches Dinner gab Wirt Georg Goppelt 1874 zum Gedenken an die Schlacht bei Sedan. Ein Foto zeigt  Kronprinz Rupprecht, als er 1909 in der „Post“ abstieg. Im Inflationsjahr 1923 musste der Braubetrieb eingestellt werden. Julius Finkler, als Grandseigneur bekannt, gab das Haus 1951 an den Metzger und Gastwirt Friedrich Ehmann weiter, 1986 baute der Garmischer Zahnarzt Johannes Gather die „Post“ um. Es folgten Karl Seubert (Wolframs-Eschenbach) und Rolf Loos als Eigentümer.  Seit 2014 führt der Metzgermeister und Gastwirt Josef Arnold die alte Wirtetradition fort.

Die Brauerei Steinhäußer lässt sich 1692 in der „Höll“ nachweisen. Sie dürfte aber schon 1720 eingegangen sein, wie Lothar Hiemeyer eruiert hat. Der jüdische Kaufmann Hellmann war der Eigentümer (bis 1938). Der Rest des Gebäudes wurde 1981 abgerissen. Andreas Schwarm war der letzte Bewohner.

Bis in das Jahr 1675 lassen sich die Besitzverhältnisse der Brauerei „Zur Sonne“ (Marktplatz 42) belegen. In der Nachbarschaft standen einst die ältesten Häuser Gunzenhausens. Bis 1748 war hier ein Brauer tätig.  Von dem originellen Gunzenhäuser Junggesellen Waldemar („Waldi“) Müller konnte Fotomeister Braun das Haus an prominenter Stelle am Marktplatz erwerben.

Wo heute an der Ecke Oettinger Straße/Marktplatz  das Cafe Schmidt steht, da gab es ab 1651 die Brauerei „Zum schwarzen Bären“, auch „Mausfallwirtschaft“ genannt. Es hat häufige Besitzerwechsel gegeben, einer war Georg Wilhelm Späth (1799), der in den Geschichtsbüchern als „Billardier und Buchhändler“ in Erscheinung trat.  Das Haus wurde am 18. Januar 1942 von einem Großfeuer zerstört und wieder aufgebaut. Auf vielen Fotos ist es als Parteilokal der NSDAP zu erkennen. Die AOK zog 1951 in die Geschäftsräume ein, dann folgte ein Drogeriemarkt und seit 1997 ist die Bäckerei Schmidt ansässig.

Der Autor nimmt an, dass die Brauerei „Zum goldenen Engel“ am Marktplatz 33 (heute: KiK) schon im 16. Jahrhundert bestanden hat, denn 1584 wird Martin Steinhäußer als „weißer Bierbräu“ erwähnt. In den Kirchenbüchern taucht das Haus aber erst 1702 auf. Der „Engelwirt“ Johann Adam Deuerlein war markgräflicher Hoflieferant. Übrigens logierte der Baumeister des Markgrafen, Johann David Steingruber, 1748/49 zweimal im Gasthof, dessen Saal Platz für „große Productionen“ bot. Der Spielberger Bierbrauer Josef Gentner übernahm das Haus 1874, sechs Jahre später brannte es bevor Johann Georg Braun 1893 als neuer Eigentümer der „Braunschen Bierbrauerei“ auftrat, denn der Vorbesitzer hatte den „Engel“ mit zu seinem neuen Gasthaus in der Zufuhrstraße 7 (früher: Arbeitsamt) genommen. Braun war übrigens von 1919-27 Bürgermeister. Die Dienste der Brauerei endeten 1922, aber der Sommerkellerbetrieb ging weiter.  Die rückwärtigen Gebäude in der Waagstraße wurden 1977 abgebrochen.

Der „Blaue Wolf“ (Marktplatz 9 (heute: Hotel garni der Familie Bauer) besteht seit 1658. Entsprechende Nachweise als Bäcker und Bierbrauer (damals eine häufige Verbindung) liegen vor. Der Eigentümer Johann Zippel aus Merkendorf nannte das Haus  „Grauer Wolf“, erst 2003 kehrte die Familie Bauer zum „Blauen“ zurück.  Der Sohn Georg Zippel liefert eine nicht alltägliche Story: er verlobte sich am 31. Mai 1933 mit der Berlinerin Erika Seider, die persönliche Beziehungen zur Familie des deutschen Kaisers Wilhelm II. hatte. Bedauerlicherweise starb er 29-jährige an einer Pilzvergiftung. Dass sich seine Majestät beehrt hatte, auf einer Karte die Verlobung anzuzeigen, das war schon sehr bemerkenswert. Wie gut, dass die frühere Wirtin Erika Dersch dieses schriftliche Zeugnis bis heute gut aufbewahrt hat. Mit Unterbrechung hat die Brauerei bis 1880 bestanden.

Als „Herrschaftliche Brauerei“ wird das markgräfliche Brauhaus in der Nürnberger Straße 81 (heute: Haus „Silo“) genannt. Markgraf Johann Friedrich gründete es 1679, um durch das seit 1434 gültige Umgeld zusätzliche Steuereinnahmen zu bekommen. Auf dem Grundstück gab es nicht nur die Brauerei, sondern auch eine Landwirtschaft mit Schweinemast, Pferdestall und Hopfengarten. Ein Teilgebäude, das heutige Hotel „Krone“, war das Wohnhaus des Braumeisters. Dem fürstlichen Unternehmen war aber wenig Erfolg beschert, denn der „Bierbann“, den der Regent gegen elf Orte in der Nachbarschaft verhängte, sorgte mächtig für Ärger.  Er bedeutete, dass in diesen Orten kein anderes Bier ausgeschänkt werden durfte als das aus der fürstlichen Brauerei.  Und die privaten Brauer der Umgebung durften den fürstlich verfügten Preis nicht unterbieten. Die Folge: der kalkulierte Absatz von 4000 Eimern (entspricht 256000 Litern) wurde nie erreicht und ging in wenigen Jahren sogar bis auf 1239 Eimer zurück. Der erfolglose Betrieb sollte folglich an die Stadt abgegeben werden, aber dagegen waren die Bürgermeister Steinhäußer und Störzer, beide selbständige Brauer. Es folgten mehrere Besitzwechsel bis Georg Adam Schuler aus Sammenheim übernahm, der immerhin 40 Jahre den Betrieb führte.  1864 kauften sich die Gebrüder Eidam ein, mussten aber schon 1919 Konkurs anmelden. So drehte sich das Karussell weiter und weiter bis 1923 die „Hensoltshöhe“ einstieg und dort eine Fachakademie zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen  sowie einen Hort schuf. Die Stadt hat das dominante Gebäude an den Staat verkauft, der in den nächsten Jahren dort das Landesamt für Schule bauen will.

Der „Goldene Stern“ (Weißenburger Straße 19, heute: Mundart-Biofachgeschäft und Ärztehaus) geht auf das Jahr 1688 zurück und wurde seit 1734 als Bierbrauerei geführt. Wie aus den alten Urkunden hervorgeht, soll der Wirt 1749 einen türkischen Prinzen bewirtet haben, der sich auf Einladung des Markgrafen in der Stadt aufhielt. Johann Adam Baumgartner aus Aha und die Familie Wöllmer sowie deren Nachkommen sorgten für eine ungewöhnlich Konstanz in den Besitzverhältnissen, gefolgt von den Familien Röschel und Wucherer. Bei der Übergabe an Mathias Eiden erfolgte 1881 die Schließung der Braustätte und 1904 erwarb die Familie Spitzbart das Gasthaus, Wilhelmine Spitzbart drehte 1976 dem Bierhahn zu.

Auf eine lange Brautradition kann auch das Gasthaus Lehner in der Weißenburger Straße 24 zurückblicken. Die Gastwirtschaft gehört heute zu den gastronomischen Aushängeschildern Gunzenhausen. „Legendär“ sind die Lehner-Eigentümer seit 1867, vielen Menschen sind Simon und Emma Lehner sowie deren Sohn Oskar („Ossi“) ein Begriff. Während die Brauerei bereits 1924 an die Lederer-Brauerei in Nürnberg verkauft wurde, betrieben die Lehners die Mälzerei bis 1974 fort. Eine Begebenheit sticht hervor: Wirt Wilhelm Lehner musste sich im Inflationsjahr 1923 wegen der Nichteinhaltung der Sperrstunde verantworten und wurde zu 20000 Mark (!) Strafe oder fünf Tage Gefängnis verurteilt. Die Familie blieb nicht frei von Schicksalsschlägen: Sohn Simon verunglückte 1952 mit dem Bierlaster und „Ossi“ starb 2007 an den Spätfolgen eines schweren Motorradunfalls. Bis heute sind dessen Söhne Eigentümer der Liegenschaften.

Sommerkeller waren Ausflugsziele

Der bayerische König Maximilian I. verfügte 1812, wonach die Brauereien einen „Freiluftausschank“ vornehmen durften, jedoch der Verzehr von Speisen war untersagt. Für die Gunzenhäuser war es ein sonntägliches Vergnügen, auf die Felsenkeller zu pilgern, von denen es insgesamt 24 am nördlichen Burgstallrand und am südlichen Reutberg gab.  Einige hatten neben den Lagerkellern für Bier und Lebensmittel massive Gebäude zu gastronomischen Zwecken, etliche verfügten sogar über einen Kegelbahn und schön angelegten Lauben.  Ab 1774 werden in den Annalen die ersten Brauer und Wirte genannt, die es sich leisten konnten, einen Felsenkeller zu unterhalten. In einigen Fällen war der Staatsforst der Vermieter, an den die Wirte den „Bodenzins“ zahlen mussten. Die Betreiber, allesamt Gunzenhäuser Wirte, wechselten häufig. Für die meisten bedeutete der technische Fortschritt mit eigenen Kühlmöglichkeiten in den Gasthäusern und Brauereien das „Aus“.  Das benachbarte Diakonissenmutterhaus Hensoltshöhe nahm etliche nach und nach in ihren Besitz, die letzten wurden 1975 übereignet.  Nur einige sind noch begehbar, die meisten wurden verfüllt oder sind aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich. Zwei überstanden allerdings die Zeiten: der Röschelskeller und der Meyerhubers-Keller (heute: Waldschänke).  Den Letztgenannten bewirtschaftete ab nach dem Krieg der unvergessene Gastwirt Jus Schwab (später: „Zum Bären“), danach bis zur Schließung 1954 Kollmann Bertelshofer, genannt „der Neecher“.

Mälzerei bis in die neunziger Jahre

Autor Lothar Hiemeyer übersieht in seinem Werk auch nicht die Mälzereien, denn nicht alle Brauereien leisteten sich zugleich eine Darre und den aufwendigen Betrieb derselben. Nur die Postbräu, Engelbräu sowie die  Brauereien  Röschel und Lehner verarbeiteten selbst die Braugerste.  1865 kam mit der Malzfabrik Eidam (Bahnhofstraße) ein professionelles Unternehmen dazu, das allerdings 1919 schließen musste. Friedrich Huss errichtete auf dem Gelände der abgebrannten Dampfmühle in der Ansbacher Straße eine neuartige Mälzerei, die 1927 in die Hände von Otto Probach überging. Bis in die neunziger Jahre  produzierten vier Probach-Generationen, seit Jahren werden die Gebäudlichkeiten vom neuen Besitzer abgebrochen. Bereits 1974 schloss Oskar Lehner die Mälzerei in der Weißenburger Straße.

WERNER FALK

Lothar Hiemeyer: „Geschichte der alten Brauereien, Felsenkeller und Mälzereien in Gunzenhausen“; 390 Seiten; ISBN 978-3-87707-253-0; Vorwort von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und Stadtarchivar Werner Mühlhäußer; erschienen in der Verlagsdruckerei VDS Schmidt in Neustadt/Aisch. In den Gunzenhäuser Buchhandlungen ist das Buch für 39 Euro erhältlich.

Mittendrin statt nur dabei!

Ein Gespräch mit Herbert Gutmann, Schiffsführer auf der MS Altmühlsee

Herbert Gutmann ist Schiffskapitän und Kommunalpolitiker – und ein immer bestens aufgelegter Zeitgenosse.

Tolle Erinnerungen und ein paar unvergessliche Momente, die möchte Herbert Gutmann seinen Passagieren schenken. Der Laubenzedler ist bereits seit 1995 mit Leib und Seele als Schiffskapitän auf dem Altmühlsee unterwegs, zuerst auf der MS Gunzenhausen, nun auf der MS Altmühlsee. Damit ist er der dienstälteste Schiffsführer im Fränkischen Seenland. Seine tägliche Motivation ist die Freude der Menschen, sein Beruf längst Berufung.

Im Interview mit Manuel Grosser, dem Pressechef der Stadt Gunzenhausen, erzählt er von seiner interessanten Aufgabe.

In Franken ist Schiffsführer ein ungewöhnlicher Beruf. Wie kam es dazu?

Als die Schifffahrt am Altmühlsee kommen sollte, wurden zwei Kapitäne gesucht. Da die gut ausgebildeten Schiffsführer aus Hamburg wohl zu teuer waren, hat man sich für uns Franken entschieden (lacht). Spaß beiseite: Mich hat die Ausschreibung damals magisch angezogen, da Schifffahrt etwas Exotisches im Frankenland war. Nach der Zusage wurden ich und mein damaliger Kollege an den Chiemsee geschickt und wir haben dort unsere Ausbildung gemacht. Bis heute habe ich keinen einzigen Tag bereut und freue mich auf jede Fahrt.

Aber ist das nicht langweilig, jeden Tag die gleiche Runde über den Altmühlsee zu schippern?

(lacht) Bisher war mir tatsächlich noch nie langweilig, und das bei rund 800 Fahrten im Jahr. Das Besondere an der MS Altmühlsee ist ja, dass ich als Kapitän mittendrin statt nur dabei bin. Die Schiffsführerkabine ist offen und mitten im Passagierdeck. Ich unterhalte mich mit den Menschen und lasse mich durch sie natürlich auch unterhalten. Die Gespräche sind wertvoll und manche Erinnerung, die wir während einer Fahrt schaffen, wird lange und oft daheim
erzählt. Die Begeisterung und Freude der Passagiere gibt mir sehr viel und ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen. Mein persönliches Ziel vor jeder Rundfahrt ist, dass danach alle glücklich und zufrieden von Bord gehen.

Was ist das Besondere an der Schifffahrt am Altmühlsee?

Bei uns können sich die Passagiere völlig sicher fühlen, denn die MS Altmühlsee ist vielleicht das einzige unsinkbare Schiff der Welt. Da der See an der tiefsten Stelle nur rund 2,5 Meter misst, muss man sich bei einer Havarie nur aufs Oberdeck retten (lacht). Davon abgesehen, sind wir Kapitäne auch Entertainer und beziehen die Fahrgäste mit ein. Gerade Kinder freuen sich, wenn sie selbst einmal ans Ruder gehen dürfen. Wenn es die Situation zulässt, setzen wir
uns zu den Passagieren und singen und spielen Seemannslieder. Übrigens gibt es bei uns auch einen behördlich zugelassenen Seehund namens Sammy (lacht). Der darf immer wieder mit an Bord und seine Runden über den See drehen.

Für den Altmühlsee spielt Naturschutz eine große Rolle. Wie passt das mit
regelmäßiger Schifffahrt zusammen?

Hier sprechen Sie natürlich einen wichtigen Punkt an. Ich bin ja nicht nur Schiffsführer, sondern auch Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat. Qua Amt müsste ich wohl strikt gegen die Schifffahrt sein. Allerdings wäge ich tatsächlich ab. Wir leben in einer hochtechnisierten, hektischen Welt, in der oft keine Zeit bleibt, einfach mal innezuhalten und die Schönheit der Natur zu genießen. Der Alltag hat uns im fest im Griff und lässt uns selten los. Während einer Rundfahrt stelle ich allerdings fest, dass die Menschen genießen und ihre Umwelt anders,
vielleicht sogar bewusster wahrnehmen.Daneben schonen wir natürlich Ressourcen und verbrauchen nur das Nötigste. Unser Schiff benötigt beispielsweise nur rund zehn Liter Diesel auf eine Runde, dazu haben wir im letzten Jahr auf emissionsarmen Treibstoff umgestellt. Der ist zwar teurer, die Umwelt dankt es uns allerdings. Unterwegs sind wir in einem 37 Jahre jungen Boots-Oldtimer, der von uns gehegt und gepflegt wird. Diesen wollen wir möglichst lange erhalten, was auch nachhaltig ist.

Die MS Altmühlsee ist ständig im Einsatz?

Von April bis Oktober fährt sie regelmäßig und ist eine der wichtigen, touristischen Attraktionen am Altmühlsee. Daneben wird sie als einzigartiger Trauort immer beliebter. Ganz ehrlich: Was kann schöner als eine Hochzeit auf See sein? Viele chartern das Schiff auch für Firmenevents, Geburtstags- oder Familienfeiern. Dann gibt es noch so manche Themenfahrt, beispielsweise zusammen mit dem LBV oder der Stadtjugendpflege. Persönlich gefallen mir die Dämmerungs- und Vollmondfahrten, da sich der See von einer anderen Seite zeigt.

Was schätzen Sie persönlich an der Region Gunzenhausen?

Mir gefällt, wie unkompliziert alles ist. In der Region Gunzenhausen begegnet man sich auf Augenhöhe und spricht Themen offen an. In der Freizeit bin ich häufig mit dem Fahrrad unterwegs und freue mich über die tollen Radwege.

Verdienstmedaille verliehen

Landrat Bürger des Landkreises Ansbach

Landrat Dr. Jürgen Ludwig gratuliert Joachim Goldammer aus Wilburgstetten sowie Heino Häberlein und Martin Haag aus Schopfloch zur Kommunalen Verdienstmedaille in Bronze.Foto: Landratsamt Ansbach/ Josephine Georgi

Um die kommunale Selbstverwaltung besonders verdient gemacht haben sich drei Bürger des Landkreises Ansbach durch ihre langjährige Tätigkeit als kommunale Mandatsträger im Ehrenamt. Hierfür wurden Sie nun mit der Kommunalen Verdienstmedaille in Bronze des Bayerischen Staatsministers des Innern, für Sport und Integration geehrt.

Landrat Dr. Jürgen Ludwig überreichte diese an Joachim Goldammer aus Wilburgstetten. Er gestaltet seit 26 Jahren als Mitglied des Gemeinderats und 14 Jahren als Zweiter Bürgermeister die Gemeindepolitik entscheidend mit und verantwortet erfolgreich richtungsweisende Entscheidungen für die Gemeinde Wilburgstetten.

Auch Heino Häberlein aus der Marktgemeinde Schopfloch erhielt die Auszeichnung. Er setzte sich in seiner jahrzehntelangen Laufbahn von 1990 bis ins Jahr 2020 als Mitglied des Marktgemeinderats Schopfloch und auch als Zweiter Bürgermeister vor allem für die Seniorenarbeit ein. Wichtig war ihm dabei, dass auch die ältere Generation in Schopfloch Beachtung findet.

Die Kommunale Verdienstmedaille in Bronze erhielt zudem Martin Haag, ebenfalls aus der Marktgemeinde Schopfloch. Seit 1988 im Marktgemeinderat und seit 2022 Fraktionsvorsitzender der SPD, ist ihm die Jugendarbeit ein wichtiges Thema.

„Man sieht, dass Politik vor allem Kommunalpolitik ist und zum Großteil im Ehrenamt ausgeübt wird. Schön, dass bei den drei Geehrten dies über so viele Jahre und derart engagiert neben dem Beruf und teils eigenem Gewerbe ausgeführt wurde und wird“, so Landrat Dr. Ludwig.

Die Gemeinden und Landkreise können auszeichnungswürdige Personen für eine solche Ehrung vorschlagen. Die Bürgerinnen und Bürger können Anregungen mit einer Darstellung der Verdienste und der zurückgelegten Zeiten bei der Gemeinde oder beim Landratsamt einreichen. Diese und eigene Vorschläge geben die Gemeinden und Landratsämter über die Bezirksregierungen an das Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration weiter.